Hallo Karl-Heinz!
Schön, dass du mir mal deine persönliche „Leidensgeschichte“ geschrieben hast. Und es ist auch nicht zuviel Text.
Ich finde das sehr interessant. Vor allem, dass man manchmal wie bei dir ein halbes Leben lang nach Lösungen sucht. Aber natürlich auch zugleich erschreckend, weil es belastet einen nun mal und man möchte möglichst schnell, dass es besser wird.
Nun mal zu mir, dass du dir ein Bild machen kannst: Ich heiße Florian (es nennen mich aber ziemlich alle Flo), bin 26 Jahre alt und aus Klingenberg am Main in Bayern. Habe einen Bruder und eine Schwester, eine Nichte und zwei Neffen. Ich bin gelernter Landschaftsgärtner, habe mich auf Baumpflege weitergebildet und spezialisiert. Ich gehe gern Geocachen, mach auch Musik wie du, spiele Bariton in einem Musikverein seit 12 Jahren.
Ich habe als Kind klassisch gestottert, bin auch zu einer Logopädin, dann war es besser. Dann hatte ich mir eingebildet, es sei ein paar Jahre weggewesen. Erst in der Realschule ertappte ich mich beim Vorlesen, dass ich immer öfters hängenbleib und die Sätze mit „Äh“ und „Dings“ immer verschleierte, da ich manche Worte nicht aussprechen konnte, war ein Gefühl als bekommt man die Kehle zugedrückt. Dann auch ein für mich traumatisches Erlebnis: musste wieder etwas vorlesen, stammelte wieder herum und der Lehrer bemerkte am Schluss: „Bist auch froh, wenn du fertig bist mit Lesen…“ Daran muss ich seither seehr oft denken.
Na und schließlich dann vor sechs Jahren bin ich nach Sindelfingen bei Stuttgart gezogen in meine erste Wohnung. Bekam immer öfters so Sprechblockaden, wo ich wusste was ich eigentlich sagen möchte, aber es gar nicht herausbekomme. Nur Gestammel, also keine richtigen Sätze. Und das ist immer schlimmer geworden. Seit drei Jahren beschäftige ich mich sehr intensiv mit diesem Thema, nachdem die letzte Logopädin (2007) mir nicht helfen konnte. Ich solle eine Therapie machen.
Seit letztem Jahr bin ich wieder in Heimatnähe gezogen.
Es ist allerdings keinerlei Besserung, hatte mir eingebildet, dass ich mich da unten nicht wohlgefühlt hatte.
Naja so bin ich jetzt nach wie vor auf der Suche nach Lösungen für mein Sprachproblem.
Mit meinen Eltern kann ich zwar schon darüber sprechen, aber helfen tuts einem nicht.
Bin auch sehr oft frustriert, weil mich das sehr mitnimmt und belastet
Im Job hab ich da sehr große Probleme. Ich bin Vorarbeiter und stellvertrender Parkleiter (in einem Schlosspark). Muss halt schon oft irgendwas sagen und reden, da kommts dann schon vor, dass man glaub nicht so für voll genommen wird (hab ich jedenfalls das Gefühl).
Manchmal sprech ich fast flüssig, aber kommt selten vor. Vorwiegend ist es dann so Gestammel. Also richtige Gespräche kann ich manchmal überhaupt nicht führen, ist sehr tagesformabhängig. Dann bin ich auch meistens sehr still. Vor ein paar Jahren war ich noch das absolute Gegenteil von dem was ich jetzt bin: Offen und jetzt eher zurückhaltend.
Dann kommt es auch sehr darauf an, mit wem ich spreche. Ist es jemand der offen ist, hab ich weniger Probleme als mit jemanden, der ernst ist.
Aber letztendlich kann ich es nicht beeinflussen.
Was passiert in so einer Selbsthilfegruppe? Werden da Probleme besprochen? Ich hab damit noch keinerlei Erfahrung, würde mich aber interessieren. Kostet das etwas?
Was ist in deiner Sozialtherapie behandelt worden? Das Selbstbewusstsein?
Stotterst du jetzt weniger nach all den Therapien oder keinerlei Unterschied?
Okay, ich denke das ist erst mal genug zu lesen…
P.S.: Finde es sehr gut, dass es Leute gibt, die über sowas ganz offen reden.