wieso beantwortest du meine Frage nie?
Hallo Frank!
Langsam scheint sich die :Aufregung über Hartz IV zu :legen. Die Sache ist :beschlossen und sie war :alternativlos.
Wer behauptet das?
Ich!
Wozu machen wir überhaupt :Wirtschaft, wenn die für 90% :nichts bringt?
Die Menschen dieses Landes gehören zu den wohlhabendsten der Erde. Gar so entsetzlich grottenschlecht und nutzlos kann unsere Wirtschaft also nicht sein. Trotz aller Schwächen gab und gibt es nirgends eine bessere Wirtschaftsform.
Nächste Frage: wo ist die :ganze Kohle, die es jedes :Jahr mehr wird auf Konten?
Wie Du schon in der Fragestellung feststellst, sind es Guthaben auf den Konten der Kreditgeber, die dieses Geld verkonsumieren oder erneut an den stets klammen Staat verleihen. Die Kreditgeber sind i. d. R. normale Bürger und Steuerzahler. Nicht ganz ohne Pikanterie ist deren Steuerlast u. a. deshalb so hoch, weil sie gleichzeitig Kreditgeber des Staates sind, der seinerseits von den Zinsen gebeutelt wird und immer neue Schulden macht, auch um die Zinsen zu bezahlen.
Wieso macht Eichel neue Schulden?
Da ist der Schuldenberg als Folge jahrzehntelanger Mißwirtschaft. Hinter der Umschreibung Mißwirtschaft verbirgt sich u. a. der Irrtum, mit staatlichen Ausgaben die Konjunkturentwicklung zeitnah und nachhaltig steuern zu können. Insbesondere aber unterhält das Gemeinwesen Strukturen, die es sich nicht leisten kann. Wir leisten uns aufgeblasene Verwaltungsstrukturen für entbehrliche Reglementierungen, wir leisten uns ein kompliziertes Steuersystem, wir leisten uns ein nicht mehr zeitgemäßes Beamtenrecht, wir leisten uns einen Haufen Kriegsspielzeug, wir leisten uns jedenfalls mehr, als wir bezahlen können. Daraus resultieren die Schulden, pro Sekunde 2.600 € neue Schulden. Nicht die Kreditgeber oder die Zinsen sind die Ursache des Problems, sondern der Fiskus ist es, der lieber immer neue Schulden auftürmt, statt die Strukturen zu verschlanken.
Laufend steigende Schulden - :inzwischen zum erheblichen :Teil, um die Zinsen zu :bezahlen - das kann nicht :endlos gut gehen.
Das ist aber nunmal typisch :Kapitalismus, wie ich :versucht hab, das lang und :breit zu erklären.
Ganz unabhängig vom System gibts ein Problem, wenn mehr verbraucht als erwirtschaftet wird. Auch auf der einsamen Insel muß man zusehen, mit der Kokosnußernte übers Jahr zu kommen. Wenn man die Kokosnüsse schneller verfuttert als neue nachwachsen, ist eine Weile Schmalhans Küchenmeister. Wenn man mehr Holz verheizt als nachwächst, muß man eben irgendwann frieren. Begrenzte Zeit kann man aus der Substanz leben. Das kann man an vielen Stellen in der Welt beim Umgang mit der Natur beobachten. Irgendwann ist der Wald weg oder das Gewässer überfischt. Oder guck Dir das Gemurkse in der ehemaligen DDR an. Dort wurde 40 Jahre lang im wesentlichen aus der Substanz gelebt. Am Ende bestanden die Städte zum großen Teil aus Abbruchhäusern, die Fabrikanlagen nebst Inventar aus museumsreifem Schrott und viele Gewässer aus giftiger Dreckbrühe.
Die in diesem Brett so beliebten Auseinandersetzungen um Ideologien kann man getrost vergessen: In jedem Wirtschaftssystem darf man auf die Dauer höchstens so viel ausgeben und verbrauchen wie erwirtschaftet wird. Es gibt keinen Weg, der an dieser einfachen Erkenntnis vorbei führt.
