SPD will Siegeszug des Web stoppen

Hallo,

kurz vor der Wahl nochmal ein Realitätscheck für alle unentschlossenen Wähler, die mit dem Gedanken spielen, der Verräterpartei ihre Stimme zu geben:

http://www.dwdl.de/story/22720/fr_die_verlage_spd_wi…

Besonders brisant das Zitat der SPD Medienkommission: „[…]Lediglich drei Prozent der Jugendlichen erklären die Tageszeitung zum Favoriten. Im Jahr 2000 waren es immerhin noch 9 Prozent - und das Fernsehen war in jenem Jahr mit 34 Prozent einsamer Spitzenreiter. Wie lässt sich dieser Trend stoppen, wenn er sich schon nicht umkehren lässt? Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber deshalb sollte nicht auf alle Therapiemöglichkeiten verzichtet werden.“

Soso. Internetnutzer müssen also therapiert werden, sind mithin krank. Na herzlichen Glückwunsch an die Internetausdrucker bei der SPD!

Wollt ihr die wirklich wählen?

Gruß

Fritze

Quatsch mit Soße…
Servus,

Wenn schon zitieren, dann richtig.
http://www.spd.de/de/aktuell/pressemitteilungen/2009…

Es geht in der Pressemitteilung um Maßnahmen, wie man der Krise der Printmedien in Deutschland begegnen kann.

So ist auch das (verkürzte) Zitat zu verstehen.

Wenn also von Therapie die Rede ist, dann davon, wie man die „erkrankten Printmedien“ therapieren kann.

Außerdem will keiner das Web verbieten, sondern vielmehr die (ohnehin schon bestehenden) Projekte wie „Zeitung an Schulen“ weiter ausbauen.

Hintergrund der ganzen Überlegung:
Ohne freie Medien gibt es keine freie demokratische Gesellschaft

Meines Erachtens ist daran nicht Schlechtes zu finden. Es sei denn man folgt in seinen Argumenten ungeprüft den Argumenten des Chefredakteurs einer reinen Online-Zeitung, die durch solche Projekte Konkurrenz fürchtet…

Gruß,
Sax

Klasse Beleg für fehlende Medienkompetenz
Das, was der Herr Redakteur dieses Artikels aus der Pressemeldung der SPD gemacht hat, ist ein echter Beleg für fehlende Medienkompetenz des Herrn Internetredakteurs und bestätigt genau das Ansinnen, was die SPD mit ihrer Presseerklärung verfolgt.

Es bestätigt auch, dass das Internet nun mal eine sehr gefährliche Entwicklung nach sich gezogen hat, nämlich informationen nur noch im Schnellstverfahren zu Ver- und weiterzubearbeiten.

Und daraus jetzt den Schluss zu ziehen, die SPD würde sagen, Internetnutzer gehörten therapiert, ist dann an Inkompetenz schon nicht mehr zu überbieten…

LG Petra

Lesen und Verstehen
Du liest also lawblog?
Was da behauptet wird ist absoluter Blödsinn, die SPD fordert das mit keinem Ton. Die sprechen erst von einem Patentrezept(für den Markt der Tageszeitungen) und um im Bild zu bleiben nachher von Therapiemöglichkeiten(auch für den Markt).

Naja, Hauptsache du bist genauso kritisch wenn deine Kameraden von der Piratenpartei mal wieder rechten Zeitungen Interviews geben.

Gruß

Du liest also lawblog?

Da steht es auch? Na umso besser.

Was da behauptet wird ist absoluter Blödsinn, die SPD fordert
das mit keinem Ton. Die sprechen erst von einem
Patentrezept(für den Markt der Tageszeitungen) und um im Bild
zu bleiben nachher von Therapiemöglichkeiten(auch für den
Markt).

