Hallo. Als ehemals Betroffene, die sich jetzt auch beruflich mit diesem Thema beschäftigt, kann ich Dir sagen, dass ein Burnout nicht einfach verschwindet, wenn man sein Leben danach ganz genau so weiterführt wie vorher. Bleibt alles beim Alten und man fällt wieder in den alten Trott, kann es passieren, dass man schneller wieder in eine Überforderung rutscht als früher. Betonung liegt auf KANN (ich will Dir keine Angst machen damit).
Dies ist jedoch alles sehr individuell zu betrachten und vor allem abzugrenzen von evtl. anderen „Diagnosen“. Burnout äußert sich ja durch vielfältige Symptome, und je nachdem, welche das sind, rate ich Dir, da genau hinzuschauen. Was Du jetzt beschreibst, muss nicht zwangsläufig wieder auf ein Burnout hinweisen. Es kann eine vorübergehende Phase sein, wo es Dir mal nicht so gut geht. Jeder hat ja mal solche Tage. Gerate nicht in Panik, schaue genau hin, was ggf. Auslöser sein könnten, dass es Dir jetzt wieder so geht. Bist Du in alte Muster verfallen, wiederholen sich Dinge wie VOR dem Burnut usw…? Berate Dich da vielleicht auch mit Deinem Arzt, der Dich während des Burnouts betreut hat
Natürlich kommt es auch drauf an, wie alt man ist. Ich kenne einige, die bereits mit Mitte 20 Burnout-Anzeichen zeigen, diese aber ignorieren. Nimmt man dieses Signal wahr und sieht dabei, dass es ja ein schleichender Prozess ist (ein Burnout kommt nicht über Nacht, sondern kündigt sich teilweise über Jahre mit versch. Symptomen an) und nutzt dies als Auszeit, um Dinge zu überdenken und zu ändern, kann es vollständig ausheilen. Kommt das Burnout erst mit 50, dann braucht es entsprechend länger (muss nicht zwangsläufig so sein, ist aber meine Erfahrung). Je älter man ist und je länger man irgendein Leben (statt das eigene) gelebt hat, ohne auf sich sorgsam zu achten, umso länger kann diese Erschöpfungsphase sein. Irgendwann im Leben setzt sich eine Spirale in Gang, wenn man nicht glücklich oder permanentem Stress ausgesetzt ist. So manifestieren sich Krankheiten. Ein Burnout sehe ich persönlich als Chance, die man nutzen kann und sollte, um für sich etwas zu ändern, manchmal erfordert es auch eine radikale Veränderung der Lebensumstände, wie das bei mir der Fall war.
Ich kenne Deine Lebenssituation nicht, bei mir war es so, dass ich 18 Monate krank war und in dieser Zeit begriffen habe, dass mein Beruf und alles was damit zusammenhängt, nicht mit mir und dem was ich eigentlich machen will, übereinstimmten. Ich habe den Job an den Nagel gehängt, nachdem ich keine andere Stelle in der Firma bekommen konnte, die mir weniger Druck gemacht hätte. Ich hielt diesen immensen Zeit- und Leistungsdruck nicht mehr aus und bekam schon beim Gedanken, wieder auf Arbeit zu müssen, Panikattacken. Und was wichtig war: ich habe auch privat Vieles geändert. zuerst eine krank machende Beziehung beendet, mich von verschiedenen Menschen zurückgezogen und verabschiedet, Ziele / Wünsche überdacht und neu geordnet, alte verloren geglaubte Talente und Vorlieben reaktiviert…
Ich halte es für bedeutsam, dass man nach einem Burnout lernt, eine Balance zu finden zwischen Arbeit / Leistung und Entspannung - egal wie jung oder alt man ist. Stress ist immer gefährlich, wenn es negativer Stress ist. Da muss man ganz klar zwischen gesunden und krank machenden Stress unterscheiden. Ein Burnout ist ein Warnschuss, etwas zu ändern. Und wenn man, wie ich vorher, NUR funktioniert hat und immer am Limit entlang hangelte ohne das zu tun, was eigentlich dem eigenen Inneren entspricht - dann kommt irgendwann die Alarmglocke.
Was Du jetzt beschreibst, muss wie erwähnt nicht heißen, dass Du wieder in ein Burnout fällst. Es ist schwer zu beurteilen, wenn ich auch nicht weiß, wie Deine Situation allgemein war und ist. Nimm Dir einfach die Zeit und schaue in Dich rein, was jetzt gerade ist, ob Du glücklich und zufrieden bist mit Deinem Leben oder ob gerade etwas nicht so läuft.
Sei achtsam mit Dir und Deinen Grenzen, das ist wichtig - wenns auch mitunter nicht leicht ist in dieser Gesellschaft.
Alles Gute,
LG Cornelia