Stempelhascher

Hallo,

in letzter Zeit bin ich mehrfach auf „Stempelhascher“ aufmerksam geworden.

Das sind Leute, die Firmen abklappern, um sich dort auf einem Blatt Firmenstempel abzuholen, mit denen eine angebliche Bewerbung dokumentiert werden soll.

Beim Frisör:
Junge Dame kommt herein, fragt nach dem Chef. Der kommt, sie hält ihm eine DIN A4 Blatt hin und sagt: „Können Sir mir da mit Ihrem Stempel bestätigen, dass ich mich beworben habe?“
Er sagt: „Ja, aber Sie haben sich doch noch gar nicht beworben?“
Sie sagt: „Ach so.“ Dreht sich um und geht.

Beim CNC-Dreher:
Junger Mann kommt herein, fragt nach dem Chef und sagt: „Ich brauch ma nen Stempel dass Sie keine Mitarbeiter brauchen.“ Wieder wird das Blatt vorgehalten. Dieser Chef pappt aber nur kommentarlos seinen Stempel drauf und der Mann zieht von dannen.

Ich gehe mal davon aus, dass das Arbeitssuchende sind, die mit solchen Zetteln beweisen sollen oder wollen, dass sie sich aktiv um Arbeit bemühen, um weiterhin Gelder zu bekommen.

Aber jetzt mal ehrlich:

  1. Sind Jobcenter/Arbeitsagentur echt so dämlich, dass sie sich mit solchen Stempelsammlungen zufrieden geben?

  2. Ist diesen Pseudo-Bewerbern eigentlich klar, dass sie mit solchem Tun das Vorurteil des gar nicht arbeiten wollenden Arbeitslosen bedienen?

  3. Kann oder sollte man als Chef eigentlich mal „dem Amt“ mitteilen, dass Herr X oder Frau Y sich auf solche Weise ihre „Isch hab mich aber voll oft beworben, ey!“ Bestätigungen beschaffen?

I

Moin,

ich kenne einen Extremfall, der Mann MUSSTE jeden Monat dreizig (30!) Bewerbungen nachweisen, dass dies seriös nicht möglich ist, liegt auf der Hand.

Mir ist es einmal passiert, dass die Echtheit eines Ausdrucks einer Mail in einem Bewerbungsverfahren angezweifelt wurde.

Nachdem ich dem Herrn, er vertrat „meine“ Sachbearbeiterin, die Mail als Weiterleitung zukommen lassen konnte, war er zufrieden. Dies konnte sogar noch während unseres Gespräches erfolgen, manchmal funktioniert im JC auch die Technik :wink:

Gruß Volker

Hallo

Wenn du dich mal permanent auf irgendwelche Jobs bewerben musstest, von denen du schon vorher wusstest, dass du sie sowieso nicht kriegst, dann würdest du das anders sehen.

Wer langzeitarbeitslos ist, hat nicht viele Möglichkeiten, wieder in den Arbeitsmarkt reinzukommen. Er sollte sich auf diese wenigen Möglichkeiten konzentrieren, und nicht permanent noch sinnlose Bewerbungen rumschicken müssen.

Viele Grüße

Hallo,

in letzter Zeit bin ich mehrfach auf „Stempelhascher“ aufmerksam geworden.

Das sind Leute, die Firmen abklappern, um sich dort auf einem Blatt Firmenstempel abzuholen, mit denen eine angebliche Bewerbung dokumentiert werden soll.

Ich gehe mal davon aus, dass das Arbeitssuchende sind, die mit solchen Zetteln beweisen sollen oder wollen, dass sie sich aktiv um Arbeit bemühen, um weiterhin Gelder zu bekommen.

Aber jetzt mal ehrlich:

  1. Sind Jobcenter/Arbeitsagentur echt so dämlich, dass sie sich mit solchen Stempelsammlungen zufrieden geben?

Rate mal auf welcher "Arbeits"ebene dieses Verfahren ausgedacht worden ist. Das werden Leute sein, die von der freien Wirtschaft recht wenig Ahnung haben. Das sind auch die gleichen Leute, die geglaubt haben, der Staat würde etwas sparen, wenn man Bedarfsgemeinschaften pro Nase etwas weniger gibt, als Leuten, die jeweils in einer eigenen Wohnung wohnen.

  1. Ist diesen Pseudo-Bewerbern eigentlich klar, dass sie mit solchem Tun das Vorurteil des gar nicht arbeiten wollenden Arbeitslosen bedienen?

