Hallo,
könnt Ihr mir bitte sagen, wie der Stellvertreter des Dalai lamas heißt?
Lieben Dank
Julia
Hallo,
könnt Ihr mir bitte sagen, wie der Stellvertreter des Dalai lamas heißt?
Lieben Dank
Julia
Moin,
könnt Ihr mir bitte sagen, wie der Stellvertreter des Dalai
lamas heißt?
Der Dalai Lama hat keinen Stellvertreter. An die Stelle das jetzigen 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wird nach dessen Tod der 15. Dalai Lama treten (hoffentlich).
Oder wie war deine Frage gemeint? Stellvertreter wobei?
Gruß
Marion
Panchen Lama
Hallo,
als ranghöchster Vertreter des tibetanischen Buddhismus nach dem Dalai Lama gilt der Panchen Lama.
Der derzeitige Panchen Lama ist allerdings umstritten, weil die chinesische Regierung einen anderen Knaben als Panchen Lama eingesetzt hat, als den vom Dalai Lama als Reinkarnation anerkannten.
Das ist brisant, weil der Panchen Lama nach dem Tod des Dalai Lama die Aufgabe haben wird, die nächste Inkarnation des Dalai Lama zu finden und anzuerkennen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Panchen_Lama
Grüße
Wolfgang
Moin,
als ranghöchster Vertreter des tibetanischen Buddhismus nach
dem Dalai Lama gilt der Panchen Lama.
Obiger Satz ist leider komplett falsch. Zum einen gibt es nicht „den tibetanischen Buddhismus“. Der tibetische Buddhismus umfasst mehrere Schulen. Die wichtigsten sind Gelug, Kagyü, Sakya und Nyingma. Der Dalai Lama nimmt allenfalls eine wichtige religiöse Funktion in der Gelug Schule ein, allerdings nicht im Sinne einer „Hierarchie“, wie man es vielleicht aus der katholischen Kriche mit dem Papst kennt. Zum anderen hat der Dalai Lama noch eine wichtige Funktion innerhalb der tibetischen Exilregierung. Die Verehrung, die viele tibetische (und andere) Buddhisten inner halb der Gelug-Schule und auch darüber hinaus dem Dalai Lama entgegen bringen, resultiert daraus, dass sie in ihm eine Verkörperung des Buddhas Avalokiteshvara sehen. Seine eigentliche „Funktion“ ist es also, allen Wesen Mitgefühl zu erweisen und ihnen Wege zu zeigen, sich vom Leid zu befreien.
Der Panchen Lama hingegen gilt als Verkörperung des Buddhas Amitabha und seine Funktion war (und wäre wieder) die eines engen Lehrer-Schüler Verhältnisses zum Dalai Lama.
Der derzeitige Panchen Lama ist allerdings umstritten, weil
die chinesische Regierung einen anderen Knaben als Panchen
Lama eingesetzt hat, als den vom Dalai Lama als Reinkarnation
anerkannten.
Auch dieser Satz ist schräg.
Zum ersten ist der derzeitige Panchen Lama nicht umstritten. Die Person, die als Inkarnation des Pnachen Lama anerkannt wurde heißt Gêdün Qoigyi Nyima und wurde 1995 als Kind von den Chinesen verschleppt. Sein derzeitiger Aufhaltsort ist unbekannt.
Dann gibt es noch Gyaincain Norbu, ein Junge, von dem die Chinesen behaupten, er wäre nun irgendwie der Pnachen Lama, was mindestens genau so absurd ist, wie wenn die Chinesen behaupten würden, irgendwer in China wäre nun der katholische Papst. Im schlechtesten Fall ist Gyaincain Norby eine bedauernswerte Person, die auf der Gehaltsliste Pekings steht und von den Chinesen irgendwann in Tibet als Touristenattraktion rumgezeigt wird. Im besten Fall entwickelt sich Gyaincain Norby aufgrund seiner klösterlichen Ausbildung (die nicht mal die chinesen ihm verweigern konnten, um sich nicht restlos lächerlich zu machen) als hervorragender buddhistischer Lehrer in Tibet. Ein Glück für den tibetischen Buddhismus, Pech für die Chinesen
In keinem Fall dürfte aber Gyaincain Norbu irgend eine Rolle bei der bestimmen des nächsten Dalai Lama spielen, da dies zum einen eine sehr enge Verbindung zum Dalai Lama voraussetzt (die Gyaincain Norbu nicht hat), zum anderen müsste Gyaincain Norbu selbst als hoher Tulku (Inkarnation in diesem Fall des Panchen Lama) anerkannt sein (was er nicht ist).
