Hallo,
soeben verfolgte ich einen Beitrag bei Frontal 21 über die Wellnessbäder in Brandenburg, dass sie über Besucherrückgänge klagen. Das Kraut soll aber noch fetter gemacht werden, weil ein Superspaßbad bei Potsdam von einem brasilianischen Stararchitekten für 40 Millionen Euro gebaut werden soll. Das würde bedeuten, dass die anderen Bäder in Brandenburg noch höhere Schulden auf Kosten der Steuerzahler machen würden. Heute ist Platzeck mit 99,4 % gewählt worden. Was soll dem Wähler und Steuerzahler das sagen, wenn der brandenburgische Ministerpräsident das Geld zum Fenster hinauswirft und im Bundestag gleichzeitig Sparmaßnahmen verordnet?
Moin,
weißt du was über die Finanzierung? Steuer, EU-Gelder, private Investitionen, Banken etc? Wäre ja nicht das erste mal, dass in Brandenburg Millionen in den märkischen Sand gesetzt würden (CargoLifter, Lausitzring, Chip-Fabrik etc.). Interessant, dass dafür Manni Stolpe verantwortlich war, der nach dem ruinösen Investment auf Bundesebene weiter misswirtschaften durfte…
Brüllend komisch die verzweifelten Versuche, Brandenburg als Wellness-Oase anzupreisen. In einer Broschüre stand doch tatsächlich: Genießen Sie Wellness-Produkte aus der Region wie die Spreewaldgurke…
Gruß
André
Hi,
ist das „Spassbad“ dann Volkseigentum? Heißt es dann Volkseigene Spassanstalt?
Darf man dann, umsonst rein, wenn es aus Steuergelder bezahlt wird?
Ich glaube kaum, dass solche Bäder aus öffentlicher Kasse bezahlt werden.
Hallo!
Doch, das ist zumindest teilweise kommunales Eigentum, wird mit allen möglichen Fördermitteln
finanziert.
Die Kommune verkraftet später die Betriebskosten nicht.
Es lohnt sich der Blick nach Sachsen:
Da ist man schon 10 Jahre weiter, einige sind Bäder wieder zu.
Diese Bäder haben einige Orte in den finanziell ruiniert.
Z. B. fällt mir da gerade Seiffen, Talheim und Adorf ein.
Grüße, Steffen!
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Hallo Steffen!
Doch, das ist zumindest :teilweise kommunales :Eigentum, wird mit allen :möglichen Fördermitteln
finanziert. Die Kommune :verkraftet später die :Betriebskosten nicht. Es :lohnt sich der Blick nach :Sachsen: Da ist man schon 10 :Jahre weiter, einige sind :Bäder wieder zu. Diese Bäder :haben einige Orte in den :finanziell ruiniert.
Die verantwortlichen Kommunalpolitiker verdienen einen Tritt in den Allerwertesten, wenn sie mit derartigem Firlefanz die Gemeindekassen belasten und überfordern. Die Zeiten, als öffentliche „Badeanstalten“ für große Teile der Bevölkerung neben der Zinkwanne in der Küche die einzige Möglichkeit darstellten, Wasser an den Körper zu lassen, sind vorbei. Von daher ist der Betrieb von Bädern keine hoheitliche Aufgabe zur Grundversorgung der Bevölkerung. Bäder müssen unternehmerisch geführt werden und gehören in private Hand. Wo sich das nicht rechnet, gibts eben kein Freizeitbad und werden keine öffentlichen Haushalte belastet. Wie so etwas unternehmerisch funktioniert, kann man sich z. B. hier ansehen: http://www.ostseetherme.de . Ich nehme dafür gelegentlich weit über 100 km Anfahrt in Kauf. Der Spaß ist nicht billig, aber jeden einzelnen Cent wert. Über Besuchermangel kann dort niemand klagen.
