Stahl magnetisch nach Bearbeitung?

Hallo,

wir haben einen Stößel, langgedreht, dazu ein Abschnitt prägepoliert.

X5 CrNi 18 9.

Nun haben wir den Effekt, dass das Fertigteil teilweise magnetisch ist. D.h. von einem Magneten angezogen wird bzw. selten auch selber magnetisch wirkt.

Diese stört in unserer Anwendung.

Meine Fragen:

Kann der Stößel bei der Fertigung magnetisch geworden sein?

Ist das bei Verwendung dieses Werkstoffs überhaupt möglich?

Falls beides ja, durch welchen Einfluß kann dieses nun plötzlich hervorgerufen worden sein?

Gibt es einen Werkstoff, bei dem dieses garantiert nicht passieren kann?

Gruß

Matthias

Hallo Matthias,

ja, das ist eine Folge der Kaltverfestigung.
Bei stärkeren Verformungen kann es durch die Bildung von Verformungsmartensit zur Magnetisierbarkeit im Bereich solcher Verformungen kommen. Je größer der Umformgrad, umso stärker ist
die Magnetisierbarkeit.

Gruß Wolfgang

Danke für die Antwort.

Bedeutet das Martensit auch, dass der Stahl selber magnetisch ist, d.h. auch als Magnet wirkt, nicht nur „selber“ angezogen wird.

Und weiter: da es vorher nicht so war, kann ein anderes Lieferlos des Halbzeugs an der Veränderung schuld sein?

Gibt es Materialalternativen z.B. A4, wo dieses nicht auftritt?

Gruß

Matthias

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Gibt es Materialalternativen z.B. A4, wo dieses nicht
auftritt?

Hallo Matthias,

Materialalternativen gibt es (JEIN)

  1. sog. U-Bootstahl u.a. 1.3952
    den bekommst Du aber nur auf Bestellung in größeren Mengen
    z.B. bei Höverstahl.

2.kannst Du die Teile nicht glühen, dann verschwindet der Magnetismus wieder (meistens)
Gerade der 1.4301 ist von seiner Legierungstoleranz so zusammengesetzt, dass er Permeabilitätswerte 1,1

Es gibt einen alten Aufsatz zu Deinem Thema in TEWxx
ich müsste aber jetzt suchen.
Wir haben für unsere Elektronenkanonen einen 1.4841 genommen.
Der ist eigentlich für etwas anderes gedacht - hochhitzebeständig - hat aber magnetische Eigenschaften wie ein U-Bootstahl und ist leicht verfügbar (u.a. Stappert)
kannst es ja mal mit einer Förstersonde nachprüfen.

1.4571 u.ä. kannst Du vergessen

Gruß

Peter

1 Like

jetzt ausführlich:
Hallo, Mathias

der Aufsatz: Dietrich,Heimann, Strom „Einfluß einer Kaltverformung auf die mechanischen und magnetischen Eigenschaften von nichtrostenden Stählen“
TEW-Technische Berichte 1975 2.Band Heft 1, Seite 61 ff

Zitate: „…unter den Chrom-Nickel-Stählen sind die untersuchten Stähle X5CrNi18 9 (Remanit 4301), 4305, 4306 und 4310 besonders empfindlich gegen eine Kaltverformung. Bei ihnen wird schon nach geringster Kaltverformung ein deutlicher Anstieg der Magnetisierung und damit auch der Permeabilität beobachtet…
Die handelsüblichen hitzebeständigen Stähle …In magnetischer Hinsicht sind diese Stähle daher gegenüber Kaltverformung weitgehend unempfindlich…“ es folgen Ausführungen, dass dies nicht bei Nickelgehalten über 30% gilt
„…Die Stähle Thermax 4828 und Thermax 4841 liegen dagegen noch im rein paramagnetischen Gebiet…Während die Permeabilität bei den nicht stabil austenitischen Stählen…stark ansteigt…ist sie bei Amagnit 3964 vollkommen konstant und ändert sich auch bis zu höchsten Kaltverformungen und/oder tiefsten Temperaturen nicht…“

Ich hoffe, das hilft Dir entscheidend weiter

Gruß
Peter

ihnen wird schon nach geringster Kaltverformung ein deutlicher

Anstieg der Magnetisierung und damit auch der Permeabilität
beobachtet…

bedeutet Anstieg der Magnetisierung und Permeabilität, dass der Werkstoff von einem Magneten angezogen wird, oder dass er sich magnetisieren lässt (dauerhaft). Nennt man das Hart-und weichmagnetisch?

Gruß

Matthias

Die handelsüblichen hitzebeständigen Stähle …In
magnetischer Hinsicht sind diese Stähle daher gegenüber
Kaltverformung weitgehend unempfindlich…" es folgen
Ausführungen, dass dies nicht bei Nickelgehalten über 30% gilt
„…Die Stähle Thermax 4828 und Thermax 4841 liegen dagegen
noch im rein paramagnetischen Gebiet…Während die
Permeabilität bei den nicht stabil austenitischen
Stählen…stark ansteigt…ist sie bei Amagnit 3964 vollkommen
konstant und ändert sich auch bis zu höchsten Kaltverformungen
und/oder tiefsten Temperaturen nicht…“

Ich hoffe, das hilft Dir entscheidend weiter

Gruß
Peter

Guten Abend

bedeutet Anstieg der Magnetisierung und Permeabilität, dass
der Werkstoff von einem Magneten angezogen wird, oder dass er
sich magnetisieren lässt (dauerhaft). Nennt man das Hart-und
weichmagnetisch?

Der Stahl selbst wird magnetisch. Alles andere darfst Du einen kleinen Mechaniker bitte nicht fragen

Viele Grüße
Peter

das kann man nicht mehr so recht entziffern, es ist die Kopie von der Kopie von der…

Gruß
Peter

Guten Tag,
hier noch Erklärungen zum Thema :

http://216.239.37.100/search?q=cache:R20wXWBtl-QC:ww…
http://www.stromwandler.de/faq/glossar/magnetismus.htm

Gruß Wolfgang

Der Heimann…
Salve Peter

Da hast Du aber ein schönes Schatzkästen!
Nur möchte ich darauf hinweisen, dass mein Ex-Kollege Heimann für den Verkauf von hitzebeständigen Blechen zuständig war.
Seine Aussage über die „ordinären“ Rostfreigüten sind deshalb auch mit etwas Vorsicht zu geniessen, insbesondere weil er wahrscheinlich auch noch von Blechverformung wie Kanten, Tiefziehen oder Drücken ausgeht.

Im konkreten Fall glaube ich, dass die Güte 4306 aufgrund ihres Ni-Gehalts von > 10% eine höhere Austenitstabilität gewährleistet. Die Permeabilität wird zwar auch ansteigen, wohl aber nicht in dem Masse wie beim 4301.

Ciao
Tufkac

Ich habs wohl

Nachdem ich mir die Schmelzanalysen der beiden letzten Halbzeuglieferungen angeschaut hatte, vermutete ich ein Chargenproblem. in einer war der Anteil an Nickel bei ca. 8,5 %, die andere hatte 9,62 %

Tatsächlich ist nur ein Teil unseres Bestands der Fertigteile betroffen.

Da ich 1,4301 schlecht über Anteil Nickel steuern kann, werde ich vielleicht 1.4404 ausprobieren.

Danke an alle

Salve

Ich würde mal den 4306 vorschreiben, der ist erheblich billiger als der unnötige Mo im 4404. Der 4306 hat min 10 % Ni. Nach EN darf der 4301 sogar bis auf 8 % runtergehen.

Ciao
Tufkac