Das ist brisant, weil der Panchen Lama nach dem Tod des Dalai
Lama die Aufgabe haben wird, die nächste Inkarnation des Dalai
Lama zu finden und anzuerkennen.
Ich weiß nicht, für wen das brisant sein sollte. Gyaincain Norbu und meinetwegen auch die Chinesen können so viel Dalai Lamas ernennen wie sie wollen. Deren Einfluss sowohl auf den Buddhismus, als auch auf die tibetische Exilregierung dürfte gegen Null tendieren, sofern sie sich nicht als fähige buddhistische Lehrer erweisen (wobei letzters wiederum sehr gegen die Interessen der Chinesen wäre, sie haben sich somit selbst in eine „no win“ Situation gebracht).
Ich weiß, dass alle möglichen schrägen Behauptungen und Bezeichnungen immer wieder durch die westliche Presse geistern. Sowas kann nur von Leuten stammen, die nicht wirklich Ahnung vom tibetischen Buddhismus haben und vermutlich schreibt dann einer vom anderen ab. Das macht es aber nicht richtiger.
Ich hoffe, ich konnte hier einiges richtigstellen.
Gruß
Marion
als ranghöchster Vertreter des tibetanischen Buddhismus nach
dem Dalai Lama gilt der Panchen Lama.
Hallo Wolfgang,
Richtig. Er „gilt“ - und zwar vorwiegend im Westen. Das heisst nicht, dass das auch so ist. Grundsätzlich gilt, was Marion schon gesagt hat: der Dalai Lama hat keinen offiziellen Stellvertreter, ebenso wenig wie der Papst.
Es ist ohnehin zu unterscheiden zwischen der staatsrechtlichen Rolle des Dalai Lama und seiner geistlichen Rolle. Er nimmt beide in Personalunion wahr; während seiner Minderjährigkeit wurde die staatsrechtliche Rolle des Dalai Lama idR von einem Regenten (beim gegenwärtigen zunächst Radreng Rinpoche, dann Taktra Rinpoche) wahrgenommen. Allenfalls hier könnte man in weiterem Sinne von einem „Stellvertreter“ sprechen. Seit seiner Emigration ist der Dalai Lama Oberhaupt der tibetischen Exilregierung. Ein „Stellvertreter“ ist für dieses Amt ebenso wenig vorgesehen wie für das Amt des deutschen Bundespräsidenten - anders etwa als beim amerikanischen Präsidenten.
Der Panchen Rinpoche hatte ebenfalls eine staatsrechtliche Rolle, er war als Oberhaupt des Klosters Tashilunpo praktisch unumschränkter Herrscher eines großen Teiles Tibets (eine Art geistliches Fürstentum). Er spielt eine wichtige Rolle bei der Anerkennung eines neuen Dalai Lama, damit hat sich’s aber auch schon. Ein ‚Stellvertreter‘ jedenfalls ist er nicht.
