Ich hoffe jemand aus diesem Kreis hat den Artikel im Spiegel über die Reform-Notenschrift des Herrn Beyreuther gelesen. Ich fange gerade an Saxophon zu spielen und ärgere mich über die viel zu komplizierte herkömmliche Notation.
Wer weiß mehr über die Reform-Notenschrift?
Wer kennt ein Konzept wie man das „alte System“ begreifen kann?
Was ist denn an der herkömmlichen Notation so kompliziert???
Alexander
Unnötig finde ich daran das hin- und her. Als Beispiel brachte der Mann in Spiegel: „Als ob am Anfang in einem Buch stünde: Alle e sind durch f zu ersetzen“
Es gibt 12 Töne und warum muß man (wenn es doch pysikalisch die gleichen Töne sind) so viele Methoden haben sie aufzuschreiben?
Naja, wie Du meinst…
Ich finde die aktuelle Notation eigentlich ganz in Ordnung und eine Reform absolut überflüssig!
Alexander
Es gibt 12 Töne und warum muß man (wenn
es doch pysikalisch die gleichen Töne
sind) so viele Methoden haben sie
aufzuschreiben?
Es gibt wohl Gründe dafür, die ich Dir aber leider nicht erklären kann, weil`s da richtig ins Eingemachte geht. Ich hab ähnliche Fragen auch mal gestellt. Die Antworten hatten u.a. etwas mit der „enharmonischen Verwechslung“ zu tun…und mit noch tausend anderen Dingen mehr…die mir auch zu hoch waren.
Martin
Warum unsere Notation sinnvoll ist!
Unnötig finde ich daran das hin- und her.
Als Beispiel brachte der Mann in Spiegel:
„Als ob am Anfang in einem Buch stünde:
Alle e sind durch f zu ersetzen“
Das ist ein netter Satz, aber völlig falsch! Es müsste heißen: jeder Vokal wird so lang gesprochen wie der Buchstabe dahinter anzeigt. (i ist kürzer als ih oder ie…)
Es gibt 12 Töne und warum muß man (wenn
es doch pysikalisch die gleichen Töne
sind) so viele Methoden haben sie
aufzuschreiben?
Es sind nicht physikalisch die gleichen Töne! Mach mal ein Experiment: spiele auf dem Klavier H und fis und singe dis. Atme nach, schlage erneut an, bis du dich mit dem Klavier auf diesen H-Dur Akkord eingeschwungen hast. So. Jetzt singe weiter das dis, lass es genauso schön schwingen wie zusammen mit dem H und fis, schlage aber plötzlich c und g an (während du singst!!!). Wenn du mir jetzt erzählen willst, dass nix mit dem Ton passiert ist, dann singst du entweder sauschlecht oder hast keine Ohren (sorry, nicht bös’ gemeint). OK, es ist nicht so superleicht zu hören, aber fühlen kann man es sehr deutlich.
Was ist passiert?
Durch den Drang unserer Ohren alle Klänge möglichst stark zu verschmelzen werden deine Stimmbänder so gestellt, dass das H und dein dis das einfache Schwingungsverhältnis 4:5 haben (also schwingen deine Stimmbänder 5/4 mal so schnell wie die Klavier-H-Saite). Unser Hör-Sing-Organismus ist konditioniert sich so einzustellen. Spielst du aber c und g und singst weiter dis, dann wird dein Ohr deine Stimmbänder zum c in Beziehung bringen, und 6/5 mal so schnell wie das c schwingen. Wenn du bei beiden Akkorden genau denselben Ton singen willst, so müsste das Schwingungsverhältnis c:h 25:24 sein.
