Sozialpsychologie sinnlos?

Hallo!

In einem früheren Posting dieses Boards bin ich auf die Aussage gestoßen, daß Sozialpsychologie Schwachsinn sei - ohne weitere Argumente zu nennen.
Sollte dies bedeuten, daß eine Wissenschaftsrichtung, deren moderne Form ihre Wurzeln bis zur Mitte des 19. Jahrhunders zurückverfolgen kann (Völkerpsychologie z. B. nach Lazarus) ohne Sinn von Tausenden von Psychologen bearbeitet wurde? Sind die sozialpsychologischen Theoriegebäute unwert, erklären, prognostizieren und bedeuten trotz der vorliegdenden Empirielage nichts? Kann dann noch die ABO / AOM-Psychologie weiterverfolgt werden, wenn die sozialpsychologischen Denkgebäute nichts gelten sollten?
Welche Meinungen haben die Leser dieses Boards dazu?

Der Captain

Hallo!

In einem früheren Posting dieses Boards bin ich auf die
Aussage gestoßen, daß Sozialpsychologie Schwachsinn sei - ohne
weitere Argumente zu nennen.

Es gibt auch immerwieder leute, die sagen daß religion schwachsinn ist. (das soll nix über mein verhältnis zur religion sagen)

Es gibt auch immerwieder leute, die sagen, daß die urknalltheorie schwachsinn ist.

Es gibt halt immerwieder leute, die sagen, daß etwas schwachsinn ist.

ich z.b. denke, daß die Sozialhygiene dieses schwachsinnurteilen entsorgt. wobei ich sozialhygiene für schwachsinn halte.

:wink:
winkel

Sollte dies bedeuten, daß eine Wissenschaftsrichtung, deren
moderne Form ihre Wurzeln bis zur Mitte des 19. Jahrhunders
zurückverfolgen kann (Völkerpsychologie z. B. nach Lazarus)
ohne Sinn von Tausenden von Psychologen bearbeitet wurde? Sind
die sozialpsychologischen Theoriegebäute unwert, erklären,
prognostizieren und bedeuten trotz der vorliegdenden
Empirielage nichts? Kann dann noch die ABO / AOM-Psychologie
weiterverfolgt werden, wenn die sozialpsychologischen
Denkgebäute nichts gelten sollten?
Welche Meinungen haben die Leser dieses Boards dazu?

Der Captain

Kritik ja, Schwachsinn nein
Captain!

Wer sozialpsychologische Überlegungen und Forschungen pauschal ablehnt, der disqualifiziert sich selbst!

Was man allerdings kritisieren kann, sind bestimmte wissenschaftliche Arbeiten von Sozialpsychologen, ihre Theorien und Schlußfolgerungen. Jedoch sollte man, bevor man etwas kritisiert, Ahnung haben, wovon man spricht. Wer keine Ahnung hat oder sich keine verschafft, der disqualifizert sich wieder selbst. Leider nehmen einige an, sie bräuchten keine Ahnung zu haben, um sich psychologisch zu äußern.

Grüße,

Oliver Walter
Student der Psychologie

. Wer keine

Ahnung hat oder sich keine verschafft, der disqualifizert sich
wieder selbst. Leider nehmen einige an, sie bräuchten keine
Ahnung zu haben, um sich psychologisch zu äußern.

Hallo Oliver,
Diese Feststellung kannst du auch gern auf andere Wissensgebiete übertragen. Doch woher soll man sein Wissen nehmen?
Was an Universitäten gelehrt wird muss nicht immer richtig sein.
Viele sogenannte wissenschaftliche Erkenntnisse haben nun mal eine gewisse Halbwertzeit, sind also nicht auf Dauer gültig, müssen irgendwann revidiert werden. Woher weiss ich denn was richtig ist, wenn ich es nicht selber überprüft habe?
Ich kann mir mein Wissen auch aus der Fachliteratur aneignen, sollte es aber auch verstehen und kritisch hinterfragen können und nicht einfach nur nachplappern wie ein Papagei.
Also ist eine kritische Haltung angezeigt.
Ich glaube z.B. heute nur noch der Statistik, die ich selber gefälscht habe (Stichwort Wissenschaftsbetrug / nicht selten).

Die radikalsten Vertreter der reinen (universitären) Lehre sind
oft die Studenten (ich war auch mal so), die, mangels eigener Berufserfahrung noch all das glauben (müssen), was ihnen erzählt wird (siehe auch: Oliver im Medizinbrett).
Dieser Standpunkt wird dann oft sehr agressiv vertreten ( siehe Oliver & Oliver ).
Die Gelassenheit kommt dann erst nach einigen Jahren Berufserfahrung (also irgendwann auch bei dir).
Das könnte jetzt ein wenig arrogant klingen, ist aber nicht so gemeint.
Gruß
Crotalus

Na ja…
Hallo!

