Strategie Sezessionskrieg

Servus,

zur Zeit hab ich etwas Langeweile und hab mich mal etwas mit dem amerikanischen Bürgerkrieg beschäftigt - Naja, bisher mit eher weniger „Seriösen“ Material, ich hab „Gettysburg“ angeschaut und die das Buch von Bernd G. Längin gelesen…
Aber ich hab jetzt Blut geleckt und will nun etwas mehr erfahren!Und da ich ein kleiner Theoretiker bin, würde mich interessieren, was es für neue (zu der Zeit) Strategien und Militärtaktiken, die auch Auswirkungen auf die Zukunft hatten, zwischen 1861 und 65 entwickelt wurden. Es gibt ja eigentlich für jeden Krieg eine typische Taktik oder Form von Gefecht ( Stellungskrieg, Blitzkrieg, Verbrannte Erde…), also muss es sowas doch auch für den amerik. Bürgerkrieg geben. Das z.B. „eigene“ Städte, wie Richmond, in Brand gesetzt wurden, hab ich schon gelesen, aber was genau erwartete man davon? Und wer feilte dieses Strategien aus?
Mir ist in der Bücherei auch schon was empfohlen worden zum Thema Strategie, und zwar von einem Militärhistoriker nanens Kearan oder so. Natürlich hab ich den Namen des guten Herrn vergessen, vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen, auch für sonstige Literaturtipps und Links bin ich dankbar!
Also,

Vielen Dank schonmal, ich hoffe ihr könnt mir helfen

Felix

Servus,

Servus

Und da ich ein kleiner Theoretiker bin, würde mich
interessieren, was es für neue (zu der Zeit) Strategien und
Militärtaktiken, die auch Auswirkungen auf die Zukunft hatten,
zwischen 1861 und 65 entwickelt wurden.

Im amerikanischen Bürgerkrieg kamen eine Reihe von neuen Techniken aber auch Taktiken eingesetzt. Hätten die europäischen Mächte hier besser aufgepasst wären sie in der Lage gewesen Schlüße für den 1. WK zu ziehen.
In der Waffentechnik ist vor allem das erste Maschinengewehr zu erwähnen. Die sogenannte Gatlingkanone (http://de.wikipedia.org/wiki/Gatling-Kanone) zeigte schon sehr deutlich was für einen Wert automatische Waffen in der Verteidigung haben können (Union). Nicht ganz so wichtig für diesen Krieg aber denoch erwähnenswert ist auch der erste Einsatz von Landminen (Conf).
Bei der Marine wurden zum ersten Mal U-Boote mit mehr oder weniger Erfolg eingesetzt (http://de.wikipedia.org/wiki/CSS_Hunley) (Conf). Über Wasser versuchten sich auch beide Seiten mit gepanzerten Schiffen die bedingt hochseetauglich waren (http://de.wikipedia.org/wiki/USS_Monitor + http://de.wikipedia.org/wiki/CSS_Virginia). Interessant ist hierbei die sehr unterschiedliche Konzeption und Bauweise der Schiffe.

In diesem Krieg wurde auch zum ersten Mal die Eisenbahn benutzt um eine große Anzahl an Soldaten möglichst schnell zu verlegen (Union).

Auch wurden zum ersten mal weitläufige Verteidigungsanlagen gebaut (Stichwort ‚Grabenkrieg‘) und im Gegenzug neue Gegenmaßnahmen entwickelt (Mörser, Minenangriffe).

Eine weitere sehr wichtige (politische) Neuheit war der Einsatz von schwarzen Soldaten (Union).

Den Begriff ‚verbrannte Erde‘ sollte man nicht allzu wörtlich nehmen. Natürlich wurde viel verbrannt denn das Ziel dieser Taktik war es, dem Feind keine nützlichen Dinge (Lebensmittel, Kleidung, Unterkunft, Waffen, etc) zu überlassen. Das schließt auch das Wegtreiben von Vieherden und ähnliches mit ein. Ein weiterer Grund für diese Taktik konnte auch der Versuch sein, die feindliche Bevölkerung zu zermürben.

