Sprechhandlungsverben

Hallo,

kann mir jemand sagen, was das ist (am besten am Beispiel)? Die einschlägigen Nachschlagewerke kennen das Stichwort zwar alle, aber die Erläuterung ist oft einfach zu wissenschaftlich… danke!

Hallo!
Zunächst einmal: Dieses Wort habe ich noch nie gehört. Aber ich denke (rein gefühlsmäßig), es ist wohl das, was wir in der Schule gemeinhin als „Wortfeld sagen“ bezeichnen. Also alle Verben (Zeitwörter), die eine Sprechhandlung in irgendeiner Art und Weise ausdrücken. z.B.: rufen, meinen, stottern, flüstern, anmerken, beteuern…

Vielleicht täusche ich mich auch, dann bitte ich meinerseits um Aufklärung…

LG Dorli

Hallo,

kann mir jemand sagen, was das ist (am besten am Beispiel)?
Die einschlägigen Nachschlagewerke kennen das Stichwort zwar
alle, aber die Erläuterung ist oft einfach zu
wissenschaftlich…

auf
http://www.euro-sprachenjahr.de/Fandrych.pdf (S 3/2.)

(ist zwar auch wissenschaftlich) werden sie beschrieben als „…Verben, mit denen sprachliche Handlungen einfacher oder komplexer Natur benannt werden können. …“ (->zeigen, herausarbeiten, beschreiben …)

Wenn du etwas scrollst, findest du (ab S 7 in den Kästchen) zahlreiche Beispiele.

Gruß
Kreszenz

Hallo!

Zunächst einmal: Dieses Wort habe ich noch nie gehört.

Geht mir ebenso.
„Sprechhandlung“, „Sprechhandlungstheorie“ etc. ja, aber das noch nicht.
Scheint auch recht neu zu sein. Bei google gibt es einen Hinweis auf einen Engländer, der diesen Terminus gern gebraucht. Hält auch Vorträge darüber.

Aber ich denke (rein gefühlsmäßig), es ist wohl das, was wir in der
Schule gemeinhin als „Wortfeld sagen“ bezeichnen. Also alle
Verben (Zeitwörter), die eine Sprechhandlung in irgendeiner
Art und Weise ausdrücken. z.B.: rufen, meinen, stottern,
flüstern, anmerken, beteuern…

Das war auch mein erster Gedanke. Und der liegt sehr nahe.
Und:
grummeln, brummen, zischen, quitschen, girren, lispeln, hauchen, stöhnen …

Man kann das ganze Tierreich zu Hilfe nehmen. :wink:

Gruß Fritz

Genau den

Christian Fandrych

meinte ich unten.

Danke, Kreszenz.
Du kannst offensichtlich besser googeln als ich. :wink:

Dann lag ich also richtig…
…mit meiner Vermutung! :smile:

Interessanter Link!
Grüße von Dorli

Hallo,

kann mir jemand sagen, was das ist (am besten am Beispiel)?

Das ist in der Tat ein Begriff aus der Sprechakttheorie nach Austin und Searle. Hinter dieser Theorie steht die Auffassung, dass jede sprachliche Äusserung eine Handlung ist. Diese Handlungen bezeichnet man mit Verben. Was ich hier mit meinen Ausführungen zum Beispiel mache, ist ERKLÄREN.

Bei dem Satz „Ich rate dir, das nicht noch einmal zu versuchen!“ weicht der wörtlich indizierte Sprechakt (RATEN) von dem tatsächlich gemeinten (DROHEN) ab. Da beginnt die Sprechakttheorie dann interessanter zu werden. Sie ist in der linguistischen Pragmatik von zentraler Bedeutung.

Als angehender Übersetzer muss ich noch hinzufügen, dass man mit ihr auch aufzeigen kann, wieso die maschinelle Übersetzung aus pragmatischer Sicht niemals möglich sein wird: Der Computer kann solche implizite Sprechakte wie DROHEN im obigen Beispiel nicht erkennen.