Sie sprechen davon, dass die „Qualitätsmedien“ untersützt werden sollen, wozu sie Printmedien und Fernsehen zählen, das Informationen über das Internet hingegen stellen sie als qualitativ minderwertig, fragwürdig und zu guter letzt die Nutzung dieses Mediums gerade junger Leute als therapiebedürftig dar.

Klar. Qualitätsmedien wie „Bild“, „Stern“, „Das Goldene Blatt“, „Brigitte“, etc. sind natürlich vieeeel seriöser als z.B. Bildblog, Netzzeitung, Telepolis, etc.

Hauptsache die SPD ist genauso merkbefreit, wenn sie sich von den Bankenlobbyisten, der Pharmaindustrie oder der Rüstungslobby einseifen lässt.

Meiner Meinug nach geht es der SPD (und anderen etablierten Parteien) auch nicht so sehr um „Medienkompetenz“ wie sie gerne vorschieben, sondern eher um Kontrolle über die Nachrichtenkanäle, die ihnen ja zunehmend entgleitet. Zig tausende Blogger oder Twittervögel sind erheblich schwieriger zu kontrollieren, als die „dpa-Verteiler“ bei den Printmedien. Vom Fernsehen mal ganz zu schweigen.

Gruß

Fritze

Hallo,

Hintergrund der ganzen Überlegung:
Ohne freie Medien gibt es keine freie demokratische
Gesellschaft

Genau. Und freie Medien sind die, die sich notfalls kontrollieren und gleichschalten lassen, und nicht dieses – pfui bäh – Internet mit den ekligen Bürgern, die Journalisten spielen.

Wo kämen wir da hin, wenn eines Tages das Musterbeispiel für unabhängigen Qualitätsjournalismus, Bild, ihren Dienst einstellen müsste? Die Auflage ist ja schonmal ordentlich rückläufig (um 30% seit 1998)

http://www.bildblog.de/auflage.php

Und das, obwohl man dieses Käseblatt immer wieder gratis in der Mensa verteilt.

Gruß

Fritze

Hallo,

Und daraus jetzt den Schluss zu ziehen, die SPD würde sagen,
Internetnutzer gehörten therapiert, ist dann an Inkompetenz
schon nicht mehr zu überbieten…

Ich finde, die Inkompetenz liegt ganz bei der Medienkommission der SPD. Ich zitiere mal das Original:

„Vor allem Jüngere verzichten immer häufiger auf die Nutzung der Tageszeitung. […] Auf die Frage, auf welches Medium Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren am wenigsten verzichten können, hat das Internet das Fernsehen mit 29 Prozent zu 16 Prozent deutlich hinter sich gelassen. Das Schlusslicht bilden die Tageszeitungen. Lediglich drei Prozent der Jugendlichen erklären die Tageszeitung zum Favoriten. […] Wie lässt sich dieser Trend stoppen, wenn er sich schon nicht umkehren lässt? Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber deshalb sollte nicht auf alle Therapiemöglichkeiten verzichtet werden.“

Der Zusammenhang „Jugendliche lesen keine Zeitung … Therapie muss her“ ist nicht an den Haaren herbeigezogen.

Das kann man eher über die These sagen, Printmedien seien freier, als online Medien.

Gruß

Fritze

Sie sprechen davon, dass die „Qualitätsmedien“ untersützt
werden sollen, wozu sie Printmedien und Fernsehen zählen, das
Informationen über das Internet hingegen stellen sie als
qualitativ minderwertig, fragwürdig und zu guter letzt die
Nutzung dieses Mediums gerade junger Leute als
therapiebedürftig dar.

Klar. Qualitätsmedien wie „Bild“, „Stern“, „Das Goldene
Blatt“, „Brigitte“, etc. sind natürlich vieeeel seriöser als
z.B. Bildblog, Netzzeitung, Telepolis, etc.