Wenn man es im groben Zusammenfaßt zeigte der Bürgerkrieg vor allem, dass die zukünftigen Kriege vor allem durch die industrielle Kapazität entschieden werden. Wie du oben siehst wurden die meisten Neuheiten von der Union entwickelt während der technologisch weit unterlegenen Könföderation eigenlich nur die Improvisation blieb (zB Schienen als Panzerung). Die folgenen Kriege wurden immer mehr vom Material und immer weniger vom Menschen gewonnen…

Mir ist in der Bücherei auch schon was empfohlen worden zum
Thema Strategie, und zwar von einem Militärhistoriker nanens
Kearan oder so. Natürlich hab ich den Namen des guten Herrn
vergessen, vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen,
auch für sonstige Literaturtipps und Links bin ich dankbar!
Also,

Vielleicht meinst du Martin van Creveld? Er ist einer der ganz wichtigen Militärschriftsteller und wenn du dich für Strategie und taktik interessierst kann ich dir ‚Command and War‘ sehr empfehlen: http://www.amazon.com/Command-War-Martin-van-Creveld…

Vielen Dank schonmal, ich hoffe ihr könnt mir helfen

Hoffe es hat geholfen :smile:

Felix

MfG
Christoph

Hi,

Hätten die
europäischen Mächte hier besser aufgepasst wären sie in der
Lage gewesen Schlüße für den 1. WK zu ziehen.

Sie haben aufgepasst! Es gab eine ganze Reihe von europäischen Beobachtern in Amerika. Als Name fällt mir Graf von Zeppelin ein (siehe auch hier im dritten Absatz: http://www.discovery-geschichte.de/die_hindenburg/gr…)

Grüße
Felix

Hi,

Servus

Sie haben aufgepasst! Es gab eine ganze Reihe von europäischen
Beobachtern in Amerika. Als Name fällt mir Graf von Zeppelin
ein (siehe auch hier im dritten Absatz:
http://www.discovery-geschichte.de/die_hindenburg/gr…)

Aber nichts gelernt. Keine der Seiten hat seine Lehren aus dem amerikansichen Bürgerkrieg gezogen und haben Millionen von Soldaten geopfert weil sie nicht in der Lage waren die Zeichen der Zeit zu erkennen…

Grüße
Felix

MfG
Christoph

Finanzierung Sezessionskrieg?
Vielen Dank schonmal an Christoph!

Was mir jetzt noch gekommen ist, wer hat denn eigentlich die Rebellen finanziert? Ich meine, so eine Armee frisst ja geradezu Geld: Uniformen, Essen, Sold(?), Waffen… Wurde das alles von reichen Plantagenbesitzern finanziert? Der Süden war ja durch die Seeblockaden isoliert, also war wophl keine Unterstützung aus dem Rest der Welt möglich.

Danke

Felix

Vielen Dank schonmal an Christoph!

Gern geschehen :smile:

Was mir jetzt noch gekommen ist, wer hat denn eigentlich die
Rebellen finanziert? Ich meine, so eine Armee frisst ja
geradezu Geld: Uniformen, Essen, Sold(?), Waffen… Wurde das
alles von reichen Plantagenbesitzern finanziert? Der Süden war
ja durch die Seeblockaden isoliert, also war wophl keine
Unterstützung aus dem Rest der Welt möglich.

Du hast da eine sehr verzerrte Ansicht vom Sezessionskrieg. Die Konföderierte Staaten von Amerika waren ein eigenständiger (wenn auch international nicht anerkannter) Staat mit 9 Millionen Einwohnern und nicht nur ein Haufen von Rebellen. Immerhin schloßen sich 11 (bzw 13) Bundeststaaten der Konföderation an…
Die Konföderation hatte eine gewählte Regierung unter Jefferson Davies und dazu gehörten natürlich auch ein Finanz- und ein Kriegsminister. Bezahlt wurde der Krieg wie überall: Steuern und Kriegsanleihen. Dazu gab es noch Blockadebrecher die weiter mit Europa handelten. Das war vor allem zu Begin des Krieges nicht sehr schwer (9 von 10 kamen durch).

