Soziale Kontakte

Hallo!

Ich habe fast gar keine sozialen Kontakte. Mein soziales Leben beschränkt sich auf Pausengespräche in der Schule und gelegentlichen E-Mail-Kontakt. Mehr noch als die Quantität fällt für mich aber die Qualität der Kontakte ins Gewicht. Die Unterhaltungen sind, gesteuert durch meine Interessen, meist rein fachlicher Natur. Mein Interesse für Wissenschaft ist enorm und über „Triviales“ und „Belangloses“ zu sprechen langweilt mich schnell. Ich unterhalte mich selten der Sache wegen; Wenn ich mich über etwas unterhalte, dann wegen des Themas.

Was ich beschrieben habe ist charakteristisch für mich, ich aktzeptiere es und möchte das es andere ebenfalls akzeptieren. Meistens kann ich damit auch sehr gut (zufrieden und erfolgreich) leben. Es gibt aber auch Tage, an denen ich mich sehr einsam fühle. In diesen Situationen suche ich ausnahmsweise nach Kontakt. Ich fühle mich dann bereits dadurch besser, dass ich mich mit irgendjemanden über irgendetwas unterhalten kann. Aber oft funktioniert auch dass nicht, weil niemand da bzw. online ist oder mein Gesprächsversuch scheitert. Das ist besonders frustrierend. Unabhängig davon wünsche ich mir aber auch mehr als nur mit jemandem zu sprechen. Ich wünsche mir engeren, vertrauensvollen Kontakt, Mitgefühl, emotionale Unterstützung und das Gefühl geliebt oder zumindest gemocht zu werden.

Die Schlussfolgerung daraus ist einfach: Ich sollte soziale Kontakte aufbauen und pflegen. Das ist aber leichter gesagt als getan.

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass ich meistens überhaupt kein Interesse an sozialem Kontakt habe. Dementsprechend verhalte ich mich distanziert, bin oft uninteressiert und wirke folglich abweisend. Auch wenn ich motiviert bin Kontakt aufrechtzuerhalten, habe ich irgendwann einmal kein Interesse oder es wird mir zu viel. Dann verhalte ich mich „plötzlich“ abweisend. Ein weiteres Problem ist auch, dass sich die Interesse oft nur minimal überschneiden, wodurch es schwer ist immer neue Gesprächsthemen zu finden. Letzteres wäre sicherlich kein Problem, wenn ich genügend Leute kennenlernen würde, was aber nicht der Fall ist. Au0ßerdem habe ich hohe Ziele und arbeite zusätzlich zur Schule an mehreren Projekten, was nahezu meine gesamte Zeit ausfüllt. Ich habe scheinbar gar keine Zeit für soziale Kontakte. Dadurch empfinde ich Einladungen oder Angebote etwas gemeinsam zu unternehmen schnell als Belastung. All das ist eine äußerst schlechte Basis um Kontakte aufzubauen. Ich möchte aber weder bei Projekten noch Schule Abstriche machen und verspüre meistens auch gar kein Interesse an mehr oder intensiveren sozialen Kontakten.
Ich will also Kontakte aufbauen, und will es gleichzeitig auch nicht. Darin besteht mein Konflikt.

Meine Frage an euch ist: Wie kann ich diesen Konflikt bestmöglich lösen? Wie kann ich zufrieden leben, ohne auf akademischen Gebiet Abstriche zu machen? Wäre es vielleicht besser die Einsamkeit einfach inkauf zunehmen. Wie kann ich es schaffen dauerhaft motiviert an meinen sozialen Kontakten zu arbeiten, statt nur dann etwas zu tun, wenn es gerade brennt? Hierzu wäre es vielleicht hilreich, wenn ihr mir bewusst machen könntet, warum soziale Kontakte auch für mich wichtig sind.

Über hilfreiche Denkanregungen würde ich mich sehr freuen.

SpikingNeuron

hi

erstmal: patentloesungen gibt es selten und dein problem musst du selber loesen.

soziale kontakte entstehen immer aus gegenseitigkeit. du vermisst das gefuehl der liebe, der geborgenheit, des verstanden werdens, bist aber im gegenzug nicht bereit, dies einem anderen menschen zu geben. daher sieht es fuer dich in deiner momentanen verfassung eher schlecht aus.

ich wuerde dir vorschlagen, dich folgende dinge zu fragen. wie wichtig sind dir persoenlich soziale kontakte? je nach rang musst du dich fragen: wie viel zeit moechtest du in sie investieren? und wo findest du menschen, die deine interessen/weltansichten teilen? und was bist du bereit, zu geben (sehr wichtig!)? willst du nur ein oder zwei gute, enge freunde haben, oder moechtest du viele lockere freundschaften? werd dir deiner beduerfnisse bewusst und handle dann gemaess. dabei musst du dich nicht an gesellschaftliche konventionen halten. das bringt niemandem was.

der mensch ist generell ein gruppentier und braucht soziale kontakte, um sich zufrieden und gluecklich zu fuehlen. natuerlich ist dieser trieb aber nicht bei allen menschen gleich stark ausgebildet. manche sind gerne stundenlang alleine, andere halten es keine 10 minuten aus. wie das bei dir aussieht, weisst nur du alleine.

ich kann dich sehr gut verstehen, wenn du dich beklagst, dass du nicht gerne ueber triviales redest. das geht mir sehr aehnlich und ich langweile mich auch ziemlich schnell in solchen situationen. mir hilft es dann, wenn ich einfach mal den kopf abschalte und die situation als ‚geistige erholung‘ betrachte. small-talk dient nicht dem erkenntnisgewinn, sondern rein und nur den sozialen kontakten. und diese koennen spaeter einmal wichtig werden. nicht nur persoenlich, sondern auch beruflich. von daher rate ich dir an, diesen gespraechen nicht aus dem weg zu gehen, sondern dich darin zu ueben. es ist naemlich lernbar :wink:

liebe gruesse
coco

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Hallo!