Das werden sie nicht so sehen. Aber das Arbeitsamt übernimmt nicht die ganzen Werbungskosten. Wer da auf ALG-II jeden Monat 30 Bewerbungen schreiben und verschicken soll, kommt da schnell an wirtschaftliche Grenzen. Letztlich wissen derjenige, der da mit dem Zettel kommt und derjenige, der den Stempel draufhaut, dass es vor allem eine Selbstverarschung der Arbeitsagentur oder ARGE ist.

  1. Kann oder sollte man als Chef eigentlich mal „dem Amt“ mitteilen, dass Herr X oder Frau Y sich auf solche Weise ihre „Isch hab mich aber voll oft beworben, ey!“ Bestätigungen beschaffen?

Als Chef könnte man auch einfach mal spaßeshalber sagen, dass man einen Job hat. Ansonsten beweist man erstmal nur, dass Herr X oder Frau Y schonmal da war und nicht besoffen auf dem Sofa lag. Mehr Bemühungen werden gar nicht erwartet.
Denn mal ganz ehrlich, wenn die hoch ausgebildeten Arbeitsmarktexperten nicht mal in der Lage sind, dem Kunden eine Arbeit zu verschafen, wie soll es dann der arme schlecht (aus)gebildete Arbeitslose schaffen?
Das ist reine Beschäftigungstherapie, alle wissen es und machen mit.
Glaubst Du, dass bei einem privaten Arbeitsvermittler irgendwer den Kunden auf eigene Faust losschickt? Dort funktioniert das komischerweise irgendwie ganz anders. Einfach mal drüber nachdenken, warum das so ist.

Grüße

Hi,

  1. Sind Jobcenter/Arbeitsagentur echt so dämlich, dass sie
    sich mit solchen Stempelsammlungen zufrieden geben?

Das glaub ich nicht - ich fürchte eher, dass es sich hierbei um einer „Verzweiflungsaktion“ handelt. Denn wir bitteschön soll Herr/Frau Arbeitsamt den überprüfen, ob die vom Bewerber „behaupteten“ Bewerbungen auch tatsächlich stattgefunden haben?
Bei jeder einzelnen Firma anrufen? Das ist erstens zeitaufwendig und kann zweitens die Chancen des Bewerbers auf den Job doch erheblich mindern.
Aber wie sonst? Insbesondere ein „ich war pesönlich bei x Firmen, aber die hatten alle nix für mich“ ist ja schnell gesagt (gerade von den klischeehaft von Dir vorgestellten „arbeitsunwilligen Arbeitslosen“), kann aber nicht nachgewiesen werden… Telefonate, Mails, schriftliche Bewerbungen kann ich als Bewerber notfalls irgendwie nachweisen - „war da“ geht halt leider nur über nen Stempel.

Ich hab das in diversen Firmen mitgekriegt, wo (wirklich sympathische, nette und gepflegt „herausgeputzte“ und auch gut vorbereitete - also vermutlich arbeitswillige) Bewerber schon am Empfang abgewiesen wurden, weil nämlich die Personalabteilung nicht den lieben langen Tag auf plötzlich vor der Tür stehende Bewerber wartet. Das stelle ich mir also als eine überaus frustrierende Sache vor.
Und wenn man das dann noch machen „muss“ weil „das Amt“ einem sonst den Zaster streicht UND das obendrein noch nicht um den Wunschberuf geht - ja, wie motiviert wärest Du denn?

*wink*

Petzi

Ich habe es schon erlebt, das ich erst nach zweieinhalb Jahren eine Absage auf meine Bewerbung bekommen habe (absoluter Rekord). Ich hatte die Originalschreiben, also meine Bewerbung und die Antwort der Firma mit Eingangsstempel und der Absage ! Auf meine Frage an den Sachbearbeiter des Jobcenters, wie ich denn bei sowas meine Bewerbungen nachweisen könne, habe ich nur ein dummes Gesicht gesehen !

Hallo,

In letzter Zeit bin ich mehrfach auf „Stempelhascher“ aufmerksam geworden.

Die gibt es schon seit etlichen Jahren.

1. Sind Jobcenter/Arbeitsagentur echt so dämlich, dass sie sich mit solchen Stempelsammlungen zufrieden geben?

Nein und Ja.
Die bestätigen damit nur ihre Daseinsberechtigung.

2. Ist diesen Pseudo-Bewerbern eigentlich klar, dass sie mit solchem Tun das Vorurteil des gar nicht arbeiten wollenden Arbeitslosen bedienen?