Bei mir in der Nähe gibts ein nur im Sommer geöffnetes Freibad. Träger sind 2 Dorfgemeinden, die sich gerade erst im vergangenen Jahr gegenseitig vertraglich verpflichteten, für etliche Jahre ihren Kostenanteil zu übernehmen. Das Gemeindebudget liegt nur in der Größenordnung eines Kleinbetrieb-Umsatzes und davon verbraten die Herrschaften alljährlich einen nennenswerten Anteil für das mäßig frequentierte Freibad. Gewerbesteuerzahler sind Mangelware, das für teuer Geld angelegte Gewerbegebiet steht fast leer (ein einziger Kleinbetrieb), die für das Gewerbegebiet gebaute Kläranlage ist abgeschaltet und die Gemeinde steht wegen ihrer Verschuldung unter der Fuchtel der Kommunalaufsicht, aber das stört niemanden. In die Köpfe von Leuten, die mit Steuergeld umgehen, ist sparsames Wirtschaften offensichtlich nicht reinzukriegen.
Gruß
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Bäder müssen unternehmerisch
geführt werden und gehören in private Hand. Wo sich das nicht
rechnet, gibts eben kein Freizeitbad und werden keine
öffentlichen Haushalte belastet.
Das wird auch oft so gemacht. Als Folge fällt dann der Schwimmunterricht aus. Ich habe Schwimmen in der Schule gelernt, mein Sohn nicht, das Bad wurde vorher geschlossen, kein Geld mehr.
Gruß, Rainer
Das Kraut soll aber noch fetter gemacht werden, weil
ein Superspaßbad bei Potsdam von einem brasilianischen
Stararchitekten für 40 Millionen Euro gebaut werden soll.
Noch eins? Es gibt doch schon dies, in der „alten“ Zeppelinbauhalle:
http://www.my-tropical-islands.com/
Und da haben sie schon Probleme mit der Auslastung …
(Ist ein Kunde von uns)
Gruß,
Myriam
Hallo Rainer!
Als Folge fällt dann der
Schwimmunterricht aus.
Alles nur eine Frage der Prioritäten. Fehlende Bereitschaft, Einschränkungen hinzunehmen, führt zu alljährlich höherer Verschuldung, alljährlich steigender Belastung des jeweiligen Haushalts mit Zinsen und alljährlich kleiner werdendem Gestaltungsspielraum. Das alles ohne eine Idee, wie man aus der Falle wieder heraus kommt. Ich finde, das kanns nicht sein.
Wir müssen dazu kommen, Schulden zurück zu führen, damit Luft für Gestaltung und die Annehmlichkeiten des Lebens frei wird. Jedes Jahr mit neuen Schulden macht den ja doch irgendwann unausweichlichen Schritt zum Sparen immer einschneidender.
Wir haben bei uns in M-V nicht einmal den Schatten einer Chance auf wirtschaftliche Erholung. Die Einwohnerzahl nimmt mit Ausnahme weniger Gemeinden in der Nähe des ehemaligen „antikapitalistischen Schutzwalls“ stetig ab, das Land hat das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen der ganzen Republik, dafür aber die meisten öffentlichen Bediensteten pro 1000 Einwohner in der ganzen Republik, die ungünstigste Altersstruktur und die niedrigste Abiturientenquote Deutschlands, ein Standort mit nennenswerter Industrie war das Land noch nie, Facharbeiter in Industrieberufen gibts hier nicht, kurz: Es fehlen alle Voraussetzungen für eine Hoffnung auf Verbesserung. Im Klartext heißt das, es kann gar keine Idee geben, wie auch nur ein einziger Cent Schulden rückgeführt werden könnte. Trotzdem werden auf allen Ebenen immer neue Schulden gemacht.
Was soll ich davon halten? Zur Auswahl stehen:
- Die Leute glauben an Wunder - Die Budgetverantwortlichen sind plemplem, also nicht zurechnungsfähig
- oder schlicht verantwortungslos.
Hab ich eine Möglichkeit übersehen?
Gruß
Wolfgang
Hallo Rainer,
Das wird auch oft so gemacht. Als Folge fällt dann der
Schwimmunterricht aus. Ich habe Schwimmen in der Schule
gelernt, mein Sohn nicht, das Bad wurde vorher geschlossen,
kein Geld mehr.