Weitere Sprechhandlungsverben (man schreibt sie stets mit Grossbuchstaben):

AUSSAGEN, BEHAUPTEN, INFORMIEREN, SICH ENTSCHULDIGEN, DANKEN, GRÜSSEN, BITTEN, FRAGEN, BEFEHLEN, WETTEN, SCHWÖREN, VERSPRECHEN, TAUFEN, VERURTEILEN…

Hallo, Benjamin,

danke für diese erhellende Darstellung.

Weitere Sprechhandlungsverben (man schreibt sie stets mit
Grossbuchstaben):

AUSSAGEN, BEHAUPTEN, INFORMIEREN, SICH ENTSCHULDIGEN, DANKEN,
GRÜSSEN, BITTEN, FRAGEN, BEFEHLEN, WETTEN, SCHWÖREN,
VERSPRECHEN, TAUFEN, VERURTEILEN…

Heißt das dann aber auch, dass diese hier aufgelisteten Verben:

rufen (?), meinen (?), stottern, flüstern, grummeln, brummen, zischen, quitschen, girren, lispeln, hauchen, stöhnen …

nicht dazu gehören?

Die beiden:

anmerken, beteuern,

aber schon?

Fritz

Hallo, Fritz!

Heißt das dann aber auch, dass diese hier aufgelisteten
Verben:

rufen (?), meinen (?), stottern, flüstern, grummeln, brummen, zischen, quitschen, girren, lispeln, hauchen, stöhnen …

nicht dazu gehören?

Die beiden:

anmerken, beteuern,

aber schon?

Ja, genau!

Man kann eigentlich ganz einfach überprüfen, ob es sich jeweils um Sprechhandlungsverben handelt, indem man versucht, den Sprechakt (die Illokution) mit der Partikel „hiermit“ explizit zu machen. Misslingt dieser Versuch, handelt es sich folgerichtig nicht um ein Sprechhandlungsverb (bzw. performatives Verb, welches die illokutive Rolle von Äußerungen beschreibt).

Ich taufe dieses Schiff ( hiermit ) auf den Namen…

Ich bitte dich ( hiermit ) um Entschuldigung

Ich heiße dich ( hiermit ) herzlich willkommen

Ich begrüße dich ( hiermit )

Das Hohe Gericht verurteilt Sie ( hiermit )…

etc.

Bei „rufen“ und „meinen“ handelt es sich meines Erachtens um keine performativen Verben:

*Ich rufe hiermit „hallo!“
Jedoch:
Ich rufe dich hiermit auf , dies und das zu tun…

*Ich meine hiermit, dass du Recht hast.
Und - falls es denn grammatisch korrekt sein sollte - wenn jemand „hiermit“ als Pronominaladverb gebraucht und sagt: „ich meine hiermit nicht das, sondern das“, dann wäre „hiermit“ eben keine Partikel mehr. Ich glaube, man sollte da aber schon „damit“ gebrauchen, oder?

Performative Verben kann man zudem einer der fünf folgenden Großgruppen von Sprechakten (Illokutionen), den so genannten Sprechakttypen, zuordnen:

Assertive
AUSSAGEN, BEHAUPTEN, INFORMIEREN etc.

Expressive
BEGLÜCKWÜNSCHEN, SICH ENTSCHULDIGEN, KONDOLIEREN etc.

Direktive
BITTEN, AUFFORDERN, BEFEHLEN, FRAGEN etc.

Kommissive
VERSPRECHEN, BÜRGEN, GELOBEN, WETTEN, DROHEN etc.

Deklarative
TAUFEN, VERURTEILEN, VEREIDIGEN, ZU MANN UND FRAU ERKLÄREN etc.

Hoffentlich konnte ich damit nun noch mehr Licht ins Dunkel bringen :wink:

Gruß,

Benjamin

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