(h=4 dis=5 => h=24 dis=30
c=5 es=6 => c=25 es=30)
Also müsst c 1,04 mal schneller schwingen als das h. Tut es aber nicht, denn die temperierte Stimmung (nach der unsere Klaviere… gestimmt sind) teilt die Oktave (Schwingungsverhältnis 1:2 (supereinfach!!)) in zwölf (12) gleiche Teile auf, so dass auf jeden Halbton das Verhältnis „12te Wurzel aus 2“ entfällt. (Diese Zahl zwölf mal mit sich selbst mal genommen (hoch zwölf) ergibt nämlich wieder 2 (die Oktave)) „12te Wurzel aus 2“ ist allerdings gleich 1,06.
Das dazu, dass dis und es nicht physikalisch die gleichen Töne sind. Die Tatsache, dass am Klavier dieselbe Taste für sie verwendet wird (weil die Töne ziemlich ähnlich sind und unser Ohr sich so einiges zurechthört (kein Scherz!!)) verleitet zu der Annahme, die Töne seien gleich - FALSCH!
Kommen wir zur Obertonreihe:
Alles was wir so als Ton bezeichnen würden (eine periodische Schallwelle) besteht zumeist aus ziemlich vielen unterschiedlichen (Teil)Tönen. Diese Teiltöne haben die 2-, 3-, 4-, 5- …n-fache Frequenz des Grundtones. Diese Teiltöne machen die Klangfarbe eines Tones aus. (Exkurs: deshalb klingt „dasselbe“ a auf einer Flöte anders als auf einer Geige als auf einer Trompete… - die Grundfrequenz ist dieselbe, vielleicht sogar gleich laut, aber die Teil- oder Obertöne sind unterschiedlich hervorgehoben. Bei der Klarinette z.B. ist der 3., 5., 7. … Teilton besonders stark, während eine Flöte kaum Obertöne hat (aber dafür alle
)
In unserer Kultur hat sich ein Hörverhalten entwickelt (über Jahrhunderte), die auf den einfachen Schwingungsverhältnissen der Obertonreihe basiert. Entsprechend die Notation: von einem Ton bis zu seiner Oktave braucht man 7 Schritte. (in anderen Kulturen gibt es ganz andere Unterteilungen, die Oktave ist allerdings überall vorhanden) Also: wenn man „ganz normal geht“ kommt man ohne Vorzeichen in sieben Schritten zur doppelten Frequenz des Ausgangstones. Damit war man irgendwann nicht mehr zufrieden, also ging man zwischen den Schritten auf Entdeckungstour, was allerdings genauso von Statten ging wie eine Feld/Wald/Wiesen-Entdeckungstour: Man behält den Ausgangspunkt im Visier. (ich bin nach dem 3. Baum rechts abgebogen und dann am 7. Farn nach links - als Beispiel) So ist in C-Dur ein anderer Weg zum G gefunden worden als über das F, nämlich über das Fis. Das ist deshalb kein Ges, weil es zum G hingeht und eigentlich ein F war, was halt nur verändert wurde.
Also: Unsere traditionelle Notation drückt TENDENZEN aus (wo kommt etwas her, wo geht es hin - daran muss sich die Musik nicht immer halten, aber das Gefühl dieser Tendenzen ist nicht wegzuleugnen in unserer Kultur), und ist deshalb für eine tendenzenreiche Musik (Dur-Moll-tonal, also alles von Barock bis Romantik, Jazz, Rock, Pop…) eine ideale Notation.
Für andere Musik ist andere Notation möglicherweise sinnvoll und auch schon jahrelang erprobt (Neue Musik seit den 40er Jahren - graphische Notation u.ä.). Die traditionelle Notation zu ändern wäre so als wollte man in Westeuropa und Nordamerika das Kyrillische als Schrift einführen weil man meint, dies würde der Sprache eher gerecht. Selbst wenn dies für einige Fälle tatsächlich zutrifft: Welch hinrissige Idee! Da benutze man doch für diese Spezialfälle eher Russisch!
Ich hoffe ein wenig Klarheit gebracht zu haben. Für Fragen bin ich übrigens immer offen.
Grüße von Axel