Spiele und Aggression

Wer kann mir etwas dazu sagen, oder wer weiß, wo ich etwas darüber finde? Aggression meine ich hier nicht unbedingt als aggressives Verhalten der Spieler, sondern als Teil des Spieles, als zB Rauswerfen bei Mensch ärgere Dich Nicht, Rohstoffe klauen bei Siedler usw. Hier sind mal einige Stichpunkte:

  • Warum sind solche Momente im Spiel enthalten? Was macht so Spaß daran?
  • Sind Spiele, die so etwas nicht enthalten, automatisch langweiliger?
  • Wird die Aggression auch auf den Spieler übertragen? Inwiefern?
  • Wie entwickelt sich überhaupt Aggression?
  • Finden Kinder aggressive oder nicht-aggressive Spiele besser?
  • Spiele in der Antike. Waren diese auch mit einem aggressiven Moment?
  • Aggression in Computerspielen
  • Kann man diese Aggressionen vergleichen?

usw. usw. :smile:

Hallo!
Ich bin da nun kein Experte, aber ich denke, das es in den meisten Spielen um eine (wenn auch spielerisches) Kräftemessen geht. Ob man das nun Aggression nennen muss, weiß ich nicht, vielleicht geht Deine Frage auch noch weiter.
Was sind denn für Dich spiele ohne Agrression? Also, ich kenne „Maskenball der Käfer“, das Kinderspiel des Jahres 2002, welches kooperativ ist, also alle Spieler spielen zusammen mit dem gleichen Ziel, meist Du sowas?

Weitere Meinungen zu Deiner Frage bekommst Du garantiert, wenn Du Deine Frage mal im Forum der Spielbox stellst:
http://www.spielbox-online.de/

Vielleicht findest Du ja auch hier etwas:
http://www.boardgamesstudies.org/

Viele Grüße

Tim
http://www.michas-spielmitir.de

Hallo!
Wie ich gesehen habe, hast Du im Forum von Spielbox ja zahlreiche Antworten erhalten.
Als ich gerade bei Google etwas gesucht habe, bin ich durch Zufall auf eine Seite gestoßen, bei der ich gleich an Dich denken mußte:
http://www.medienpaedagogik-online.de/cs/7/00544/
Geht wohl hauptsächlich um Video-Spiele, aber vielleicht ist ja was für Dich dabei!

Würd mich über eine Rückmeldung freuen!

Viele Grüße

Tim
http://www.michas-spielmitmir.de

Hallo, Verena,
Das ist ein interessanter Fragenkatalog. Ich bin auch ein eher friedlicher Mensch und habe mein Aggressionspotential gut unter Kontrolle. Dennoch liebe ich Spiele, und nicht immer geht es da ohne Kampf ab.
Aber zu Deinen konkreten Fragen:

  • Warum sind solche Momente im Spiel enthalten? Was macht so
    Spaß daran?

Spiele stellen, wenn sie überhaupt einen Sinn haben sollen, zumindest teilweise Aspekte des realen Lebens nach. Allerdings findet das Spiel in einer „geschützten Umgebung“ quasi als „Laborversuch“ statt. Im Spiel kann man Verhaltensweisen üben, die im realen Leben gefährlich oder unakzeptabel wären. Beispiel: Wie gehe ich mit Schadenfreude um? Wie kann ich mich gegen unfaire Angriffe wehren? Welche Strategie wendet jemand an, der aggressiv handelt? Wie kann ich das abwehren?

  • Sind Spiele, die so etwas nicht enthalten, automatisch
    langweiliger?

Eindeutig ja. Und sie haben nicht das Lernpotential. Friede, Freude, Eierkuchen ist einfach unrealistisch.

  • Wird die Aggression auch auf den Spieler übertragen?

J-ein. Wie oben bereits gesagt, werden dadurch Verhaltensweisen geübt. Aggression und ihre Abwehr und/oder Unterdrückung sind natürliche Verhaltensweisen. An der Art des Spieles aber liegt es, zu zeigen, dass Aggression nicht das beste oder einzige Mittel ist, das Ziel zu erreichen.

Inwiefern?

Wie im Leben auch - durch Beispiel, Erfolgs- oder Mißerfolgserlebnisse.

  • Wie entwickelt sich überhaupt Aggression?

