Stattliche Pflanze Bedeutung

Hallo!
Bei botanischen Beschreibungen ist mir des öfteren die Bezeichnung „stattlich“ untergekommen und ich konnte damit nicht wirklich was anfangen…
Was bedeutet eine Pflanze ist „stattlich“?
Bedeutet es, das die Pflanze sehr groß oder vielleicht gerade wächst (meine Vermutung) ?
Vielen Dank für eure Antworten!
MfG
Akureyki

Als „stattlich“ würde ich eine Pflanze bezeichnen, die deutlich über das Durchschnittsmaß der entsprechenden Art hinausgeht, z.B. eine 3 m hohe Maispflanze würde als „stattlich“ gelten.
Grüße von
Helmut

Hallo Akureyki,

deine Vermutung kann ich nur bestätigen. Eine Pflanze wird als „stattlich“ bezeichnet, wenn sie entsprechend des genetisch festgelegten Erscheinungsbildes wächst und die, ihrer Art eigenen Größe fast erreicht hat, wozu zB. Bäume oft ein hohes Alter haben müssen. Man kann also bei einer ca. 25 m hohen und ca. 20 m breiten Stieleiche mit gleichmäßig hochgewölbter,lockerer und lichter Krone aus knorrigen, starken, malerisch gedrehten Ästen durchaus von einem „stattlichen“ Exemplar sprechen (ausgewachsen wird sie ca. 35 - 40 m hoch und 25 m breit). Jedoch ist auch ein ca. 1,80 m hoher, mehrtriebig gewachsener Rittersporn ein „stattliches“ Exemplar seiner Art.
Es ist also immer ein nach unserer eigenen Vorstellung von der entsprechenden Pflanzenart wunderbar kräftiges, gut gewachsenes entsprechend älteres Exemplar seiner Art.
Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Hast du noch Fragen, ich beantworte sie dir gern.
Viele Grüße
Marion

Hallo Akureyki,
vielleicht kann ein Linguist da eindeutigere Auskunft geben. Ich habe den Begriff bisher mit einer außerordentlichen Größe verbunden. Ob das generell so gesagt werden kann, weiß ich leider nicht.

Viele Grüße
Anja

Vielen Dank für die schnelle Antwort! Jetzt bleibt mir nur noch eine Frage:

Wie ist das nun, wenn nicht innerhalb einer Art, sondern zwei Arten verglichen werden:

Ich habe das „stattlich“ beispielsweise hier entnommen (796. Urtica kioviensis):
http://dfg-viewer.de/v2/?set%5Bimage%5D=169&set%5Bzo…

Also stattlich heißt in dem Fall, dass die Russische Brennnessel stattlicher/größer ist als die Große Brennnessel? (oder was meint das „stärker als U. dioeca“)

Eine andere Frage: Das „ausdauernd“ bedeutet in dem Falle mehrjährig oder?

Ja, es ist genau so. Wenn unsere große Brennnessel neben der Russischen Brennnessel wachsen würde, so wäre das russische Exemplar in ALLEN Teilen größer und mächtiger anzusehen - so, als wenn ein Zwerg neben einem Riesen stehen würde! Die russische Brennnessel wird bis 2m hoch, was unsere U. dioica wohl schon von der genetischen Anlage her nicht schafft - sie wird meistens mit einer Höhe von 1,20 m angegeben.
Hier tut sich zwar auch für mich eine Frage auf, denn bisher waren in unseren Breiten nur U. dioica als ausdauernde Art und die einjährige U. urens bekannt. Man nahm an, dass „stattlichere Arten“ als ssp. oder var. von U. dioica zu sehen sind. Da müßte man nun tatsächlich alle Merkmale der beiden Arten vergleichen, um tatsächlich diese russische Brennnessel als eigenständige Art zu sehen. Optimale Umweltbedingungen lassen uns ja oft staunen, welches breite Wachstumsspektrum in einer Art verborgen ist. Aber ich will nicht abschweifen - und die Botanik speziell die Systematik ist ja ein sooooooooooo weites Feld !!! Ich habe bei manchen Pflanzen schon sehr viele „Hin- und Her- Klassifizierungen“ zur Kenntnis nehmen müssen…

Nun zu „ausdauernd“: Wie sie sicher wissen gibt es einjährige (erreichen ihre generative Phase bereits im 1. Vegetationsjahr und sterben danach ab), zweijährige (erreichen ihre generative Hauptphase im 2. Vegetationsjahr und sterben danach ab - Hauptphase deshalb, da bei manchen Arten Vorblüher im 1. Jahr möglich sind) und mehrjährige Pflanzen. Bei den mehrjährigen Pflanzen werden nun manche Arten nur 3,4,5,6… Jahre alt bevor sie sterben (dieses Sterben meine ich wieder als genetisch gespeichert - nicht von uns oder andere Faktoren steuerbar, obwohl es sicher innerhalb einer Art auch Schwankungen gibt)und andere 50, 100, 200… bis über 1000 Jahre alt. Bei denen, die ein hohes Alter erreichen, spricht man gern von ausdauernden Pflanzen. Diese können auch, v.a. bei krautigen Pflanzen, entsprechende Überdauerungsorgane bilden - in unserem Fall bildet die große Brennnessel Rhizome (unterirdisch verlaufende Sprossachsen) aus, durch die die Pflanzen die winterlichen Bedingungen besser überstehen.

