SPS S7-Programmierung mit AWL, KOP oder FUB?

Liebe/-r Experte/-in,

ich bin Berufsschullehrer und unterrichte u.a. Industriemechaniker. Die müssen nicht so tief in SPS-Programmierung einsteigen wie z.B. Elektroniker für Automatisierungstechnik o.ä. sondern nur die Grundprinzipien kennenlernen. Das macht natürlich viel mehr Spaß wenn man eine kleine reale Anlage zum laufen bringt als nur eine Simulation.

Ich habe eine SPS-Freeware gefunden (picoPLC) mit der SPS-Programme für Microcontroller (MicroChip-PIC oder Parallax-Propeller) erstellt werden können. D.h. Materialkosten für eine SPS 8 Ein- 8 Ausgänge 24V ca. 50 Euro. Also quasi nix im Vergleich zu einer S7-300.
Man kann die SPS-Programme jedoch nur in KOP-Darstellung erstellen.

Jetzt meine eigentliche Frage:
Welche Darstellungsart wird denn heutzutage in der PRAXIS am häufigsten verwendet? AWL, KOP oder FUB?
Wenn KOP gar nicht mehr groß verwendet wird macht meine Idee keinen Sinn mehr.

Wenn Sie eine andere kostenlose Entwicklungsumgebung kennen die alle drei Darstellungsarten beherrscht und Code für MicroChip oder Atmel-Controller erzeugen kann wäre das auch interessant für mich.

Ich freue mich über Hinweise und Tips,
bedanke mich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Stefan Ludwig

Hallo Herr Ludwig,
KOP wird immer noch viel verwendet, z.B. BMW will jede Programmierung in KOP haben (ausser es lässt sich nicht darstellen); AUDI ebenfalls; FUP ist gewöhnungssache, einiges lässt sich in KOP einfach nicht programmieren, das wird aber ihren Fall nicht betreffen.

MfG K.J

Hallo Herr Ludwig,

ich kann „nur“ von der automatisierung in der Automobilbranche sprechen. Hier wird fast ausschließlich FUP und AWL eingesetzt, nur noch wenig der KOP. Dies kommt aber auch wieder darauf an, welche Steuerung eingesetzt wird. In der sehr verbreiteten Siemenswelt ist der KOP nahezu gestorben, Beispielsweise nutzt aber AllenBradley (Rockwell) hingegen wieder ausschließlich KOP.

Eine Empfehlung für freie Software kann ich Ihnen leider nicht geben, da ich nur kommerzielle Software einsetze und mir somit die Erfahrung für Ihren Bereich gänzlich fehlt.

Kurz zusammengefasst: Der KOP ist nicht tot, aber auch kein großer Vorreiter. Im Umkehrschluss lässt sich (vielleicht für mich) aber auch vom KOP recht leicht auf einen FUP schließen, da sie funktioniell nicht sehr weit auseinander liegen.

Grüße
Werner Späth

Hallo Lehrer

ich würde Ihnen die S7 - 1200 Reihe von Siemens empfehlen.
Kostet 148 Euro. Diese hat 14 Eigänge, 6 Ausgänge und ein paar Analogewerte (0-10V) an Bord und braucht sonst nur 24 V Versorgung.
Software 299 Euro
SIMATIC STEP 7 BASIC V11 SP2 ENGINEERING-SW,FLOATING LICENSE SW UND DOKU AUF DVD, KLASSE A, LICENSE KEY AUF USB STICK, 6-SPRACHIG (DE,EN,IT,FR,SP,CN), ABLAUFFAEHIG UNTER WINDOWS XP (32 BIT)/ WINDOWS 7 (32/64 BIT), ZUR PROJEKTIERUNG VON SIMATIC S7-1200, SIMATIC BASIC PANELS

Ich würde hier einfach die nächste Siemens Niderlassung anschreiben und um Lehrmittelleihgaben bitten.