Naja, eigentlich reden die von regionalen Tageszeitungen. Diese kann man auch via Internet abonnieren und lesen. Wie die Zeitung zum Verbraucher kommt, darüber steht da nichts.
Klar, als jemand der Die Zeit und ca. 20 Blogs liest fühl ich mich schon etwas angepisst. Aber eher weil die alte Tante SPD hier mal wieder alte Strukturen retten will. Lokalredaktionen als Hüter der Demokratie zu sehen ist der eigentliche Witz. Mehr als Bürgermeistern den Bauch kitzeln und über Karnikelzüchervereine berichten machen die eh nicht.

Hauptsache die SPD ist genauso merkbefreit, wenn sie sich von
den Bankenlobbyisten, der Pharmaindustrie oder der
Rüstungslobby einseifen lässt.

Ich seh den Antrag ja eher als Versuch Stimmen bei den verunsicherten Copy & Paste Qualitätsjournalisten zu bekommen. Und wenn da was direkt gegen das Web(oder besser Google, Perlentaucher etc.) drin steht, dann ist es „die Einführung eines Leistungsschutzrechtes für Verlage, damit kostspielig erstellte Inhalte nicht beliebig kostenlos kommerziell verwertet werden können.“.

Gruß

Der Zusammenhang „Jugendliche lesen keine Zeitung … Therapie
muss her“ ist nicht an den Haaren herbeigezogen.

Doch, ist er - sogar nach den von dir zitierten Passagen. Aber das zu merken, verlangt eine gewisse Sprach- / Medienkompetenz…

LG Petra

Hintergrund der ganzen Überlegung:
Ohne freie Medien gibt es keine freie demokratische
Gesellschaft

Meines Erachtens ist daran nicht Schlechtes zu finden. Es sei
denn man folgt in seinen Argumenten ungeprüft den Argumenten
des Chefredakteurs einer reinen Online-Zeitung, die durch
solche Projekte Konkurrenz fürchtet…

gibts was (noch) freieres als das Internet?

Nick

Servus,

Deine Argumente würden evtl. einen Sinn machen, wenn jemand das Internet abschaffen wollte, dies ist aber nicht der Fall.

Außerdem sollte man nicht glauben, dass das „ach so freie“ Internet völlig unpolitisch oder unbeeinflusst wäre.

Es erfordert vor allem - noch viel mehr als andere Medien - die Kompetenz einzuschätzen welche Nachrichten sinnvoll sind und welche nicht…

Gruß,
Sax

Servus,

ja und?

Dieser Einwurf würde Sinn machen, wenn jemand das Internet abschafen würde.

Wer jedenfalls glaubt, das Internet sei freier als andere Medien, hat nichts verstanden.

Was z.B. Nachrichten anbelangt ist es vor allem schlechter nachvollziehbar woher die Information stammt.

Da ist schnell mal ein unbegründetes Gerücht gestreut oder eine Verschwörungstheorie verbreitet oder einfach nur die eigene persönliche politische Meinung zur Mehrheitsmeinung erhoben.

Klar ist z.B. BILD ein gutes Beispiel dafür, wie schon in herkömmlichen Medien journalistische Standards mit Füßen getreten werden. Allerdings finde ich Dir hunderte Blogs etc. die sich ähnlich unsachlich, plakativ, populistisch und schlecht recherchiert zeigen.

Gruß,
Sax

Hallo,

Deine Argumente würden evtl. einen Sinn machen, wenn jemand
das Internet abschaffen wollte, dies ist aber nicht der Fall.

Hmm. Also man möchte gerne die (gleichschaltbaren) Printmedien stärken, um zu erreichen, dass die Jugendlichen bei der nächsten Umfrage zu mehr als 3% ihre Informationen aus toten Bäumen beziehen.

Klarerweise soll das zu Lasten des Internet gehen. Man muss es ja nicht gleich abschaffen wollen. Davon war auch überhaupt nicht die Rede.