Ich habe fast gar keine sozialen Kontakte.
Die
Unterhaltungen sind, gesteuert durch meine Interessen, meist
rein fachlicher Natur.

Diese Ist-Situation und das resultierende Kommunikationsverhalten ist nicht so selten, wie es Dir vielleicht erscheint. Intellektueller Anspruch geht oft mit Introvertiertheit einher und ist nichts, was bekämpft werden sollte.

Was ich aus dem Rest deines Textes herauslese: Dir mangelt es an der nötigen Reife für den sozialen Kontakt, den Du brauchst.
Du erzählst uns, dass Du emotionale Nähe suchst, konsequenter an Kontakten arbeiten willst und fachlich niveauvolles Gespräch suchst.
Die drei Dinge haben erstens nichts miteinander zutun und lassen sich zweitens nicht realisieren, ohne „Abstriche“ zu machen. Das zu verinnerlichen nennt man Beziehungsfähigkeit. Und eine Beziehung ist das was Du brauchst.

Der größte Fehler, den Du machen könntest, wäre, „unter Leute“ zu gehen, z.B. mit einer Vereinsmitgliedschaft oder Partys. Ich möchte nicht ausschließen, dass man dir eben dies hier noch empfehlen wird, aber ich wage vorherzusagen, dass das eine starke Frustration nach sich zieht, weil dadurch keines deiner Bedürfnisse befriedigt wird. Eine dauerhafte emotionale Stütze kann dir nur ein Lebenspartner bieten, auf diese Begegnung kann man nur warten und sie nicht suchen. Bis dahin solltest Du die Einsamkeit in Kauf nehmen.
Das fachliche Gespräch wirst Du immer haben, in der Schule, in der Uni, im Beruf.
Das fachliche Gespräch wirkt aber in der einzelnen Kommunikationssituation der emotionalen Nähe entgegen. Umgekehrt ist nicht der Diskurs über Quantenmechanik Basis einer Beziehung, sondern das Wissen, einen Menschen gefunden zu haben, der einem „nur als Mensch“ wichtig ist.

Du solltest die Zeit der Einsamkeit nicht als Kontinuum in deinem Leben betrachten, sondern als Zeit die Du nutzen kannst. Nutze sie, um herauszufinden, was dir wichtig ist. Momentan sind das offenbar „Erfolg“ auf „akademischem Gebiet“, „Schule“, „Projekte“. Das ist alles sehr anerkennenswert, aber für die meisten Menschen zu wenig, um zu leben. Du stehst kurz vor dem Abitur. In einer „Ruhephase“ wie der zwischen Abitur und Studium wirst Du schnell merken, was dir der akademische Bereich bedeutet. Ich sage das aus eigener Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Nicht, dass man etwas bereut, man erkennt nur, dass man die Hälfte des Lebens ignoriert hat und dass eben diese Hälfte die interessantere ist.

Um es auf den Punkt zu bringen: Versuche nicht, an irgendwelchen oberflächlichen Kontakten zu arbeiten, weil dich das entäuschen wird. Aber wenn sich eine Gelegenheit bietet, die interessante Hälfte des Lebens kennenzulernen, ein Moment, der dich wirklich reizt, dann musst Du bereit sein, Abstriche zu machen. Wenn Du vor der Wahl stehst, ob ein Mensch oder dein(e) Beruf(ung) an erster Stelle steht, solltest Du den Menschen wählen.

grüss dich,

im gegensatz zu richard halte ich dein problem für nicht so „einfach“, klar und deutlich.

zum einen muss man evtl erstmal lernen zu unterscheiden wann etwas, was scheinbar trivial ist auch wirklich unwichtig ist z.b
gern verwendete begriffe lösen meiner ansicht nach tückischer weise oft etwas aus, was der angelegenheit nicht wirklich gerecht wird.
wenn also viele themen des lebens trivial sind bedeutet das doch in deinem fall, alles was keinen höhren zweck bedient ist sinnlos - verstehe ich das richtig? - und dann aber gleichzeitig spürst du, das soziale kontakte und eben gespräche ja wichtig sind…

abgesehen davon gibt es ja abstufungen vieler arten.

des weiteren sehe ich es nicht automatisch als gegeben, das deine art zu leben wie du es beschrieben hast für dich genau die richtige ist und es nur eine frage der zeit wäre, wann da wer passendes deinen weg kreuzt.
denn das kann man nicht sagen bevor man nicht ergründet hat - wieso du dich so entschieden hast zu leben - was waren die auslöser dich selbst auszugrenzen auf eine gewisse art? oder fühltest du dich einst ausgegrenzt und hast es dann celebriert sozusagen? und was waren wenn evtl die ursachen?

