Sprachstil: 'welche' statt 'der', 'die' oder 'das'

Guten Tag,

Immer wieder stoße ich in der geschäftlichen Korrespondenz auf den Gebrauch von „welche“ oder „welches“ oder „welcher“ als Einleitung von Attributsätzen, wo nach meinem Gefühl ein „der“, ein „die“ oder ein „das“ die Arbeit besser erledigen würde.

Beispiel: „Ein Computer, welcher die Berechnung durchführt“, statt einfach nur: „Ein Computer, der die Berechnung durchführt“.

Ich kann leider nicht sprach-wissenschaftlich begründen, warum mich das „welche“ stört. Bin ich auf dem Holzweg oder gibt es womöglich einen sprach-stilistische Begründung für mein Unbehagen?

Danke!

Immer wieder stoße ich in der geschäftlichen Korrespondenz auf
den Gebrauch von „welche“ oder „welches“ oder „welcher“ als
Einleitung von Attributsätzen, wo nach meinem Gefühl ein
„der“, ein „die“ oder ein „das“ die Arbeit besser erledigen
würde.
Beispiel: „Ein Computer, welcher die Berechnung durchführt“,
Ich kann leider nicht sprach-wissenschaftlich begründen, warum
mich das „welche“ stört.

Hi!
Das muss dich nicht stören. Wenn, dann ist es subjektiv. Es handelt sich um zwei gleichwertige Formen des Relativpronomens, auch wenn „welcher …“ seltener gebraucht wird.
Ich verwende es, um das (für mein Gefühl) stotternde „der der / die die /das das“ am Anfang eines Relativsatzes zu vermeiden.
Gruß!
Hannes

Danke hannes! Das hat mir weitergeholfen! Da muss ich wohl etwas an meiner sprachlichen Toleranz arbeiten.

das und dass/daß
Hallo,
was Du ansprichst, wird sogar in der Faustregel als richtig geadelt: Wo man „das“ durch „welches“ ersetzen kann, wird kein ß bzw Doppel-s geschrieben. Erinnerst’ Dich?

pp

Hallo Sis

Ich finde «welche/r/s» klingt meistens altmodischer und gestelzter als «der/die/das».

Grüsse
Rolf

Hi,

Vielen Dank für Eure Gedanken.

Ich möchte noch etwas klar stellen: Mir geht es aber nicht primär um Rechtschreibung, sondern vielmehr um Stil. Anders formuliert: Ich glaube nicht, dass automatisch guter Stil ist, was die Rechtschreibung erlaubt.

Ich habe mich eben einem Deutschlehrer austauschen können und dadurch den Grund für meine Irritation gefunden. „Welche“ wird mehrfach verwendet: Neben der Rolle hier als als (1) Relativpronomen (lt. Universalwörterbuch Duden wird es so „seltener“ verwendet), wird es als (2) Interrogativpronomen (welche…?) und als (3) Infinitvpronomen (welche als Ersatz für ein vorher genanntes Substantiv) benutzt.

Interessanterweise geht es mir da genau umgekehrt wie Hannes. Ich empfinde das „Welche“ als stotternd, weil ich nach dem Komma kurz überlegen muss, ob der Satz als Relativsatz, als Fragesatz weitergeht oder ob ich da ein Substantiv beim Lesen „verschluckt“ habe. Mich irritiert das. Der Duden gibt ja auch an, dass „welche“ als Relativpronomen seltener verwendet wird; daher bin ich irritiert, weil ich es nicht gewohnt bin.

Gruß

hi,

Immer wieder stoße ich in der geschäftlichen Korrespondenz auf
den Gebrauch von „welche“ oder „welches“ oder „welcher“ als
Einleitung von Attributsätzen, wo nach meinem Gefühl ein
„der“, ein „die“ oder ein „das“ die Arbeit besser erledigen
würde.

  1. richtig ist beides.
  2. „welcher / welche / welches“ ist gespreizt, förmlich, amtsdeutsch; stilistisch meistens nicht so gut wie „der / die / das“
  3. ein argument für „welcher / welche / welches“ ist die vermeidung von doppelungen des relativpronomens mit einem (womöglichen gleichen) artikel: „die person, die die waschmaschine benützt hat, …“

m.

Hallo!

Ich habe mich eben einem Deutschlehrer austauschen können und
dadurch den Grund für meine Irritation gefunden. „Welche“ wird
mehrfach verwendet: Neben der Rolle hier als als (1)
Relativpronomen (lt. Universalwörterbuch Duden wird es so
„seltener“ verwendet), wird es als (2) Interrogativpronomen
(welche…?) und als (3) Infinitvpronomen (welche als Ersatz
für ein vorher genanntes Substantiv) benutzt.

Den Begriff „Infinitivpronomen“ hab ich noch nie gehört. Ich kann mir auch gerade kein Beispiel vorstellen, in welchem das Wort „welche“ anders als in (1) und (2) beschrieben eingesetzt wird.

Aber beim Wort „das“ ist es doch genauso schlimm: Es kann

(1) Artikel sein; sogar Nominativ oder Akkusativ („Das Kind trägt den Ball“; „die Mutter trägt das Kind“);

(2) Demonstrativpronomen sein („Das hab ich nicht gewusst“);

(3) Relativpronomen sein („ein Haus, das längst abgerissen ist“).

Es ist sogar möglich, alle drei „das“ hintereinander zu benutzen:

„Welches Auto? Etwa das, das das Kind da drüben grad kaputthaut?“

Noch ärger sieht’s in der gesprochenen Sprache aus, denn dort lässt sich „das“ nicht einmal von der Konjunktion „dass“ unterscheiden, und man kann leicht Sätze mit vier „das(s)“ hintereinander konstruieren:

„Erkennst Du überhaupt noch, dass das, das das Kind da drüben grad kaputthaut, mal Dein Auto war?“

Zwei „das“ sind hier vermeidbar, und ich wüsste nicht, was daran schlimm sein sollte:

„Erkennst Du überhaupt noch, dass jenes, welches das Kind da drüben grad kaputthaut, mal Dein Auto war?“

Liebe Grüße
Immo

Hallo Vokietes

Es sollte natürliche Indefinitpronomen heißen. Tippfehler. (Auch das noch…) Dazu mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Indefinitpronomen.

Ansonsten sehe ich es jetzt wie michael.

Bei mir hat sich jetzt die Meinung verfestigt, dass das „welchche“ in Relativsätzen nur geeignet ist, um die von Dir angesprochenen Doppelungen der Aritkel der/die/das zu vermeiden.

Für mich ist jetzt der Fall geklärt. Außerdem habe ich mir Relativsätze in Büchern von Mann und Böll angesehen. Fazit dieser sicherlich subjekten und zufälligen Empirie: Diese Autoren benutzen stets „der/die/das“. Sie vermeiden aber Relativsätze. Aha. Man kann sich also auch über zu häufigen Gebrauch von Relaitvsätzen streiten; aber das war nicht das Thema… Oder doch? Aber um das „Welche“ geht es dann nicht mehr…

Gruß und Danke!