Du verwechselst Spaßbad mit Schwimmbad. Ich habe z.B. Schwimmen im Schwimmbad gelernt und nicht auf einer Wasserrutsche oder im Sprudelbecken oder im Whirlpool. Auch eine Therme ist zum Schwimmen nicht notwendig, genausoswenig wie ein Sauna oder ein Dampfbad.
Hallo Steven,
Du verwechselst Spaßbad mit Schwimmbad.
offensichtlich.
Ich habe z.B.
Schwimmen im Schwimmbad gelernt und nicht auf einer
Wasserrutsche oder im Sprudelbecken oder im Whirlpool.
Geht mir auch so.
Auch
eine Therme ist zum Schwimmen nicht notwendig, genausoswenig
wie ein Sauna oder ein Dampfbad.
Richtig. Was hier geschlossen wurde, war ein Schwimmbad.
Daß im OP von etwas anderem die Rede war, habe ich nicht mitbekommen. Mein Fehler, sorry.
Gruß, Rainer
Hallo Wolfgang!
Das ist aber bei uns in Sachsen auch so:
In der übernächsten Gemeinde, besser ein Gemeindeverbund aus 3 Kuhdörfern, ist es ähnlich.
Dort gibt es eine mittelalterliche Chemiefabrik, die schon seit 1990 mehr oder weniger ständig pleite ist.
Ebenso eine Papierfabrik, die wohl als techn. Museum besser geeignet wäre.
Dann noch paar kleine Handwerksbetriebe, das war es.
In dem Ort war ein sehr grosszügiges Freibad, so 1955 gebaut.
Inzwischen ziemlich marode, und es musste voriges Jahr schliessen, weil irgendwelche neue EU- Auflagen zwecks Wasserqualität nicht eingehalten werden konnten.
Dabei hatte man 3 Jahre vorher eine biologische Wasserreinigungsanlage gebaut. Das wurde aber 100 % gefördert, deshalb konnte man die Anlage nun mit gutem Gewissen wieder zufüllen.
Nun stellte sich die Frage, wie es mit dem Bad weitergeht:
Irgendwie hat man es geschafft, zu begründen, dass das Bad durch die Überschwemmung 2002 beschädigt wurde.
Mit den Fluthilfegeldern, anderen Fördergeldern usw. wurde nun ein neues Luxusbad gebaut.
Nur ist das sehr klein, und so abgelegen, dass dort wirklich nur die Leute der nächsten Orte baden.
Ein Freund von mir ist dort im Gemeinderat.
Seine „Freie- Wähler- Fraktion“ wollte einen natürlichen Badeteich dort anlegen,
ohne Bademeister, Wasseraufbereitung usw.
Die CDU - Fraktion hat aber dann doch das Luxusbad durchgedrückt.
Lt. Aussage meines Freundes wäre die Kalkulation so knapp, dass ein Sommer mit schlechtem Wetter oder eine kaputte Pumpe den gesamten Gemeindehaushalt ruinieren würde.
siehe auch www.langenweißbach.de
Besonders interessant ist das Gästebuch.
Grüße, Steffen!
Hi Wolfgang,
Was soll ich davon halten? Zur Auswahl stehen:
- Die Leute glauben an Wunder - Die Budgetverantwortlichen
sind plemplem, also nicht zurechnungsfähig- oder schlicht verantwortungslos.
Hab ich eine Möglichkeit übersehen?
ich stimme Deinen Ausführungen inhaltlich voll und ganz zu. Da ich allerdings mit Politikern auf Lokal-, Regional- Landes- und Bundesebene zu tun hatte und einige dabei näher kennenlernte (als mir z. Tl. lieb war), möchte ich aus eigenem Eindruck eine weitere Möglichkeit ergänzen: einige sind schlichtweg dumm, dreist und „dienen“ ihrer jeweiligen Parteiräson mit vorauseilendem Kadavergehorsam (Zitat „Politik macht nur Spass, wenn was verteilt wird“).