Hi Kaj,
Verkehrsflugzeuge fliegen nach den sog. IFR-Regeln, das heißt „Instrument Flight Rules“. Es bedeutet daß man sich nicht an landschaftlich markanten Punkten der Erdoberfläche orientiert, sondern sich in einem Netz von Luftstraßen bzw. -korridoren bewegt, die durch Funkfeuer und andere Navigationshilfen definiert werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: man kann auch oberhalb der Wolken, in der Dunkelheit oder bei Nebel fliegen. Andererseits: es erfordert daß jedes Flugzeug im jeweiligen Luftraum die Regeln einhält und nicht auf direkter Linie zwischen Start und Ziel fliegt.
Für die Luftkorridore und die dortigen Straßen gibt es Regeln, so wie auf der Straße hier unten auch. Sozusagen unabhängig vom Luftstraßennetz in der Höhe gibt es An- und Abflugschemata für alle Flughäfen. Zwischen beiden gelten dann nochmal gesonderte Übergangsregeln, in denen der Übertritt vom einen System in das andere definiert wird.
Dabei regeln Anweisungen sowohl den lateralen Flugweg, also woher man fliegen darf, als auch die vertikalen Bewegungen, also auf welcher Höhe man fliegen darf und wann man wo steigt oder sinkt. Ist ein Luftraum relativ leer und drohen keine Konflikte kann die Flugsicherung einem Freigaben zum Abweichen von der Standardroute geben, was sich normalerweise in der Einsparung des einen oder anderen, sonst abzufliegenden Wegpunktes äußert (man sagt dann daß man ein „Direct“ bekommen habe).
Da der Luftdruck mit der Höhe sinkt werden die Verbrauchswerte eines Flugzeugs mit zunehmender Höhe immer besser, sprich: es konsumiert weniger Treibstoff. Daher sind alle Airlines daran interessiert in maximaler Höhe zu fliegen, wobei das Maximum ein sinnvoller Kompromiß zwischen Fluglänge, Treibstoffverbrauch/Triebwerksbeanspruchung im Steigflug, möglicher Sinkflugentfernung und natürlich der im Luftraum möglichen Höhenstaffelung ist.
Die Grundregel (von der es natürlich auch Ausnahmen gibt und die ich jetzt etwas vereinfacht darstelle) für letztere besagt daß alle Flüge in Richtung Westen, also Kompaßkurse zwischen 180 und 360°, auf geraden Flugflächen unterwegs sind: 10.000, 12.000, 14.000 usw. Fuß. Flüge in Ostrichtung, also Kurse zwischen 0 und 179°, fliegen dementsprechend auf ungeraden Höhen. Dieses System geht hinauf bis auf Flugflächen von 43.000 Fuß, mit ein paar hier nicht näher erwähnten Besonderheiten.
Der Flugweg eines Verkehsflugzeugs wird also bestimmt durch die maximal mögliche, in der jeweiligen Richtung zulässige Höhe und das Luftstraßennetz, auf dem man unterwegs ist. Im An- und Abflugbereich der Airports gelten gesonderte, aber eben auch vorgeschriebene Regeln.
Die Ryanair fliegt also wie alle anderen auch, die Flughöhen-Kalkulation ist keine andere als bei der Konkurrenz, auch die Kurven nicht enger als bei anderen Airlines. Es wäre natürlich denkbar daß Ryanair zumindest in der An- und Abflugphase aufgrund der kleineren, peripheren Airports mehr Freiheiten ausnutzen kann als Maschinen, die sich sehr genau und mit weniger Chancen auf „Directs“ an große, stark frequentierte Airports herantasten müssen.
Das Limit setzt aber in der Regel weniger die spezielle Vorliebe der Airline, sondern schlichtweg die Performance des Flugzeugs und natürlich die Vorgaben der benutzten Lufträume bzw. der Flugsicherung.
Da die Ryanair tendentiell eher kurze Strecken fliegt hat das aus Gewichtsgründen oft nicht vollgetankte Flugzeug natürlich eine bessere Steigleistung als Maschinen mit hohem Gewicht, betankt für mehrstündige Flüge. Außerdem geht der Trend der letzten Jahrzehnte (bei Flugzeugen dauert es wegen der hohen Entwicklungskosten sehr viel länger bis zum Modellwechsel als beim Auto) deutlich zum stärker motorisierten Flugzeug. Die modernen Boeing 737-800 der Ryanair können deswegen auch mit anderen Steigraten erfreuen als das bei manchen anderen Konkurrenten der Fall ist.
MecFleih