Statik eines Stahlträgers IPE200 oder HEB160

Hallo

Mein Zweifamilienhaus ist Baujahr 1963. Im Jahre 1970 wurde angebaut. Nun möchte ich einen Mauerdurchbruch zwischen den „alten“ und „neuen“ Teil des Hauses machen.

Es soll also im EG eine ehemalige Außenmauer aus 30 cm dicken Hohlbetonsteinen entfernt werden. Im 1 OG bleibt alles unverändert; die Mauer bleibt dort also bestehen.

Ich habe nun von zwei Baufirmen ein Angebot erhalten. Eine Firma möchte zwei nebeneinander liegende IPE200 Träger einbauen, die andere zwei nebeneinander liegende HEB160.

Die Mauer hat „nur“ 30 cm. Die 160er Träger würden also etwas überstehen. Ich habe dem aber gesagt, dass dies für mich kein Problem wäre, dann putze ich halt auf jeder Seite 2 cm drauf. Auch von der Höhe her wären die 20 cm des IPE200 gar kein Problem. Der ist halt etwas schmal. Zwei mal 10 cm ergeben ca. 5 - 10 cm Luft dazwischen den Trägern. Daher hätte ich evtl. sogar an einen IPE 220 gedacht.

Ich weiß dass so eine Ferndiagnose natürlich recht wage ist bzw. sein kann. Dennoch würde mich die Meinung von euch interessieren.

Hallo

Ich weiß dass so eine Ferndiagnose natürlich recht wage ist
bzw. sein kann. Dennoch würde mich die Meinung von euch
interessieren.

Die Ferndiagnose ist einfach, wenn ich davon ausgehe, dass du meinst, die beiden Träger würden jeweils nebeneeinander stehen (nicht liegen): Zwei HEB 160 haben ein größeres Widerstandsmoment W_y und damit auch ein größeres aufnehmbares Biegemoment um diese Achse (bzw. eine geringere Durchbiegung bei gleicher Last) als zwei IPE 200 oder auch zwei IPE 220.

Über den Biededrillknicknachweis kann man zwar nicht viel sagen, aber das dürfte mit einer Verlaschung beider Flansche in den Griff zu kriegen sein.

Soviel zur Statik.

Gruß
smalbop

Danke für deine Antwort. Für mich als Nichtprofi liegt der Träger rechts uns links auf, also liegen :wink: Natürlich meine ich aber stehen.

Ein HEB160 hat einen W_y von 311, ein IPE 220 einen Wert von 252. Zumindest laut meiner Liste. Damit ich Laie das auch verstehe: W_y ist die Tragkrauft mit der die Decke auf den Träger drücken kann/darf? Was bedeutet denn die Angabe von J_y? Da hätte ein IPE 220 mit 2770 einen höheren Wert als der HEB 160 mit seinen 2490.

Unterm Strich würde das also bedeuten, dass die eine Firma, die mir den HEB 160 angeboten hat, mit einer höheren Gewichtsbelastung rechnet als die andere Firma.

Der Träger soll laut Angebot 3,5 m haben. Die Öffnung dazwischen (nennt man das Spannweite?) sind ca. 2,80 m. Ist denn da der HEB 160 bzw. der IPE 220 ausreichend dimensioniert? Kann man das denn so aus der Ferne sagen? Was denkt ihr?

Hallo!

Der Träger soll laut Angebot 3,5 m haben. Die Öffnung
dazwischen (nennt man das Spannweite?) sind ca. 2,80 m. Ist
denn da der HEB 160 bzw. der IPE 220 ausreichend
dimensioniert? Kann man das denn so aus der Ferne sagen?

Ohne Kenntnis, was auf dem Träger lastet, kann man gar nichts sagen. Die erste Tat sollte deshalb nicht Befragen von Baufirmen und Internetforen sein, sondern das Beauftragen eines Statikers, der zur Dimensionierung von Träger und Auflager kommt, nachdem er sich die Verhältnisse vor Ort angesehen hat.

Mit der Aussage des Statikers und damit festzuschreibendem Material und Art der Ausführung (u. a. Abfangung) kannst du Baufirmen zur Abgabe vergleichbarer Angebote veranlassen. Am besten überlässt du dem Statiker, den Ausschreibungstext zu verfassen. Den Ausführenden überlässt du den Freiheitsgrad von genau Null.

Gruß
Wolfgang

Hallo

Danke für deine Antwort. Für mich als Nichtprofi liegt der
Träger rechts uns links auf, also liegen :wink: Natürlich meine
ich aber stehen.

