Sollen Ärzte Dienstleister sein?

Hallo!

Natürlich zahlt der Einzelne nicht über den Umweg Krankenkasse
genau seine Behandlung. Ein Versicherter zahlt mehr in den
Topf als er daraus in Anspruch nimmt, beim nächsten ist es
umgekehrt. Letztlich geht es aber doch so aus dass die
Beitragszahler die Ausgaben ihrer Kasse finanzieren, sonst
würde das ganze Prinzip nicht funktionieren.

Leider ist es aber auch so, dass dieser „Topf“ enorme Kosten verursacht! Wenn ich mir so den Verwaltungsapparat der verschiedenen Krankenkassen so ansehe - da werden doch enorme Kosten verursacht, die dann für den eigentlichen Zweck, die Behandlung der Mitglieder, dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Dieses ganze Verteilungssystem erscheint mir viel zu aufwendig!

Außerdem habe ich den Eindruck, dass das System Arzt-Krankenversicherung bzw. Pflegeversicherung oft Dinge veranlasst, auf die der Kunde gern verzichten würde, wüsste er, was das Zeug wirklich kostet. Wenn ich nur mal so sehe, was Ärzte und Pflegedienst meinem Vater alles ins Haus gestellt haben (für je 10 Euro Zuzahlung) und was davon wirklich benötigt wird… Die Hälfte steht rum und verstaubt!

Diese 10 Euro-Zuzahlungs-Regelung ist wirklich unglücklich! Eine prozentuale Beteiligung mit Höchstgrenzen nach Einkommen wäre wesendlich effektiver! Ganz ähnlich sehe ich es mit der Praxisgebühr.

Ich würde sogar noch weiter gehen wollen und die Krankenversicherung auf ein System mit Selbstbeteiligung und deutlich niedrigeren Beiträgen umstellen. Würde es auch noch selbstverständlich werden, einen guten Arzt mit Trinkgeldern zu belohnen, würde sich sicher in mancher Praxis die Organisation und der Umgang mit den Kunden deutlich verbessern.

Viele Grüße

Anne

Hallo Branden,

selbst wenn dieser jeden Tag neu in der Praxis
erscheint. Man nennt dieses Budgetierung.

Deswegen kenne ich fast keinen (jüngeren) Arzt mehr (zumindest in München), der noch eine Kassenzulassung hat. Diese Ärzte verstehen sich dann auch tatsächlich als Dienstleister.

Ist es eben nicht. Praxen, die keine Privatpatienten haben
-und ich kenne solche in Berlin- sind drastisch von der Pleite
bedroht. Die Privatpatienten machen es zum Teil überhaupt nur
möglich, eine Praxis am Laufen zu halten.

Ja, und genau so werden sie auch behandelt. Genau das kotzt mich an. Natürlich geniesse ich es Termine am selben Tag zu bekommen, kaum Wartezeiten zu haben und freundlich behandelt zu werden. Andererseits finde ich es einen Skandal, dass alles was man bei mir untersucht, behandelt und therapiert besonders kompliziert ist, einen stark erschwerten Zugang hat und eine fast kaum noch zu vertretende Komplexität aufweist. Wenn all das zutreffend wäre, müsste ich ausehen wie Quasimodo, völlig verwachsen. D.h. man verwendet letztendlich die PV um sich zu sanieren. Ausbaden tun wir das dann über die immer weiter steigenden Beiträge (gerade wieder fast 40€/Monat).

Das finde ich eine Unverschämtheit. Nur weil die öffentlichen Kassen und der Staat nicht in der Lage sind ein finanzierbares Gesundheitssystem aufzubauen, werden die Privatpatienten ausgenommen wie die viel strapazierte Weihnachtsgans.

Es wird immer nur am Symptom gedoktort, aber nie an der Ursache. Warum verlassen denn die die es sich leisten können die GKV? Doch nicht weil sie es schick finden im Alter hohe Beiträge zu zahlen und für den Rest der Familie noch mal zu löhnen, sondern weil das gesetzliche System keine optimale Versorgung bieten kann. Wer noch nicht längere Zeit im Krkhs gelegen hat, mag das anders sehen.

