Hallo Erdbeerkomplott,
Wie wurde der
sowjetischen Kriegsgefangenen
in der DDR gedacht?
Gab es ein Gedenken? Und wie sah es aus?
Diesmal habe ich in meinen Erinnerungen gekramt, und, nein, ein Gedenken speziell für sowjetische Kriegsgefangene kam da nicht vor.
Wenn Gedenken, dann pauschal für sowjetische Soldaten, egal, ob im Krieg gefallen, in Gefangenschaft geraten oder als Sieger in Berlin eingezogen. In diesem Zusammenhang wurden die Kriegsgefangenen nicht thematisiert, es wurden Kränze und Blumen niedergelegt, an einem sowjetischen Kriegerdenkmal oder Friedhof, Reden gehalten über die ruhmreichen Helden der Sowjetarmee, deren heroischen und opferreichen Kampf und die ewige Waffenbrüderschaft mit den Kampfgenossen aus der UdSSR usw.
Das schliesst nicht aus, daß es solche speziellen Feiern nicht doch gegeben hat. Ich kann mir vorstellen, im fiktiven Ort A-Dorf wurden während des Krieges 10 russische Kriegsgefangene erschossen, erschlagen oder so etwas, daß es dann dort einen Gedenkstein gab, an dem speziell dieser kriegsgefangenen gedacht wurde, aber selbst erlebt oder von so etwas gehört habe ich nicht.
Das heisst aber wiederum nicht, daß dieses Thema verschwiegen wurde. Die sowjetischen Kriegsgefangenen kamen durchaus im Geschichtsunterricht vor. Zusammen z.B. mit dem Kommisarbefehl dienten sie als Kontrastfolie zum deutschen Vorgehen, hier die deutschen Kriegsgefangenenlager, in denen die Gefangenen zu Tausenden verhungerten, erschossen und mißhandelt wurden und da die russischen Kriegsgefangenenlager, in denen die Deutschen Politunterricht bekamen, hochgepäppelt wurden und wenn sie ihre Lektion gelernt hatten, ihre ehemaligen Kameraden an der Front per Lautsprecher von der Sinnlosigkeit und dem verbrecherischen des faschistischen Krieges überzeugen konnten, so die offizielle DDR-Lesart.
Wenn etwas verschwiegen wurde, dann das Schicksal, das die Überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen in der Heimat, in Stalins Straflagern erwartete. Aber das haben ja andere schon erwähnt.
Viele Grüße
Marvin