Staatsverschuldungen - wie lange noch?

Re^5: Nachtgedanken :smile:
Hallo Wolfgang,

schön, mal wieder etwas von Dir zu lesen.

Mit Deinen Vorschlägen bin ich einverstanden, auch wenn ich nicht glaube, daß das Problem damit final gelöst wird. Wenn man bestimmte Ausgaben zurückführt, schafft das nur Potential für neue Ausgaben. Die Staatsverschuldung kommt ja nicht ursächlich daher, daß die Staaten Geld für Rüstung ausgeben. Diese Ausgaben kann man ja zumindest zwischen 1955 und 1990 noch mit einer realen Bedrohung rechtfertigen und mit Müh und Not sogar als notwendig bezeichnen.

Vielmehr ist die Staatsverschuldung eine Folge der unheiligen Allianz von Sozialstaat, Besitzstandswahrung und Wahlrecht. Einmal zugesagte Dauerschuldverhältnisse (sozusagen) sind praktisch nicht mehr kündbar. Durch die hohe Komplexität unseres Systems an Transferleistungen, Sozialabgaben und Steuern ist es dazu kaum möglich, das System zu vereinfachen, weil sich jeder bei Veränderungen seine Einbußen sofort ausrechnet aber kaum jemand daran denken wird bzw. errechnen kann, daß bzw. wie hoch er an anderer Stelle entlastet wird.

In den letzten rd. 25 Jahren hat jeder Bundesfinanzminister einen ausgeglichenen Haushalt für das Jahr „nächstes Bundestagswahljahr + x“ angekündigt und - falls er dann überhaupt noch im Amt war - das Verfehlen des Ziels mit Sonderfaktoren erklärt. Will sagen: man hatte ein Vierteljahrhundert Zeit, den Staatshaushalt wenigsten häppchenweise in Richtung eines ausgeglichenen Saldos zu führen – wenn man denn wirklich gewollt hätte. Das war offensichtlich nicht der Fall. Die Wiederwahl ist den Politikern nun einmal näher als das Wohl des Deutschen Volkes zu mehren – oder wenigstens in dieser Hinsicht nicht weiter zu mindern.

gemeinsamen Währung verbrannt. In einer Währungsgemeinschaft
kann man eben keine nationale Wirtschafts- und Fiskalpolitik
betreiben.

Genau so lautete die Kritik schon in den 90er Jahren. Der Euro war damals aber politisch gewollt, während sich eine einheitliche Fiskalpolitik im gewünschten Zeitrahmen offensichtlich nicht durchsetzen ließ. Anstatt den Bettel einfach hinzuwerfen, hat man sich den Supertrick mit den Maastrichtkriterien ausgedacht. Das Ergebnis ist bekannt.

  1. Europäische Banken müssen sich auf ihre ursprüngliche
    Daseinsberechtigung als Dienstleister beschränken. Das
    Wettgeschäft gehört nicht dazu. Kein Finanzdienstleister darf
    so groß werden, dass seine Insolvenz zur Gefahr für die
    Gesamtwirtschaft wird. Wenn Banken, die pleite gehen können,
    ihre Geschäfte außerdem mit nennenswertem Eigenkapital
    finanzieren müssen, wird das Gebahren eher dem tatsächlichen
    Risiko angepasst.

Dazu habe ich schon einmal etwas zusammengestellt:
/t/kapitalismus–5/5624528/8

Die bisher gerne postulierte stolze
Eigenkapitalrendite (= Verhältnis von Rendite zu Eigenkapital)
macht das genaue Gegenteil. Eigenkapital steht im Nenner.
Macht man das EK klein, steigt die EK-Rendite.

Du beschreibst das Geschäftsmodell der Deutschen Bank (und natürlich auch anderer).

PS: Vielleicht hat jemand Lust und Zeit, folgende Behauptung
durch Rechnung zu belegen: Was die Bundeswehr einschließlich
Verzinsung und Pensionslasten seit ihrer Gründung verschlungen
hat, entspricht etwa der derzeitigen Staatsverschuldung (ca. 2
Billionen Euro).

Dazu habe ich diese Grafik gefunden:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Vert…

Die Verzinsung und Kaufkraftangleichung überlasse ich gerne Dir. :wink:

Grüße

Christian