Servus,
Bergsträßer Weine sind allemal etwas Besonderes - nur regional überhaupt bekannt (schon einmal einen Heidelberger getrunken?) und im Vergleich zu einigen Nachbarn von der rive gauche aus der Ebene, z.B. Weisenheim am Sand oder Niedernkirchen, durchaus das Probieren wert. Im Vergleich zu den Pfälzer Nachbarn unterhalb und am Rand der Haardt sind die Böden an der Bergstraße mineralischer, auch ihr Kalkgehalt tut dem Wein recht gut.
Freilich ist in unmittelbarer Nachbarschaft von Laudenbach Netteres zu finden, etwa in Schriesheim, wo man sagt „Wenn Du einen Onkel hast / der hat Schriesheimer Weine / dann sorge, dass er Dich nicht hasst / sonst säuft er sie alleine“.
Spätburgunder ist in Grenzlagen immer ein bissel Seiltänzerei, und so segensreich es für die Winzer ist, dass es Genossenschaften gibt, tun sie dem Wein nicht immer so sehr gut (vgl. die WZG Möglingen, die freilich ihre wirklich schlimmen Zeiten schon eine Weile hinter sich hat).
Aber der Vergleich mit Aldi verbietet sich von vornherein, schon allein wegen der geringen Mengen, die niemals für einen Discounter ausreichen würden.
Dass der 2005er Weissherbst aus Laudenbach im Handel zu einem Preis angeboten wird, zu dem man sonst allenfalls direkt beim Winzer einen ordentlichen Kneipwein bekommen kann, hat wohl damit zu tun, dass er nicht mehr lange liegen kann. Ungefähr so, wie wenn es bei einem Discounter einen prima Spanier für 2,99 gibt - wenn man ihn bald trinkt, hat man unter Umständen einen für den Preis sehr guten Fang getan, und wenn man ihn noch ein halbes Jahr liegen lässt, kann er schon um sein.
Generell täte ich bei Wein nicht von vornherein von einem niedrigen Preis auf ein mittelmäßiges Niveau schließen. Aus dem Nähkästchen: Ich hatte mal einen großen französischen Weinexporteur in der Mandantschaft, der bei Marktstudien in Deutschland gefunden hatte, dass seine Weine einfach zu billig waren, und deswegen keinen rechten Anklang fanden. Als er die gleiche Plörre für zwei oder drei Mark mehr in die Regale brachte, fing der Laden richtig an zu brummen…
Bevor ich den Stab über einen Kunden breche, der immerhin etwas Interessantes für Dich gefunden hat, täte ich das Fläschlein - übrigens nicht gar so sehr kalt, gute zehn Grad vielleicht - aufmachen und schauen, was es so bietet. Zum Maulen ist hernach immer noch Zeit.
Schöne Grüße
MM