Sorgerecht / Adoption

Hallo,

zwei geschiedene Eltern haben geteiltes Sorgerecht. Das 9 jährige Kind lebt bei der Mutter, die nun erneut heiraten will. Die Mutter hat dem Vater angetragen, dass Kind zur Adoption freizugeben, damit es vom neuen Ehemann adoptiert werden kann.

Der Vater ist ein netter Mensch, dem nur ein mangelndes Rückgrat und übergroße Nachgiebigkeit angelastet werden kann, sowie so große Höflichkeit, dass ihm Streitigkeiten grundsätzlich widerstreben. Der Vater überlegt nun, ob es tatsächlich im Interesse des Kindes wäre, das zur Adoption durch den neuen Stiefvater freizugeben.

Die Bekannten des Vaters haben diesem gesagt, dass er das keinesfalls tun solle, dass eine Adoption letztlich immer so erscheine, dass der Vater das Kind nicht wolle - was nicht der Fall ist. Zudem besteht keine Garantie, dass die neue Ehe hält - und wenn nicht wo bleibt dann das Kind?

Was wäre von den Bekannten des Vaters noch zum Thema zu sagen?

Stephanie

Hallo,

das ist eine Frage, die nur im konkreten Einzelfall zu beantworten wäre. Hat der Vater Interesse an seinem Kind, will es regelmäßig um sich haben, auch seine Zukunft mit gestalten? Hat das Kind ein inniges Verhältnis zum Vater? Dann spricht dies eher gegen eine Adoptionsfreigabe.

Andererseits könnte es aber auch sein, dass unabhängig vom Verhältnis des Kindes zu seinem Vater dieses auch ein sehr enges Verhältnis zum neuen Partner der Mutter gefunden hat, man sich untereinander allesamt so gut versteht, dassman trotzdem eine Adoption zustimmen würde.

Und wenn der Vater zwar nicht unbedingt ein Rabenvater ist, aber keine besondere Beziehung zu seinem Kind hat, das Thema unabhängig davon, dass es keinen Streit gibt, doch lieber abschließen würde, dann wäre so eine Adoptionsfreigabe natürlich ein guter Weg.

Gruß vom Wiz

Hi,

der Neunjährige kennt ja seinen leiblichen Vater und wird auch nicht vergessen, daß es ihn gibt. Für ihn wird es mit Sicherheit für lange Zeit so aussehen, daß sein leiblicher Vater nichts mehr mit ihm zu tun haben will - ob das im Interesse des Kindes ist?

Und mit der Adoption verliert er auch sein Umgangsrecht, zumindest kann es ihm sehr viel leichter verweigert werden. Will er seinen Sohn nicht mehr sehen?

Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach Harmonie - die Adoption würde eher wie eine Flucht vor Verantwortung aussehen als nach verantwortlichem Handeln im Sinne des Kindes.
Wenn er so harmoniebedürftig ist, dürfte die Mutter ja auch keine Schwierigkeiten mit dem gemeinsamen Sorgerecht haben - warum will die Mutter das denn überhaupt?

Und: er hat als Vater auch eine gewisse Vorbildfunktion für seinen Sohn. Will er ihm vermitteln, daß sein Vater vor Verantwortung flüchtet?

Gruß Stefan

Hallo,

soweit ich hörte, ging das Betreiben von der Adoptionsfrage von der Mutter aus, die offenbar in letzter Zeit auch zunehmend erklärte das Kind könne den Vater zum vorgesehenen Termin nicht sehen, da irgendwelche anderen Termine (Nachhilfe, Sport, etc.) dazwischengekommen wären…

Vom Kind habe ich soweit nur gehört, dass das gefragt hatte, warum die Mutter dann einen anderen Nachnamen hätte und das Kind nicht.

Mir ging es wie gesagt jetzt darum, was die Bekannten des Vaters nun pro oder meiner Ansicht nach vor allem kontra zum Thema sagen sollten.

Danke schon mal für die genannten Aspekte, wem dazu noch was einfällt, poste das doch bitte.