auch könnte man überdenken ob du nicht im laufe der jahre ne menge mehr an vermeidungsverhalten an den tag gelegt hast als es für dich selbst aussieht - z.b die fülle der projekte, die interessen für fachliches, sachliches - denn es lenkt ja schliesslich auch ab und hm… kann die illusion der kompetenz erwecken plus eben weitere dinge wie du selbst beschrieben hast - sprich - in einer gewissen ausprägung könnte es doch sein, dass man sich und andere auf diese weise auf etwas reduziert was nur dem thema dient - und ohne es bewerten zu wollen - wenn das so wäre, wäre es nicht auch eine gewisse art der trivialität plus gleichzeitiger „benutzung“?

leider habe ich das gefühl nicht so wirklich die richtigen worfür das zu finden worauf ich hinaus will - somit befürchte ich missverständnisse. aber es geht mir nicht darum das eine für wichtiger als das andere zu beschreiben sondern eben genau das gegenteil.
in deinem kopf gibt es eine wertung die ich für ungesund halte - sie nimmt dir den freiraum sog. triviales für wichtig oder wohltuend zu halten. gleichzeitig mangelt es dir an übung, was das ganze nat verstärkt oder gar bestätigen mag.

des weiteren hast du deinen inneren konflikt sehr schön beschrieben, gut nachvollziehbar. aber wie schon andere sagten, es gibt keine schnelle lösung und ich meine, man müsste wirklich nach den ursachen forschen um eine gewisse entschlüsselung herauszufinden und ggfs. auch die entstehung - was geschah warum, was entstand in welcher reihenfolge - nun mag man sagen, das ist wurst… doch sehe ich pers. das anders.
denn würde man eine änderung wollen, wäre es eben nötig zu recherchieren und auch alte gefühle wachzurufen die erklären könnten warum du in dieses extrem geflüchtet bist (ich sehe es als extrem)

ich weiss nat. nicht, wie hoch dein leidensdruck wirklich ist und ich habe zwar mal bei wikepedia nachgelesen in sachen sozialphobie, aber auch hier habe ich nat. keine ahnung ob du dich da irgendwie wiederfindest.

doch insgesamt denke ich, ohne ein konzept und eben die ergründungen werden sich da wenig dinge ändern lassen - das hast du ja selbst sehr schön beschrieben, so wie es ist und so wie du derzeit noch widersprüch lich fühlst, ginge da nichts. ohne entschlüsselung kann ich mir nicht vorstellen, das man z.b zu gesprächen eine andere einstellung bekommt - also eben jene die du pauschal trivial nennst. ängste, vorurteile, neue sichtweisen um einen neuen eigenen weg zu gehen, das schafft man glaube ich nicht allein, da würde es wohl professionell hilfe brauchen.

LG
nina

Hallo,

was hälst Du davon, Dich ehrenamtlich zu engagieren? Bei der Aids-Hilfe, Tierschutz, Menschenrechte etc. Oder im politischen Bereich. Da bist Du unter Menschen und stehst nicht unter Druck, nach „Deinem Dienst“ noch etwas mit den anderen zu unternehmen. Oder Bedienen. In einen Café. Auch dort bist Du ständig unter Menschen, tauschst belanglose Nettigkeitsfloskeln und bekommst dafür ein Lächeln. Zusätzlich hast Du eine prima Gelegenheit Menschen zu beobachten und etwas dabei zu lernen.

Kontakt mit Menschen ist sehr wichtig. Es geht um soziale Kompetenz, die du dir dadurch aneignest. Im späteren Berufsleben wird das eine Rolle spielen. Es ist auch sehr hilfreich im Lebenslauf Hobbies oder Tätigkeiten aufzuführen, die auf soziale Kompetenz hinweisen. Dadurch kann man voraussetzen, dass Du teamfähig bist. Ich weiß ja nicht was Du vorhast, aber mach Dich doch mal locker und versuche soziale Kontakte zu pflegen. Es ist nicht nur Zeitvertreib. Es wird Dir auch später für Deine Karriere nützlich sein.

Es ist auch eine schöne Erfahrung, wenn man auf Menschen trifft, die mit Dir was gemeinsam haben. Vielleicht Musik oder zusammen Sport machen. Beide Dinge fördern Dich, in Schule und Arbeit gute Leistung zu bringen. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Viel Erfolg.

Grüße,

Szegfue

Hallo,

vielen Dank für das Verständnis und die Aktzeptanz, die Du mir entgegenbringst!

