Stockhausen über New York Attentate

Der Komponist Karlheinz Stockhausen hat sich in einer unglaublichen Entgleisung auf einer Pressekonferenz in Hamburg am vergangenen Sonntag über die Attentate auf das World Trade Center und die Menschen dort mit den Worten geäußert:

"Was da geschehen ist, ist - jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat."

Ich habe - leider nur ohnmächtige Wut - die Links zu Stockhausen auf meiner Linkseite http://www.kerzel.de/mulinks.htm gelöscht und durch Links auf zwei Zeitungsartikel aus dem Hamburger Abendblatt
http://www.abendblatt.de/contents/ha/news/feuilleton…
und der Welt
http://www.welt.de/daten/2001/09/18/0918ku282766.htx
ersetzt.

Thomas Kerzel

Hallo,

Stockhausen ist doch für seine „Dämlichkeit“ außerhalb der Kompositionen bekannt. Diese Äußerung aber ist wirklich ein starkes Stück.

Ich habe - leider nur ohnmächtige Wut - die Links zu
Stockhausen auf meiner Linkseite
http://www.kerzel.de/mulinks.htm gelöscht

Wieso „nur ohnmächtige Wut“? Willst du ihn etwa erwürgen?
Aber unabhängig von Stockhausen: Deine HP ist große Klasse! Viele der Links kannte ich noch nicht oder sie sind zwar in meinen Favouriten aufgeführt gewesen, aber beim letzten Crash draufgegangen.

Danke schön - sowohl für die HP als auch für den Hinweis darauf, dass Stockhausen geistig nicht ganz zurechnungsfähig ist. (Leider ist er musikalisch gesehen - trotz allem - eines der wenigen Genies. Aber man hat ja auch mit dem Antisemitismus Wagners seine Probleme.)

Herzliche Grüße

Thomas Miller

"Was da geschehen ist, ist - jetzt müssen Sie alle Ihr
Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, das es je gegeben
hat."

Hallo, Thomas,
Die Äußerung auf einer Pressekonferenz von sich zu geben ist sicher eine einzigartige Stillosigkeit, eines Genies würdig.
Andererseits - wie erklärst Du Dir die Faszination, die die Bilder der brennenden, in sich zusammenstürzenden Türme auf die Fernsehzuschauer ausübte. Wären nicht Menschen dabei gestorben, wäre es ein Filmtrick gewesen - es wäre sicher als Inszenierung hochgelobt worden.
Nur war es eben kein Trick, es war unfaßbare, grausame Wirklichkeit. Daher stimme ich Dir zu, eine solche Äußerung ist unanständig und ungehörig.
Eckard.

Stockhausen und seine Kritiker
Hallo!
Vorweg: ich mag Stockhausens Musik nicht so sehr, zeige seine beste Werke aber in jedem Kurs/Seminar, der Musik der Gegenwart gewidmet, werde es auch weiter tun. Ich kenne ihn auch persönlich, sympatisch würde ich ihn nicht unbedingt nennen.

Es wäre falsch, in dem Zusammenhang mit seinen Äußerungen von der Entgleisung zu reden, wie es Medien tun. Er ist sich treu, er setzt die Visionen von Richard Wagner sowie Alexander Skrjabin in seinem Werk und seiner Ästhetik fort. Er lügt nicht, er lebt in seiner Welt, fern der Realität.

Ich bin mir ganz sicher, er ist nicht der einzige, der die tragische Ereignisse der Tage so aufgefasst hat, er hat es „nur“ formuliert. Man sollte einen großen Künstler als Spiegelbild der Gesellschaft ansehen und nicht für die „falsche“ Meinungen bestrafen.

Von vielen Zeitungsberichten würde ich hier eher die zwei Publikationen in TAZ empfehlen, die mehr von O-Text geben, mehr Verständnis für den Musiker Stockhausen zeigen und eine sehr interessante Polemik hervorgerufen haben:

http://www.taz.de/pt/2001/09/19/a0115.nf/text
http://www.taz.de/pt/2001/09/19/a0218.nf/text
http://www.taz.de/taz/forum/index.php?dat=2001-09-19…

Viele Grüße

Hallo, Peet,
ein meiner Meinung nach auch sehr lesenswerter Kommentar findet sich in http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/9595/1.html
Gruß Eckard

auch sehr lesenswerter Kommentar

in der Tat! Vielen Dank! :smile:

Erstaunlich, daß große Zeitungen vom Niveau dieser Publikation nur träumen können!..

Erstaunlich, daß große Zeitungen vom Niveau dieser Publikation
nur träumen können!..

Naja, Peet,
da schließt man sich mit Seitenblick auf Auflage, Quote und Anzeigenvolumen wohl doch lieber der angesagten Betroffenheitslyrik an. Rückgrat ist eine Zusatzausstattung, die sich nicht jeder leisten kann oder will.
Grüße
Eckard.

Hallo !

Ich habe gerade den ganzen Block zu diesem Posting gelesen. Bin kein regelmäßiger TAZ-Leser und auch in diesen Gegenden der Musik nicht wirklich beheimatet. Stockhausen ist mir allerdings ein Begriff.
Die Äußerung erinnert an diese Aussage über Hitler, die da meint, Hitler sei der erste Rockstar der Geschichte gewesen (wegen Inszenierung und Vereinfachung der Welt). Letztere halte ich zwar noch für etwas differenzierter als die von Stockhausen, aber dumm ist beides allemal (ich glaube, es war sogar der hochgeschätzte David Bowie, der die Hitler-Äußerung tätigte) !
Das läuft alles darauf hinaus, Ereignissen/Menschen/Taten eine Art Sinn zuzusprechen und ihn künstlerisch/ästhetisch zu legitimieren, wo der Sinn eigentlich aufgehört hat.
Wer als Erfüllung des eigenen Kunstwollens den Tod (anderer) sieht, der geht am ganzen Programm vorbei ! Wozu und wem soll die Kunst denn dienen und welchem sozialen Zweck soll sie unterworfen sein, wenn es niemanden mehr gibt, der sie aufnimmt ?
In der Tat, das ist eigentlich nicht mal mehr empörend, es ist nur überraschend blöde !

Gruß
Markus

Dokumentation dazu
Die beiden Zeitungsartikel auf meiner Seite
http://www.kerzel.de/mulinks.htm > Komponisten > Stockhausen
sind inzwischen zu einer kleinen Dokumentation erweitert:
Die Tonbandabschrift des Ausschnittes der Pressekonferenz
http://www.swin.de/kuku/kammchor/stockhausenPK.htm
ein Diskussionsforum beim Hamburger Abendblatt
http://www.abendblatt.de/dynamic/php/forum//viewforu…
und bei der taz
http://www.taz.de/taz/forum/index.php?dat=2001-09-19…
und zwei Kommentare der taz

Thomas

HI!

Nur ein Wort dazu:

MINDFUCK !

Bye
dizar

Erstaunlich, daß große Zeitungen vom Niveau dieser Publikation
nur träumen können!..

Da muß ich mir doch widersprechen: Der folgende Aufsatz ist sehr gut, aber der Autor ist schliesslich auch der Kenner :smile:

http://www.zeit.de/2001/40/Kultur/200140_stockhausen…

Viele Grüße