Ansonsten ist der Dalai Lama ein hochrangiger Geistlicher der tibetischen Gelug-Schule des Buddhismus, was noch lange nicht heisst, er sei „ranghöchster Vertreter des tibetanischen Buddhismus“. Rein vom Rang her kommt er in seiner eigenen Schule erst an zweiter Stelle nach dem Ganden Tripa (seit 2003 Khensur Lungri Namgyel). Der Ganden Tripa (‚Thronhalter von Ganden‘, der ‚Rektor‘ der Klosteruniversität Ganden) ist ein auf sieben Jahre befristetes Amt. Der Panchen Rinpoche steht in der Gelugpa-Rangfolge (die, wie Marion schon schrieb, keine Hierarchie in dem Sinne ist, dass Weisungs- oder Stellvertretungsbefugnisse bestünden) an dritter Stelle. Für die anderen Schulen des tibetischen Buddhismus, also die Sakya, Nyingma und Kagyü ebenso wie für die präbuddhistische Bön-schule ist der geistliche „Rang“ des Dalai Lama ungefähr so interessant wie der Rang des Papstes für Evangelische Kirchen. Die letzgenannten buddhistischen Schulen sind schon in sich kaum hierarchisch gegliedert, bei den Kagyüpa gibt es zwölf voneinander unabhängige Traditionslinien (deren bekannteste in sich nochmals gespalten ist) und bei den Nyingmapa ist nahezu jedes Kloster weitgehend unabhängig - da hat man keinen Bedarf an einem „ranghöchsten Vertreter“, schon gar keinen aus der Gelug-Schule. Dass der jetzige Dalai Lama hohes persönlichen Ansehen genießt, sollte nicht zu Fehlschlüssen verleiten.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo Ralf,
die Beiträge von dir und Marion sind sehr interessant.
Dass der jetzige Dalai Lama
hohes persönlichen Ansehen genießt, sollte nicht zu
Fehlschlüssen verleiten.
Sollte nicht, tut es aber. Sicher weil man hierzulande häufig über den Dalai Lama etwas in den Medien hört.
Woran liegt es, daß der Dalai Lama zu diesem Ansehen, daß an Berühmtheit grenzt, gekommen ist, wenn er doch „nur“ einer von vielen Schulen als Oberhaupt vorsteht?
Gruß Steffi
Hallo Steffi,
Woran liegt es, daß der Dalai Lama zu diesem Ansehen, daß an
Berühmtheit grenzt, gekommen ist, wenn er doch „nur“ einer von
vielen Schulen als Oberhaupt vorsteht?
vielleicht hat Heinrich Harrer (http://www.bergnews.com/service/heinrich-harrer-bio/…) mit seinem Buch „Sieben Jahre in Tibet“ ISBN:3-548-35753-9 Buch anschauen
bzw. die Verfilmung desselben (http://www.imdb.com/title/tt0120102/)
einiges dazu beigetragen.
Gruss Harald
Hallo Steffi,
Woran liegt es, daß der Dalai Lama zu diesem Ansehen, daß an
Berühmtheit grenzt, gekommen ist, wenn er doch „nur“ einer von
vielen Schulen als Oberhaupt vorsteht?
wahrscheinlich, weil er auch noch eine politische Rolle innehat als Oberhaupt der tibetanischen Exilregierung im jahrzehntealten Hickhack um Tibet als autonomem Gebiet. Für seine Bemühungen, eine friedliche Lösung zu finden, hat er 1989 den Friedensnobelpreis bekommen.
Das, seine Einstellung zu religiöser Toleranz und Umweltschutz und seine durchaus sympathische und gewinnende Art macht ihn zu einer in den Medien begehrten Figur, was er auch sicherlich für die Verbreitung seiner Anliegen nutzt. (Im Ansatz möchte ich da auch einen Vergleich zum ehemaligen Papst JP II ziehen, der unabhängig von seiner Glaubenslehre viel Anerkennung für seine Bemühungen um eine friedliche Lösung im Irak-Konflikt erhielt, die mit seiner Position als Kirchenoberhaupt weniger zu tun hatte.)
Mit anderen Worten: Die Welt verfolgt gespannt den Kampf eines Einzelnen gegen das große China. Die Sympathien sind ziemlich eindeutig verteilt - der Begriff „Gelbe Gefahr“ ist ja nun auch nicht gerade neu…
Gruß
mowei