Ich stimme mit dir darin überein, dass mehr oberflächlicher sozialer Kontakt für mich nicht der richtige oder zumindest nicht der entscheidende Schritt wäre; Emotionale Nähe ist mir in der Tat wichtiger. Das heißt nicht das ich oberflächliche Kontakte meiden wollte. In ihnen kann ich Aufmerksamkeit, Anregungen, Unterhaltung und Ablenkung finden. Emotionale Nähe werde ich in ihnen aber nicht finden. Ich glaube, dass ich bereits gelernt habe, diese Bedürfnisse wahrzunehmen, zu unterscheiden und einzuschätzen, wie ich sie jeweils erreichen könnte. Emotionale Nähe habe ich auch schon erlebt und weiß sie daher auch zu schätzen. Das ich nicht alle meine Ziele in vollem Maße erreichen kann und jeweils Abstriche machen muss ist mir auch bewusst. Was ich hingegen noch lernen muss, ist hingegen, den richtigen Kompromiss zwischen meinen Zielen zu finden, was vermutlich nur durch Erfahrung möglich ist.
Du schreibst, dass ich die dauerhafte emotionale Nähe, die ich wahrscheinlich auch Suche, nur in einer Beziehung finden kann. Bei diesem Gedanken, wird mir mein Konflikt besonders deutlich. Ich bin natürlich bereit auch zu geben und dafür in anderen Bereichen Abstriche zu machen. Allerdings schreckt mich die damit verbundene Verpflichtung ab. Emotionale Nähe wäre in diesem Kontext nicht nur Angebot sondern auch eine an mich gerichtete Forderung. Ich brauche nicht viel emotionale Nähe und ich brauche sie auch nur gelegentlich. Unter diesen Bedingungen würde ich viel stärker leiden als bisher.
Eine auf Sympathie, Interesse und Empathie beruhende Freundschaft wäre ein für mich geeigneterer Kompromiss. In einigen Bekanntschaften wurde mir sehr viel Empathie entgegengebracht. Das empfand ich als völlig ausreichend. Eine Beziehung ist dafür offensichtlich keine Voraussetzung. Leider änderte sich der Charakter dieser Bekanntschaften auch schnell wieder. Vielleicht hast du also dennoch recht; Vielleicht kann ich die Art von emotionaler Nähe, die ich mir wünsche, auf Dauer wirklich nur in einer Beziehung, erhalten.

Ich möchte mich aber keinesfalls zwischen meinen akademischen Zielen und einer Beziehung entscheiden müssen: Beide sollte vereinbar sein, sich ergänzen, und möglichst wenig gegenseitig behindern.

Hi!

Meinen Konflikt kann ich – wie du richtig bemerkst – nur selbst lösen. Die Selbsterkundung und Reflektion, die deine Fragen anregen halte ich dafür für äußerst wertvoll.

Leider ist es jetzt schon spät und meine Zeit knapp. Ich nehme mir aber vor, deine Anregungen aufzugreifen und darüber nachzudenken. Um mich dazu zu zwingen, werde ich das Ergebnis posten.

Danke!

SpikingNeuon

Hi,

also ich würde sagen, der erste Schritt muss eine Entscheidung sein; nämlich ob du entweder umdenkst und probierst neue Wege zu gehen, oder ob du an deinen Wertvorstellungen festhältst und „in den sauren Apfel beisst“ und … abwartest.

Es ist ja irgendwo gerade der Konflikt, dass du ja scheinbar nicht weisst was du wirklich willst. Also, da kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen: das ist auf gar keinen Fall förderlich für ein zwischenmenschliches Miteinander, irgendwann denkt dann auch mal ein guter Freund „lmaa“.

Der Schluss mit der Vermeidungsstrategie liegt irgendwo nahe wenn man von deinem scheinbaren Arbeitseifer liest, also ich musste gleich an das Stichwort Workaholic denken. An sich ist das ja wunderbar, eine Perspektive. Aber der springende Punkt ist, dass du ja damit nicht zufrieden bist. Emotionale Nähe, rein platonisch oder als Partner… braucht der Mensch.

Also, ich würde vorsichtig vorschlagen etwas in die Offensive zu gehen, aber auch auf Rückschläge vorbereitet zu sein. Das geht nicht von heut auf morgen, und braucht auch auf alle Fälle viel Geduld.
Ich würde auch nicht in einen Verein eintreten. Aber du kannst ja mal versuchen auf deine Gegenüber stärker einzugehen, vielleicht lernst ja dann Seiten kennen die dich doch etwas interessieren.

Ich hab beispielsweise eine Bekannte, die so absolut nicht meine Interessensgebiete teilt (eher H&M oder so) aber ich find sie nett und lustig, mag den Menschen.

Naja das war dann mal mein Kommentar…
machs gut und gute ‚Besserung‘ :wink:
mfg
Matze

Denkanregung
Hi Neuron,

eines ist klar: Wer intellektuellen Impetus hat und Interesse an Wissensinhalten, der sucht natürlich den Austausch auf Augenhöhe. Folglich wird er sich die dafür geeignete Umgebung suchen müssen. Und wenn die vorläufig nicht vorhanden ist, dann heißt es Zähne zusammenbeißen, bis es soweit ist. Wenn du, was ich vermute, nach der Schule studieren wirst, wirst du genügend Gelegenheit haben, dir diese Umgebung zu schaffen.

Wenn du aber die Umgebung hast, die dir nicht nur Smalltalk bietet, dann wirst du auch auf Leute treffen, die dir auf Augenhöhe pari bieten. Dann wird es spannend für dich, denn du wirst nicht nur dafür sorgen müssen, daß sie dich nicht langweilen, sondern auch dafür, daß du sie nicht langweilst.

Aber du suchst ja noch etwas viel Wichtigeres, wie sich deutlich zeigt: Auch wenn du dafür anscheinend vorerst nur den äußerst abtrakten Terminus „soziale Kontakte“ in deinem Sprachgebrauch hast, ist es „emotionale Nähe“, „Empathie“, das Gefühl, gemocht, geliebt zu werden. Ist es recht, wenn ich das mit den anderen Worten zusammenfasse: Du wünschst dir, daß man an dir Interesse hat, an dir als Mensch, als Persönlicheit, und nicht nur an dir als Wissensträger.