Ich hoffe, ich konnte ihnen weiterhelfen und stehe gern wieder für Antworten bereit.

Freundliche Grüße
Marion

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Hallo,
stattlich kenne ich nur als Synonym für „groß“ oder „imposant“.
Viele Grüße, J. Schubert

Hallo Marion,
danke noch mal für die Antwort, die hat mich echt weiter gebracht!
Als ich in der letzten Zeit wieder Beschreibungen von Pflanzen gelesen habe, bin ich auf folgendes Wort gestoßen, mit dem ich überhaupt nichts in diesem Zusammenhang anfangen kann: Der Zipfel einer Blüte.
Z.B. „Der Zipfel der Kronblätter ist am Rand kahl, der Zipfel der Kelchblätter häufig rötlich überlaufen.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Gilbweiderich)
oder „Das Perigon der weiblichen Blüten ist bis 2/3 geteilt, ihre Zipfel sind in der Mitte am breitesten.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Urtica_kioviensis) Wie ist allgemein der letzte zitierte Satz zu verstehen?

Vielen Dank schon mal im voraus !
MfG
Akureyki

Hallo Akureyki,
ich freue mich,dass ich ihnen helfen konnte und will versuchen, dass es mir auch dieses mal gelingt.Ich habe lange überlegt, wie ich das Problem bildlich darstellen könnte… - vielleicht so: stellen sie sich einen Rock vor, der aus „Bahnen“ (mehreren schmalen Teilen) zusammen genäht wurde. Das eine (untere) Ende jeder Bahn läuft spitz aus und man näht die Bahnen nur bis zu dieser „Verjüngung“ zusammen. Der Volksmund würde zu so einem Rock sagen, das er zipfelig ist und meint damit, dass der untere Rand nicht gleichmäßig abschließt. Nun zum Felberich - stellen sie sich eine Einzelblüte als „Rock“ vor, dann haben sie die Zipfel als untere (eigentlich obere)„lose“ Enden der Kronblätter. Und wenn deren Rand kahl ist, so bedeutet das, das es einen glatten Abschluß (ohne Haare, Borsten, Wimpern, Dornen…) gibt. Die Zipfel sind also der äußere mehr oder weniger lose spitze Abschluß der entsprechenden Blütenblätter, also in ihrer Form mehr oder weniger dreieckig. Bei Kelchblättern hat man dieses dreieckige, zipflige „Auslaufen“ sehr oft. Also könnte man auch sagen: die Spitzen der Kelchblätter sind rötlich überlaufen.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken und habe sie nicht noch mehr verwirrt.
Nun zum Perigon. Vom Perigon spricht man, wenn die Blütenhülle aus einheitlichen (gleich gestalteten und gleich gefärbten) Kron- und Kelchblättern besteht. Das ist typisch für Einkeimblättrige. Dabei kann das Perigon kronartig sein - Tulpe -, auch kelchähnlich - Binse -.
Die Blütenhüllblätter können nun mehr oder weniger verwachsen sein (s. „zusammengenähte Bahnen beim oben beschriebenen Rock“ - näht man die Bahnen nur zu 1/3 zusammen, so hängen 2/3 lose als Zipfel herunter…)- im genannten Beispiel der weibl. Blüte sind sie zu 1/3 verwachsen. Der andere lose Teil(Zipfel) hat die entsprechend angegebene Form.
Nun können sie danach die interessantesten Röcke entwerfen, woran man wieder sieht, dass alles der Natur abgeschaut werden kann.
Ich hoffe, sie schmunzeln nicht gar zu sehr über meine heutigen Zeilen… vielleicht haben sie zum Verständnis beigetragen. Ich würde mich freuen!
Frage mich eben, ob die weibl. Blüten der Brennessel tatsächlich ein Perigon haben, wo diese doch zu den Zweikeimbl. gehört oder ob in wikipedia wieder mal Unsinn steht… - werd mich noch mal schlau machen…

Liebe Grüße und weitere botan. Erfolge wünscht
Marion

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