Hallo Andreas,
einen Gesang ohne Vibrato gibt es gar nicht. Die Frage ist aber, wie das Vibrato gestaltet wird. Unter http://www.loyworld.de/prinzip.html findest du einen guten Beitrag, der das erklärt. Da heißt es:
„Das Zwerchfell muss frei bleiben von Verspannung. Natürlich wird beim Singen die ganze Bauchdecke angespannt, aber es ist ein Unterschied ob ich hinein stütze, nach innen in den Bauch, oder ein Bauchgefühl nach AUSSEN aufbaue. Das ist sehr entscheidend für die richtige Entfalltung der Resonanz. Mit dem richtigen Stützen wird das Zwerchfell durch die Bauchmuskulatur nach unten gehalten. Gleichzeitig wird ja beim Singen immer eine zwar sehr geringe aber trotzdem bestimmte Luftmenge benötigt. Das heißt das Zwerchfell muß immer auch ein wenig nachgeben, damit Luft abgegeben werden kann. Es entsteht für das Zwerchfell also eine Art „hin-und-her“ Orientierung. Einerseits nach Unten von der Bauchdecke gehalten, andererseits nach Oben immer ein wenig loslassend. Das erzeugt ein Art SCHWEBUNG auf dem Zwerchfell. Ein Flattern mit einer bestimmten Frequenz. Dieses Flattern wird an die Luftsäule weiter gegeben und erzeugt für die anliegende Resonanz das sogenannte VIBRATO. Das richtige Vibrato wird also im Bauch mit dem Zwerchfell gebildet, automatisch, mit nur einer feststehenden Fequenz. Eine andere Form des Vibrato entsteht oft in der Kehle, wenn das AUFMACHEN nicht stabil genug bleibt. Die Schwebung heißt dann TREMOLO und ist in der Frequenz steuerbar und kontrollierbar. Dieses Tremolo wird in der Pop und Rock Musik sehr gezielt eingesetzt. Fest steht jedoch eines: Erst mit dem „echten“ Vibrato hat die Stimme auch einen wirklich TIEFEN, körperlichen Sound, mit viel Körper-Resonanz. Das Tremolo hält die Stimme im Hals und damit im Sound eher flach. Es ist besonders wichtig mit diesen beiden unterschiedlichen Schwebungen zu experimentieren um eindeutige Ergebnisse zu erziehlen, denn sehr oft überlagern sich Beide gleichzeitig zu einem sehr stockenden, ungleichmäßigen Wackeln der Stimme, welches als sehr unangenehm und unstetig empfunden wird und deshalb oft schon im Ansatz unterdrückt wird. Zusammen genommen wirken Tremolo und Vibrato eher als wackelig. Nur einzeln und gezielt eingesetzt werden sie jeweils Grundlage für einen brauchbaren harmonisierenden Schwebungszustand der Stimme. Das Vibrato ist dabei ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil des Grund-Sounds der Stimme und sollte voll entwickelt werden. Mit dem Vibrato öffnet sich die Tiefe in der Stimme.“
Das Vibrato ist also zwingend notwendig, um ein angemessenes Klangvolumen zu erzielen. Was das Ausmaß des Vibratos angeht, so muss man da auch noch stilistisch-musikgeschichtliche Unterschiede machen. In einer Monteverdi Barock-Oper wirst du eher ein "schlankes"Vibrato finden, bei Opern der Romantik (v.a. auch in einer gewissen „älteren“ Gesangstradition) hört man ein stärkeres Vibrato. Klar, die Sänger müssen sich gegen größere Orchesterklänge und Aufführungsorte durchsetzen. Was du „eiern“ nennst, entsteht, wenn man´s übertreibt oder wenn man´s falsch macht (s. Zitat).
All das gilt natürlich nur für den Bereich der sog. Klassik. Im Popbereich ist ja alles recht, was auffällig ist. Da hört man oft das „Mecker-Vibrato“, das mit dem Kehlkopf produziert wird. (Was ich in keiner Weise abwertend meine.)
Gruß,
lynndinn