Wem das fehlt, beides, den interessanten, spannenden, herausfordernden Austausch und das Bedürfnis, in seiner gesamten Persönlichkeit wahrgenommen zu werden, wer nicht nur als Abstraktum, „Neuron“ leben will, sondern auch das, was unter die Haut geht, was das „Herz“ berührt, ausleben will, wer neben der Intellektualität die Sinnlichkeit leben will, der muß das mit aller Radikalität suchen und Abstand nehmen, wo das nicht ist.

Denn der Frust an Intellekt läßt sich aushalten, die Gedankenwelt ist sich selbst genug, kann mit sich allein zufrieden sein, aber die Sinnlichkeit, die Sensibilität, die Emotionalität nicht, die stirbt ab, wenn sie sich nicht im Austausch erfährt, wenn sie sich nicht im „Anderen“ spiegelt - wie eine Pflanze, die kein Licht und kein Wasser bekommt. Man sollte sich da anpflanzen, wo Nährboden ist. Dein Wunsch besteht also völlig zurecht.

Ganz so dramatisch ist es allerdings nicht. Wer die „Tiefe“ des Austauschs nicht wagt, der dümpelt halt - auch partnerschaftlich - durchs Leben. Man lebt dann halt als Duo, nicht in einem Eins, man singt zu Zweit, aber nicht im Duett. Das geht. Viele leben so.

Für wen aber der Andere ein Abenteuer ist, der muß auch wagen, über seinen eigenen Schatten zu springen. Und: Der sollte auch selbst ein Abenteuer für den Anderen sein. Wie du für mich so ich für dich.

Aber jetzt kommt das große Aber für DICH:
Du bist offenbar gesegnet mit einem hohen Maß an Interessen, Interessen an Wissenschaft, an Lernen … Eines kommt aber in deiner (bisherigen) Selbstbeschreibung nicht vor: Dein Interesse an anderen Menschen.

Du suchst „Kontakte“ zwar, Menschen, die dir, grad wenn du mal das Bedürfnis hast, mit IHRER Empathie FÜR dich, mit IHREM Vertrauen ZU dir, mit IHREM Dich-Mögen zur Verfügung stehen. Aber du schreibst nicht von deinem Bedürfnis, selbst FÜR andere etwas zu sein, IHNEN dein Interesse, dein Einfühlungsvermögen, dein Mögen und Lieben geben zu können.

Du suchst Menschen, die altruistisch deine Sehnsucht erfüllen, aber nicht Menschen, denen du IHRE Sehnsucht erfüllst. Wenn du Interesse an anderen Menschen hast, wenn du ihnen dein Interesse an ihnen zeigst, wenn du ihnen deine Aufmerksamkeit schenkst, dann ist es unausweichlich, daß du ebendiese auch bekommst. Denn:

Es gibt kein stärkeres Aphrodisiakum als Interesse und Aufmerksamkeit.

Solange du allein das „für dich“ an den Anderen suchst, es (ver)brauchst, solange du grad mal Lust hast, sie suchst wie eine Dose Vitamine beim Aldi, sie dann aber wieder „plötzlich abstößt“, weil es dir zuviel wird, solange werden sich die anderen, die eigentlich bereit wären, dir in deiner Einsamkeit zu begegnen, allein schon aus Selbstschutz hüten, sich allzu nahe in deine Nähe zu begeben.

Du hast genügend Reife, dir für den wissenschaftlichen Austausch die Partner in Augenhöhe zu suchen, auch Frustrationstoleranz genug, den vorläufigen Mangel daran durchzustehen. Aber in deiner Gefühlswelt verhältst du dich wie ein Kind, das die Amme sucht, die emotionale Nährmutter, die alles für dich ist und hat, die umgekehrt nichts von dir will für sich.

Vergiß die Kinderei mit Furcht vor „Beziehungen“. Beziehung heißt nicht primär „Verpflichtung“, heißt nicht 24 Stunden 7 Tage die Woche zusammenleben, heißt nicht Teilen von Tisch und Bett. Beziehung heißt „Bezug nehmen“ AUF den Anderen, „sich Beziehen“ auf den Anderen. Wenn du das tust, tun es Andere - wie von Geisterhand gezogen - auch. Nähe, Vertrauen, „Tiefe“ ist keine Einbahnstraße. Genauso, wie du weggehst, wo du es nicht findest, wird man weggehen, wenn man es bei dir nicht findet.

Der Intellekt braucht den Bezug nur auf die Argumente des Gesprächspartners. Die Persönlichkeit aber braucht den Bezug auf die Persönlichkeit des anderen, auf den kompletten Menschen. Wer nicht deine gesamte Persönlichkeit umfaßt, auf dessen Anwesenheit zu verzichten hast du alles Recht, wenn dich der Mangel zu sehr belastet. Aber dein Wunsch nach seiner Anwesenheit besteht erst zu Recht, wenn du selbst eine solche Persönlichkeit bist. Und das bist du erst durch dein Interesse an ihm. Durch das, was du für den Anderen bist, nicht durch das, was der Andere für dich ist.