Was an Universitäten gelehrt wird muss nicht immer richtig
sein.

Muß nicht.

Viele sogenannte wissenschaftliche Erkenntnisse haben nun mal
eine gewisse Halbwertzeit, sind also nicht auf Dauer gültig,
müssen irgendwann revidiert werden.

Weiß ich am besten.

Woher weiss ich denn was
richtig ist, wenn ich es nicht selber überprüft habe?

Deshalb empfehle ich: Primärliteratur aus den Fachzeitschriften (die guten haben die Daten am Ende der Artikel angehängt), Reviews und Meta-Analysen.

Ich kann mir mein Wissen auch aus der Fachliteratur aneignen,
sollte es aber auch verstehen und kritisch hinterfragen können
und nicht einfach nur nachplappern wie ein Papagei.

Ob Du das kannst, ist eine empirische Frage. Aber so lange Du mir nicht das Gegenteil bewiesen hast, glaube ich es natürlich. Übrigens das mit dem Nachplappern ist auch nicht gerade originell. Jedenfalls kannst Du mich nicht meinen mit dem Papagei, auch wenn es von bestimmten Personen behauptet wurde. Man muß auch nicht alles glauben, was so dahergeredet wird.

Also ist eine kritische Haltung angezeigt.
Ich glaube z.B. heute nur noch der Statistik, die ich selber
gefälscht habe (Stichwort Wissenschaftsbetrug / nicht selten).

Ach, Du bist derjenige, der die Statistik fälscht. Interessant! Aber im Ernst: Nicht jede Statistik ist gefälscht.

Die radikalsten Vertreter der reinen (universitären) Lehre
sind
oft die Studenten (ich war auch mal so), die, mangels eigener
Berufserfahrung noch all das glauben (müssen), was ihnen
erzählt wird (siehe auch: Oliver im Medizinbrett).
Dieser Standpunkt wird dann oft sehr agressiv vertreten (
siehe Oliver & Oliver ).
Die Gelassenheit kommt dann erst nach einigen Jahren
Berufserfahrung (also irgendwann auch bei dir).
Das könnte jetzt ein wenig arrogant klingen, ist aber nicht so
gemeint.

Ne, ist Laienpsychologie übers Internet. Darin mach ich nicht.

Gruß,

Oliver Walter
Student der Psychologie

Anmerkungen zum Thema
Hallo Oliver, Hallo Crotalus!