Just my 2Cents.

Gruß
C.

Hallo,

ein Arzt bietet keine Ware/Produkt an wie z.B. ein Autoverkäufer. Das Verhältnis zwischen dem Arzt und dem Patienten ist demnach auch ein ganz anderes.
Wenn der Autoverkäufer pfuscht, habe ich ein kaputtes Auto. Ärgerlich, aber zu verkraften. Wenn der Arzt pfuscht, habe ich viel schwerwiegendere Probleme. Dem Arzt liefere ich meine Gesundheit aus. Dabei möchte ich nicht, dass er meine Gesundheit als „Vertragsobjekt“ ansieht, sondern als etwas „Heiliges“, das zu erhalten er sich verpflichtet fühlt. Das er dabei Geld verdient, ist imho rein nebensächlich, halt ein notwendiges Übel, das im Verhältnis zwischen ihm und mir überhaupt keine Rolle spielen darf.
Irgendwie sollte dieses Verhältnis so ausgestaltet sein wie das Verhältnis zu einem Priester. Den bezahle ich ja auch über Abzüge von meinem Bruttogehalt. Als Dienstleister sieht er sich aber sicherlich nicht.(Der Vergleich sitzt schon im Rollstuhl, ich weiss)
Optimal würde ich ein Festgehalt für Ärzte finden, so schwierig dies auch auszugestalten wäre. Dem Arzt- Patienten Verhältnis würde es gut tun.

Grüsse

Jörg

Hallo J~,

"Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, …

Jeder bestreitet mit den Einnahmen aus seinem Beruf seinen Lebensunterhalt. Warum sollte der Arzt seinen Beruf als Hobby ausüben und sich von seiner berufstätigen Frau aushalten lassen?

Gruß Steffi

Hallo pp,

natürlich sind Ärzte Dienstleister.
Ein Arzt, der schlechten Service bietet, sähe mich exakt 1x und dann nie wieder. Und wenn er Mist baut, dann wird er im Zweifel verklagt. Wie eben ein Klempner oder ein Logistiker (bin ich:wink:) auch.
Wo also soll der Unterschied sein? Nur weil er im Zweifel an mir rumschnippelt, soll ich ihn für etwas besseres halten, als den Bäcker von nebenan? Gute Güte …

Grüße
Jürgen *mit viel zu vielen Medizinern in der Familie, um diesen Berufsstand wirklich ernst nehmen zu können*

Hallö Einmaliger

ich glaube Du hast Dich schon verständlich ausgedrückt. Und sicher ist was wahres dran an Deiner Einschätzung, dass Globalkritik nicht immer überzeugend ist. Auch in Anbetracht der Vergangenheit. Eines aber zur Beachtung: Ärzte sind im allgemeinen betriebswirtschaftliche Analphabeten. Jahrelang ging das gut, solange die Kassen gefüllt waren. Als das allmählich nachließ, waren die Ärtze dummerweise immer noch Analphabeten im o. g. Sinne. Daher haben sie Ewigkeiten gebraucht um zu reagieren (nämlich bis 2006, dem sensationellen Streikjahr). Zumindest sehe ich das so - ohne historische Details zu kennen. Dass mit technisch gestützer (unsinniger) Diagnostik dick Kohle gemacht wurde ist mir so nicht bekannt. Ohne Technik (Sono, CT, Labor, EKG, Röntgen…) wär ziemlich tote Hose und jede Praxis leer, weil der Patient es geradezu verlangt (guck mal im Thread nach).
Was ich nicht verstehe, was stört dich daran, wenn ein Professor so genannt wird? Es steckt ein Haufen Arbeit im Doktortitel (bei mir 7 Jahre unbezahlte Arbeit nebenher), ohne dass das in irgendeiner Weise honoriert würde und nochmal soviel um den Prof.-Titel zu bekommen. Man kann sich drum streiten, ob man als Prof. verlangen soll, so genannt zu werden, der Anstand gebietet es m. E., es von allein zu tun.