Wo einer für den anderen nur „emotionale Unterstützung“ ist, da ist keine partnerschaftliche, freundschaftliche Beziehung (Das wäre eher eine Art „therapeutischer“ Beziehung, die aber auf ein baldest mögliches Ende angelegt ist).

Wenn du also einen Weg aus der Einsamkeit suchst, dann frag dich einfach nicht nur (was du ja zur Genüge tust), was du von anderen haben willst, sondern, was andere von dir haben sollen. Und wenn du das herausgefunden hast, dann entwickle das immer weiter. Darin gibt es keine Wachstumsgrenze, egal, wie alt du bist. Man kann das allerdings nicht in Büchern lesen, nicht in der Schule lernen. Wenn du aufmerksam bist, wirst du erfahren, daß jeder Mensch, und wenn er dich noch so langweilt, irgendetwas Interessantes an sich hat. Wenn du ihm das wiederspiegelst, wirst du staunen, was dir da alles entgegengebracht wird. DAS ist dein Nährboden.

Über hilfreiche Denkanregungen würde ich mich sehr freuen

Bitte sehr :smile:

Gruß

Metapher

hi metapher,

wunderschoen beschrieben. mir ist es grad kalt den ruecken runtergelaufen.

gruss
coco

eigentlich einfach…
hallo neuron,

neben den bemerkenswerten antworten hier noch eine ergänzung von mir:

dein wunsch nach kontakten ist rein intellektueller natur. theoretisch verstehst du, dass es wichtig ist, nicht alleine auf der welt zu sein. und du bekommst viele intellektuell hochwertige antworten. alles überflüssig, denn was du brauchst, ist die EMOTIONALE erfahrung. wie es ist, z.b.:

-traurig zu sein und niemand anrufen zu können,
-auf der straße ein hübsches mädchen zu sehen und zu denken „ich hatte noch nie sex“
-sich zu freuen und das mit niemand teilen zu können
-alleine zu reisen
-alleine zu essen
-alleine zu schlafen
-in schwierigkeiten zu stecken und niemand hilft sofort
usw

ich glaube, wenn du sogesehen mal richtig auf die schnautze fällst, brauchst du keine erklärugen aus einem schlau-forum wie diesem hier.

das ganze funktioniert nicht über den kopf!!! falls du überhaupt keinen zugang zu gefühlen oder gemeinschaftssinn bekommst rate ich dir zu psychologischer hilfe. das könnte deine ganze biographie positiv beeinflussen und erspart dir vielleicht das „auf die schnauze fallen“.

auf den punkt saugut getroffen!*

Hallo Alpha

neben den bemerkenswerten antworten hier noch eine ergänzung
von mir:

dein wunsch nach kontakten ist rein intellektueller natur.

SpikingNeuron hat doch sehr deutlich geschrieben, dass er sich oft
einsam fuehlt.

Gruss, Tychi

Bezeichnung
Hi Metapher,

ich schätze deine Ideen, Anregungen und Beiträge grundsätzlich sehr. (Ausrufezeichen!)

In Deiner Antwort hier habe ich mich aber über eines geärgert: Du gibst der Angst vor Beziehungen allgemein die Überschrift „Kinderei“, und ich denke, dass diese Ängste hier (was ich mitkriege! Über alle anderen Kulturkreise weiß ich nichts und klammer das simplerweise mal aus) so groß, häufig und beziehungs/freundschafts - was-auch-immer-zerstörend sind, dass es nicht richtig ist, sie als Kinderei abzutun.

Ich gehöre ein Stück weit auch zu Menschen, die solche Ängste haben, und ich kenne wirklich so einige, denen es so geht, und auch einige, die sehr, sehr darunter leiden und immer wieder verzweifelt versuchen, sich zu öffnen. Das ist ziemlich anstrengend und alles andere als was, was man doch lieber „mal eben ablegt“.

Grüße
Malna

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Beziehung
Hi Malna,

danke für dein Feedback. Und deine Kritik ist angenommen. Ich sehe aber den Anlaß darin, daß meine Formulierung eine Weichenstellung in einen Mißverständniskanal nicht ausschloß:

Selbstverständlich gibt es diese Angst, die du erwähnst, sie ist ernst zu nehmen und ist zerstörerisch. Zweifellos.

Aber: Sie wird nur als „Angst vor Beziehung“ bezeichnet. Was man damit meint, ist die Angst vor dem, von dem ich schrieb, daß es „Beziehung“ gar nicht ist, sondern vielmehr die - passiv erlebte - Beziehungs" kiste": Ein Aspekt dieser Angst ist morphologisch verwandt mit der Klaustrophobie. Ein anderer Aspekt ist die Angst, sich dem anderen zu öffnen, ihn an sich heranzulassen. Selbstverständlich ist DAS keine Kinderei.

Die eigentliche Beziehung ist aber keine Kiste, sondern eine aktive Tätigkeit: Die Bezugnahme auf den Anderen, die Aufmerksamkeit, die man gibt, die man „schenkt“.

Gruß

Metapher

Früchte
Hi Metapher!