Danke

Felix

MfG

Christoph

Hi,

In aller Kürze: Strategie gabs keine! -)
Die einzelnen techn.,organisatorischen und taktischen Neuerungen wurden doch eher dumm (und blutig) im Versuch&Irrtum Verfahren ausprobiert.
Lincoln’s politik bis zu seiner Wiederwahl 64 war doch eher zurückhaltend, danach gabs sowas wie den Totalen Krieg.
Davis hat bis 63/64 keine polit. Idee zum Verhältniss zur 'Rest’Union entwickelt und dann war es zu spät.

Gruß Greg

Hi,

Servus

In aller Kürze: Strategie gabs keine! -)

Definiere doch mal Strategie. Meinst du in politischer, wirtschaftlicher oder militärischer Sichtweise?

Die einzelnen techn.,organisatorischen und taktischen
Neuerungen wurden doch eher dumm (und blutig) im
Versuch&Irrtum Verfahren ausprobiert.

Wie zum Beispiel die Eisenbahn? Lazarettschiffe? Die Gattling? Alles Beispiele bei denen ein Problem erkannt, analysiert und dann zu lösen versucht wurde.
Zudem haben es Neuerungen an sich dass man zunächst mehrmals scheitert bevor sie funktionieren. Aber schon alleine die Tatsache dass eine Veränderung angestrebt wird ist imho schon ein wichtiger Punkt.

Lincoln’s politik bis zu seiner Wiederwahl 64 war doch eher
zurückhaltend, danach gabs sowas wie den Totalen Krieg.
Davis hat bis 63/64 keine polit. Idee zum Verhältniss zur
'Rest’Union entwickelt und dann war es zu spät.

Ich habe leider keine Ahnung worauf du mit diesen Aussagen hinauswillst :-/

Gruß Greg

MfG
Christoph

Hi,

In aller Kürze: Strategie gabs keine! -)

Ich glaub aber schon… Wie erwähnt, die Eisenbahn, Grant’s Taktik des progressive War (Schnelles Zuschlagen, wo es auch immer geht), die Strategie, dem anderen die Versorgung abzuschneiden…

Ganz blöd waren die Amis damals nicht :wink:

Felix

Hi,

Ganz blöd waren die Amis damals nicht :wink:

sicherlich nicht;
beide Seiten hatten zu Beginn kein klares Kriegsziel - und damit war das mit der Strategie auch ziemlich schwierig.
Das zeigt die Debatte der ‚neutralen‘ Mittelstaaten welche Seite man denn nun nehmen sollte (und einzelner Offiziere,z.B. Lee).
Die Kriegsdauer war auf 3 Monate erwartet - wie beim Indianereinsatz -und die allg. Mobilmachung (speziell im Süden) kann man nur als abschreckendes Beispiel werten.
Die Organisation verbesserte sich natürlich, im Norden als Paradebsp. die Eisenbahn- und Tele.bautruppe bzw. im Süden die Munitionsversorgung, aber im Vergleich mit Europa (Napoleon) dauerte das ewig.
Im Unterschied zum WK 1 wo der Schliefenplan gescheitert ist gabs beim Civil War gar keinen Plan.
Ergebnis war der Abnutzungskrieg.
Für den schwächeren Süden schlecht, und nach dem Fall von New Or. noch schwieriger zu bestehen.
Der Norden war in allen Bereichen überlegen, aber der massenhafte Gefangenaustausch und der Handel mit dem Süden war für einen Abnutzungskrieg echt hinderlich.
Die Sichtweise
‚Null Strategie‘ = Pügelei von am.Bauern = keine Schlachtentscheidung
war damals auch Fazit europ. Beobachter.
Gegen Kriegsende gabs dann natürlich schon eine Menge Erkenntnisgewinn, aber bis zum WK1 war das wieder alles vergessen.-)

Gruß Greg

Karte Bürgerkrieg?
Ja, ich nochmal…

Ich bin in den unendlichen Weten des WWW auf noch keine Karte vom gesamten Bürgerkrieg gestoßen, hab bis jetzt nur Karten einzelner Schlachten gefunde)-;. Also, hat jemand einen Link parat, der mir das ganze Geschehen zwischem Mississippi und Atlantik zeigt?