Ein kleiner Betrieb braucht eine Person für die Verwaltung. Diese Person ist hilfreich, weil die Verwaltungsaufgaben in der Produktion nur Sand im Getriebe wären. Im Laufe der Zeit haben wir aber gar nicht mitbekommen, daß immer mehr Personen in der Verwaltung sitzen, die nicht mehr für die Produktion arbeiten, sondern nur noch mit sich selbst beschäftigt sind und die Verwaltung der Verwaltung der Verwaltung … der Verwaltung in einem unüberschaubaren Regel- und Reglementierungswerk „leisten“. Jede Verwaltungskraft hat einen Vertreter und einen Leiter, der wiederum einen Vertreter hat. Alle Bereiche unseres Lebens sind inzwischen bis ins Detail geregelt und werden penibel verwaltet. Für alles ist jemand aus der Verwaltung zuständig. Dieses Spiel mit seiner allumfassenden Fürsorge können wir uns nicht mehr leisten. Ich finde es nicht nur entbehrlich und unnötig teuer, ich empfinde es als lästig, wenn in einer Behörde ein Mensch bezahlt wird, um darüber zu wachen, ob ein Raum auf mindestens 50% der Grundfläche mindestens diese und jene Raumhöhe … alles natürlich noch mit zig Ausnahmen versehen.
Wir leisten uns solche teuren Strukturen nicht etwa, weil es nicht anders ginge. Wir haben vielmehr die Strukturen, die wir verdienen und haben wollen. Guck in einen beliebigen Schreberverein, was da an Hierarchie und Vorschriften existiert. Höhe und Art der Hecke, Anbringung der Parzellennummer, Flächenanteil von Rasen und Nutzpflanzen - alles ist geregelt. Das machen die Leute freiwillig. Die sind so. Schau mal im Rechtsbrett vorbei und staune, für was für Sachen die Leute vor Gericht ziehen wollen. Man kann in Deutschland ein Verwaltungsgericht bemühen, um feststellen zu lassen, ob bei der individuellen Häufigkeit und Praktik des Geschlechtsverkehrs der überdurchschnittliche tägliche Bedarf an Präservativen einen vom Sozialamt zu erstattenden Sonderbedarf darstellt oder nicht. Die Strukturen müssen auf allen Ebenen so verschlankt werden, daß zunächst jeder selbst zusehen muß, seine Angelegenheiten zu regeln.
Ein normaler Laden ist wöchentlich 6 x 12 Stunden = 72 Stunden geöffnet, ohne daß irgendein Angestellter deshalb 72 Stunden arbeitet. Wie lange der Laden geöffnet hat, hat also nichts mit der Länge der Arbeitszeit zu tun. Dennoch wird die Furcht vor längerer Arbeitszeit als Argument gegen die Freigabe des Ladenschlusses ins Feld geführt. Die schlichte Streichung einer entbehrlichen Regelung, also mehr Freiheit, scheint kein Wert zu sein. Wir scheinen nach Reglementierungen zu gieren. Ohne teuer und personalintensiv zu überwachende Reglementierung könnte jemand machen, was er selbst für richtig hält. Nicht auszudenken!
Für die vielen offenkundig heiß geliebten Regelungen brauchen wir ein paar Millionen Bediensteter, die das alles überwachen und verwalten. Jeder einzelne Bedienstete ist bis zu seinem meist vorzeitigen Ruhestand ganz unabhängig von einer erbrachten Arbeitsleistung nicht nur praktisch unkündbar, sondern muß natürlich bis zum letzten Atemzug allumfassend versorgt werden. Niemanden macht es stutzig, daß ein Unternehmen wie z. B. die Post nach ihrer Privatisierung einen Quantensprung an Leistungsfähigkeit zulegte und sich gleichzeitig bemüht, die Belegschaft deutlich zu verkleinern. Der bis zur Privatisierung zum öffentlichen Dienst gehörige Laden war offenkundig vorher eine bequeme Versorgungsanstalt für ein paar hunderttausend Menschen. Niemand will auf die Idee kommen, daß womöglich der gesamte übrige öffentliche Dienst eine ähnlich überbesetzte Versorgungsanstalt ist, deren Aufblähung zu einem erheblichen Teil Ursache der Verschuldung dieses Landes ist.
Gruß
Wolfgang