vielleicht weißt Du einen Rat… Wenn von etwas Subjektivem wie von etwas objektiv Vorhandenem gesprochen wird, wie nennt man so eine Metapher? Ist es überhaupt eine Metapher?
Beispiel:
Der Betrunkene betrachtete seinen Freund. Er stand in dreifacher Ausführung vor ihm.
oder
Er verließ das Karussell. Die Welt begann, sich um ihn zu drehen.
oder
Sie schaute in die Wolken. Dort oben jagte ein watteweißes Pferd einem ebenso watteweißen Elefanten hinterher.
Ich meine, diese Sprechweisen haben doch alle etwas Uneigentliches an sich. Oder irre ich mich da?
Wenn es keine Metapher ist, welcher Begriff ist anstelle dessen der Richtige?
Gute Frage eigentlich. Im letzten Fall ahndelkt es sich meiner Meinung nach tatsächlich um eine Metapher, wobei die beiden ersten Beispiele als uneigentliche Ausdrücke schon in den alltäglichen Sprachgebrauch aufgenommen wurden, uns also schon fast gar nicht mehr als uneigentlich auffallen.
jegliche Bildsprache ist in diesem Sinne „uneigentlich“ - damit kommst du nur in einem weiten Sinne weiter (aber man könnte das so stehen lassen). In Metaphern werden 2 Bereiche miteinander kombiniert, die sonst so nichts miteinander zu tun haben, das Gemeinsame ist der Vergleichspunkt. Hm. Soweit das.
Bei deinen Beispielen bin ich etwas überfragt, ehrlich gesagt.
Der Betrunkene betrachtete seinen Freund. Er stand in
dreifacher Ausführung vor ihm.
ich passe
Er verließ das Karussell. Die Welt begann, sich um ihn zu
drehen.
ebenfalls überfragt
Sie schaute in die Wolken. Dort oben jagte ein watteweißes
Pferd einem ebenso watteweißen Elefanten hinterher.
Das ist eigentlich eine Personifikation in den Tierbereich hinein
half wahrscheinlich nicht weiter. In welchem Kontext brauchst du das?
leider kann ich dir nicht so recht weiterhelfen.
Um ein typisches Rhetorisches Mittel bzw. einen typischen Tropus handelt es sich eigentlich nicht, hab das gerade auch noch einmal nachgeschaut.
Ich würde die Beispiele auch eigentlich nicht als Metapher einordnen, da diese ja eher in einem übertragenden Sinne (bzw. sinnübertragend) genutzt werden.
Hoffe, jemand kann eine befriedigendere Antwort auf deine Frage finden!
es gibt das Stilmittel des Alogismus. Es beschreibt etwas, das der Logik insgesamt widerspricht. Es passt, wenn Du so argumentierst, dass am Himmel keine Pferde jagen, die Welt sich nicht um einzelne Personen dreht und der Freund nicht dreifach vor einem Betrunkenen steht. Das entspricht jedoch nicht der Konstruktion, dass eine Idee oder Vorstellung nur für eine Person existiert.
Da die Formulierung des Gemeinten in den Aussagen meist der Formulierung des Gesagten entgegengesetzt ist, passt in hinreichender Form auch die Ironie, da sie zwischen wörtlicher und wirklicher Bedeutung unterscheidet.
Wenn man es übertreiben möchte, kann man in jede Deiner Formulierungen auch ein „quasi“ einfügen: Er stand „quasi“ in dreifacher Ausführung vor ihm. Die Welt begann, „quasi“ sich um ihn zu drehen. Dort oben jagte „quasi“ ein watteweißes Pferd einem ebenso watteweißen Elefanten hinterher. Das „quasi“ bedeutet so viel „als ob“ und leitet ein Gleichnis ein.
Ein anderes Stilmittel als die Ironie, das Gleichnis oder der Alogismus fällt mir dazu nicht ein.
Die Frage, ob es sich bei den Ausdrücken um eine Metapher handelt kann man bejahen. Die Bilder beschreiben ersatzweise den Grad der Trunkenheit, das Gefühl des Gleichgewichtsverlustes und die natürliche Bewegung der Wolken. Bei den Wolken ist es zudem eine Assoziationsleistung, die vollbracht wird.
Vielleicht suchst Du auch nach einem Neologismus…und hast damit eventuell die Ehre und die Möglichkeit diesen selbst zu benennen
Ich hoffe, dass die Antwort nicht mehr Fragen aufwarf als sie beantwortete.
hier mal ein paar Gedanken zu Deiner Frage: Ob ein Begriff lediglich einen Gegenstand objektiv bezeichnet, oder ob er zugleich auch einen Sinn oder eine Bedeutung überträgt, ist in Deinen Beispielen schwer feststellbar.
Wenn der Betrunkene aus Deinem ersten Beispiel seinen Freund in dreifacher Ausführung sieht, weil Alkohol seine Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigt hat, dann würde ich nicht von einer Metapher sprechen. Wir alle wissen, dass so etwas tatsächlich passieren kann, wenn wir es beim Feiern ein bisschen übertrieben haben.
