SS-Uniform gegen Wehrmachtsuniform tauschen?

Hallo Wissende,

zum gefühlten hundertsten Mal lese ich diese Aussage: „Inzwischen floh Mengele nach Westen, wo er sich einer zurückweichenden Wehrmachtseinheit zugesellte. Er blieb die folgenden zwei Monate bei ihr und tauschte seine SS-Uniform gegen die eines Wehrmachtsoffiziers ein.“ (Posner/Ware: Die Jagd auf den Todesengel, S. 82).
Das spielte sich im Februar 1945 ab.

Aber ging das denn so einfach? Mit welcher Begründung hätte er eine Wehrmachtsuniform verlangen können? … Ich denke da an „Der Untergang“, als noch wenige Stunden vor dem kompletten Zusammenbruch jemand gehängt wurde, weil er etwas von „Niederlage“ gesagt hatte. Defaitismus … Wehrkraftzersetzung … und es gab Leute, die da gar keinen Spaß verstanden, und denen er unglücklicherweise in die Hände gefallen ist.

Daher nun also meine Frage: Mit welcher Begründung konnte ein SS-Offizier einfach seine Uniform wechseln?

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

der Gauleiter von Ostpreußen Koch hat sich meines Wissens nach sogar ein Flugzeug und ein kriegswichtiges Schiff (!) heranordern lassen, damit er abhauen konnte. Also möglich war damals vieles, wenn man nur einen möglichst hohen Rang hatte. Und Mengele hatte meines Wissens nach einen hohen SS-Rang.

Hoffe konnte helfen! Bei Fragen,frag!

hank-the-tank

Hallo

Du musst dich mal in die Lage von Mengele versetzen.
Also er hatte ja nicht umsonst den Namen „Todesengel von Ausschwitz“. Ergo, er muss schnellstmöglich weit weg kommen und unentdeckt bleiben. Und der Tausch mit der uniform dürfte kein Problem bei seiner Ranghöhe gewesen sein. Dumm war der Mann auch nicht, schließlich hat man ihn erst sehr spät in Südamerika gefunden, sprich er hatte bestimmt die richtigen Worte für den Offizier. Das ist natürlich reine Spekulation.

Also Offiziere und SS-Leute wurde von den Russen schnell exekutiert. Darum haben sich hohe Offiziere Uniformen einfacher Soldaten besorgt. Wer bei der SS was war, holte sich eine Wehrmachtsuniform.

Hallo,

Du musst dich mal in die Lage von Mengele versetzen.

Ja, warum er das gemacht hat, ist mir schon klar. … In meinen Quellen (derzeit Posner/Ware) lese ich, dass ihm schon im September 1944 klar war, dass der Krieg für ihn übel ausgeht.

Und der Tausch mit der uniform dürfte
kein Problem bei seiner Ranghöhe gewesen sein.

Hm? Du meinst also, jeder ranghohe Offizier konnte da einfach beschließen, „ach ich spiel jetzt mal nen Gefreiten“ und sich die entsprechende Uniform geben lassen? … Ich sehe hier einen klaren Verstoß gegen die militärische Rangordnung, der eigentlich zu Problemen hätte führen müssen.

Dumm war der
Mann auch nicht, schließlich hat man ihn erst sehr spät in
Südamerika gefunden …

Man hat ihn gar nicht gefunden, zumindest nicht solange er noch am Leben war. Er war zwar mit seinem „südländischen“ Ausssehen unzufrieden, aber ich denke in Südamerika war es letztendlich von Vorteil für ihn. Eingebaute Tarnung sozusagen.

Schöne Grüße

Petra

Hm? Du meinst also, jeder ranghohe Offizier konnte da einfach
beschließen, „ach ich spiel jetzt mal nen Gefreiten“ und sich
die entsprechende Uniform geben lassen? … Ich sehe hier
einen klaren Verstoß gegen die militärische Rangordnung, der
eigentlich zu Problemen hätte führen müssen.

Du redest von Streitkräften, die sich in einem massiven Auflösungsprozess befunden haben und im Abwehrkampf und während des Zurückweichens vor den Feindkräften teilweise keine Anbindung mehr an höhere Führungsstrukturen gehabt haben.
Offiziere hatten in diesem Chaos in ihrem kleinen Bereich absolute Macht, wenn sie die Disziplin wenigstens in Teilen noch aufrecht erhalten konnten und abgesehen davon konnte es dem einfachen Landser wohl egal sein, ob sich da jetzt irgendein SS-Heini eine Wehrmachtsuniform anzieht oder nicht. „Diskussionen“ darüber dürfte es außerhalb des Offizierkreises nicht gegeben haben.

Die meisten kampferfahrenen Soldaten der Wehrmacht wussten zu diesem Zeitpunkt, was die SS getan hatte und so ziemlich jeder wusste, was mit Angehörigen der SS passiert, wenn sie in russische Hände geraten.

Gruß Andreas