Städtenamen - diesmal auf deutsch

Hallo Michael,

eine Tippfehlerkorrektur:

Gleiches trifft auf die Dänen in Schleswig zu: bei Flensburg
gibt es den Ort Husby (wörtlich übersetzt „Hausburg“) und
etliche andere Orte auf -by.

es muss „Hausberg“ nicht „Hausburg“ heißen. Burg ist „borg“

Viele Grüße

Alexander

Hallo Alexander,

ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage, dass dieses
„-in“ aus dem altslawischen nur eine Weiterentwicklung
(Verkürzung) des vaskonischen „-en-gune“ ist, welches sich
heute bei uns in unzähligen Ortsnamen als „-ing“ bzw. „-ingen“
wiederfindet:

gune = Bezirk, Bereich (daher unser Wort „Zone“)
en = „der … ist“

Hmm, okay, es ist eine Theorie. Ich finde sie nicht so glaubwürdig, aber das muss nichts heißen. Bin ja kein Onomast.
Was genau bedeutet -en als Endung denn? Ist das ein Nominalisierer?

Aber das „daher unser Wort „Zone““ finde ich doch etwas aus dem Fenster gelehnt (oder sagt man „aus der Luft gegriffen“?). Ich habe hier gerade kein deutsches etymologisches Wörterbuch, aber Etymonline funktioniert ja hier, da das Wort auf Englisch deutlich verwandt ist:
http://www.etymonline.com/index.php?allowed_in_frame…
engl. zone zona „geogr. Gürtel, Himmelsgürtel“ zone (ζώνη) „Gürtel“ zonnynai (gürten, umgürten) *yes- „gürten, umgeben“; siehe auch die Vergleiche mit anderen Sprachen und die ursprüngliche Bedeutung im Englischen. Ich sehe hier eigentlich keinen Platz und keinen Grund für eine Annahme, das das engl. oder dt. „Zone“ gerade ein Lehnwort aus dem Baskischen sein soll, wo es sich doch prima im PIE rekonstruieren lassen kann und sich Kognaten in Sprachen finden lassen, die lange vor der Besiedelung Europas durch die Indo-Europäer dieses Wort schon hatten.
Auch fehlen irgendwie die Zwischenschritte oder der gemeinsame Ursprung und auch irgendwie die semantische Kette zwischen bask. /guna/ „Ort, Platz“ und gr. /zɔːnɛː/ „Gürtel“. Kannst du irgendwie erklären, wie…

  • das Wort vom Baskischen ins Griechische kam (es ist schließlich nicht belegbar, dass die Basken großen Kontakt mit den Griechen hatten)
  • sich der Bedeutungswandel von „Ort, Platz“ im Baskischen zu „Gürtel“ im Griechischen vollzog, dieses Wort aber in der gleichen Bedeutung als Gürtel, gürten usw. auch im Baltischen, Altkirchenslawischen und sogar fernab im Awestischen existierte?
  • phonetisch gesehen aus /guna/ das griechische /zɔːnɛː/ (bzw. /ʣɔːnɛː/ oder /zdɔːnɛː/, das weiß man ja nicht genau) wurde? Bei -na > -nɛː ist das glaube ich durchaus nachvollziehbar, aber der Anlaut? Und der Vokal? Ist es Plausibel, das aus einem /u/ ein /ɔː/ wurde und nicht wie zu erwarten je nach Entlehnungszeit ein /y/ oder /u/ im Griechischen? Oder nimmst du an, dass bask /gune/ früher mal anders gelautet haben mag, als es ins Griechische und wundersamerweise auch ins Awestische usw. entlehnt wurde?
  • das Wort überhaupt ins Awestische kam? Das Awestische ist bereits im 1. Jahrtausend vor Christus ausgestorben (im Nordiran!), damit das Wort dort existieren kann, muss es also irgendwie einen Sprachkontakt vor dieser Zeit gegeben haben. 100 Jahre n.Chr. beschreibt Strabo (Grieche) erstmals die Basken, die anscheinend da lebten, wo sie es heute noch tun: an der Nordgrenze zwischen Spanien und Frankreich, da in dem „Knick“ der iberischen Halbinsel. Überzeugende toponymische Evidenz existiert anscheinend nur in Teilen der iberischen Halbinsel und den Pyrrhenäen. Es gibt meines Erachtens auch keinen Grund dafür, zwingend bei München oder -ingen baskische Ursprünge zu wittern. Was ist denn die gängige etymologische Deutung des toponymischen Suffixes -ing bzw. -ingen?