Stephanie

Hallo,

würde es sich um ein Kleinkind handeln, das zudem bislang keine Beziehung zum leiblichen Vater hatte, weil dieser zu keinem Moment in der Erziehung präsent war, könnte ein solcher Schritt nach meiner Einschätzung durchaus im Sinne des Kindeswohls sein.

Im vorliegenden Fall gibt es aber offenbar sehr wohl einen leiblichen Vater, zu dem das Kind auch eine Beziehung entwickelt hat. Diesen Vater nun durch einen anderen zu ersetzen, würde dem Kind auch ein Stück seiner Identität nehmen: Plötzlich soll sein Papa nicht mehr sein Papa sein, sondern ein anderer diesen Platz einnehmen.

Ich würde in diesem Fall befürchten, dass das Kind in einen starken Konflikt gestürzt wird. Auch wenn es die rechtlichen Folgen noch kaum begreifen wird, wird es spüren, dass eine Verbindung zum leiblichen Vater auf eine Weise gekappt wurde, die niemals rückgängig zu machen ist.

Auch der Vater gibt Rechte auf, die ihn noch gewaltig schmerzen könnten. Sein Name wird aus der Geburtsurkunde gestrichen und durch den Namen des Stiefvaters ersetzt. Er muss zwar keinen Unterhalt mehr zahlen, verliert aber sämtliche Rechte - auch das Besuchsrecht - an seinen Kindern. Juristisch betrachtet wird er zu einer fremden Person, die keinerlei Beziehung zum Kind hat - und wenn er Pech hat, wird das im täglichen Leben ebenso aussehen. Er hat dann keine Möglichkeit mehr, den Kontakt zu seiner Tochter einzufordern.

Das Kind verliert seine Erbberechtigung, und auch die Beziehung zu den Großeltern väterlicherseits ist juristisch beendet.

Evebtuell könnte es dem Kindeswohl dienen, wenn es genauso heißt, wie Mutter und Stiefvater. Hier besteht aber die Möglichkeit einer Namensangleichung. Diese setzt keine Freigabe zur Adoption voraus, der leibliche Vater behält alle Rechte und Pflichten an seinem Kind.

Ich persönlich würde das für die entschieden angemessenere Regelung halten.

Schöne Grüße,
Jule

Danke, das werde ich mir für die weitere Argumentation merken.

Stephanie

Hallo,

soweit ich hörte, ging das Betreiben von der Adoptionsfrage
von der Mutter aus, die offenbar in letzter Zeit auch
zunehmend erklärte das Kind könne den Vater zum vorgesehenen
Termin nicht sehen, da irgendwelche anderen Termine
(Nachhilfe, Sport, etc.) dazwischengekommen wären…

Vom Kind habe ich soweit nur gehört, dass das gefragt hatte,
warum die Mutter dann einen anderen Nachnamen hätte und das
Kind nicht.

WEnn gewünscht, lässt sich die Sache mit dem Nachnamen auch ohne Adoptin regeln.

Ich würde ganz vehement gegen die Adoption plädieren Der Vater gibt damit nicht der Mutter und ihrem Mann mehr Rechte , er gibt ihnen alle Rechte. Und er vergibt seinen eigenen Rechte.

Und schlimmer: hier wird immer betont, dass ein Elternteil nicht für das Kind auf Rechte verzichten darf (meist geht es da um Unterhalt). Aber genau das würde hier geschehen: die Mutter nimmt dem Kind Rechte weg (nämlich die am Vater).

Für das Kind ist es wichtig, seinen Vater zu kennen (nicht nur bis 9 Jahre, sondern immer) und zu wissen, dass er von diesem Vater gewollt ist. Dies steht nicht im Widerspruch zu einer guten und liebevollen Beziehung mit dem Stiefvater.

Selbst bei Fremdadoptionen geht der Trend mehr und mehr dahin, dass der Kontakt zu den leiblichen Eltern (so dies möglich ist) nicht total abgebrochen wird. So wie du schreibst, wird aber darauf abgezielt.

Gruß
Elke

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