Moin,
Strategische Alternativen wären aus meiner Sicht gewesen, die
Osttruppen im Westen und in den Alpen in gut ausgebauten
Stellungen defensiv einzusetzen, …
Meiner Meinung nach eine gute Idee - 1917 stand die
französische Armee ja schon einmal an einem totalen Nullpunkt,
bei der große Teile der Truppen sich einfach dem Befehl ihrer
Vorgesetzten verweigerten.
Besser wäre es meiner Meinung nach gewesen, nach dem Abschluss
des Friedens mit Russland einseitig den Krieg für beendet und
für gewonnen zu erklären.
Alle Deutschen Kriegsziele im Osten und Südosten waren erreicht.
Nötig wäre nur im Westen der Verzicht auf die geplante Anektion
Belgiens gewesen. Dann ein Rückzug auf inzwischen gut und in Ruhe
ausgebaute Stellungen an der Vorkriegsgrenze. Benelux hätte man
unter ‚internationater Kontrolle‘ ihre Souveränität zurückgeben
können und ihnen auch Reparationen anbieten können.
Ich denke nicht, das Frankreich und England dann in Benelux
einmarschiert wären und ihrerseits ihre Bevölkerung zu einem
Angriffskrieg hätten motivieren können.
Ich nehme an, es hätte sich zumindest etwas ähnliches ergeben,
wenn sie weiterhin enorme Verluste in sinnlosen Angriffen ver-
lieren, während auf deutscher Seite die Verluste (da ja defensiv
eingesetzt) ungleich kleiner wären. Auf die Dauer ist das der
Kampfkraft der Truppe und der Stabilität der Front nicht gerade
zuträglich.
Vorallem wären die deutschen Truppen durch die Rohstoffe und Lebens-
mittel aus Süd-Ost-Europa in ihrer Kampfkraft deutlich zu steigern
gewesen. DAS Hauptproblem der kaiserlichen Wehrmacht war im Winter
1917/18 Unterernährung geworden während Frankreich aus den USA
bestens versorgt wurde.
Die damalige Überlegenheit der Defensive hat sich aber schon
während dem WK I zu ändern begonnen. So weit ich weiß, hatten
die massierten Panzerangriffe der letzten Kriegsjahre
Durchbrüche (oder waren es nur beinahe-Durchbrüche durch die
erste Schützengrabenlinie?) erzielt.
Der erste wirklich massierte Panzerangriff fand am 20. November
1917 mit 375 ‚Tanks‘ statt. Bis dahin hatten die deutschen
Truppen schon gelernt ihre Schützengräbensysteme unüberwindlich
zu machen.
Die Überlegenheit der Defensive wurde damals massiv gefördert
durch die Angriffsvorbereitug mittels tage- und wochenlangem
‚Trommelfeuer‘. Dieses überstanden die Verteidiger in bis zu
15 Meter tiefen Stellungssystemen und man hatte Zeit Verstär-
kungen hinter der Front bereitzustellen.
Auch die Ludendorff-Offensive 1918 brache ja große Gelände-
gewinne allein durch ein Umstellen der Infanterietaktik.
Die ‚Sturmtruppentaktik‘ beruhte auch auf der Überraschung
eines Angriffs ohne Tromelfeuer vorher und dem Durchschlagen
der feindlichen Stellung um die Schützengräben dann von der
Seite und von Hinten her aufzurollen.
Die gelang bei den Frühjahresoffensiven sehr gut - insbesondere
an Abschnitten, wo der Gegner seine Reserven dicht hinter der
Front, also in Reichweite der Sturmtruppen hielt. Leider hat
das deutsche Oberkommando keine Divisionen aus der Front
zwischen der Schweiz und dem Raum Strassburg nachgeführt und
die zu geringen vorhandenen Reserven dazu benutzt die Abschnitte
zu verstärken, in denen eigene die Führung unfähig war oder
doch nach der veralteten Taktik vorging. Hätte man sie stattdessen
den erfolgreichen Verbänden zugeführt, wäre Paris vielleicht zu
erobern gewesen.
Die Deutschen hatten durch die englische Seeblockade eine
bescheidene Versorgung mit … allem … und das überall. Im
Gegenzug für ein paar verbrauchte Ost-Divisionen, die man im
Westen mehr hat, kommt eine gewaltige Volkswirtschaft als
Gegner ins Spiel… Also ich seh da schwarz.
Wichtiger wären die Rohstoffe (Eisen, Stahl, Kohle, Öl), die
Lebensmittel und auch die Rekrutierungsreserven aus der
Ukraine und den Staaten Süd-Ost-Europas gewesen. Dazu die
Landbrücke zur Türkei … ich sehe da schon Chancen.
Nebenbei wurden ja auch viele Östereichische Kräfte im Osten
frei und die allein hätten in Italien weitere Divisionen aus
Frankreich, UK und USA gebunden oder gleich Italien aus dem
Krieg geworfen.
Viele Grüße
Jake