Liebe Inka,
danke für deine Antwort. Jetzt weiß ich auf jeden Fall, dass ich definitiv keinen Brief schreiben werde…
Das ist nicht so negativ gemeint, wie es vielleicht klingt. Im Gegenteil. Durch diesen Vorschlag von dir, ist mir nochmal klarer geworden, welcher Umgang damit mir wichtig ist.
Ich möchte da am liebsten gar kein großes Thema draus machen (dafür mach ich es hier
). Ich möchte eigentlich, dass das als etwas ganz normales rüberkommt, um das man kein großes Aufhebens machen muss. Am liebsten wäre mir, wenn es sich einfach ganz nebenbei im Gespräch ergeben würde, weil jemand fragt, was ich mir eigentlich zu Weihnachten wünsche. Und es mir dann gelingt, das so zu formulieren, dass es wie jeder andere Weihnachtswunsch auch ankommt. So dass die Reaktion darauf einfach lautet: Ah ja, schöne Idee, machen wir. Oder so… Ein extra Brief deswegen, hebt das Ganze ja nochmal viel mehr heraus.
Ich finde das ein tolles Anliegen, und wenn es dir wichtig
ist, wäre es ja schade, wenn es dann am nicht-trauen
scheitert, oder?
Da hast du Recht!
Letztlich kann und soll jeder
seine eigenen Entscheidungen treffen und ist auch dafür
verantwortlich. Wenn jemand also dann dieses Jahr mehr gibt,
weil es vielleicht doch noch eine Kleinigkeit für dich sein
soll - ist doch in Ordnung! Ist ja dann seine Entscheidung.
Das stimmt ja eigentlich. Ich fühl mich trotzdem irgendwie unbehaglich dabei.
Ich weiß nicht, ob das Gedanken sind, die zu dir passen, aber
ich wollte dich einfach trotzdem gern ermutigen, deinen Wunsch
zu Weihnachten anderen bewusst zuzumuten. Und auch wenn das
jetzt pathetisch klingt, aber warum sollte man denn nicht mit
gutem Beispiel voran gehen dürfen? Klar erhöht das die Gefahr
anzuecken, aber wenn man sich selbst über seine Motive und das
Ziel im Klaren ist, dann ist das Anecken halb so schlimm -
finde ich! Letztlich musst du natürlich selber schauen, wie du
dich wohl fühlst.
Ich glaub, da hast du mich erwischt. Das Nicht-anecken-Wollen, spielt da bei mir sicher eine ganz große Rolle. Oder genauer gesagt ein Zwiespalt aus unbedingt anecken und provozieren Wollen und auf keinen Fall größere Aufmerksamkeit erregen.
Vielleicht ist es sogar so, dass irgendwo in mir doch der Anspruch oder die Hoffnung steckt, andere auch dazu zu bewegen, ich das aber andererseits nicht zulassen will.
Vielleicht hätte doch das Psychologie-Brett gepasst…
Übrigens: wenn du deine Gedanken in deinem Freundeskreis offen
kommunizierst, gibt es ja auch durchaus die Chance, dass sich
andere dir anschließen, und ihr ein gegenseitiges
kein-Geschenke-Agreement findet. Meine Schwester und mein
Schwager haben mal, statt sich zu Weihnachten gegenseitig zu
beschenken, gemeinsam eine Familie beschenkt, die selber wenig
hatte. Da musste ja auch irgendwer den ersten Schritt gehen
und die Idee mal äußern.
Ich hab jetzt eine Weile drüber nachgedacht, wie es wäre, wenn ich das überhaupt nicht so als Weihnachtswunsch äußere, sondern eher wie einen allgemeinen Aufruf/Vorschlag handhabe. Ich könnte einfach sagen: Was haltet ihr davon, wenn wir uns heuer nichts zu Weihnachten schenken, sondern für die Opfer auf den Philippinen spenden. Ich glaube, dass mir auch das leichter fallen würde, als einfach zu sagen: Bitte schenkt mir nichts, spendet lieber. Obwohl das ja auch so ein moralischer Aufruf ist. Aber es wäre eben eher ein Vorschlag, für den dann eine Entscheidung gemeinsam getroffen wird und nicht schon von mir entschieden wurde, was ich tue.
Andererseits denke ich, dass ich diese Entscheidung nicht einfach auf ein Kollektiv abwälzen sollte. Irgendwie ist es mir doch wichtig, das einfach für mich zu entscheiden.
Außerdem fände ich es auch irgendwie komisch, die anderen haben keinen solchen Bezug zu den Philippinen, wie ich. Da passt das irgendwie nicht so, wenn wir da so eine gemeinsame Aktion machen würden.
Ich glaube, ich werde als erstes meinen Freund damit konfrontieren. Nur dass ich den leider erst in einer Woche wiedersehe und sich dann wahrscheinlich auch keine Gelegenheit ergibt, dieses Thema anzusprechen…
Aber bei ihm kann ich eben auch ansprechen, dass ich mir noch gar nicht ganz sicher bin, wie und was ich da machen soll. Und ich bin sicher, dass er mir da gut helfen kann, eine Entscheidung zu treffen.
Auf der anderen Seite finde ich es grade bei ihm schwierig, wenn ich ihm sage, dass ich kein Geschenk von ihm möchte. Und ich glaube, das liegt daran, dass ich von ihm als einzigem tatsächlich daraufhin erwarten würde, dass er dann sagt, dass wir gemeinsam spenden und er sich auch nichts von mir wünscht. Ich könnte nicht damit umgehen, wenn ich ihm was schenke und er hat „nur“ gespendet. Schon irgendwie blöd oder? Aber das gute ist, dass ich zuversichtlich bin, sogar diesen Zwiespalt mit ihm besprechen zu können.
Danke dir nochmal, für deine Antwort. Das hat mich auf jeden Fall wieder ein Stück weiter gebracht.
Gruß
M.