Sozailstaat Zukunftsmodell?

Hallo,

in einer neuen breit angelegten Untersuchung beschreibt der US-Ökonom Peter Lindert, das der europäische Wohlfahrtsstaat nicht einer liberalern US-Wirtschaftspolitik unterlegen ist (Wachstum und Arbeitsplatzschaffung relativ gleich).

Weiter stellt er die These auf, dass der Kündigungsschutz, Frühverrentung und Marktbeschränkungen die wahre Bremse für Wachstum und Wohlstand in Deutschland sind.

Ist die Deutsche Diskussion um Senkung der Lohnnebenkosten und Kürzung des Sozialstaates total fehlgeleitet?
Ist der Wohlfahrtsstaat in Wirklichkeit das Erfolgsmodell (geringere Arbeitszeit, höhere Produktion, besserer soziale Absicherung bei gleichem Wachstum)?

Einen ausführlichen Artikel dazu gibt es in der „brand eins“ vom 8.Oktober, oder etwas kürzer unter:
http://www.brandeins.net/home/inhalt_detail.asp?id=1…

Was meint ihr dazu?

Hallo meinerseits.

In dem verlinkten Artikel steht zweifelsohne viel Wahres drin. Leider kommt der Faktor „Kapital“ aber nirgends vor: jegliche ökonmischen Modelle sind ohne ausreichend Geld schlichtweg ‚Schnee von gestern‘. Deswegen sagt der Volksmund ja auch: „Geld regiert die Welt“ & „Ohne Moos nix los“ oder „Das Geld ist ja nicht weg. Es hat nur jemand anders“. Nur zu dumm, dass die Geldhorter (noch) nicht bestraft werden… Ausserdem ‚vergisst‘ er, dass einzelne Unternehmen miteinander konkurrieren und nicht ganze Volkswirtschaften. Letztere können nicht einfach so vom Erdboden verschwinden. Und was das soziale Netz angeht: WER gibt sein Geld denn gerne in einer unsicheren Situation aus ?

Ich wage zu behaupten, dass, WENN jeder Arbeitssuchende in Lohn und Arbeit stünde, wir keinen Sozialstaat bräuchten, der u.a. Sozialhilfe zahlt. Der beste Schutz des AN ist IMMER ein grosses Angebot an Arbeitsplätzen. So einfach kann das sein…

HTH
mfg vom Walter Krämer versauten M.L.

Hallo,

„Geld regiert die Welt“ & „Ohne Moos nix los“ oder „Das Geld
ist ja nicht weg. Es hat nur jemand anders“. Nur zu dumm, dass
die Geldhorter (noch) nicht bestraft werden…

Die Geldhorter werden ja bestraft, mit der Inflation.
Ansonsten kann man nicht pauschalisieren und jeden „bestrafen“, der reich ist.

Als hier in Regensburg der Fürst starb, hatte auf einmal Gloria einen Schuldenberg durch die Erbschaftssteuer von ca. 800 Mio. Wie kommt das, obwohl sie ein Imperium von einigen Mrd. besaß? Nun, wenn es in Immobilien eingefroren ist, ist das durchaus normal.

Also, einen Miollionär ohne Bares kann man nicht bestrafen, eher belohnen, da er sein Geld in Form von Anlagen der Wirtschaft zur Verfügung stellt.

Sie Keanley These (BWL)
Das gleiche sagte der schon vor x Jahren.
Oder hies der Kinsley, naja egal ist schon par jhre her als ich die las, ist ein Engländer.
Dem gings natülich nur ums Geld, bzw. was anderes sah er gar nicht.


Andererseits sellt dir immer die Ethische und Soziale Frage:
Nehme einmal an der Staat wird neu gegeründet, noch niemand wisse welchen Beruf er ausüben wird, wo und wie er wohnen wird, wer seine Eltern udn Verwante sind, wer seine freunde, etc. etc.
Also wirklich alle sind gleich, es ist die Stunde 0 des Staates.

Welche Gesetze und Regelen würdest du aufstellen das jeder gleich behandelt wird? Keiner ungerecht.
Wie werden kranke oder nicht so produktive Leute gleich gesetzt? Wie die alten versorgst?
Wie kann der Staat wachesen? Wei kann gesorgt werden das es jeder neuen Generation besser geht? Wird auch anderen Staaten geholfen? Muss sich der Staat schützen?
usw. usw.

Mache dir daraus ein Grundkonzept was du für das BEste halten würdest udn vergeleiche es mit dem was wir jetzt haben.