Danke schonmal

Felix

Servus!

Sie haben aufgepasst! Es gab eine ganze Reihe von europäischen
Beobachtern in Amerika. Als Name fällt mir Graf von Zeppelin
ein (siehe auch hier im dritten Absatz:
http://www.discovery-geschichte.de/die_hindenburg/gr…)

Aber nichts gelernt. Keine der Seiten hat seine Lehren aus dem
amerikansichen Bürgerkrieg gezogen und haben Millionen von
Soldaten geopfert weil sie nicht in der Lage waren die Zeichen
der Zeit zu erkennen…

Zeichen der Zeit? Die Erkenntnis, daß per Eisenbahn viele Soldaten und viel MAterial schnell von einem Kriegsschauplatz an den andern verlegt werden konnte, die gibt´s, seit es die Eisenbahn gibt.
Die Erkenntnis, daß man Menschen als Kriegsmaterial ansah, die gab´s, seit in den Französischen Revolutionskriegen Bürgerheere aufgestellt wurden. Für die Militärs ein Geschenk! Und besagte Bürger gingen jedesmal wieder begeistert in den Krieg, weil, Weihnachten ist man ja wieder zu Hause, mit Glorie überhäuft…

Was hätte man denn darüber hinaus lernen sollen? Daß Krieg was Schlechtes ist? Da hätte man aber schon auch viel früher drauf kommen können…

Die Stellungskriege im 1.WK entstanden doch daraus, daß keine der beiden Seiten eindeutig überlegen war bzw. keine eindeutigen Siege erfechten konnte und man sich daraufhin einigelte, in der Hoffnung, beim nächsten Vorstoß den Durchbruch zu erlangen. Der einzige Ausweg wäre gewesen, Frieden zu schließen. Das ging aber nicht, weil, beim nächsten Vorstoß…
So gesehen eher eine Parallele zum am.Bürgerkrieg. Daraus zu lernen…
Denk doch mal wie ein Militär. Was kann man aus einem Gemetzel lernen? Mach es nächstes mal so, daß es kein Gemetzel gibt, zumindest nicht auf der eigenen Seite. Sei also überlegen. Im 1.WK dachte anfangs jede Kriegspartei, besonders die deutsche, sie sei überlegen.
Ein Stellungskrieg gehörte also nicht zu den Plänen.

VG
Christian

Hallo Christian,

Zeichen der Zeit? Die Erkenntnis, daß per Eisenbahn viele
Soldaten und viel MAterial schnell von einem Kriegsschauplatz
an den andern verlegt werden konnte, die gibt´s, seit es die
Eisenbahn gibt.

Die Eisenbahn wird er kaum gemeint haben, die wurde zur selben Zeit bereits vom europ. Militär genutzt.

Die Erkenntnis, daß man Menschen als Kriegsmaterial ansah, die
gab´s, seit in den Französischen Revolutionskriegen
Bürgerheere aufgestellt wurden.

Entfällt also auch.

Was hätte man denn darüber hinaus lernen sollen?

Das durch Schützengräben und MG’s die Verteidigung dem Angriff überlegen war, was durch technische und taktische Neuerungen (Panzer, Stoßtruppen usw.) hätte ausgeglichen werden können, anstatt Tausende sinnlos zu verheizen.

Das der Wirtschaft eine enorm kriegsentscheidente Rolle zukommt, die nun auch Ziel des Gegners wird.

Die Stellungskriege im 1.WK entstanden doch daraus, daß keine
der beiden Seiten eindeutig überlegen war bzw. keine
eindeutigen Siege erfechten konnte und man sich daraufhin
einigelte, in der Hoffnung, beim nächsten Vorstoß den
Durchbruch zu erlangen.

Nein, siehe oben.

Der einzige Ausweg wäre gewesen, Frieden zu schließen. Das ging aber nicht, weil, beim nächsten Vorstoß…

Nein, das ging nicht weil keine Kriegspartei die Kosten für die Materialschlachten bezahlen konnte (siehe Reparationen).

Gruß