Die Siemens Reihe vom Marktführer macht für Jungeleute am meisten sinn.

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Kremsier

Hallo Herr Ludwig,

meiner Erfahrung nach findet KOP eher im amerikanischen Raum Anwendung. In den meisten Industriebetrieben wird, bei Einsatz einer S7-SPS, FUP gefordert - AWL ist zwar auf Grund der Ähnlichkeit zur Maschinensprache (Compiler) sehr Kompakt, aber wenig anschaulich. FUP ist zu Lernzwecken durchaus gut geeignet.
Um die Grundlegenden Funktionen der Schaltungslogik zu verstehen ist eine LOGO! ausreichend. Auf Grund der Kompakten Bauform, mit Display (einfache Ausgabe von Schaltzuständen), ist hier auch ein schneller Erfolg sichtbar.
In vielen Betrieben ist LOGO! allerdings immernoch als Heimwerkerbedarf verrufen (zu unrecht).

Als Norm-Programiersprache wäre noch CODesys erwähnenswert die von verschiedenen Herstellern für Ihre Controller benutzt wird z.B. Wago ; Beckhoff … Hier ist der Funktionsumfang wie S7 jedoch ist die Software u. Umständen, je nach Produkt, Kostenlos.

tja. wer die Wahl hat… Sie wissen schon.

Grüße

Jan Brockschmidt
Projektmanager (IPMA)
Leiter AUtomation-MSR

Hallo Stefan Ludwig,

ich programmiere vorwiegend Moeller-Steuerungen wie die alte PS24, PS3, PS4, Moeller Easy, aber auch Siemens Logo. Mit S5 und S7 kann ich auch eingreifen, besitze allerdings nicht die nötige Software. Als Schaltplanform nutze ich alle Möglichkeiten. AWL ist kurz und prägnant. KOP ist so zusagen sehr papieraufwendig, jedoch sehr übersichtlich. Jeder sollte für sich den besten Weg wählen. Aus meiner alten Schulzeit (Meisterprüfung 1987) weiß ich, dass die Handwerkskammer zu Köln einen Lieferanten für die SPS gesucht hatte. Damals hatten wir noch die alte „Schiele“ programmiert. Siemens hatte damals den Zuschlag erhalten. Ich würde empfehlen, die Handwerkskammern zu kontaktieren. Für Lehrer und Ausbildungsleiter gibt es stets günstige, bzw. Gratisversionen. Ihnen möchte ich für Ihr Arrangement ein großes Lob aussprechen. Das Lehrer oder Ausbilder sich privat so einsetzen, ist leider heute nicht mehr so normal. Ich merke das an elektrotechnischen Angelegenheiten, die ich in meiner Freizeit Kindern in einer Grundschule unseren Ortes beibringe. Das geht über selbstgebauten Motoren, Generatoren, Freileitungen (natürlich keine Hochspannung) und viele kleine Dinge. Ich komme weder zurück auf die SPS. Egal, welche Sie nutzen, es kommt immer auf Logik an. Vorteilhaft ist immer das visuelle Lernen. Deshalb empfehle ich den Kontaktplan. Aktuelles Thema wäre beispielweise eine Heizungssteuerung. Ihre Schüler würden dann einen praktischen Nutzwert erkenne. Zum Beispiel: Es ist kalt, also unter 15° Raumtemperatur. Das Raumthermostat steht auf 20°. Normaler Weise würde die Heizung anspringen. Leider ist aber das Fenster offen. Deshalb sagt die Heizung „Nein“. Erst wenn das Fenster geschlossen wird, schaltet die Heizung bis zum Erreichen der 20° ein. So etwas könnte man in einer logischen Verknüpfung vornehmen. Es ist für Schüler plausibel. Dabei ist es fast egal, welche Steuerung Sie nehmen, es ist von der Logik her fast immer das Gleiche.
Bitte versuchen Sie es einmal über Ihre ortsansässigen Kammern. Oder über Firmen in Ihrem Ort. Evtl. erklärt sich ein Betrieb bereit, Ihnen eine Software zur Verfügung zu stellen. Ich würde mich für Ihren Erfolg freuen und bitte um Rückantwort, ob ich Ihnen helfen konnte.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Schiffelers