pp

Hallo Ihr alle,

finde die Diskussion schon interessant. Vor allem kristallisiert sich aus meiner Sicht heraus, dass manche Menschen sich durchaus wünschen als Kunde gesehen zu werden. Das in der Annahme, dann ernster genommen zuwerden und Wünsche besser erfüllt zu bekommen. Wie man das bei Dienstleistungen erwartet. Und zum zweiten in der Annahme, mehr Mitsprache, Information, Aufklärung zu erhalten.
Auf den Vergleich mit der Pfarrersgilde hatte ich geradezu gewartet, ich finde das Bild gar nicht schlecht. So wäre auch meine Argumentation als Patient.
Das die Ärztegilde etwas uneinheitlich argumentiert, scheint mir auch logisch, weil der Begriff Dienstleister dehnbar ist (Von Putzfrau über Prostitution bis Staranwalt findet sich alles drin wieder, was das Gesellschaftssprektrum so hergibt). Mit dem Finanzierungssystem möchte ich nicht argumentieren, weil ich eher mein Selbstverständnis meine. Da lass ich mir von keiner Kasse, Schmidtfischerullandrea und wie se alle heißen, reinreden.

All denen, die Dienstleisterärzte wollen: Ich fürchte mich vor dieser Zukunft: Ärzte werden von professionellen Unternehmensberatern in Patientenführung, Marketing und Selbstdarstellung gecoacht. Im Vordergrund stehen Verkaufsstrategien für Leistungen, die gut bezahlt werden, Optionen werden durchgespielt, um unrentable Fälle unauffällig abzugeben. Der Ablauf wird durchdesignt und auf die Wünsche der Patienten abgestimmt. Im Krankenhaus wird es vor allem wichtig sein, dass das Essen schmeckt und das Zimmer schick aussieht. Das immer die neuesten Geräte dastehen und werbewirksam präsentiert werden können. Denn das kann jeder einschätzen. Die Qualität der Arbeit wird durch Qualitätsmanagementerfassungen meßbar gemacht, wird dummerweise aber sinken, weil nur noch im Sinne der Erfassungsziffern ökonomisiert gearbeitet wird. Wann ist eigentlich Zeit für Fortbildungen medizinischen Inhalts?
Was ihr trotzdem nicht bekommen werdet: Ärzte, die mit Euch in 30 Minuten ein Medizinstudium nachholen, damit Ihr versteht, warum und worauf ihr behandelt werdet (versucht mal rauszukriegen, wie Hepatitis C behandelt wird! Und dann faßt es in sozialverträglicher Zeit zusammen).
Es ist ein Irrglaube, der m. E. in der Gesellschaft grassiert. Die zunehmende Individualisierung suggeriert, das jeder selbständig, unabhängig ist. Denn um Brot zu kaufen muss ich nur arbeiten gehen und das Geld zum Bäcker bringen, der mir das anstandslos bäckt. Mobil bin ich selbst, da ich alle 4 Jahre ein neues Auto kaufe, gehts auch nicht kaputt, bin auch da unabhängig. Ich verdiene genug Geld, bin also nicht vom Erbe der Eltern abhängig und gleich gar nicht von Gottes Gnaden. Scheinunabhängigkeit ist das. Nur der blöde Dokter stellt nur seltsame Fragen, klopft an mir rum, macht paar Schneegestöberuntersuchungen, nennt ne unverständliche Diagnose, und meint, es wäre das beste, mich seinem Willen zu fügen. Klar dass das ärgert.
Ich hoffe Ihr habt verstanden, was meine Horrorvision vom Dienstleister Arzt ist, der nur noch gegen Geld Kunden zufriedenstellt

pp

Oh weh

Jürgen *mit viel zu vielen Medizinern in der Familie, um
diesen Berufsstand wirklich ernst nehmen zu können*

Du Ärmster, niemand ist medizinisch so schlecht versorgt, wie Verwandten von Ärzten (meine bislang unveröffentlichte Studie, wollte keiner drucken…)

pp

Hi,

Hallö Einmaliger

:wink: das ist eine g-m-x-Domain, nicht dass du auf falsche Gedanken kommst :wink:

Was ich nicht verstehe, was stört dich daran, wenn ein
Professor so genannt wird?

zum Verständnis, meine Kollegen sprach so ÜBER ihn und sprachen ihn glaub auch so an. Eingefordert wurde das wenn ich mich recht erinnere so nicht von den Ärzten. Ich meinte auch mit meiner Erwähnung eher diese IMHO überflüssige Überhöhung.

