Hallo!
Camus schreibt, dass die Frage, warum weiterleben oder nicht,
die einzige philosophische Frage sei, die es überhaupt gibt.
Ich finde, man sollte das nicht allzu romantisch sehen: Es ist weniger eine philosophische denn eine naturwissenschaftliche Frage.
Alleine schon der Gedanke, etwas wider die eigene Natur zu tun macht es meiner Meinung nach notwendig zu überlegen, in wie weit so ein Gedankenspiel überhaupt von einem eigenen freien Willen gekennzeichnet ist - oder aber ob man hier nicht auch von einen Leidensdruck (meinetwegen im Sinne einer Lebensverdrossenheit) im pathologischem Sinne zu sprechen hat.
Würde jemand, der ein solches Gedankenspiel spielt, genauso denken, wenn ihm professionelle Hilfe zu Teil geworden ist und er wieder extrem viel Spass am Leben hätte? Ich glaube, dem gesunden Menschen stellen sich solche Fragen nicht, aber Gesundheit ist zumindestens immer in der Tendenz erreichbar.
Und eine genetische Disposition zum Unglücklichsein gibt es meines Wissens nach nicht.
Aus Hilflosigkeit oder Verzweiflung dem Leben gegenüber, ohne dass man von leidvoller Krankheit oder Tod bedroht ist, halte ich diese Erwägung also für müßig: genauso gut kann man erwägen, etwas an seinem Leben zu verändern, was den Sinn oder die Freude an einem Sinn zurück bringt.
Mitunter ein aufwendigerer Kraftakt - aber die Belohnung, die am Ende steht ist größer als die Konsequenz aus der Alternative.
Kennt jemand Beispiele wo das gelungen ist ? Es braucht
mitunter Monate Vorbereitung und Selbstdisziplin, vielleicht
nach dem Sommer ?
Jeder Selbstmord (außer, um unvermeidbarem Leiden ein Ende zu setzen - hier besteht eventuell Diskussionsbedarf) kann man nicht als gelungen bezeichnen. Es ist immer ein Fehlschlag - geboren aus einer sehr melancholisch gefärbten einseitigen Sichtweise.
Diese zu ändern ist immer möglich. Am Besten mit professioneller Hilfe.
Und was anderes als Reaktion sollte auf ein solches Posting folgen, außer: bitte tue es nicht?
Wenn der Hilferuf auch noch so leise sein mag, so ist er Prädiktor für einen leisen Zweifel. Und Zweifel sollte es bei solch einer Entscheidung nicht geben.
Statt den Sommer zu nutzen um über den eigenen Tod nachzudenken, würde ich den Sommer dazu nutzen, das eigene Leben zu beginnen.
Lieben Gruß
Patrick
Mfg A.