Erkläre das bitte mal einem Arbeitssuchenden,der sich verzweifelt seit Jahren,immer und
immer wieder um einen Job bemüht hat,(der sich und eventuell seine Familie ernährt und nicht durch Aufstockung vom Amt zum Leben gereicht),der keine Fahrerlaubnis und
KFZ besitzt um von A nach B zu kommen,der in einer wirtschaftlichen „Wüste“ wohnt,
wo die ansässigen Betriebe keine neuen Mitarbeiter einstellen,etc.

Den jungen dynamischen Arbeitnehmer,mit 20 Jahren Berufserfahrung und Hochschulabschluss,den gibt es nun einmal nicht.Auch wenn in den Stellenausschreibungen danach gesucht wird.

Der wird Dir dann die Frage nach einem nicht arbeitswollenden Arbeitslosen
wohl etwas lautstark beantworten.(Ausnahmen bestätigen die Regel.)

3. Kann oder sollte man als Chef eigentlich mal „dem Amt“ mitteilen, dass Herr X oder Frau Y sich auf solche Weise ihre „Isch hab mich aber voll oft beworben, ey!“ Bestätigungen beschaffen?

Können das er das wohl,ob er das soll muss er schon mit sich selbst und seinem Gewissen vereinbaren und vielleicht stellt sich dann auch die Frage ob das
Telefonat mit dem Amt nicht rausgeschmissenes Geld ist,da man dieses „Spielchen“
kennt.

So blöd kann der Behördenmitarbeiter doch nicht sein,um zu erkennen das es sich
um immer wiederkehrende Bewerbungen in ein und derselben Firmen handelt.

Es gab und gibt viele „Chef´s“,die sich kurze Zeit später nach dem Konkurs der Firma
selbst in dieses „Heer der Stempelhascher“ eingereiht haben.

Wer „besoffen und vollgedröhnt“ sich auf Unterschriftenhascherei (vom Amt so gewollt)
eingerichtet hat,sollte auch kein „Stempel“ erhalten.

LG Bollfried

Hallo,

bei allem Verständnis dafür, dass Arbeitsagentur-Vorgaben und -Verfahren oft mehr als zweifelhaft sind, und auch bei allem Verständnis für den Frust von Arbeitslosen, der dadurch entsteht, würde ich so jemand trotzdem achtkantig rauswerfen, und kenne auch genug Unternehmen, die dies so machen. Ebenso wie mit Leuten, die mit langen Zähnen drei Tage lang nach jeder Gelegenheit suchen, schnellstmöglich wieder rausgeworfen zu werden, wenn sie dann doch mal eingestellt werden.

Ich hätte kein Problem damit, jemand eine erfolglose Bewerbung zu bestätigen, der so bei mir aufträte, dass er wirklich die Chance auf eine Stelle hätte (wenn ich sie denn hätte). Aber bei „Drücken Sie mal den Stempel drauf, dass ich mich beworben habe“, wird mehr als deutlich, dass ja überhaupt kein Interesse daran besteht, auch nur in ein Gespräch einzusteigen, was in der ein oder anderen Form dazu führen könnte, dass man in ein Beschäftigungsverhältnis kommen könnte (oder auch nur wollte). Könnte ja durchaus sein, dass man so jemand anspricht, der tatsächlich sogar Bedarf hätte, und ggf. sogar schon selbst Frust damit hat, dass er eben kein passendes Personal findet. Wer sagt denn, dass der Friseur nicht ggf. zwar selbst keine ausgebildete Kraft sucht, aber ggf. jemand kennt, der eine sucht, oder vielleicht eine andere Tätigkeit anzubieten hat, …

Trotz allem Frust macht da der Ton die Musik, und ja, auch nach der x-ten Bewerbung mit Ablehnung muss man sich so weit im Griff haben, dass man eine sich plötzlich und zufällig tatsächlich ergebende Chance auf einen Arbeitsplatz nicht so leichtfertig gleich vergibt. Denn egal wie saumäßig der Arbeitsmarkt in einer Region und/oder Branche auch aussehen mag, so gibt es doch immer wieder Leute, die recht problemlos neue Jobs finden, weil sie eben ein anderes Auftreten an den Tag legen, eher bereit sind Kompromisse einzugehen, von sich aus Vorschläge machen, …

Gruß vom Wiz, der auch äußerst allergisch auf Bewerbungen mit überklebtem „Traumjob“, … reagiert