[email protected]

Lieber Stefan.
Ich bin auch Lehrer, an einer HTL in Graz, und unterrichte auch Automatisierungstechnik.
AWL und KOP werden bei uns nur noch historisch erwähnt, einzig sinnmachend sind FUP sowie alle Arten von Hochsprachen, bei Siemens SCL, bei B&R Automation Basic usw.
„structured text“ heisst die Devise.
Als Hardware empfehlen kann ich da zB die S71200, deren Hardware mir mit ca. 200€ erschwinglich scheint. Allerdings brauchst du auch die Software TIA-Portal mit Step7. Da reicht für deine Anwendungen vielleicht die Basic-Version um ca. 200€.
Damit kannst du dir sicher sein, auf Industriestandard zu unterrichten.
LG, Charly Mohr

Hallo Herr Ludwig,

garnicht so einfach zu beantworten, Ihre Frage.

häufig wird wohl FUP (Funktionsplan) verwendet. AWL verwende ich aber auch noch, insb. wenn ich in einem Netzwerk mehrere Operationen (Laden, Transferieren, Sprünge, Rechnen usw.) ausführen möchte. KOP wiederum hat definitiv auch seine Berechtigung. Ich kenne einige Kollegen denen die Darstellungsart in KOP einfach mehr zusagt; u.a. weil sie mit den „Kontakten“ eher an eine Schützschaltung erinnert.

Vielleicht wäre auch die Software TrySim (www.trysim.de) für Sie interessant. Sie beherrscht alle 3 Sprachen (AWL,KOP,FUP) und beinhaltet m.E. eine gute Simulation. Ich unterrichte damit angehende Meisterschüler im Elektrohandwerk. Den Schülern sollen auch nur die Grundlagen einer SPS vermittelt werden.

Fazit: Wenn Sie es so machen wollen, ist die fehlende FUP-Umsetzung m.E. kein Manko. Wer sich von Ihren Schülern mehr mit der Sache beschäftigt, wird früher oder später eh FUP kennenlernen.

Theoretisch: können Sie z.B. im TrySim jederzeit die Sprache umstellen, um sich das Netzwerk in einer anderen Darstellung anzusehen. Sie könnten also in FUP programmieren, dann auf KOP umstellen/ausdrucken und es dann auf „Ihre SPS“ übertragen.

Viel Glück :wink:

Mit freundlichen Grüßen

Werner Dittrich

Jetzt meine eigentliche Frage:
Welche Darstellungsart wird denn heutzutage in der PRAXIS am
häufigsten verwendet? AWL, KOP oder FUB?
Wenn KOP gar nicht mehr groß verwendet wird macht meine Idee
keinen Sinn mehr.

Wenn Sie eine andere kostenlose Entwicklungsumgebung kennen
die alle drei Darstellungsarten beherrscht und Code für
MicroChip oder Atmel-Controller erzeugen kann wäre das auch
interessant für mich.

Ich freue mich über Hinweise und Tips,
bedanke mich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Stefan Ludwig

Anstatt AWL wird immer mehr SCL verwendet, vor allem wenn die Programme umfangreiche Berechnungen und Schrittketten beinhalten.
Aber für den einfachen Industriemechaniker sind KOP und FUB genau die richtigen Programmiersprachen, vor allem weil sich KOP ja an Stromlaufplänen orientiert.

Anstatt einer S7-300 könnte man sich auch die günstigere S7-1200 oder sogar die LOGO von Siemens anschauen. Für Berufsschulen gibt es eigene Pakete mit Hard- und Software. Einfach mal den Siemens-Vertriebspartner ansprechen.