der Garprozeß - Exkurs
Du möchtest nun hier nicht erzählen dass der Metzger deines
Vertrauens nicht in der Metro einkauft. Wie willst du das
feststellen?
Das merkt man z.B. daran, daß man auf Bestellung Fleischstücke bekommt, die in der deutschen Zerlegung gar nicht vorkommen, d.h. den Schlachtbetrieb normalerweise gar nicht erst verlassen. Oder daran, daß der Metzger nicht nur Metzger, sondern auch Schweine- und Geflügelzüchter ist und selber jagt. Ein schlechtes Indiz ist es dagegen, wenn der Fleischverkäufer erst eine sehr verdächtig nach Supermarktware aus Plastik aufreißen muß, um Lammlachse verkaufen zu können.
Diese Aussage musst du aber beweisen. Selbst dem dümmsten ist
bekannt dass durch Braten, Schmoren, Dünsten oder Grillen ein
Wasserverlust (Konsistenz) entsteht.
Lege mal 100 g Gemüse/Kartoffeln oder Fleisch im rohen Zustand
auf die Waage und wiederholen es im gegarten zustand.
Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Beim Fleisch wird während des Garprozesses Wassser abgegeben, das vorher in den Muskelfasern eingelagert wurde. Insbesondere das Collagen löst sich während des Garprozesses auf und gibt das einlagernde Wasser frei. Deswegen muß man gerade bei Schmor- und Bratenstücken (also solche mit längerer Garzeit) aufpassen, das man sie entweder nicht über 90 Grad oder aber nicht zulange gart. Irgendwann ist das Fleisch dann eben nicht mehr zart (nach Auflösung des Collagens) sondern auch trocken (weil das Wasser raus ist).
Kartoffeln hingegen nehmen Wasser auf, weil sich die enthaltene Stärke während des Garprozesses mit Wasser verbindet und verkleistert (ja, das ist der Fachausdruck). Weil sich dieser Vorgang bei Abkühlung umkehrt, kann man auch erkennen, wenn Kartoffeln in der Gastronomie vorgekocht sind und nur kurz erneut ins kochende Wasser geworfen wurden. Dann sind sie zwar außen u.U. wie neu, innendrin aber irgendwie bröselig, weil die notwendige Temperatur noch nicht wieder erreicht (gut 60 Grad).
Bei Weizenmehl(=Nudeln) verhält sich das ähnlich (wobei die Temperatur höher ist; knapp 70 Grad), nur sind Nudeln meist dünner als Kartoffeln, so daß sich die Verkleisterung schneller wieder einstellt.
Was Du nun meinst, was Gemüse im Garprozess wassertechnisch passiert, ist mir unklar. Das meiste Gemüse besteht zu so einem großen Teil aus Wasser, daß es beim Kochen eigentlich kein Wasser aufnehmen sollte. Eine nennenswerte Wasserabgabe sollte es nur geben, wenn man das Zeug völlig zerkocht und es sich in Matsch auflöst.
Gart man Gemüse ohne Wasser bei über 100 Grad, wird es hingegen durch Verdunstung Wasser verlieren. Das wiederum ist der Grund, warum man Gemüse nur kurz sautieren, grillen oder braten sollte, wenn man es denn saftig haben will. Soll das Grill-/Bratgut Farbe annehmen, muß man es halt höher erhitzen und da sind wir dann beim Wok, bei den pimientos de padron und beim gegrillten Paprika.
Gruß
Christian