Aggression ist ein (notwendiger) Bestandteil des menschlichen Verhaltensrepertoires. Sobald ein Mensch sich mit einem anderen Lebensraum und Ressourcen teilen muß, muß er dem anderen etwas wegnehmen. Aber dazu fragst Du wohl besser einen Psychologen.

  • Finden Kinder aggressive oder nicht-aggressive Spiele
    besser?

Kinder finden Spiele am besten, in denen sie nützliche Verhaltensweisen für das reale Leben am Besten lernen, Die ihnen zeigen, wie sie die Aufgaben, die sich ihnen stellen am erfolgreichsten bewältigen können.

  • Spiele in der Antike. Waren diese auch mit einem aggressiven
    Moment?

Natürlich, Faustkampf z.B. war bereits bei den olypischen Spielen der ollen Griechen eine der Disziplinen.

  • Aggression in Computerspielen

Hier gilt das Gleiche, was auch für „Mensch Ärgere Dich nicht“ gilt. Nur das Medium ist ein anderes. Der größte Unterschied ist aber, dass hier der Spieler nie endgültig verlieren kann. Das ist gleichzeitig die größte Gefahr. Im realen Leben gibt es keinen „Zurück“ Button, mit dem sich Fehler ungeschehen machen lassen.

  • Kann man diese Aggressionen vergleichen?

Natürlich. Die Aggressionen schon, aber die Reaktionen darauf hängen sehr stark davon ab, wie gut oder (pädagogisch) schlecht das Spiel gestaltet ist. Ein realer wie Gegner in den herkömmlichen Spielen ist auf jeden Fall wichtig, um die eigenen Aktionen und Reaktionen sinnvoll beurteilen zu können.

Grüße Eckard.

Was das Thema „Aggression“ als solches angeht, postest du besser im Psychologie- oder im Eltern-Kinder-Brett.

Was Spiele angeht sind es einfach unterschiedliche Spielprinzipien. Es gibt kooperative Spiele (Zusammenarbeiten ist wichtig, die Gruppe muss das Ziel erreichen) und dann gibt es kompetative Spiele. Das sind Spiele, in denen jeder einzelne Spieler für sich versucht, das Spiel zu gewinnen.

In kompetativen Spielen gibt es nun solche, in denen man „neben einanderher“ spielt (Gewinner ist, wer am Ende am meisten Punkte hat oder zuerst das Ziel ereicht, den Mörder identifizieren kann, etc.) und es gibt solche, in denen man zusätzlich auch den Fortschritt des Gegners behindert (rauswerfen, ressourcen klauen, etc.).
Eine Sonderform ist das Spiel, dessen ausdrückliches Ziel es ist, den Gegener zu vernichten (Schach, Mühle).

Das Ganze in den Kontext „Agression“ zu setzen halte ich für etwas gewagt. Im Prinzip geht es hier um einen Wettkamp (wie auch im Sport), bei der Glück, Geschick und evt. Intelligenz gegeneinander antreten. Und selbstverständlich ist die Herausforderung größer (Spielspaß größer) wenn ich mich nicht nur gegen die Regeln des Spiels behaupte, sondern wenn ich mich dabei direkt auch gegen einen Mitspieler behaupte.

Weil viele Kinder mit dem „Verlieren“ nicht so leicht zurecht kommen wie Erwachsene (und auch denen fällt es nicht immer leicht!), haben viele Kinder abhängig von ihrem Alter größeren Spaß an kooperativen Spielen - oder solchen, bei denen sie zu ihrem Vorteil mogeln dürfen oder wissen, dass sie gewinnen werden.

Eine Zeitlang waren „kooperative“ Spiele auf dem Markt sehr angesagt (ebenso wie sehr kurze, sehr einfache Spiele mit wenig Regeln), das sind immer mal Phasen, in die politische, pädagogische und psychologische Trends einfließen. Augenblicklick ist der Trend wieder bei sehr komplexen Spielen mit umfangreichen Anleitungen, die auch 1 oder 2 Stunden andauern können.

Interessanterweise gibt es ausserhalb von Deutschland (wir sind nicht die spielfreudigste Nation!) Firmen, die seit 20 Jahren und länger ausschließlich hochkomplexe Simulationsspiele herausbringen und immer erfolgreich waren, und andere stets mit einfachen Plastikspielen erfolgreich waren. In Deutschland sind wir da auf dem Spielemarkt sehr viel schwankender.