Das Kind von Freunden konnte mit 3 Jahren noch nicht richtig artikuliert sprechen. Es wurde an den Ohren operiert, um eine Hörschädigung auszuschalten. Das durch den Hörschaden vermutete, sprachliche Defizit konnte jedoch auch nach fast einem Jahr trotz logopadischer Behandlung nicht ausgeglichen werden. Der Vater des Kindes hat einen gleichgelagerten Sprachfehler, der sprachliches Verstehen nur schwer möglich macht. Könnte der Sprachfehler des Kindes erblich bedingt sein?
Hallo Logos,
im ersten Moment denkt man natürlich an die Hörschädigung und man muss sagen, wenn das Kind drei Jahre nicht korrekt hören konnte, ist es gewiss sprachlich verzögert. Jetzt kommt noch eine erbliche Komponente dazu, die ich persönlich schon als möglich halte. Doch was sagt den die Kollegin/der Kollege dazu? Interessant wäre auch zu wissen, welche Fortschritte das Kind im letzten Jahr gemacht hat. Ich hoffe meine Antwort konnte ein wenig weiterhelfen.
lg
Sascha
Hallo Sascha!
Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Ihre Kollegin therapiert und versetzt die Eltern in die Hoffnung, dass sich alles zum Besten wenden wird. Ich denke hingegen, dass nicht das Kind Fortschritte macht, sondern sein näheres Umfeld, indem es allmählich besser das Kind verstehen lernt. So sagt das nun 4 Jahre alte Kind immer noch nach wie vor zum Beispiel „mom“ statt komm, „it“ statt ich und „adaditt“ soll Piratenschiff heißen. Ich habe einen Arztbrief in Händen gehalten, in dem durch einen Fachterminus, nach dem ich im Internet googelte von einem erblichen Hintergrund die Rede war. Wird das Kind insofern - ähnlich wie sein Vater - nie richtig artikulieren lernen und eventuell nicht schulfähig sein?
lg
Lothar
Lieber Lothar,
aus der Ferne wäre es vermessen eine Einschätzung abzugeben. Doch den Eltern steht es ja frei zu einer anderen Kollegin zu gehen, wenn sie an der Kompetenz zweifeln. Ich würde versuchen das Kind in einem SPZ (Sozial Pädiatrisches Zentrum) weitergehend testen lassen, ob eventuell eine Sprachbehinderung zu Grunde liegt. Grundsätzlich ist jedoch zu sagen, dass offensichtlich für das Kind schon sehr viel getan wird. So ist es in Deutschland leider immer noch unüblich mit so jungen Kindern überhaupt Therapie zu machen. Eventuell könnten auch noch spezielle Therapie-Verfahren versucht werden. Ich bin kein „Zollinger-Therapeut“ doch halte ich von dem Therapiekonzept von Frau Barbara Zollinger persönlich sehr viel. Vielleicht gibt es eine Praxis in der Nähe, die dieses Konzept anbietet. Dies soll in keinem Fall eine Wertung der jetzigen Therapie oder der Therapeutin sein!!! Ich gehe davon aus, dass die Kollegin ihr bestmögliches gibt. Die Schulfähigkeit würde ich indes noch nicht anzweifeln. Sollte jedoch eine Sprachbehinderung vorliegen, gibt es auch dafür Schulen mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Der Besuch einer solchen Schule ist auch kein vergehen und macht einen Menschen nicht schlechter als andere, sondern im Gegenteil, sie fördert entsprechend die Defizite.
lg, Sascha
Hallo, welcher Art war denn die Hörschädigung? Hatte das Kind Polypen oder Ähnliches? Oder handelt es sich um eine zentral-auditive Wahrnehmungs - und Verarbeitungsstörung? Es ist klar, daß ein Kind, das die Laute nur schwer hören kann diese auch nicht richtig artikuliert. Um welche Laute handelt es sich denn bei dem dreijährigen Kind?
In der Regel würde ich abhängig von der ärztlichen Diagnose am Ausbau des phonologischen Systems arbeiten oder ein gezieltes Hörtraining bei zentral auditiver Störung anbieten. En Kind mit drei Jahren muss z.B. Die Zischlaute noch nicht richtig artikulieren können und auch Konsonantenverbindungen nicht. Für weitere Auskunft brauche ich mehr Informationen . Bis dahin LG von Claudia
Lieber Sascha!
Danke für Ihre Mühe. Ich stimme insbesondere mit Ihnen überein, dass der Besuch einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Sprache kein Vergehen ist und den Menschen nicht schlechter macht. Leider sehen das jedoch nicht alle Menschen so. In unserer auf Funktionalität und Perfektionismus statt auf Vollkommenheit ausgerichteten Gesellschaft ist jedes „Anderssein“ trotz eines Individualisierungsstrebens, das sich deutlich in der Gesellschaft abzeichnet, ein Grund dafür, einen vermeintlich von dieser Art der Abweichung vom Kollektiv Betroffenen an den gesellschaftlichen Rand zu drängen.
Auf Mitgefühl und Nachsicht dürfen wir wohl in unserer Leistungsgesellschaft nicht (mehr) hoffen.
Die Furcht um die Zukunft des Kindes, die ich mit den Eltern teile, ist - so meine ich - berechtigt.
Vielen Dank für den Tipp, den ich gern weitergeben werde.
lg, Lothar
Hallo!
Zur genaueren Abklärung der geschilderten Symptomatik und dessen Möglichen Ursachen, biete ich Ihnen die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs! Hierzu erreichen Sie mich während meiner Sprechzeiten, Mo.-Fr., in der Zeit von 14°°-18°°, unter Tel.-Nr. 0175/7990803! Rückruf mögl.!
Mfg
Stefan Schulz
Neuropsychologe (Dipl.)
-Sozialpsychiatrischer Dienst-
Kurzum : Ja
aber : das Kind spricht das was es hört. So kann es auch den Sprachfehler des Vaters annehmen, was aber i.d.R korrigierbar ist.
Hallo Logos,
bedingt durch meinen Umzug hatte ich 7 Wochen kein IN und kein Telefon.
Nun ist es sicher zu spät für eine Antwort auf Ihre Nachfrage. Das tut mir leid, in Zukunft klappt es wieder besser.
Alle guten Wünsche für die Entwicklung des Kindes Ihrer Freunde.
Mit freundlichen Grüßen
Edelgard Schotten