Sparquote in deutschland

hi,

heute habe ich gelesen,d as die dt. sparquote erstmals seit langem über 10% gestiegen ist.

kann es sein, das das ganze gerede der politik vom sparhaushalt, von der konsolidierung etc. mehr schadet als fördert?

ich finde es sehr komisch, sowas nicht betrachtet wird…

fragend

der showbee

hi showbee,

heute habe ich gelesen,d as die dt. sparquote erstmals seit
langem über 10% gestiegen ist.

erstens kannst Du IMHO herauslesen, warum hier der Einzelhandel pleite geht und zweitens kannst Du herauslesen, dass die Deutschen auf sehr hohem Niveau klagen (wer am Hungertuch nagt, kann sicher nicht mehr sparen als vorher).

Ansonsten bin ich im Prinzip der Meinung, dass eigentlich nach dem guten alten „deficit spending“-Prinzip der Staat jetzt seinen Konsum ankurbeln müsste, um die Wirtschaft am Leben zu halten. Aber da wir in Zeiten grosszügig Schulden gemacht haben, in denen man eigentlich Schulden hätte abbauen sollen, ist das Sparen in Realität das einzige, was wir derzeit machen können, ohne unsere Zukunft zu verspielen. Man sollte halt nur irgendwann damit anfangen…

Grüße
Jürgen

Hi,

heute habe ich gelesen,d as die dt. sparquote erstmals seit
langem über 10% gestiegen ist.

Naja, seit langem ist relativ. Die Sparquote lag 1998 noch bei 10,2%.

kann es sein, das das ganze gerede der politik vom
sparhaushalt, von der konsolidierung etc. mehr schadet als
fördert?

Wenn Du dir die Sparquoten im Zeitverlauf anschaust, wirst Du feststellen, dass sie seit Jahren kontinuierlich sinkt. 1991 lag sie noch bei 13%. Normalerweise wird das damit in Verbindung gebracht, dass die Haushalte eben weniger Geld zum Sparen zur Verfügung haben. Aus dieser Sichtweise ist ein Anstieg doch zumindest interessant…

Sparen ist jedenfalls ein tief verwurzeltes Bedürfnis in Deutschland. Die privaten Haushalte in Deutschland hatten lt. einer EU-Studie ein Finanzvermögen von 3.642 Mrd. €, das entspricht ca. 180% des BIP; dagegen stehen Verbindlichkeiten in Höhe von 1.500 Mrd. €. Es ist also allen Ernstes Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Gruß
Feanor

Hallo,

Wenn Du dir die Sparquoten im Zeitverlauf anschaust, wirst Du
feststellen, dass sie seit Jahren kontinuierlich sinkt. 1991
lag sie noch bei 13%. Normalerweise wird das damit in
Verbindung gebracht, dass die Haushalte eben weniger Geld zum
Sparen zur Verfügung haben. Aus dieser Sichtweise ist ein
Anstieg doch zumindest interessant…

in der Tat, nur sei da die Frage erlaubt, was „sparen“ bedeutet. Die Investition ins eigene Heim ist da nämlich nicht inklusive.

Der Rückgang der Sparquote über die letzten Jahre ist eigentlich ein Symptom des Problems, daß die Nettolöhnzuwächse hinter der Inflation zurückgeblieben sind oder aber die Konsumneigung gestiegen ist. Letzteres kann man für die letzten 10 Jahre ausschließen. Insofern ist klar, wenn man sich die Gleichung

Lohn-Fixkostenblock-gewünschte freiwillige Ausgaben=Sparen

anschaut, daß für aktives Sparen immer weniger übrigbleibt.

Allerdings stehen wir im Vergleich z.B. mit den USA noch ganz gut da, wo die Sparquote mitunter sogar negativ ist. Aber auch dort wird man sich umstellen müssen (hat man sich schon umgestellt), denn die Gewinne aus Aktien sind bekanntermaßen in der letzten Zeit nicht ganz so üppig gewesen. Der private Konsum der letzten Jahre wurde ja zum größten Teil aus Aktiengewinnen finanziert. Dieses ist nun weggebrochen. Hinzu kommt, daß sich die Amerikaner der Situation gegenüber sieht, daß seine (in Aktien angelegte) Altersvorsorge ordentlich zusammengeschrumpft ist und er somit auch anderweitig einen Grundstock legen muß. Das wird die Sparquote in den USA wohl in diesem Jahr ordentlich voranbringen.