Es steckt ein Haufen Arbeit im
Doktortitel (bei mir 7 Jahre unbezahlte Arbeit nebenher), ohne
dass das in irgendeiner Weise honoriert würde

Ja, aber so ein Titel sagt an sich doch nix aus über den Menschen. Meiner Erfahrung haben Leute die ich für Ihre Art zu arbeiten bewunderte eher nicht ihre Titel raushängen lassen (auch in technischen Fachrichtungen ging mir das so)

Grüße,
J~

Hi,

Menschen sich durchaus wünschen als Kunde gesehen zu werden.

also wenn wir schon beim Wünschen sind, hätte ich lieber einen fachlich kompetenten Kumpel als Arzt :smile:
Im Ernst: ich bin nicht dumm, habe eine gewisse Basis an Laienwissen dessen Grenzen ich 'glaub ganz gut einschätzen kann und mäkele nicht nur aus Besserwisserei an der Diagnose meines Arztes rum. Ich sehe einen Arzt auch nicht als „Reparateur“ meines bei ihm abgegebenen Körpers sondern als jemanden mit dessen Hilfe „wir gemeinsam“ das Problem zu lösen versuchen.
Und nein, ich *erwarte* keinen medizinischen Kurzlehrgang zu meiner Therapie, habe diesen aber schon diverse Male auch ohne Einforderung bekommen! Mein Zahnarzt zum Beispiel ist immer glücklich, dass er mir so viel erklären darf (hat er mir so gesagt:smile: ) und ich so neugierig bin und mein Orthopäde hat mir aufgeschrieben was er gerne machen würde damit ich mir zuhause noch meine eigene Meinung dazu bilden kann.

Im Krankenhaus wird es vor allem
wichtig sein, dass das Essen schmeckt und das Zimmer schick
aussieht.

Ich weiß zwar, dass du bewusst überziehst. Aber es ist auch nicht ALLES schlecht was sich in den letzten 20j getan hat. Keine festen Besuchszeiten zu haben und nicht „aus Prinzip“ mitten in der Nacht morgens um 6:00 ein Fieberthermometer in den Po gesteckt zu bekommen sind Merkmale moderner KH-Führung die ich zu schätzen weiß.

Nur der blöde Dokter
stellt nur seltsame Fragen, klopft an mir rum, macht paar
Schneegestöberuntersuchungen, nennt ne unverständliche
Diagnose, und meint, es wäre das beste, mich seinem Willen zu
fügen. Klar dass das ärgert.

Zum Teil. Bei komplexen Systemen stellt der Fachmann immer „merkwürdige“ Fragen die der Laie nicht versteht. Obs um den menschlichen Körper oder um LINUX Windos geht. Spielt da keine Rolle. Intelligente Kunden habe dafür sicher auch Verständnis, und BOLD-Leser meckern eh rum egal wie was gehandhabt wird.

Viele Grüße,
J~

1 Like

Hi,

Wenn der Autoverkäufer pfuscht, habe ich ein kaputtes Auto.
Ärgerlich, aber zu verkraften.

naja, aber wenn z.B. der Autohersteller pfuscht hast du uU einen geplatzen Schädel. So ganz ohne Vertrauen hier in die Behandlung, dort in die Konstrukteure geht beides nicht.

Grüße,
J~

1 Like

mein Beitrag war komplett ironisch gemeint Steffi :smile:

Viele Grüße,
J~

mein Beitrag war komplett ironisch gemeint Steffi :smile:

Danke für den aufklärenden Hinweis.

Auch ich meinte

und sich von seiner berufstätigen Frau aushalten lassen?

ironisch.

Womit wir quitt wären.

SB

Hallo?
fändest du es nicht unhöflich, wenn er Deine rübergeranzten Hunnies einfach zurückweist? Soviel Anstand hat noch jeder Doc, dass er diese Brüskierung vermeidet!

pp