Olivers Feststellung:
„Wer keine Ahnung hat oder sich keine verschafft, der disqualifizert sich
wieder selbst. Leider nehmen einige an, sie bräuchten keine
Ahnung zu haben, um sich psychologisch zu äußern.“
ist auch in meinen Augen nur zu untersteichen, auch die Tatsache, daß dies auf andere Wissenschaftsgebiete zu übetragen ist, stimmt wohl. Dennoch denke ich, daß sich gerade in der Psychologie viele Menschen ohne eine entsprechende Ausbildung berufen fühlen, ihre vulgärpsychologische Sichtweise darzustellen. Dies ist zwar okay und ich unterstütze sicherlich auch gerne laienpsychologische Bemühungen – doch wenn diese in Ferndiagnosen oder vorurteilsgeleiteten Pauschalannahmen enden, sollte man auf die Gefährlichkeit dieser Ansätze hinweisen. Gerade die Diskussionen um Martin, Lara und Gisela zeigten in aller Deutlichkeit, daß das – von Crotalus richtig herausgestellte – „Nachgeplapper“ hier als unkritisch und wenig reflektiv kategorisiert werden muss. Es ist daher immer wieder sehr schade, wenn diese Betrachtungen, wie sie z. B. von Oliver Ertl in seinen Ferndiagnosen (siehe Lara) oder von Manfred Gies innerhalb seiner Verurteilungen von Menschen mit Problemen (siehe Martin) hier ein Forum finden. Es sollte hier nicht über den Unsinn dieser Fehlworte diskutiert werden – es zeigte sich nicht zuletzt durch das Eingreifen anderer User, daß die Meinungen dieser Personen nicht kommentarlos stehengelassen werden dürfen – allerdings denke ich bei den Pauschalurteilen über z. B. die Sozialpsychologie oder z. B. bei den Ansichten von Oliver Ertl über die Natur von Depressionen, daß andere User, die sich nicht zu Wort melden, glauben könnten, es handele sich um Expertenmeinungen und richten möglicherweise daraufhin ihre psychologische Weltsicht aus. Es ist schade – und auch bezeichnend, daß nur wenige User – und vor allem auch nicht die von meinem Posting angesprochene Person, sich zu diesem Thema melden und ihre Argumente darlegen. Es ist doch sicherlich gefährlich, wenn man – wie die entsprechenden Personen - Ferndiagnosen abgibt und dabei noch nicht einmal eine wenigstens geringe Kompetenz bei der Betrachtung und Bewertung psychischer und / oder psychologischer Themengebiete aufweisen kann. Sicherlich hat auch eine laienpsychologische Weltsicht ihre Berechtigung, allerdings dürfen diese Personen nicht durch die fehlenden Kommentare von tatsächlichen Experten Ferndiagnosen nach ihrem Gutdünken verbreiten - die dann zu gefährlichen Effekten bei den problembehafteten Fragestellern führen könnten. Und es ist doch so, daß sich die meisten Poster in diesem Forum außerhalb psychologischer Berufsgruppen finden lassen – und hier finden sich dann auch die (aufgrund ihrer nicht vorhandenen psychologischen Ausbildung) unkritischen Leser von Fachbüchern, die dann aufgrund der dort vertretenen Meinung ihr eigenes Halbwissen zu ergänzen versuchen und unreflektiert referieren müssen. Dies ist hinnehmbar und sicherlich sogar erwünscht, wenn dies in form einer Frage oder Anregung geschieht – allerdings ist dies nicht mehr tolerabel, wenn sich diese Personen dann als Experten gebähren (Stichwort Berufsethos und Praxiswissen von M. Gies, der nach eigenen Angaben keine psychologische Ausbildung genossen hat) und anderen Usern ihre Meinung als Expertenwissen innerhalb von z. B. Ferndiagnosen darzustellen versuchen. Sodann empfinde ich es immer wieder als Realsatire, daß es diese Menschen wagen, sich mit Experten zu streiten und ihren eigenen Standpunkt – wider besseren Wissens - mit Aggressivität zu verteidigen versuchen. Und hier bin ich Oliver Walter dankbar, daß er nicht müde ist, gerade diesen Standpunkte einer Unwissenschaftlichkeit zu widerstehen und hier Warnungen über Ferndiagnosen oder kritisierten Methoden der Psychologen argumentativ zu entkräften versucht. Denn gerade dies ist doch im Dienste der vielen User, die sich im Board nur umschauen und ansonsten nur die vulgärpsychologischen Ansichten von Nicht-Experten vorfinden würden. Ob hier eine Gelassenheit angebracht ist, wie Crotalus schreibt, ist nur individuell zu beantworten. Es ist sicherlich besser, wenn jeder Poster vor seiner Antwort in sich gehen sollte und genau überlegte, was und ob er antwortet. Allerdings sehe ich auch in der Hitzigkeit, mit der hier einige Diskussionen geführt wurden und werden, daß ein großes Interesse besteht – und zwar bei einigen Usern in Richtung einer wissenschaftlichen Weltsicht und bei anderen in Richtung von Selbstdarstellung. Wer sich zu welcher Gruppierung hier wohl zählen mag, ist – so denke ich – bereits in der Vergangenheit durch die Postings gut ersichtlich geworden.

Grüße,
Der Captain

2 Like

Grüße an den Captain!

Ich habe in letzter Zeit als Gastuser so einige Postings der von Dir genannten Personen gelesen. Es ist mir aufgefallen, daß manche Leute schnell persönlich werden, wenn sie mit sachlichen Argumenten nicht weiter kommen. Das ist auch kein Wunder: Die Qualität der Argumente ist ja nicht besonders groß bei manchen Konflikttherapeuten. *lach*
Das liegt wohl an der Lebenserfahrung! *grins*

Bis denne,

Aiwendil

Übrigens das mit dem Nachplappern ist auch nicht
gerade originell. Jedenfalls kannst Du mich nicht meinen mit
dem Papagei, auch wenn es von bestimmten Personen behauptet
wurde. Man muß auch nicht alles glauben, was so dahergeredet
wird.

Mit dem Papagei habe ich dich NICHT gemeint.

Ne, ist Laienpsychologie übers Internet. Darin mach ich nicht.

Fühle mich zwar nicht als Laie (VT Ausbildung / therapeutische Tätigkeit im klinischen Bereich), erlaube mir aber schon mal, meine Beobachtungen zu schildern und zu bewerten.
Gruß
Crotalus

Hallo Crotalus!

Mit dem Papagei habe ich dich NICHT gemeint.

Okay. Letztens hat mir nämlich jemand Nachplapperei vorgeworfen und daher…

Fühle mich zwar nicht als Laie (VT Ausbildung / therapeutische
Tätigkeit im klinischen Bereich), erlaube mir aber schon mal,
meine Beobachtungen zu schildern und zu bewerten.

Ist auch o.k. Laienpsychologie ist o.k. Ich selbst schreibe in anderen Boards auch Sachen und bin Laie auf vielen Gebieten. Die Schilderungen klangen nur nach so vielen Induktionsschlüssen.

Gruß,

Oliver

Grüße zurück!

Kann Dir nur völlig zustimmen!

Der Captain