sozialverträglicher-suizid-?

Hallo liebe Wer weiß was Gemeinde,

Camus schreibt, dass die Frage, warum weiterleben oder nicht, die einzige philosophische Frage sei, die es überhaupt gibt. Wenn man nicht mehr unbedingt das Bedürfnis hat, das, was einem wahrscheinlcih noch zu erleben bleibt, tatsächlich zu erleben, ist der Tod die einzig logische Konsequenz. Nur…mit Logik tötet man sich nicht selbst… Man muß einen gewissen Widerstand der Wirklichkeit überwinden und die Skrupel gegenüber denjenigen anderen, die davon betroffen sein könnten, bzw. mindestens dafür sorgen, dass man zu Lebzeiten aus deren Leben tritt, ehe man ihnen für eine gewisse Zeit danach fehlen könnte, ansonsten macht man den anderen mehr Stress als man ein Recht hat.

Kennt jemand Beispiele wo das gelungen ist ? Es braucht mitunter Monate Vorbereitung und Selbstdisziplin, vielleicht nach dem Sommer ?

Mfg A.

Troll (!mit weißer Hautfarbe! :wink:
Machs nicht!

Stehst Du an der Himmelspforte:

Du fragst Petrus „Wo ist Gott?“
Er antwortet „Sie ist schwarz.“ Dann zeigt er mit dem Finger nach unten und abwärts gehts mit Dir…

Einen geselligen Sommer wünsche ich.

Kennt jemand Beispiele wo das gelungen ist ? Es braucht
mitunter Monate Vorbereitung und Selbstdisziplin, vielleicht
nach dem Sommer ?

Die einzigen mir bekannten Selbstmörder, die ehrenvoll in den Tod gingen, sind die japanischen Samurai-Krieger. Diese Ehre ging auch auf ihre Verwandschaft über.

Ansonsten pflegen sich Selbstmörder umzubringen, damit sie ihre Hinterbliebenen für deren Verhalten bestrafen oder weil sie die Nase von allem gründlich voll haben.

gruß
rolf

Hallo!

Camus schreibt, dass die Frage, warum weiterleben oder nicht,
die einzige philosophische Frage sei, die es überhaupt gibt.

Ich finde, man sollte das nicht allzu romantisch sehen: Es ist weniger eine philosophische denn eine naturwissenschaftliche Frage.

Alleine schon der Gedanke, etwas wider die eigene Natur zu tun macht es meiner Meinung nach notwendig zu überlegen, in wie weit so ein Gedankenspiel überhaupt von einem eigenen freien Willen gekennzeichnet ist - oder aber ob man hier nicht auch von einen Leidensdruck (meinetwegen im Sinne einer Lebensverdrossenheit) im pathologischem Sinne zu sprechen hat.

Würde jemand, der ein solches Gedankenspiel spielt, genauso denken, wenn ihm professionelle Hilfe zu Teil geworden ist und er wieder extrem viel Spass am Leben hätte? Ich glaube, dem gesunden Menschen stellen sich solche Fragen nicht, aber Gesundheit ist zumindestens immer in der Tendenz erreichbar.

Und eine genetische Disposition zum Unglücklichsein gibt es meines Wissens nach nicht.

Aus Hilflosigkeit oder Verzweiflung dem Leben gegenüber, ohne dass man von leidvoller Krankheit oder Tod bedroht ist, halte ich diese Erwägung also für müßig: genauso gut kann man erwägen, etwas an seinem Leben zu verändern, was den Sinn oder die Freude an einem Sinn zurück bringt.

Mitunter ein aufwendigerer Kraftakt - aber die Belohnung, die am Ende steht ist größer als die Konsequenz aus der Alternative.

Kennt jemand Beispiele wo das gelungen ist ? Es braucht
mitunter Monate Vorbereitung und Selbstdisziplin, vielleicht
nach dem Sommer ?

Jeder Selbstmord (außer, um unvermeidbarem Leiden ein Ende zu setzen - hier besteht eventuell Diskussionsbedarf) kann man nicht als gelungen bezeichnen. Es ist immer ein Fehlschlag - geboren aus einer sehr melancholisch gefärbten einseitigen Sichtweise.

Diese zu ändern ist immer möglich. Am Besten mit professioneller Hilfe.

Und was anderes als Reaktion sollte auf ein solches Posting folgen, außer: bitte tue es nicht?

Wenn der Hilferuf auch noch so leise sein mag, so ist er Prädiktor für einen leisen Zweifel. Und Zweifel sollte es bei solch einer Entscheidung nicht geben.

Statt den Sommer zu nutzen um über den eigenen Tod nachzudenken, würde ich den Sommer dazu nutzen, das eigene Leben zu beginnen.

Lieben Gruß
Patrick

Mfg A.

Belgestelle bei Camus
Hallo Astrachan,

Camus schreibt, dass die Frage, warum weiterleben oder nicht,
die einzige philosophische Frage sei, die es überhaupt gibt.