Dass man Qualität natürlich auch im Internet erreichen könnte, ist den Experten der SPD als Internetausdrucker natürlich vollkommen fremd. Außerdem ist es im Internet so viel einfacher, zu recherchieren, ob die vorgetragene „Information“ (selbst der Spiegel recherchiert nicht mehr, sondern schreibt häufig aus der Wikipedia ab) auch den Tatsachen entspricht, oder nicht.

Das schließt nicht aus, dass man dabei auch auf klassische Medien zurückgreift, aber das Netz ist einfach erheblich schneller und leichter zugänglich. Selbst viele Großstädte haben nur eine bessere Keksdose als Entschuldigung für eine Bibliothek.

Von den dort verfügbaren Tageszeitungen als „Qualitätsmedien“ zu sprechen, halte ich ebenfalls mindestens für gewagt.

Gruß

Fritze

Hallo,

Klar ist z.B. BILD ein gutes Beispiel dafür, wie schon in
herkömmlichen Medien journalistische Standards mit Füßen
getreten werden. Allerdings finde ich Dir hunderte Blogs etc.
die sich ähnlich unsachlich, plakativ, populistisch und
schlecht recherchiert zeigen.

Mir würde schon reichen, wenn Du mir mehr als eine Handvoll Zeitungen präsentieren könntest, bei denen das anders ist. Und seit wann kann man nachvollziehen, woher die Zeitungen ihre Informationen haben? Nur, weil sie einen Presseverteiler wie dpa zitieren? Die blasen doch oft genug auch nur raus, was sie kurz vorher bei Bild Online gelesen haben.

Gruß

Fritze

Servus,

irgendwie siehst Du die Internet-Zeitungen zu positiv und die Print-Medien sehr negativ.

Immerhin ist in Deutschland die politische Landschaft der Print-Medien äußerst divers (Vergleiche z.B. mal TAZ, Frankfurter Rundschau, FAZ, Süddeutsche und die Welt miteinander).

Allerdings nur so lange es diesen Zeitungen einigermaßen gut geht. Um so weniger Zeitungen allerdings überleben, um so mehr hat man eine „Mono-Kultur“, die sich dann wirklich „gleichschalten“ lässt.

Die Internet-Zeitungen hingegen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen:

  1. die Online-„Anhängsel“ herkömmlicher Print-Medien, die die gleichen Vor- und Nachteile wie normale Zeitungen haben
  2. „freie“ Online-Zeitungen und Blogs etc., die allerdings ganz unterschiedlicher Qualität sind. Hintergrund ist, dass es auch für Laien viel leichter ist im Internet zu „publizieren“. Somit also weder journalistische Fähigkeiten, noch ausgiebige Recherche, noch politische Neutralität notwendig sind, um „Nachrichten“ zu gestalten. Natürlich gibt es auch welche die wirklich gut sind, aber in meiner Erfahrung kommen auf einen guten 10 schlechte.

Jedenfalls sind auch diese Nachrichten sowohl vom Staat beeinflussbar und kontrollierbar (siehe China), als auch noch stärker durch persönliche Meinungen eingefärbt. Häufig sitzen Internet-Nachrichten dabei sogar leichter „Enten“ auf als „echte“ Medien, da sich Laien mitunter noch leichter an der Nase herumführen lassen.

Gruß,
Sax

Servus,

Mir würde schon reichen, wenn Du mir mehr als eine Handvoll
Zeitungen präsentieren könntest, bei denen das anders ist. Und
seit wann kann man nachvollziehen, woher die Zeitungen ihre
Informationen haben? Nur, weil sie einen Presseverteiler wie
dpa zitieren? Die blasen doch oft genug auch nur raus, was sie
kurz vorher bei Bild Online gelesen haben.

Süddeutsche
Zeit
Frankfurter Rundschau
FAZ
NZZ
taz
die Welt

Sowie zahlreiche regionale Zeitungen, die gut recherchiert sind (z.B. Berliner Zeitung).

Gruß,
Sax