Ich stehe dieser angenommenen Theorie sehr skeptisch gegenüber. Die Verbindung zwischen baskisch „guna“ und deutsch „Zone“ ist weder phonetisch, sprachhistorisch, semantisch, noch geographisch nachvollziehbar. Die bisherigen Annahmen sind da viel plausibler.

und wie der Bereich ist, wird eben durch den Wortteil vor dem
-ing ausgedrückt. Bei Berlin durch Blr = Sumpf, sumpfig
Indiz, dass dies stimmen kann: viele Orte auf „-ing/-ingen“
haben als älteste nachgewiesene Schreibweise „-ingun“ oder
„-ingon“.

Das ist auch nicht überraschend, so ziemlich alle unbetonten Schwa-Auslaute im Deutschen gehen auf Vokale zurück, die durch Endsilbenschwund eben zu Schwa wurden oder ganz verschwanden. Das schafft hier also nur ein äußerst geringes Argument.

Mich würde übrigens auch diese Erklärung zur Herkunft des Namens „München“ interessieren, die du an einige verschicken wolltest. Könntest du diese mir vllt auch zukommen lassen ([email protected])? Vielleicht ist das dort noch etwas ausführlicher erklärt.

Viele Grüße,

  • André
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Gleiches trifft auf die Dänen in Schleswig zu: bei Flensburg
gibt es den Ort Husby (wörtlich übersetzt „Hausburg“) und
etliche andere Orte auf -by.

es muss „Hausberg“ nicht „Hausburg“ heißen. Burg ist „borg“

Wie kommst du darauf, dass „-by“ Berg bedeutet? Die beiden Wörter sind nicht etymologisch verwandt, Berg ist im Dänischen bjerg. Laut Wikipedia (dort ist die Erklärung auch belegt) bedeutet „by“ eher Bauernhof oder Hof, dessen bedeutung sich dann auf Ort, Dorf erweitert hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/-by#Skandinavischer_Urs…

Ich glaube, es gibt kein Kognat zu by im Deutschen. Siehe aber hier das 7. Lemma von oben:
http://starling.rinet.ru/cgi-bin/response.cgi?root=c…
Dort scheint’s, als stamme bü/by von einem protogermanischen Wort, das „leben/wohnen“ bedeutete, ab. Demnach seien „Bude“ und „Bau“ damit verwandt, wenn auch nicht direkt. Im Altnordischen steht bei der Bedeutung davon auch „Hof“.

Demnach hieße „Husby“ ja eher „Haushof“. Definitiv aber nicht „Hausberg“

  • André
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Hallo André,

ja, da hast Du wohl Recht. Entschuldigung für das vorschnelle Schreiben von mir.

Ich werde es mir merken (-by = -hof)

Dir einen schönen Abend wünscht

Alexander

Hallo,

die eingedeutschten Namen in Frankreich sind einfach irgendwie
aus der Mode gekommen.

Nancy = Nanzig
Monbeliard = Mömpelgard
Besancon = Bisanz

werden allesamt längst nicht mehr verwendet.

ich habe zwar Nanzig und Bisanz noch nie gehört, aber Mömpelgard (hatte Blumepeder weiter unten schon erwähnt) ist doch noch recht üblich bei württembergischen Menschen, die sich mit dem „schwäbischen da Vinci“ beschäftigen, z.B. die hier:
http://www.heinrich-schickhardt-kulturstrasse.de/Fra…

Für’s Original schenke ich Dir zwei Zeichen: Montbéliard.

Aber es gibt ja auch noch:
Nice = Nizza

Ja, klar.

@Michael: Jetzt biste geplättet! :wink:

Gruß G.

Servus,

„Nanzig“ ist als „Nanzeg“ im Letzebuergeschen geläufig. Von 1940 bis 1944 stand der Name „Nanzig“ auch so am Bahnhof von Nancy, auf Poststempeln und dergleichen - das war ab 1945 Anlass genug, ihn tunlichst nicht mehr zu verwenden.

Ich vermute, dass er mit der deutschsprachigen Bevölkerung Lothringens verschwunden ist.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus,

an diese Form:

Besancon = Bisanz

erinnert noch die französische Bezeichnung für die Einwohner „Bisontins“ und „Bisontines“. Die gemeinsame Wurzel ist das lateinische Vesontio.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder