Guten morgen,
Es ist bei der Laffer-Kurve, wenn ich mich meiner Studien
recht entsinne, das grösste Problem zu definieren, wo auf ihr
man sich aktuell befindet, sofern man den Scheitelpunkt nicht
schon einmal überschritten hatte.
natürlich. Die Kurve verläuft (auch als Erläuterung für andere) in Form eines Halbkreise (oder Halbellipse) mit obenliegendem Scheitelpunt. Die beiden Nullstellen ergeben sich aus der Annahme, daß bei 100% Steuern niemand mehr arbeiten geht und bei 0% (logischerweise) keine Steuern eingenommen werden.
Das ganze ist ja weniger eine wissenschaftliche Tatsache als vielmehr ein Gedankenmodell. Die Überlegung, daß irgendwann die Einnahmen zurückgehen, weil immer weniger Leute den Nerv haben, bei Steuersätzen > x noch arbeiten zu gehen, wird so visualisiert.
Deutschland sehe ich im ansteigenden bereich kurz vor dem
Scheitelpunkt. Da ist noch etwas Luft drin…
Da bin ich mir nicht sicher. Die Sozialabgaben dürfen wir bei einer Betrachtung der Lage nicht außen vor lassen. Schon jetzt arbeiten wir bei Einbeziehung der indirekten Steuern deutlich mehr als 50% der Zeit für den Staat. Da man ohne Arbeit bei uns nicht verhungert und weiterhin derartige Überlegungen eher die wenig qualifizierten (und damit gering bezahlten) Arbeitnehmer anstellen dürften, andererseits aber die Schwarzarbeit lockt und insgesamt prosperiert, bin ich eher der Ansicht, daß wir den Scheitelpunkt schon seit 15 Jahren hinter uns gelassen haben.
Als Beweis nehme ich hierbei die erwähnte Schwarzarbeit und als Indiz die Frage „Warum arbeiten, wenn man auch von der Stütze leben und vor allem sich schwarz was dazu verdienen kann?“
Ob es in der Praxis hinhaut, ist eine andere Frage, allein
schon weil man den Steuersatz schon sehr stark senken müßte,
damit sich hier in der Hinsicht Schwarzarbeit was tut, so sehr
hat sich die Gesamtwirtschaft daran gewöhnt.
Dieses Problem der trägen Reaktionszeit auf politische
Veränderungen in einem 80 Mio. - System wie der BRD ist nicht
zu ändern. Allerdings sollte es nicht als Begründung dafür
herhalten, nichts zu tun.
Sicherlich nicht, aber es wird ja auch in immer kürzeren Zyklen gehandelt. Sollte sich jemand zu einem radikalen Kurswechsel überhaupt durchringen können, stünde nach drei Jahren der andere mit ausgestrecktem Finger und den Worten da: „Ich habs ja gesagt, das hat nix gebracht.“
Zumindest liessen sich bei unserem
Beispiel sicherlich einige Neueinstiege in den Schwarzmarkt
verhindern, was ja auch schon einen gewissen Erfolg bedeutet.
Da bin ich mir nicht sicher. Der Übergang zur Voll- oder Teilzeitschwarzarbeit ist i.W. von zwei Faktoren abhängig bzw. von ihrem Verhältnis:
a) Unterschied zwischen legalem und illegalem Einkommen
b) Erwartungswert bzgl. Bestrafung, also Wahrscheinlichkeit für Erwischtwerden mal Höhe der Strafe
a) ist in Deutschland auf jeden Fall zu hoch und man bräuchte schon eine Monumentalreform, um da gravierend etwas zu ändern.
b) ist definitiv zu niedrig.
Während bei Mord Aufklärungsquoten von 75% und Haftstrafen > 10 Jahren drohen, sieht das bei Schwarzarbeit eher nach 0,75% und Geldstrafe für Ersttäter aus. Insofern ist die Abschreckung relativ gering aber die Belohnung für die Tat erheblich.
Praktische Erfahrungen mit massiven Steuersatzsenkungen fehlen
auch, insofern kann da nur geraten oder gemutmaßt werden.
Hier denke ich kann man durchaus auf die WErfahrungen der USA
aus den 80er- und Schweden in den 90er-Jahren zurückgreifen.
In beiden Fällen führten massive Steuersenkungen zu einem Plus
an Wachstum.
Ich weiß, daß diese Beispiele angeführt werden. Zumindest was die USA angeht treffen sie nicht zu. Genau wie heute unter Bush betrafen die Steuersenkungen unter Reagan vor allem die höheren Einkommen und Unternehmen (so sank der Spitzensteuersatz von 70 auf 28%; die Gewinnbesteuerung für Unternehmen von 48 auf 34%), bei denen die Konsumelastizität (um es mal so zu nennen) relativ gering ist bzw. war.
Der wirtschaftliche Aufschwung der Reaganzeit (sofern man denn wirklich einen konstatieren will, was nämlich durchaus Ansichtssache ist) ist insgesamt weniger auf die Steuersenkungen bei den „Normalmenschen“ zurückzuführen, sondern vor allem auf die Steuersenkungen für Unternehmen, die Lockerung von Regulierungen bei Telekommunikation, Bankwesen, Energie usw. (eben angebotsorientierte Wirtschaftspolitik) sowie geringere Zinssätze nach erfolgreicher Bekämpfung der von Carter geerbten Inflation.
Steuerliche Massnahmen können im Deutschland des Jahres 2004
jedoch nur noch flankierend eingesetzt werden zu den großen
Aufgaben des Umbaus der sozialen Sicherungssysteme. Hier liegt
die Hauptaufgabe.
Über Siemens als unpatriotischen republikflüchtling zu wettern
und solchen Unternehme®n die gesamte Schuld zuzuschieben,
mag der SPD mit etwas Glück eine Wiederwahl in 2006 sichern.
Dem Land helfen solche Scheinargumente nicht.
In der Tat.
Gruß,
Christian