Liebe/-r Experte/-in,
Hallo,
ich habe ein 1907 mit Mauerstein bzw. rotem Ziegelstein gebautes Haus. Es hat einen Bruchsteinsockel mit Vollkeller und die Wände darüber sind im Erdgeschoß und im 1. Obergeschoß 42 cm stark. Im Dachgeschoß sind die Wände 28 cm stark.
Das Dach wurde vor 4 Jahren mit Pappschindeln auf Schalbrettern neu eingedeckt. Das Dachgeschoß ist zur Hälfte ausgebaut und mit Dämmwolle und Gibtskartonplatten gedämmt. Der restliche Ausbau ist geplant.
Das gesamte Haus hat neue Fenster und Türen bekommen.
Nun ist die Aussenfassade drann. Die ist schäbig und hat viele defekte Stellen mit Abplatzungen.
Da stell ich mir die Frage, sollte ich aussen meine Fassade nochmal mit einer Dämmung versehen, bevor sie neu geputzt wird.
Die Meinungen sind verschieden.
Der eine sagt, bei den dicken Wänden ist es nicht nötig. Der andere sagt, es macht keinen Sinn, weil ich einen Bruchsteinsockel habe und darüber die Wärme sowieso entweicht. Dann habe ich teilweise Schallschutzlüfter in den Wohnräumen drinn, wo ein ca. 10 cm Luftschacht von innen nach draussen in die Hauswand gebohrt wurde. Wie wirkt sich das denn auf eine zusätzliche Dämmung der Fassade aus? Ist das nicht in jedem Fall eine Kältebrücke?
Also was meinen Sie dazu? Ist dämmen immer ratsam? Kann man überhaupt zu viel dämmen?
Was ich auf keinen Fall möchte ist, dass das Haus nicht mehr atmen kann. Ich möchte meine erzeugte Wärme optimal nutzen.
Welche Dämmung würden Sie mir daher in meinem Fall empfehlen?
Viele Grüße
Angela
Hallo Angela,
das ist eine Frage, die man nicht mit ja und nein beantworten kann.
Zuerst einmal: wollen Sie das Haus behalten?
Hat Ihr Haus schon einen Energiepass (wäre für Verkauf wichtig)?
Wird in Ihrem Bundesland ein bestimmter Wärmewert gefordert?
Wie wichtig ist Ihnen eine bestimmte gesunde Wärme?
Welcher Wärmedurchgangskoeffizent wurde ermittelt?
Haben Sie schon eine Thermofotografie Ihres Hauses (deckt Wärme- und Kältebrücken auf)?
Und:
Wo liegt der Taupunkt?
Das ist der eigentliche Knackpunkt; wir Berater haben eigentlich nur die Möglichkeit Sie zu unterstützen- wir haben kein Verkaufsinteresse wie Fassadenrenovierer oder Hausbauer.
Wichtig ist eigentlich nicht so die Dämmung an sich sondern fühle ich mich später in dem neu entstandenen Raumklima wohl oder macht es mich vielleicht krank? Wird der Taupunkt in das innere Drittel des Wandaufbaues verlegt kann es zur Schimmelbildung kommen- auch weil man sein Lüftungsverhalten ändern muss (Stosslüftung statt Dauerlüftung).Heute sind Fenster und Türen teilweise so dicht, das der sogenannte freie Luftwechsel nicht mehr möglich ist (wurde früher mit einem Katathermometer gemessen- ein Flügelradanemometer geht auch)
Wird dagegen der Taupunkt (das ist der Punkt an dem sich vereinfacht gesagt Wassertropfen niederschlagen da die Sättigungsgrenze der Umgebung erreicht ist)mehr in die Außenschale des Gebäudes verlegt wird gepaart mit der gewählten Beheizung der Wohnbereiche die Luft in den Innenräumen trockener (ist auch abhängig vom Anteil langwelliger und kurzwelliger Wärmestrahlung).
Ich würde Ihnen aber raten, bevor Sie nicht unerheblich Geld für Dämmmaßnahmen(gibt es da Förderung in Ihrem Bundesland)ausgeben einen unabhängigen Energieberater oder Interessengemeinschaft Energiesparen zu kontaktieren.
Es gibt genug Fälle, bei dem die Bauherren Ihre Immobilie kaputtdämmen oder somit Arbeit für die nächste Generation schaffen.
Lassen Sie sich einfach Zeit bei der Überlegung.
Freundl. Grüße
von
M.Fischer Meister für HLS/ Energieberater
Hallo Angela,
die Frage der „Notwendigkeit einer Dämmung“ ergibt sich einerseits aus dem Wunsch Energie zu sparen - andererseits bei Vermietung/Verkauf auch aus den gesetzlichen Energieanforderungen zur CO2 Reduktion.
Hier eine Ferndiagnose zu geben wäre unseriös- sie müssen dazu einen wirklich qualifizierten Energieberater (keinen Dämmstoffverkäufer, der Ihnen nur ein bestimmtes Produkt verkaufen will) beauftragen, die derzeitigen energetischen Werte Ihres Hauses zu prüfen und den „Dämmbedarf“ zu berechnen; wichtig ist auch eine gleichzeitige Brücksichtung weiterer möglicher „Schwachstellen“ (Fenster/Türen) da eine „Teilabdichtung“ des Gebäudes bei nicht fachgerechter Planung UND Ausführung zu erheblichen Schimmelproblemen führen kann.
Erst dann sollte über die Auswahl der möglichen Dämmprodukte entschieden werden- Informationen zur Gesundheitsverträglichkeit von unterschiedlichen Dämmmaterialien erhalten Sie unter
[email protected]