hi,
naja, so ganz kann man das nicht behaupten, obwohl ich auch in diese richtung tendiere. zu unterscheiden sind die beiden stimmen:
- stimme - direktkandidat. hier wollen bsp. 6 personen gewählt werden, herr A von der CDU/CSU, B von SPD, C von den grünen, D von FDP, E von der PDS und F als freier kandidat.
von solchen direktkandidaten gehen bundesweit 299 (anzahl der wahlkreise) in den bundestag. also geht immer der kandidat des wahlkreises, der die meisten stimmen bekommt. hier reichen also auch für F bspw. auch 20%, wenn die anderen alle 16% bekommen.
wann wäre hier eine stimme verschenkt? man weiss es nicht, es sei denn es zeichnet sich schon ein deutlicher trend ab. m.E. kann man dieses verhalten in dominierten wahlkreisen beobachten. wenn A von der CSU in passau (oder wo auch immer) schon eh und je 60% auf sich vereinigen kann, dann wäre es eigentlich eine verschenkte stimme, wenn man nun bewusst F die stimme gäbe, da man ja das wahlverhalten seiner mitbürger antizipiert.
aus dem grund machen viele kleine parteien gezielten 2. stimmen wahlkampf, da sie eher über die 5% hürde kommen als ein direktmandat zu erreichen. in 2002 machte mein wahlkreis furore, da hier der grüne h-c ströbele erstmals in der geschichte der partei ein direktmandat für die partei erreichte. wenn ich mich recht erinner errang er 36% der stimmen. PDS & SPD erhielten auch runde 30%. in solch einem wahlkreis ist die 1. stimme definitiv nicht verschenkt.
betrachten muss man ja dann die gesamtheit des bundestages, mitunter kommt es für die koalitionsbildung gerade auf DIESES mandat (sitz) an um die mehrheit im bundestag zu erzielen oder zu festigen.
ergo: 1. stimme ist (m.E.) in solchen wahlkreisen verschenkt, wo alle eh aus trotz/tradition das selbe wählen. freilich ist diese sichtweise begrenzt… wenn alle so denken würden 
- stimme, hier werden nach landeslisten weiter 299 plätze für parteien im BT verteilt, wobei nach zählverfahren die plätze der länder nach verhältnis verteilt, wobei die nicht 5%'ler vernachlässigt werden (ausnahme sie haben 3 direktmandate bundesweit).
wann ist hier eine stimme verschenkt? freilich wieder, wenn eine stimme bei einer partei gesetzt wird, die von vornherein keine chance hat bundesweit 5% zu erzielen. das sind parteien, die nur auf 2-3 landeslisten stehen und bundesweit nicht wählbar sind.
aber die stimme ist widerum nicht verschenkt, weil man mit seiner stimme für partei X automatisch den anteil der anderen stimmen niedrig hält.
deswegen zählt die wahlbeteiligung gerade, wenn man extremistische parteien „ausgrenzen“ will. hier kann man bspw. davon ausgehen, das die NPD alle ihre „freunde“ zur stimmabgabe motivieren kann, gehen wir davon aus, es wäre im lande X eine absolute zahl von 50.000, gehen nun von den etablierten anteilig mehr zur wahl, werden diese 50.000 mehr / weniger wert.
bsp. 1:
CDU 500.000
SPD 500.000
Grü 100.000
FDP 100.000
NPD 50.000
= 1.250.000
–> NPD hätte 50.000 / 1.250.000 = 4%
bsp. 2: die etablierten bringen mehr leute zur urne
CDU 600.000
SPD 600.000
Grü 120.000
FDP 120.000
NPD 50.000
= 1.490.000
–> NPD hätte 50.000 / 1.490.000 = 3,36%
insoweit beeinflußt jede stimme die „werthaltigkeit“ anderer stimmen. man kann hier also eigentlich nie von verschenkten stimmen sprechen, da man mit seiner stimme bei partei A gleichzeitig den parteien B bis Z „schadet“ (anteil mindert). hierdurch erreicht man zwar bei kleiner partei A die politik von A, aber das verhältnis verändert sich. eine beeinflussung der anderen erfolgt.
aussage: stimmen sind, wenn überhaupt, nur verschenkt:
- als erststimme, wenn es dominierende kandidaten gibt
- als zweitstimme, wenn man eine kleine partei ohne aussicht wählt
gruss vom
showbee, der nun hofft, dass du zur wahl gehst und deine kreuze mit bedacht setzt!