Das ist recht frei interpretiert!

Camus schreibt in den Anfangssätzen des „Mythos des Sisyphos“:
" Es gibt nur [sic!] ein wirkliches ernstes
philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob
das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf
die Grundfrage der Philosophie antworten. Alles andere - ob
die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf
Kategorien hat - kommt später. Das sind Spielereien; erst muß
man antworten"

Es geht Camus übrigens damit nicht so sehr um eine „romantische Verherrlichung des Selbstmords“, sondern um Philosophiekritik …

Viele Grüße
franz

Die einzigen mir bekannten Selbstmörder, die ehrenvoll in den
Tod gingen, sind die japanischen Samurai-Krieger. Diese Ehre
ging auch auf ihre Verwandschaft über.

Und die heutigen Schahiden nicht zu vergessen.

Gruß
dataf0x

Hi rolf,

Ansonsten pflegen sich Selbstmörder umzubringen, damit sie
ihre Hinterbliebenen für deren Verhalten bestrafen oder weil
sie die Nase von allem gründlich voll haben.

Was bist Du doch für ein Thor…

Welche Anmaßung ist es, die Dich zu einer derartigen Aussage führt.
Hast Du von Leben überhaupt eine Ahnung?

Der Suizidant ist in einem Maße verzweifelt, der alle Gedanken an mögliche Gefühle irgendwelcher Freunde oder Anverwandten ausgeblendet hat. Er will nicht mehr, er mag nicht mehr, er hält sein Leben für unerträglich, jedes Aufwachen am Morgen ist ein Schrecken, weil nun ein neuer Tag der Qual beginnt. Er will dieses sein Leben nicht mehr führen und hat keine Vorstellung mehr davon, wie es anders sein könnte.

Dort eine Motivation zu wecken, das wäre eine wirksame Therapie. Aber sie kommt oft einfach nicht mehr an. Es ist abgeschlossen - nach seinem Gefühl - und ab einem bestimmten Stadium wird es ihm keiner mehr ‚ausreden‘ können.

Kopfschüttelnder Adlergruß

5 Like

Hallo Anja,

Ansonsten pflegen sich Selbstmörder umzubringen, damit sie
ihre Hinterbliebenen für deren Verhalten bestrafen oder weil
sie die Nase von allem gründlich voll haben.

Was bist Du doch für ein Thor…
Welche Anmaßung ist es, die Dich zu einer derartigen Aussage
führt.
Hast Du von Leben überhaupt eine Ahnung?

Ist Dein Urteil nicht ein bißchen harsch?

Vgl. mal hier die Liste berühmter Suizidanten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bekannter_Suizide…

wie wollte man versuchen, diese alle auf eine Formel zu bringen?

Der Suizidant ist in einem Maße verzweifelt, der alle Gedanken
an mögliche Gefühle irgendwelcher Freunde oder Anverwandten
ausgeblendet hat. Er will nicht mehr, er mag nicht mehr, er
hält sein Leben für unerträglich, jedes Aufwachen am Morgen
ist ein Schrecken, weil nun ein neuer Tag der Qual beginnt. Er
will dieses sein Leben nicht mehr führen und hat keine
Vorstellung mehr davon, wie es anders sein könnte.

wollen wir Deine Formel mal an der Liste messen?

Die Gleichung „Suizidant = melancholischer Depressiver oder depressiver Melancholiker“ halte ich für ein uncooles Vorurteil, das wahrscheinlich in erster Linie daher kommt, dass die meisten Menschen genau dann Suizidgedanken haben, wenn sie in einer solchen Stimmung sind, und dann glauben, dass umgekehrt der Suizidant genau eine solche Stimmung gehabt haben muss, und zwar für lange Zeit, weil man ja nicht aus heiterem Himmel und so …

Es gibt übrigens gute Studien zu bipolaren Störungen, die belegen, dass der Suizid gerade nicht auf dem Tiefpunkt der Depression erfolgt, sondern gerade in der Phase des Aufwärtstrends, wenn Antriebskraft zurückkommt …

Drittens (persönliche Betroffenheit!) stört es mich, dass Ihr mich für einen theapiebedürftigen kranken niedergeschlagenen Depri ohne freien Willen halten würdet (das war jetzt mal die Sammelantwort auf mehrere Artikel hier :wink:, nur weil ich offen dazu stehe, dass ich mir den Selbstmord als möglichen Abschluss meines Lebens durchaus gut vorstellen kann.

