Hi!
Was wäre wenn man die Einkommenssteuer streichen
würde und dafür die Mehrwertsteuer rauf auf (meintwegen) 50 %.
Dann würde nicht die Arbeit sondern der Konsum und Luxus
besteuert. Dass das nicht das gelbe vom Ei sein kann fällt mir
selbst auf, aber ich bin grad zu brösig ein gutes
Gegenargument zu finden. Kann mir jemand helfen?
Auf so eine Idee kann eigentlich nur jemand kommen, der keine Familie bzw. Kinder hat.
Warum? Rechnen wir das mal durch:
Alleinstehend, keine Kinder, Bruttoeinkommen von 3.500 Euro
770 Euro Steuern und Soli, 245 Euro Krankenversicherung, 39 Euro Pflegeversicherung, 342 Euro Rentenversicherung, 114 Euro Arbeitslosenversicherung
macht netto 1990 Euro
Nicht MWSt-relevante Kosten im Monat:
600 Euro Miete inkl NK
300 Euro Kredittilgung, Versicherung, Sparen usw.
Bleiben 1090 Euro für den Konsum.
Ergibt eine Netto-Einkauf von 940 Euro zzgl. 150 Euro MWSt an den Staat.
Zweiter Fall
Verheiratet, zwei Kinder, Alleinverdiener, Bruttoeinkommen 3.500 Euro
408 Euro Steuern und Soli, 245 Euro KV, 30 Euro PV, 342 Euro RV, 114 Euro AV
macht netto 2360 Euro.
Nicht MWSt-relevante Ausgaben im Monat
800 Euro Miete inkl. NK (größere Wohnung als oben) oder Hypothekentilgung für das eigene Haus
100 Euro Versicherungen etc.
Bleiben 1460 Euro für den Konsum.
Ergibt eine Netto-Einkauf von 1259 Euro zzgl. 201 Euro MWSt an den Staat.
Nun kommt deine Große Steuerreform. Lohn-/Einkommensteuer wird generell gestrichen. Was kommt als Nettogehalt heraus?
Beim Alleinstehenden erhöht sich das Nettogehalt von 1990 Euro um 770 Euro auf 2.760 Euro
Für die Familie erhöht sich das Nettogehalt von 2360 Euro um 408 Euro auf 2.768 Euro.
- Schlussfolgerung:
Wer alleinstehend ist, schwelgt anschließen in Luxus und wird steuerlich einer mehrköpfigen Familie gleichgestellt. Wer wird sich da noch Kinder zulegen, wenn das nicht mal Auswirkungen auf das Nettoeinkommen hat (Erhöhung des Kindergeldes? Ja! Aber wie durch die MWSt finanzieren?)
Beim Alleinstehenden entgehen dem Staat jetzt 770 Euro Lohnsteuer. Die müssen durch dessen Konsum über die MWSt reingeholt werden.
Unser Alleinstehender bleibt bei seinen MWSt-freien Beträgen und hat daher 1.860 Euro für den Konsum. Vorher hat er für netto 940 Euro gekauft. Damit die staatlichen Steuereinnahmen sich nicht verschlechtern, müsste der Alleinstehende über seine Käufe die 150 Euro alte MWSt zzgl. 770 Euro Lohnsteuer bezahlen. Das sind also 920 Euro.
940 Euro netto plus 920 Euro MWSt-Aufschlag machen 1860 Euro brutto. Das entspricht logischerweise seinem Konsumkapital. Allerdings beläuft sich der MWSt-Satz nicht - wie von dir konzipiert - auf 50%, sondern auf fast 98% !
- Schlussfolgerung:
Die Versprechung, die Große Steuerreform lässt die Lohnsteuer wegfallen und wird durch eine 50%ige MWSt kompensiert, entpuppt sich als „Steuerlüge“.
Unsere Familie hat nun 2768 Euro netto zur Verfügung. Für den Konsum bleiben 1868 Euro. Vor der Großen Steuerreform hat die Familie für netto 1259 Euro eingekauft. Bei unverändertem Konsumverhalten muss die Familie jetzt für den Staat die 201 Euro alte MWSt sowie die 408 Euro Lohnsteuer erbringen. Das sind 609 Euro. Oder ein MWSt-Satz von über 48 %.
Hier würde die Große Steuerreform aufgehen, wenn auch nur knapp. Mehr Geld für mehr Konsum hat aber niemand, schon gar nicht die kaufintensive Familie.
3.Schlussfolgerung:
Wenn der Staat die Steuerausfälle bei Alleinstehenden kompensieren will, dann muss er einen MWSt-Satz festlegen, der mehr als deutlich über den geplanten 50% liegt - mit der Folge, dass Familien in diesem Steuermodell radikal benachteiligt werden. Denn ein notwendiger MWSt-Satz von 70 oder mehr Prozent frisst das Nettoeinkommen der Familien weg.
Womit wir wieder am Anfang wären:
Auf so eine Idee kann eigentlich nur jemand kommen, der keine Familie bzw. Kinder hat.
Grüße
Heinrich