Ein HEB160 hat einen W_y von 311, ein IPE 220 einen Wert von
252. Zumindest laut meiner Liste. Damit ich Laie das auch
verstehe: W_y ist die Tragkrauft mit der die Decke auf den
Träger drücken kann/darf? Was bedeutet denn die Angabe von
J_y? Da hätte ein IPE 220 mit 2770 einen höheren Wert als der
HEB 160 mit seinen 2490.

Nein, W_y ist das Widerstandsmoment um die Biegeachse und I_y ist das Flächenträgheitsmoment um selbige. Nach I_y hatte ich jetzt gar nicht gesehen, das ist reziprok proportional zur Durchbiegung, W_y ist reziprok proportional zur zulässigen Momentenbeanspruchung.

Unterm Strich würde das also bedeuten, dass die eine Firma,
die mir den HEB 160 angeboten hat, mit einer höheren
Gewichtsbelastung rechnet als die andere Firma.

Oder mit einer größeren Durchbiegung. :smile:
Oder sie haben grade zufällig HEB 160 am Lager.
Oder…

Der Träger soll laut Angebot 3,5 m haben. Die Öffnung
dazwischen (nennt man das Spannweite?) sind ca. 2,80 m. Ist
denn da der HEB 160 bzw. der IPE 220 ausreichend
dimensioniert? Kann man das denn so aus der Ferne sagen? Was
denkt ihr?

Ich denke, dass man das nicht aus der Ferne sagen kan, weil es darauf ankommt, was für eine Last ankommt, und welche Last der Träger letztlich übernimmt, hängt auch (ein wenig) davon ab, wie biegeweich oder -steif er ist.

Ich kann also ebenfalls nur an den Statiker vor Ort verweisen.

Gruß
smalbop

1 Like

Hallo,

Unterm Strich würde das also bedeuten, dass die eine Firma,
die mir den HEB 160 angeboten hat, mit einer höheren
Gewichtsbelastung rechnet als die andere Firma.

möglich.

Der Träger soll laut Angebot 3,5 m haben. Die Öffnung
dazwischen (nennt man das Spannweite?) sind ca. 2,80 m. Ist
denn da der HEB 160 bzw. der IPE 220 ausreichend
dimensioniert? Kann man das denn so aus der Ferne sagen? Was
denkt ihr?

Man kann nur sagen,welche Belastung zBsp. 2 IPE 220 aufnehmen können
bei einer stat.Stützweite von ca 3,0m.
Die zulässige Belastung beträgt hier ca 6,5t/m(65kN/m)
Dies ist tatsächlich die Größenordnung an Last, welche 2 Decken und
eine Mauerwerkswand bringen.(eventuell weniger)
Die Baufirmen haben natürlich auch Fachleute welche solche einfachen
Berechnungen durchführen können(und dürfen) -was hier wirklich kein
„Hexenwerk“ ist.Geschätzt hat da wohl niemand.
Frag einfach nach,ob diese Berechnungen vorliegen,dann ist alles OK.
Die Vorlage einer solchen Berechnung wird eventuell erforderlich,
wenn Du eine Bauveränderungsanzeige machst und das Bauordnungsamt
den statischen Nachweis verlangt.
Weitere Fachleute (Statiker) zu bemühen kostet nur zusätzlich
-ohne Not - und „Ausschreibungen“ von einem Fachmann erstellt
erst recht, mehr als die erhoffte Ersparnis bei dieser kleinen
Baumaßnahme.
Gruß VIKTOR

Vielen Dank für eure Antworten.

Zum Einen schreiben zwei, ich solle der Baufirma gar nichts überlassen, der Andere schreibt wieder, dass solche „Kleinigkeiten“ Baufirmen auch durchaus selber machen können. hmmm *grübel*

Ich habe die Baufirmen extra danach ausgesucht, dass die alle einen Bauingeneur beschäftigen (also keine 2 Mann-Firma). Ich habe mich mehrfach bei dem Mitarbeiter der da war erkundigt, ob die solche statische Sachen selber berechnen können/dürfen, oder ob ich da einen Statiker beauftragen muss. Mir wurde glaubhaft versichert, dass bis zu einem gewissen Maß statische Berechnungen von denen selber durchgeführt werden können.

Es ging mir nur um eine Einschätzung ähnlich wie Viktor das gemacht hat. Zwei Decken eine Mauer … sind granz grob ein (… ich übertreibe jetzt…) HEB 350. Also kannst der angebotene 160er nicht reichen. Oder anders: Der 160 ist aus der Erfahrung heraus vermutlich eh schon überdimensioniert. Könnte hin also kommen. So in der Richtung.

Dass ich mich auf eine Ferneinschätzung nicht verlassen werde, ist eh klar. Da muss dann die Baufirma die Berechnungen rausrücken. Ich wollte halt nur mal vorab klären ob das hin kommen könnte, was mir da angeboten wurde.