Staatsverschuldung/defizit in % des BIP? warum nicht staatsverschuldung/defizit in % der staatseinnahmen?

der titel des beitrages erklärt ja schon mein problem. ich verstehe überhaupt nicht warum man die staatsverschuldung bzw das defizit immer in relation setzt zum BIP. ich weiß ja, dass das BIP die wirtschaftsleistung des staates angibt, aber mit der wirtschaftsleistung kann ich ja keine schulden zurückzahlen. die schulden werden aus den staatseinnahmen getätigt. warum also nicht defizit/staatseinnahmen?

danke für eure erklärungen. lg, thomas

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hi,

Du meinst die Einnahmen, nach Abzug der Ausgaben?
Also einen vermutlich negativen Wert?

Oder die reinen Einnahmen, ohne Abzug aller Ausgaben?
Das wäre dann ein unvergleichbarer Wert, zwischen verschiedenen Staaten. Je nach Steuer- und Sozialsystem.

grüße
lipi

Hallo,

macht m.E. mehr Sinn, als Schulden in Bezug zu den Einnahmen anderer zu setzen.

Gruß,
Paran

ich meinte das folgendermaßen.

aktuell ist die formel:
staatsschulden/BIP = staatsschuldenquote
284/416 = 68%

warum rechnet man aber nicht:
staatsschulden/staatseinnahmen = schuldenquote
also so:
284/180 =157 %

ist das nur wegen der vergleichbarkeit ?
meine gedanken sind so das ich sage die staatsschulden muss ich von dem zahlen das der staats einnimmt und nicht von einer rechnerischen kennzahl. demnach wären wir ja heillos überschuldet. wür müssten 1,5 jahre alle staatseinnahmen aufwenden um alle schulden zurückzuzahlen, ohne jegliche sonstige ausgaben.

hi,

ja gut, dann hast du einen Wert, der je nach Steuerquote, von Land zu Land variiert.
Je nach dem, ob Arbeitslosenversicherung und/oder Krankenkassen staatlich sind, würde der Wert ganz beliebig schwanken.

anderer Gedanke: die Schuld muss (bzw. kann nur) von denen Bezahlt werden, die in dem Staat leben.

grüße
lipi

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Das Pferd will in Ruhe aufgezäumt werden. Die Maastricht-Kriterien sehen eine Verschuldung von maximal 60% des BIP vor und eine jährliche Neuverschuldung von 3%. Diese Werte sind in keinster Weise volkswirtschaftlich begründbar, sondern sind der Durchschnitt über alle europäischen Staaten bzw. Euro-Aspiranten zum Zeitpunkt der Festlegung der Kriterien.

Die Einnahmen sind eine genauso sinnlose Bezugsgröße für die Verschuldung, weil die nichts darüber aussagen, wie viel Geld tatsächlich - nach Abzug aller verpflichtenden und freiwilligen Ausgaben - zur Bedienung des Schuldendienstes zur Verfügung stehen.

Viel relevanter für die Verschuldung sind die Auslandsschulden. Erst die Verschuldung in Bezug auf die Auslandsverschuldung aus dem Ruder lief, kam es in der Vergangenheit zu Staatsschuldenkrisen. Den Wert habe ich gerade nicht im Kopf, kann ich aber im Notfall die Tage nachschlagen.

Letztlich muß man sich vor Augen führen, daß wir bei Staaten nicht von herkömmlichen Verschuldungskennziffern reden wie bei Unternehmen (also Nettofinanzverschuldung durch EBITDA oder freien Cashflow), weil die meisten Schulden bei Staaten durch neue Schulden bedient werden.

Gruß
C.

Servus,

sind das nicht.

Das BIP ist die Leistung von allen, aus denen der Staat zusammengesetzt ist.

Schöne Grüße

MM

Hallo,
falscher Ansatz, die Schulden werden nicht zurueckgezahlt, es werden nur Zinsen gezahlt (die zum Teil noch negativ sind, der Staat verdient an seinen Schulden). Zurueckgezahlt werden Schulden am Termin, an dem neue Schulden aufgenommen werden und damit die alten Schulden bezahlt werden, damit sind die Schulden im Betrag geblieben. So war es bisher.
.
Ausserdem koennen nicht alle ihre Schulden zureuckzahlen, weil dann geldtheoretisch das Geld weg waere. Geld entsteht zum groessten Teil durch Schulden. Ohne Geld bricht die Wirtschaft zusammen, irgendeiner muss die Schulden haben, Staat, Firmen, Buerger. Derzeit werden Schuldner gesucht, damit die Wirtschaft an der Rezession vorbeikommt.
Gruss Helmut

Demnach wäre jemand, der für den Bau eines Einfamilienhäusleins einen Kredit in Höhe von z.B. 60 k€ aufnimmt, heillos überschuldet, bloß weil das mehr als das 1,5-Fache seines jährlich verfügbaren Haushaltseinkommens ist?

Versteh ich nicht.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

sicher, aber wenn die Einnehmer die Steuern in Holland oder Luxemburg usw, zahlen, hat der Staat nichts davon.

Letzlich muss der Staat die Schulden aus den Staatseinnahmen zahlen, nicht aus dem Gewinn von Facebook, VW, Ikea usw.

Gruß,
Paran

Servus,

der Staat bezieht seine Einnahmen aus der Wirtschaftsleistung des Landes. Ob er das mit Akzisen auf Salz, Tabak, Streichhölzer und Branntwein und Zöllen auf eingeführte Textilien realisiert, mit Grundzinsen oder mit der Erhebung von Umsatzsteuer (75 % des Steueraufkommens im Vergleich zu knapp 3 aus Körperschaftsteuer auf die Gewinne von Siemens, Daimler usw.), ist eine Frage der technischen Durchführung.

Der Bezug auf die Einnahmen ist ein ungeeignetes Kriterium, weil es keine vergleichbaren Werte liefert. Wenn man es anwendete, würde es z.B. vollkommen genügen, dass ein Staat z.B. sein Sozial- und Krankenversicherungssystem reorganisiert und mit Steuern statt Beiträgen finanziert (ja, das geht recht einfach - in Norwegen werden die Sozialversicherungsbeiträge z.B. von den Finanzämtern erhoben), um bei sonst genau gleichen Bedingungen eine viel hübschere Staatsverschuldung zeigen zu können.

Staatseinnahmen sind kein brauchbarer Maßstab für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft, und es ist diese, anhand derer sich die Bedeutung der Staatsverschuldung einschätzen lässt.

Schöne Grüße

MM

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