Ich glaube, Du hast mir die Hauptursache meines Konflikts aufgezeigt: Ich verspüre kein Bedürnis danach für andere (als Mensch) da zu sein. Es ist mir zwar wichtig, anderen zu helfen, allerdings äußerst sich dieser Wunsch nur in der Hilfe bei fachlichen Problemen. Ich habe gelernt, dass ich anderen bei fachlichen Problemen effektiv und effizient helfen kann. Es ist daher naheliegend, dass die Unterstützung anderer bei fachlichen Themen ein fester Bestandteil meines Lebens geworden ist. In bezug auf emotionale Unterstützung ist dies allerdings nicht geschehen. Das erscheint mir insofern plausibel, als dass ich auf diesem Gebiet weniger gut helfen kann, ich diesbezüglich weniger Erfolgserlebnisse hatte, und meine soziale Rolle und Gewohnheiten dazu führen, dass ich weniger derartige „Hilfegesuche“ erhalte und diese auch weniger häufig suche. Wenn diese Erklärung zutrifft und ich das Potential habe anderen auch als Mensch zu helfen – wovon ich ausgehe – sollte ich das Bedürfnis anderen zu helfen dadurch entwickeln können, indem ich bewusst nach den Bedürfnisse anderer Ausschau halte und ihnen gezielt zu helfen versuche.
Nach entscheidender für meine Beziehungsfähigkeit wäre es jedoch, dass ich mehr Interesse an Persönlichkeiten gewinne. Ein wichtiger Schritt zu mehr emotionaler Nähe ist die Bewusstwerdung der Einzigartigkeit und Wichtigkeit einzelner Menschen, die ich näher kenne. Derartiges habe ich schon erlebt. Nun sollte es aber darum gehen, diese Erfahrungen gezielt zu suchen und sie intensiv zu erleben. Das Ziel dabei etwas über den Menschen, als den Gegenstand der Psychologie, zu lernen, wird für mich eine zusätzliche Motivation sein; Die entscheidende ist aber mein Interesse an einzelnen Menschen, die ich schätze und evtl. sogar bewundere.

Ich denke, dass ich es so schaffen kann, ein Bedürfnis danach zu entwickeln, für andere (als Mensch) da zu sein. Dazu muss ich natürlich an mir arbeiten. Ein Blick aus der Außenperspektive legt mir nahe, dass ich dies aber nur dann durchziehen werde, wenn ich die emotionale Nähe als ausreichend großen Gewinn einschätze, um die Unnanehmlichkeiten des Arbeitens an mir selbst aufzuwiegen. Inzwischen bin ich sicher, dass letzteres der Fall ist und möchte es tatsächlich anpacken. Als ich begann dieses Posting zu schreiben sah ich es allerdings noch anders. Meine Einstellung dazu ist sicherlich weiterhin unstabil, aber ich sehe auch, dass die Reflektion mir hilft, mich persönlich weiterzuentwickeln.

Nachdem mir durch dein Posting noch einmal richtig klar geworden ist, was eine Beziehung ausmacht, sehe ich noch ein weiteres Hindernis: Ich habe Angst, dass ich mich selbst verlöre, wenn ich die Unabhängigkeit und Selbstbezogenheit meines Denkens und Handels zu Gunsten einer echten Beziehung aufgäbe.

Die obigen Überlegungen, die ich als einen wichtigen Schritt begreife, sind erste Früchte deiner Anregungen.

Vielen Dank Neuron

Hallo!

soziale kontakte entstehen immer aus gegenseitigkeit. du
vermisst das gefuehl der liebe, der geborgenheit, des
verstanden werdens, bist aber im gegenzug nicht bereit, dies
einem anderen menschen zu geben. daher sieht es fuer dich in
deiner momentanen verfassung eher schlecht aus.

Ich war auch bisher bereit zu geben und tat es auch. Als entscheidend empfinde ich aber das, was ich in Antwort auf Metaphers Denkanregungen schrieb: Ich hatte bisher nur selten das Bedürfnis danach anderen als Mensch zu helfen.

werd dir deiner beduerfnisse bewusst und handle dann gemaess.
dabei musst du dich nicht an gesellschaftliche konventionen
halten. das bringt niemandem was.

Das ist eine sehr wichtige Empfehlung! Sie ist mir nicht neu, aber ich fand sie erst nachdem Frustrationen mir gezeig hatten, dass durchschnittliches Kontaktverhalten mit meinen Bedürfnissen nicht vereinbar ist. Ich kann ein Wochenende allein verbringen ohne auch nur zwischenzeitlich einsamkeit zu fühlen. Außerdem ist es eine bestimmte Form von Kontakt, die ich suche.

Mal sehen, wohin mich deine Denkanregungen führen:

willst du nur ein oder zwei gute, enge
freunde haben, oder moechtest du viele lockere freundschaften?

Ich wünsche mir engen Kontakt mit emotionaler Nähe.

wie wichtig sind dir persoenlich soziale kontakte?

Ich sehe den Kontakt den ich mir Wünsche als eine Ergänzung und einen Teil des Weges zu meinen Lebenszielen.

wie viel zeit moechtest du in sie investieren?

Genaue Angaben sind weder möglich noch sinnvoll. Wichtig ist mir lediglich die Erkenntnis, dass ich genug Zeit habe, um diese Kontakte täglich zu pflegen und wenigstens am WE auch intensiver zu gestalten.

und was bist du bereit, zu geben (sehr wichtig!)?