Vergleich USA vs. Deutschland
Hallo Hannes!

in einer neuen breit angelegten Untersuchung beschreibt der
US-Ökonom Peter Lindert, das der europäische Wohlfahrtsstaat
nicht einer liberalern US-Wirtschaftspolitik unterlegen ist
(Wachstum und Arbeitsplatzschaffung relativ gleich).

Stellt sich nur die Frage, welche Vokswirtschaften da miteinander verglichen werden. Schauen wir uns einmal Deutschland und USA im Vergleich an:

Bezogen auf 2003 gab es in Deutschland eine Arbeitslosenquote von über 10 % gegenüber den USA mit nur 6 %. Das Wachstum lag in Deutschland bei MINUS 0,1 % gegenüber PLUS 3,1 % in den USA.

Demnach wäre Deutschland nur bezogen auf Wachstum und Arbeitsplatzbeschaffung der US-Wirtschaft deutlich unterlegen.

Betrachten wir noch die Inflationsrate: Deutschland 1,1 % vs. USA 2,2

Der wichtigtse Punkt beim Vergleich erscheint mir der Anteil der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Die liegt in den USA bei 12 %, während in Deutschland der unterste Sozialhilfesatz noch über der Armutsgrenze liegt.

Jetzt noch die Verteilung des Einkommens: In Deutschland entspricht der Anteil der untersten 10 % der Haushaltseinkommen einem wertmäßigen Anteil von 3.6% am Gesamteinkommen, während die oberen 10 % der Hasuhaltseinkommen wertmäßig 25.1% ausmachen. In den USA geht der Vermögensaufbau deutlich weiter auseinander. Hier haben die unteren 10 % einen Anteil von 1.8%, während die oberen 10 % einen von 30.5 % aufweisen.

Bewertet man die nackten Zahlen, dann kann man die Deutsche Volkswirtschaft als die sozialere bezeichnen, weil es den unteren Schichten deutlich besser geht. Die US-amerikanische Vokswirtschaft ist jedoch die dynamischere, hat mehr Wachstum und mehr (bedarfsgerechte) Beschäftigung. Das liegt in der Natur der Sache. Ein nicht bewerteter Punkt bleibt die Frage nach der Gerechtigkeit. Oder anders: Haben die 12 % unterhalb der Armutsgrenze auch wirklich die gleichen Chancen, wenn es an die Verteilung des Kuchens geht?

Weiter stellt er die These auf, dass der Kündigungsschutz,
Frühverrentung und Marktbeschränkungen die wahre Bremse für
Wachstum und Wohlstand in Deutschland sind.
Ist die Deutsche Diskussion um Senkung der Lohnnebenkosten und
Kürzung des Sozialstaates total fehlgeleitet?

Nein, ist sie nicht. Wenn Deutschland mehr Beschäftigung will, dann brauchen wir ein wirtschaftliches Wachstum. Dafür müssen die Produktionskosten gesenkt werden und die Lohnnebenkosten sind der wichtigste Punkt. Die Lohnhöhe und die Steuern sind weitere Punkte. Ziel ist eine Nettoentlastung, idealweiser mit Vorteilen für die Unternehmen.

Ist der Wohlfahrtsstaat in Wirklichkeit das Erfolgsmodell
(geringere Arbeitszeit, höhere Produktion, besserer soziale
Absicherung bei gleichem Wachstum)?

Sicher ist er das Erfolgsmodell. Aber für die Dynamik gibt es Grenzen, die politisch diskutiert werden. Man kann nicht immer weniger arbeiten. Hier ist die Lücke zwischen den USA, Japan und Deutschland bereits heute zu hoch.

An einer höheren Produktivität arbeiten die Unternehmen mit Nachdruck. Allerdings können auch Entlassungen zur höheren Produktivität führen. Das ist aber gesellschaftlicher Selbstmord. Im Vergleich USA vs. Deutschland stellt sich die Farge nicht, weil beide Volkswirtschaften nach höherer Produktivität streben. Allerdings braucht Deutschland sie dringender, weil der Sozialstaat mehr kostet.

Dann kommen wir zum letzten Satz: „bessere soziale Absicherung bei gleichem Wachstum“. Das hat dann mit den Realitäten nichts mehr zu tun, weil das Wachstum nicht gleich ist. Die Länder mit dem höchsten Wachstum (China, Indien, Ex-UDSSR) haben eine vergleichsweise schlechte soziale Absicherung. Das Wachstum und eine hohe Beschäftigung sind immer nur Voraussetzungen, um eine soziale Absicherung zu schaffen. Deutschland hat seit Kriegsende ein enormes Wachstum, eine enorme Produktivität und eine hohe Beschäftigung gehabt. Derzeit ist der Sozialstaat hier aber kaum mehr finanzierbar. Daher muss sich in Deutschland etwas ändern und das wird zu LAsten der sozialen Absicherung gehen. Eine Alternative dazu gibt es leider nicht.