Und noch kurz zu Thor-shammer:

  • ich finde den Hinweis auf die Samurai korrekt, weil kulturelle und sub-kulturelle Faktoren mindestens genau so viel mit Suizidalität zu tun haben, wie persönliche Niedergeschlagenheiten

  • „Nase voll“ ist tautologisch, darum geschenkt

  • und „Hinterbliebene bestrafen“ wird auch in der Fachliteratur diskutiert, zwar nicht unter dem Aspekt der Motivation zum Suizid, aber doch unter dem Aspekt der Wahl einer bestimmten Suizidform, also bei solchen „ostentativen Formen“, bei denen man den Anblick den Findern durchaus anklagend/strafend einbrennen will, wie dies etwa eine Klassenkameradin von mir machte, die sich wohl nicht zufällig im Schlafzimmer der Eltern erhängte.

Viele Grüße
franz

1 Like

Hallo Franz,

Ansonsten pflegen sich Selbstmörder umzubringen, damit sie
ihre Hinterbliebenen für deren Verhalten bestrafen oder weil
sie die Nase von allem gründlich voll haben.

Was bist Du doch für ein Thor…
Welche Anmaßung ist es, die Dich zu einer derartigen Aussage
führt.
Hast Du von Leben überhaupt eine Ahnung?

Ist Dein Urteil nicht ein bißchen harsch?

Vgl. mal hier die Liste berühmter Suizidanten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bekannter_Suizide…

wie wollte man versuchen, diese alle auf eine Formel zu
bringen?

War es nicht eher Thorshammer, der den Suizid auf eine
schlichte Formel brachte?
(Hinterbliebene bestrafen oder Nase voll!)
Weshalb du das verteidigst ist mir nicht klar!?
Anjas Stellungsnahme war zumindest eine würdevollere
Beschreibung. Der Eros geht viele Wege und Thanatos
ebenso, da besteht kein Dissenz.
Die Familie zu bestrafen kann man auf vielfältige Weise,
und die „Nase voll“ haben auch viele. Deswegen muss
man sich nicht umbringen, warum aber geht jemand diesen
Schritt? Wenn man weit genug abstrahiert, kann man das
vielleicht schon auf eine Formel/Gemeinsamkeiten bringen.
Z.B. weil es eine endgültige Lösung ist.
Ansonsten wäre es zu komplex, man kommt nicht zum Schluss.

Gruß
Walden

Hallo Walden,

War es nicht eher Thorshammer, der den Suizid auf eine
schlichte Formel brachte?
(Hinterbliebene bestrafen oder Nase voll!)

… oder „Samurai“!

Weshalb du das verteidigst ist mir nicht klar!?

Mir ging der überhebliche Ton von Anja gehörig auf den Sack …

Mein Artikel war nicht pro-Thorshammer (auch nicht unbedingt kontra-Anja), sondern mir gings darum, das auszudrücken:

Der Eros geht viele Wege und Thanatos
ebenso

… wenn auch Dir es sehr viel schöner gelungen ist!

Die Familie zu bestrafen kann man auf vielfältige Weise,
und die „Nase voll“ haben auch viele.
Deswegen muss
man sich nicht umbringen,

völlig richtig!

warum aber geht jemand diesen
Schritt? Wenn man weit genug abstrahiert, kann man das
vielleicht schon auf eine Formel/Gemeinsamkeiten bringen.
Z.B. weil es eine endgültige Lösung ist.

Noch nicht einmal diese Formel erfasst alles; z.B. ist mehr als fraglich, inwieweit es bei religiös induzierten Massensuiziden, oder etwa beim sog. „Werther-Effekt“ (medial vermittelte Nachahmungs-Suizide) überhaupt um eine Lösung geht.

Ansonsten wäre es zu komplex, man kommt nicht zum Schluss.

völlig richtig, es ist ein Thema, das man nicht mit einer billigen Formel abschließen sollte, nur weil man sich dabei moralischen Zupruchs gewiss sein kann; das, nicht den Hinweis auf den Samurai, finde ich zynisch, und darum mein Artikel …

Viele Grüße
franz

Hallo liebe Wer weiß was Gemeinde,

erstmal vielen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, was zu schreiben, hatte leider früher keine Muße mir das Ergebnis anzu-gucken.

Die Fragestellung beantwortet hat aber eigentlich nur derjenige der auf die Samurai verwiesen hat. Wobei: träfe das nicht auch auf alle politischen Selbstmordattentäter zu ? Natürlich ist deren Suizid für die anderen Beteiligten auf Opferseite nicht sozialverträglich, aber innerhalb der Organisation, für die sie enden, ist es das natürlich schon. Erstaunlich spiegelbildlich.

Der Hinweis auf den Wortlaut bei Camus ist natürlich richtig. Aufgefallen ist mir das gerade in den Antworten von denjenigen, die das Posting eher in Richtung Therapie-Schiene gelesen habe, erstaunlichweise gerade die Begrifflichkeit von dessen „Schüler“ Jean Amery auftaucht: Suizidant.

Mein Blick auf die Thematik ist eher sozilogisch motiviert, (Dürkheim), was wohl auch aus der Fragestellung hervorgeht, ich wußte nur nicht so genau, in welchen Thread das gehört und nahm an hier die meisten Antworten zu bekommen.

Schönes Wochenende
A.