Hallo,
so eine Frage aus der Ferne zu beantworten, ist nicht einfach, ich versuch es trotzdem einmal.
Bereits in der Anamnese gibt es einige Faktoren, die gegen eine therapiebedürftige Streptokokken-A-Tonsillitis sprechen.
(1) Insbesondere der Schnupfen spricht in erster Linie für eine virale Ursache.
(2) Desweiteren sprichst Du von einem Kleinkind. Wie alt ist es? Man weiss heute, dass gerade Kleinkinder kein „rheumatisches Fieber“ mehr entwickeln. Das ist der historische Grund, warum überhaupt mit Antibiotika therapiert wurde.
(3) Der Hautausschlag klingt von der Lokalisation nicht für einen typischen Scharlach. Ein Scharlach beginnt typischerweise in den Leisten / Achseln und breitet sich dann auch. Klinisch hat er eine typische Haptik, fühlt sich samt- bis sandpapier-artig an. Das lässt sich auf diesem Weg jedoch nicht näher einschränken.
(4) Ebenfalls spricht das bereits sistierte Fieber gegen eine signifikante Streptokokken-A-Tonsillitis, die einer Antibiotika-Therapie bedurft hätte. Fieberfreiheit ist auch unter Antibiotikagabe erst nach frühestens 24, eher 48 Stunden zu erwarten.
(5) Lymphknotenschwellung gibt es auch bei völlig harmlosen viralen Infekten. Auch hier erlaubt die Lokalisation eine bessere Differenzierung.
(6) Die Belagsart auf den Tonsillen erlaubt manchmal die Richtung einzugrenzen: typische gelbliche Stippchen sprechen eher mehr für eine Streptokokken-A-Tonsillitis, weissliche flächige Beläge eher für z.B. einen EBV-Infekt.
(7) Sollte ein Abstrich zur Diagnose durchgeführt worden sein, heisst ein positiver Befund für Streptokokken der Gruppe A nicht unbedingt eine dadurch bedingte symptomatische Infektion. 20% der Bevölkerung sind mit Streptokokken der Gruppe A im Rachenraum besiedelt, ohne Therapiebedarf!
(8) Ein EBV-Infekt verläuft im Kleinkindesalter häufig asymptomatisch oder symptomarm. Eine Leber- oder Milzvergrösserung oder Lymphknotenvergrösserung jenseits des Halses könnten wegweisend helfen.
(9) Die Umstellung von Penicillin auf Erythromycin verstehe nicht und möchte als Kinderärztin „Arzthopping“ dieser Art auch nicht unterstützen.
Mein Vorschlag aus der Ferne: Therapie bis zum Ende fortführen, da bereits begonnen. Bei einem Streptokokkeninfekt sind ebenso wie bei einem EBV-Infekt im Kleinkindalter sind bei einem sonst gesunden Kleinkind keine Komplikationen zu erwarten, die ihr mit einer Therapie verhindert. Aus diesem Grund ist auch keine zusätzliche Testung auf EBV zum jetztigen Zeitpunkt bei bereits gebessertem Allgemeinzustand gerechtfertigt.
Viele Grüsse
(B)Engel