In den USA ist die Situation anders. Die soziale Absicherung ist dort zu gering. Das Wachstum würde den Aufbau besserer sozialer Sicherungssysteme erlauben. Weniger Arme bedeutet auch mehr Nachfrager. Für die USA ist die Binnennachfrage ohnehin bedeutsamer. Weitere gesellschaftliche Verbesserungen, wie geringere Kriminalität sind zudem zu erwarten.

Konklusion:

Für die USA ist die Orientierung am europäischen Sozialstaat im Sinne einer Zubewegung sinnvoll. Für Deutschland ist ein Festhalten am Sozialstaat im Sinne weiterer Absicherung oder Beibehaltung der Systeme kritisch. Wie weit sich die Volkswirtschaften aufeinander zubewegen können oder sollten, bleibt dann Thema der tagespolitischen Diskussion. Wenn sich also ein amerikanischer VWLer für das europ. Sozialsystemn ausspricht, macht es dort Sinn. Wenn die europ. Verantwortlichen für die Wirtschaft daraufhin selbstzufrieden die Hände in den Schoß legen, wird es dauerhaft keine Sozialstaaten europ. Prägung mehr geben.

Gruß,
Klaus

Hallo Hannes!

in einer neuen breit angelegten Untersuchung beschreibt der
US-Ökonom Peter Lindert, das der europäische Wohlfahrtsstaat
nicht einer liberalern US-Wirtschaftspolitik unterlegen ist
(Wachstum und Arbeitsplatzschaffung relativ gleich).

Stellt sich nur die Frage, welche Vokswirtschaften da
miteinander verglichen werden. Schauen wir uns einmal
Deutschland und USA im Vergleich an:

Bezogen auf 2003 gab es in Deutschland eine Arbeitslosenquote
von über 10 % gegenüber den USA mit nur 6 %. Das Wachstum lag
in Deutschland bei MINUS 0,1 % gegenüber PLUS 3,1 % in den
USA.

Demnach wäre Deutschland nur bezogen auf Wachstum und
Arbeitsplatzbeschaffung der US-Wirtschaft deutlich unterlegen.

Man sollte sich bezüglich Arbeitslosenstatistik bitte mal Anschauen, wie die USA ihre Arbeitslosenstatistik zusammenstöpselt
http://finanzen.sueddeutsche.de/nws.php?nws_id=10002…

Dann sieht das bezüglich Mehr Arbeitsplätzen gleich mal ganz anders aus.

Nur mal so angemerkt

Gruß
Mike

Hallo,

Man sollte sich bezüglich Arbeitslosenstatistik bitte mal
Anschauen, wie die USA ihre Arbeitslosenstatistik
zusammenstöpselt

soweit brauchen wir gar nicht erst zu schauen. Was bei uns in den letzten Jahren leise weinend aus der Statistik gerutscht ist, geht schon auf keine Kuhhaut und 2005 wird das System der Öffentlichkeitsverarschung weiter perfektioniert:
http://www.lexonline.info/lexonline2/live/profession…

Insofern kann man nur vergleichen, was da ist.

Gruß,
Christian

Hi
Na ja
Ist schon klar
Wenn man schon die Statistik fälscht, dann bitte überall gleich…

Ich wehre mich blos dagegen, dass man mit Verweis auf die Arbeitslosenzahlen uns immer wieder die USA als „leuchtendes Vorbild“ verkaufen will…

Grüssle
Mike

Gruß,
Christian

Ich wehre mich blos dagegen, dass man mit Verweis auf die
Arbeitslosenzahlen uns immer wieder die USA als „leuchtendes
Vorbild“ verkaufen will…

Hi Mike,

wobei mir nicht ganz klar ist, ob du mit deinem Einwurf auf eine Fehlinformation in meinem Artikel eingehen wolltest (Arbeitslosenzahl in USA eigentlich viel höher als in Deutschland, weil Statistik gefälscht) oder „nur einfach eine Anmerkung loswerden wolltest“, so wie du geschrieben hast. Im letzteren Fall sei es dir vergönnt.