Gruß
Christian

Hi,

Moin Feanor,

heute habe ich gelesen,d as die dt. sparquote erstmals seit
langem über 10% gestiegen ist.

Naja, seit langem ist relativ. Die Sparquote lag 1998 noch bei
10,2%.

Wenn Du dir die Sparquoten im Zeitverlauf anschaust, wirst Du
feststellen, dass sie seit Jahren kontinuierlich sinkt. 1991
lag sie noch bei 13%.

Seltsame Zahlen. Nach meinen Unterlagen lag die gesamtwirtschaftliche Sparquote im Mittelwert von 1990 - 99 in Deutschland bei 22,3% (nach OECD).

Tag Ralf.

Seltsame Zahlen. Nach meinen Unterlagen lag die
gesamtwirtschaftliche Sparquote im Mittelwert von 1990 - 99 in
Deutschland bei 22,3% (nach OECD).

Die Zahl kann wiederum ich nicht nachvollziehen. Es gibt zwar Unterschiede zwischen der Berechnungsmethode der Bundesbank (private Sparquote) und des Stat. Bundesamtes (gesamtwirtschaftliche Sparquote), aber die Differenz liegt relativ kostant bei ca. 1%.

Eine Sparquote von über 20% hat es m.W. in Deutschland zu „normalen“ Zeiten nie gegeben.

Gruß
Christian

Tag Ralf.

Moin Christian,

Die Zahl kann wiederum ich nicht nachvollziehen. Es gibt zwar
Unterschiede zwischen der Berechnungsmethode der Bundesbank
(private Sparquote) und des Stat. Bundesamtes
(gesamtwirtschaftliche Sparquote), aber die Differenz liegt
relativ kostant bei ca. 1%.

Eine Sparquote von über 20% hat es m.W. in Deutschland zu
„normalen“ Zeiten nie gegeben.

Und ich kann eure Zahlen nicht nachvollziehen.

Also meine Quelle:
Benchmarking Deutschland: Arbeitsmarkt und Beschäftigung - Bericht der Arbeitsgruppe Benchmarking und der Bertelsmann Stiftung
S. 101

Abb. 6 Gesamtwirtschaftliche Sparquote im Mittelwert von 1990 - 1999
Deutschland 22,3%

Quelle: OECD Economic Outlook, Dezember 2000, eigene Berechnungen.

Ok, man sollte besser die Primärquelle wählen, aber die liegt mir nicht vor. Und Benchmarking Deutschland ist eigentlich auch eine gute Quelle, denke ich.

Gruß
Christian

Hallo Ralf,

ich kann nicht sagen, warum die Dir vorliegenden Zahlen falsch sind, aber sie sind es. Ich habe mich im Rahmen meiner Diplomarbeit mit genau diesem Thema beschäftigt und kenne keine Quelle, die Sparquoten in der von Dir genannten Größenordnung für Deutschland ausweist (außer Deiner jetzt natürlich).

Gruß
Christian

Hallo Ralf,

Moin Christian,

ich kann nicht sagen, warum die Dir vorliegenden Zahlen falsch
sind, aber sie sind es. Ich habe mich im Rahmen meiner
Diplomarbeit mit genau diesem Thema beschäftigt und kenne
keine Quelle, die Sparquoten in der von Dir genannten
Größenordnung für Deutschland ausweist (außer Deiner jetzt
natürlich).

Ich kenne Deine Diplomarbeit nicht, aber vielleicht hilft Dir dieser Link weiter:
http://www.efv.admin.ch/d/wirtsch/studien/pdf/efvot9…

Darin auf Seite 11:
Zusammensetzung der Sparquote in Deutschland in Prozent des BIP
60er Jahre 27,3%
70er Jahre 24,3%
80er Jahre 22,3%
90-92 23,5%

Die EFV ist übrigens die „Eidgenössische Finanzverwaltung“. Auch diese beruft sich auf die OECD. Wenn Du den Grund für den Unterschied von den OECD, Bundesbank und Statistischen Bundeamt herausgefunden hast, würede ich mich freuen, wenn Du mir sagst, woran das liegt.

Schlicht falsch dürften die Zahlen jedenfalls kaum sein.

Gruß
Christian