[StBerG] Wieviel Praxis in Steuerberaterprüfung?

Hallo!

Ich habe vom Finanzministerium meine Zulassung zur Steuerberaterprüfung erhalten, war allerdings vorher nicht bei einem Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer tätig, sondern in einem Industrieunternehmen.

Nun habe ich mich mit einem Steuerberater hinsichtlich der in einem Jahr bevorstehenden Prüfung unterhalten und er sagte mir, wenn man nie bei einem Steuerberater gearbeitet hat, ist die Prüfung kaum zu schaffen, da auch praktisches Wissen abgefragt wird.

Ist dies wirklich so? Lerne ich dies nicht alles in den Vorbereitungskursen? Ich bin Spezialist in allen Dingen, die eine GmbH anbelangen, aber Einkommensteuererklärungen beispielsweise kenne ich nur aus meinen privaten Erfahrungen. Habe ich denn also keine Chance in der Prüfung?

Vielen Dank für Eure Tips
Emily

Ist dies wirklich so? Lerne ich dies nicht alles in den
Vorbereitungskursen? Ich bin Spezialist in allen Dingen, die
eine GmbH anbelangen, aber Einkommensteuererklärungen
beispielsweise kenne ich nur aus meinen privaten Erfahrungen.
Habe ich denn also keine Chance in der Prüfung?

Hallo,

stellen wir uns folgende Prüfungsthemen vor:

  • 3-Objekt-Grenze
  • Betriebsübergang nach Erbfolge
  • Übergang von Unternehmen gg. Renten
  • Verfahrensrecht
  • Erbschaftsteuer

wie will man das mit privaten Erfahrungen aus der ESt nachzeichnen? M.E. gehört da schon eine Menge Mut dazu, wenn man sich zur StB Prüfung anmeldet. Aber man kann natürlich auch Glück haben mit den Themen. Natürlich hängt da viel von Eigenleistung und Vorbildung ab.

Viel Erfolg!

der showbee

[MOD] Komplettzitat gelöscht

Hallo Showbee,

und für was mache ich die teuren Vorbereitungskurse? Lerne ich dies dort nicht? Kann man denn die Praxiserfahrung derjeniger, die in einem kleinen Steuerbüro gearbeitet haben mit denjenigen, die in einer internationelen WP-Gesellschaft gearbeitet haben, vergleichen? Und prüft das Finanzministerium nicht, ob meine praktischen Voraussetzungen ausreichen, um die Prüfung bestehen zu können?

Du siehst, Fragen über Fragen…
Danke
Emily

Hallo,

Es gibt kein pauschalen Aussagen, wer bestehen kann und wer nicht.
Solche Sprüche kommen oft von Leuten, die Konkurrenz fürchten.

Natürlich ist es immer leichter, wenn man entsprechende Fälle schon
in der Praxis erlebt und gelöst hat. Natürlich ist die Prüfung z.b.
für Juristen oder WP-Asis erheblich schwerer zu bestehen als für
jemanden, der in einer Kanzlei mal Est, mal KÖ oder mal eine
ErbSt-Erklärung macht und sich mit dem FA über Abgabenordnung
streitet.

Aber ein Großteil der Prüfungsleistung ist es, nicht jede
Kleinigkeit, jeden Sonderfall zu kennen, sondern sich drei mal 6
Stunden zu konzentrieren und systematisch ohne Zeit zu verschwenden
sein vorhandenes Wissen hinzuschreiben.

Und die erforderlichen 50 % der Punkte, z.B. in Grundlagen der
(vorweggenommenen) Erbfolge, Grundstückshandel, Änderungsvorschriften
kann man IMHO mit guten Vorbereitungsmaterialien und viel, viel (sehr
viel!) Lerneifer schaffen. Fälle lösen. Klausuren schreiben.
Und dann noch mehr Klausuren schreiben.

Das FinMin prüft, ob deine Kenntnisse ausreichen. An drei Tagen
im Oktober :wink:

Gruß,
Kathi

Servus Emily,

meines Erachtens (ich habe den ersten Durchfall noch vor mir) reichen etwa hundert Klausuren, unter Klausurbedingungen geschrieben und bewertet, aus.

Klausurrelevante Fälle und Fälle (auch besonders gelagerte) der täglichen Praxis haben sicherlich eine gewisse Schnittmenge. Aber eben nur diese.

Ferner muss man im Fall der täglichen Praxis vor allem zum richtigen Ergebnis kommen, während das richtige, aber nicht ordentlich begründete Ergebnis in der Klausur allenfalls ein paar „Fußgängerpunkte“ bringt. Die relativ höhere Durchfallquote bei der schriftlichen Prüfung bei den „Zehnjährigen“ hängt wohl damit zusammen.

Schöne Grüße

MM

Nun habe ich mich mit einem Steuerberater hinsichtlich der in
einem Jahr bevorstehenden Prüfung unterhalten und er sagte
mir, wenn man nie bei einem Steuerberater gearbeitet hat, ist
die Prüfung kaum zu schaffen, da auch praktisches Wissen
abgefragt wird.

Hallo Emily,

in der Stb-Prüfung sitzt eine sehr sehr bunte Mischung von „Praktikern“ und „Theoretikern“.

Juristen, welche in der Uni von Steuerrecht quasi nichts mitbekommen haben aber in der Klausurlösungstechnik und dem Umgang mit Gesetzestexten wirklich fit sind. In der Praxis aber meistens nicht mal ihre eigene Steuererklärung ausfüllen können.

BWL und VWL Studenten, von denen einige wirklich eine fundierte theoretische Ausbildung in Steuerrecht genossen haben, viele aber auch nur auf einer mehr volkswirtschaftlichen Ebene gelernt haben warum der Staat Steuern erhebt. Im schlechteren Fall haben sie dann 2 Jahre lang in einer großen WP-Kanzlei Inventurlisten abgehakt, praktischer Nutzen = 0.

Praktiker aus den Steuerkanzleien mit Zusatzausbildung wie Bilanzbuchhalter und 7-10 jähriger Berufserfahrung, die aber mit den großen in der Prüfung abgefragten Themen wie Abgabenordnung, Erbschaftsteuer, Umwandlung, …, praktisch auch noch nichts zu tun hatten. Hier ist allerdings die Durchfallquote am höchsten, was sicher zum Teil an der fehlenden Prüfungserfahrung liegt.

Dann noch ein kleiner Teil die auf noch verschlungerenen Wegen zur Stb-Prüfung kamen.

Kurz gesagt, die Voraussetzungen welche die Kandidaten mitbringen sind höchst unterschiedlich.
Der kleinere Teil der Kandidaten hat wirklich nennenswerte praktische Erfahrung.
Ohne die Vorbereitungskurse schafft es so gut wie keiner. Die Chance zu bestehen oder Durchzufallen hat so gut wie jeder.
Nach meiner Erfahrung beschränkt sich der Praxisanteil in der schriftlichen Prüfung auf ein paar kleine Fragen zur Lohnsteuer.

Grüße
Chris

Hallo Chris,
das beruhigt mich doch sehr…nicht dass ich denke, die Prüfung mit links machen zu können, aber zumindest, dass ich mit den Vorbereitungskursen einen guten Weg einschlagen kann.

Danke
Emily