Eine Metapher ließe sich eventuell nur aus einem Gesamttext (in welchem sich Dein Beispiel eingebettet findet) erschließen. Vielleicht war in den Textpassagen zuvor schon davon die Rede, dass der Freund eine gespaltene Persönlichkeit besitzt (also mehrere Gesichter hat)? In diesem Fall könnte man die Beschreibung des Freundes durchaus doppeldeutig bezeichnen.
Bei Deinem zweiten Beispiel ist das ebenso. Entweder dreht sich um den Mann einfach nur die Welt, weil ihm im Karussell dessen Gleichgewichtssinn durcheinander geraten ist, oder aber es ist in seinem Leben noch etwas anderes passiert - beispielsweise eine neue Liebe. Auch hier ließe sich nur an einem Gesamttext darlegen, ob eine Aussage metaphorisch zu verstehen ist oder nicht.
Verstehst du worauf ich hinaus möchte? In Beispielsatz 1 und 2 sehe ich keine Metaphern, da ich die Satzaussage aufgrund des geringen Informationsgehalts nun einmal nur objektiv begreifen kann. Sollten die Beispielsätze jedoch nur Fragment eines Gesamttextes sein, so ließe sich eventuell eine Metaphorik über den Kontext des Gesamttextes erschließen.
Es ist ja gerade der Charakter der Metapher, dass wir mit dem „Bärenhunger“ objektiv eben den Hunger des Bären bezeichnen können, diesen Begriff aber zugleich auch beschreibend verwenden, um z.B. unseren großen Appetit nach dem Sportstudio zu verdeutlichen. Der Kontext in dem die Aussage steht ist der Schlüssel um zu entscheiden, ob eine Aussage metaphorisch ist oder nicht.
Hoffe ich konnte ein bisschen zur Klärung beitragen.
Lieber Mohamed,
Die ersten zwei sind Metaphern:
in dreifacher Ausführung,
Die Welt begann, sich um ihn zu drehen
Das dritte ist der metapher ähnlich:
Dort oben jagte ein watteweißes Pferd einem ebenso watteweißen Elefanten hinterher.
Ich würde dir empfehlen, sich in die Typen der Metaphern zu vertiefen. Unter folgendem Link findest du ´vielleicht das. Sieh lnguistische Metaphern nicht, das ist mit deinem Fall nichts zu tun, nur literarische http://de.wikipedia.org/wiki/Metapher
Du hast mit Deiner Erklärung - Metaphorik aufgrund uneigentlichen Sprechens - Recht. Es gibt zwar einige Spezialbegriffe (etwa den der Metonymie), die aber schwierig zu unterscheiden sind - von Metaphorik kannst Du jedoch immer sprechen.
vielen Dank für Deine schnelle Antwort - sie hat mir weitergeholfen, gerade durch die „Überfragtheit“, denn überfragt fühlten sich mehrere Experten außer dir. Ich habe den Verdacht, dass dies ein Phänomen der Sprache ist, dem seitens der Literaturwissenschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde…
vielen Dank für Deine schnelle Antwort - sie hat mir weitergeholfen, gerade durch die „Überfragtheit“, denn überfragt fühlten sich mehrere Experten außer Dir. Ich habe den Verdacht, dass dies ein Phänomen der Sprache ist, dem seitens der Literaturwissenschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde…
vielen Dank für Deine schnelle Antwort - sie hat mir weitergeholfen, gerade durch die „Überfragtheit“, denn überfragt fühlten sich mehrere Experten außer Dir. Ich habe den Verdacht, dass dies ein Phänomen der Sprache ist, dem seitens der Literaturwissenschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde…
vielen Dank für Deine schnelle Antwort - sie hat mir weitergeholfen, gerade durch die „Überfragtheit“, denn überfragt fühlten sich mehrere Experten außer Dir. Ich habe den Verdacht, dass dies ein Phänomen der Sprache ist, dem seitens der Literaturwissenschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde…
Auf Deine Frage gibt es sicher eine Antwort und ich als eigentlich studierter Germanist bin sehr beschämt darüber, dass ich sie Dir nicht geben kann. Falls Du ein wenig etwas investieren möchtest (1,86 € pro Minute aus dem Festnetz), könntest Du es mal bei der Sprachberatung der Duden-Redaktion versuchen. Die Wissen garantiert eine Antwort:
Mohamed, aus einem Deiner Kommentare geht hervor, dass Deine Fragestellung sich mehr aus literaturwissenschaftlichem denn aus linguistischem Interesse ergibt.
Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich zu meiner zuvor gegebenen Antwort ergänzend noch Folgendes anmerken:
Sollte die objektive Satzaussage (Bsp. 2 - die Welt dreht sich, weil die literarische Figur durch die Karussellfahrt das Gleichgewicht verloren hat) deckungsgleich mit dem emotionalen Empfinden der Figur (die Existenz eines Gesamttextes setze ich hier voraus) sein, dann spricht man in der Literaturwissenschaft von einer „Übereinstimmung von Außenwelt und Innenwelt“.
Nicht zuletzt Theodor Fontane (Effi Briest) oder Thomas Mann (Tod in Venedig) haben häufig von diesem Stilmittel Gebrauch gemacht. Es ist ein toller Kniff um das Seelenleben eines Protagonisten anschaulich zu machen.