Ich würde als kleine Anmerkung dann noch loswerden wollen, dass komplexe Themen in so einem kurzen Artikel sicher nicht umfassend dargestellt werden können, dass ich die Arbeitslosenzahlen in den USA nicht als leuchtendes Vorbild zu verkaufen gedachte und ansonsten auf jenes Datenmaterial verweise, das auch die OECD benutzt, um Ländervergleiche anstellen zu können.

Gruß,
Klaus

Hallo,

mit dem vergleichen ist es immer so eine Sache:

Bezogen auf 2003 gab es in Deutschland eine Arbeitslosenquote
von über 10 % gegenüber den USA mit nur 6 %. Das Wachstum lag
in Deutschland bei MINUS 0,1 % gegenüber PLUS 3,1 % in den
USA.

Zur Arbeitslosenquote ist schon einiges geschrieben worden. Die Berechnungen sind so unterschiedlich, das ein Vergleich schwer ist. Der Umgang mit Arbeitslosigkeit ist sehr unterschiedlich. Hier was Lindert dazu sagt:

„Der Staat belohnt Arbeitnehmer dafür, dass sie sich vom Arbeitsmarkt fern halten. Die Kosten für solche Maßnahmen beeinträchtigen das BIP kaum, denn im Gegenzug steigt die Produktivität derjenigen, die weiter arbeiten. Dazu kommt ein positiver Effekt von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Umschulung und Hilfe bei der Jobsuche. Die amerikanische Politik sieht anders aus. Hier werden solche Arbeitnehmer in schlecht bezahlte, häufig wechselnde Jobs kanalisiert. Beide Varianten, mit Arbeitslosigkeit umzugehen, scheinen den gleichen Effekt zu haben.“ (Peter Lindert 2004, in: Brand eins 8/2004, S.40)

Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch wie viele Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Oftmals wird dabei nicht der Bevölkerungszuwachs herausgerechnet, wodurch die Werte in den USA nur besser scheinen.

Wachstum vergleicht Lindert Eurozone vs. USA zwischen 1993 und 2004. Ergebniss ist 2,1 für USA und 1,8 für Eurozone. Ohne Deutschland, das wegen Wiedervereinigung gebremst wurde, wuchsen beide Wirtschaftsräume um 2,1%

Wenn wir diese Zahlen zu Grund legen, ist mein Satz „bessere soziale Absicherung
bei gleichem Wachstum“ vielleicht doch nicht so realitätsfern, oder?

Der erste Teil (besser soziale Absicherung) wird ja auch von dir bestätigt, und er zweite Teil (gleiches Wachstum) ist nach Linderts Zahlen auch gegeben. Die Problematik Wiedervereinigung nicht herauszurechnen würde ich für falsch halten, da es sich um eine sonderproblematik handelt und nichts mit dem Thema zu tun hat.
Übrigens bezieht sich diese These nur auf die beiden hier behandelten Wirtschaftsräume. Ein Vergleich mit anderen Wirtschaftsräumen , außder evtl. Japan (du führst aber Indien, China und Ex-Udssr an), bietet sich nicht an.

Das würde auch deine These „Weniger soziale Absicherung=mehr volkswirtschaftliche Dynamik (sprich Wachstum)“ nicht stützen.

Viele Grüße,

Hannes

Hallo,

Weiter stellt er die These auf, dass der Kündigungsschutz,
Frühverrentung und Marktbeschränkungen die wahre Bremse für
Wachstum und Wohlstand in Deutschland sind.

Er hätte vorab lieber klären sollen, was denn dieses mysteriöse Wachstum nun eigentlich ist. Ich hasse diesen Chauvinismus, alles als Ware zu betrachten. Mehr ist ein Mensch hier nicht.

Ist die Deutsche Diskussion um Senkung der Lohnnebenkosten und
Kürzung des Sozialstaates total fehlgeleitet?
Ist der Wohlfahrtsstaat in Wirklichkeit das Erfolgsmodell
(geringere Arbeitszeit, höhere Produktion, besserer soziale
Absicherung bei gleichem Wachstum)?

Erfolgsmodell? Die Verwaltung vieler Leute Elend soll ein Erfolg sein?

Einen ausführlichen Artikel dazu gibt es in der „brand eins“
vom 8.Oktober, oder etwas kürzer unter:
http://www.brandeins.net/home/inhalt_detail.asp?id=1…

Was meint ihr dazu?

Der Staat als solchwer IST das Problem und löst es nicht.

Gruß
Frank

Hallo,

wird denn das reale Wirtschaftswachstum in den USA nach identischen Parametern wie in Dtl. gemessen ?

Gruß
A.