Ich bin bereit für sie ebenso dazusein, wie ich es mir von ihnen wünsche. Dies setzt aber Voraus, dass sie ausreichend Sympathie und Empathie empfinden, um meine (z.B. zeitlichen) Grenzen zu respektieren.

wo findest du menschen, die deine interessen/weltansichten teilen?

Da ich im Finden von fachlichem Austausch kein Problem sehe, beziehe ich diese Frage lieber darauf, welche Menschen für die von mir gesuchten engeren Kontakte in Frage kommen. Hierfür sind die Interessen weniger wichtig als die Beziehungsebene und die hierfür wichtigen Fähigkeiten Empathie und soziales Verständnis. Gemeinsame Interessen sind aber eine wichtige Ergänzung. Menschen, die diese Voraussetzungen erfüllen werde ich ganz sicher in meinem Studium treffen. Einige Menschen aus meinem bisherigen Bekanntenkreis erfüllen diese Voraussetzungen ebenfalls.

Vielen Dank für deine Anregungen
SpikingNeuron

Schizoider Charakter
Hallo Spiking

Metapher hat es unten in der Antwort an Malna schon beschrieben: Es gibt die Angst, sich anderen zu öffnen, weil dabei die Individualität bedroht zu sein scheint.
Es gibt einen Klassiker der Psychoanalyse aus dem Jahre 1961: „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann. Dort werden vier Charaktertypen und ihre typischen Ängste beschrieben. Du würdest überwiegend dem schizoiden Charakter zuzuordnen sein.
Ich selbst habe dieses Buch hier im Forum schon einmal ausführlich kritisiert. Jedoch muss man ihm zugestehen, dass es hilft manche Dinge zu verstehen und sich selbst besser anzunehmen, so wie man ist. Ob dieses Verständnis nun eine Einsicht in die Wahrheit oder nur eine Illusion ist, spielt eine untergeordnete Rolle.
Lies es einfach mal, es wird dir gut tun.

Gruss, Tychi

Nur so…
Hi Metapher,

Wenn du aber die Umgebung hast, die dir nicht nur Smalltalk
bietet, dann wirst du auch auf Leute treffen, die dir auf
Augenhöhe pari bieten. Dann wird es spannend für dich, denn du
wirst nicht nur dafür sorgen müssen, daß sie dich nicht
langweilen, sondern auch dafür, daß du sie nicht langweilst.

Die Dynamik der Emergenz ist eben nicht linear-autopoietisch
ausgelegt, sondern sucht und findet man in soziologischen
Systemtheorien. Dass einem das aber nicht immer nur in
grauer Theorie, sondern auch im täglichen Leben begegnet,
zeigt dein Artikel. Eine Subsumierung aus Wissen, Erfahrung
und Intuition.
Es sind Leute wie du, die einen davor bewahren, in
fatalistisch-destruktives Fahrwasser zu geraten.
Und die einen die Bedeutung des Wortes Experte wieder
klarmachen.
Nur in der Emergenz können WIR die noch ungelösten
Probleme assimilieren.
Die besagte Spannung auf Augenhöhe wird dazu beitragen,
schön, dass du trotz aller hier erkennbaren destruktiven
Tendenzen, ausharrst und scheinbar unbeirrt weiterschreibst.
Das hat für mich vorbildlichen Charakter, vielleicht hab
ich selbst schon hin und wieder die Flinte (zu früh)
ins Korn geschmissen.
Danke!

Gruß
Walden

2 Like

Hallo Tychi!

Vielen Dank für den Hinweis auf Riemanns Modell. Ich habe gerade Werner Stangls Arbeitsblatt zu Riemanns „Grundformen der Angst“ gelesen. Das erste Aha-Erlebnis war, dass ich mich in der Beschreibung des schizoiden Menschen besser wiederzufinden glaubte, als ich mich je zuvor in einer Beschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen oder Typen wiederfand. Der Reinform entspreche ich aber –wie auch sonst niemand– nicht; Ich weise auch charakteristische Merkmale des depressiven Types auf. Ich ein Bedürfnis nach Nähe, kenne Verlustängste und versuche Konflikte mit anderen Menschen zu vermeiden, wenn es nur geht.
Nach dem Modell von Riemann könnte mein Konflikt daraus resultieren, dass meine Angst vor Nähe absolut betrachtet zu hoch ist, oder daran, dass meine Angst vor Selbstwerdung zu gering ist, oder daran, dass das Verhältnis beider zu unausgeglichen ist; Kombinationen sind natürlich auch möglich. Ich denke, dass einerseits das Verhältnis sehr unausgeglichen ist, und andererseits auch meine Angst vor Nähe sehr hoch ist. Ich habe einmal Angst vor Abhängigkeit erlebt. Dabei war der Kontakt nicht besonders eng und, der Anlass war so nichtig, dass ich ihn nicht erinnern kann. Ebenso habe ich auch die Angst davor erlebt, ungewollt beeinflusst zu werden. Ich möchte meine Einstellungen nur aus Einsicht ändern und nicht weil ich mit jemandem Kontakt habe, der andere Ansichten hat und mir diese evtl. auch noch vermitteln will. Ich kann auch nicht stellvertretend für Gruppen sprechen, wenn die Haltung nicht meinen Überzeugungen entspricht. Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Konsistenz.

Meine bisherige Beschäftigungn mit Riemann hat mich m.E. weitergebracht.

Vielen Dank!