Stromausfall auf Teneriffa - Bericht und eine Frage

Hallo,

vielleicht habt auch Ihr es in den Nachrichten gehört oder gelesen: Totaler Stromausfall auf Teneriffa. Wie ich erfahren habe, ist auch in D darüber berichtet worden.

Um kurz nach 13 Uhr passierte es. Es ist ganz schön blöd wenn man dasitzt, man weiß gar nicht, was Sache ist. Radio und TV sind tot, das Internet ebenfalls, weil das über Router und Modem läuft. Telefon und Handy geben auch nichts von sich. Da tagsüber niemand Licht in der Wohnung anhat, konnten wir auch nicht sehen, ob vielleicht nur unser Haus betroffen war. Ich bin deshalb ein Stück mit dem Auto gefahren, und als ich sah, dass die Geschäfte und Lokale in unserer Nähe, die auch sonntags auf haben, dunkel waren, wussten wir schon etwas mehr. Nach einer halben Stunde ging wenigstens das Handy, wir riefen Freunde in einem anderen Stadtteil an, dann in einem Nachbarort, und erfuhren so, dass es sich wohl um eine großflächigere Störung handelt.

Kaffee kann man nicht machen, Essen nicht kochen oder aufwärmen. Die Getränke im Kühlschrank sind langsam nicht mehr kalt, und wenn das noch viele Stunden dauert, ist der Inhalt des Tiefkühlers hin. Wir prüften die Batterien in unseren Taschenlampen und stellten ein paar dicke Kerzen bereit. Den Gaspatronen-Kocher, den ich im Keller habe, habe ich erst mal noch da gelassen

Vier Stunden später, also kurz nach fünf, war der Strom wieder da. Gleich darauf kamen die ersten Anrufe von Freunden aus D, die wissen wollten, wie es meiner Frau und mir geht, weil sie in den Nachrichten von dem Stromausfall gehört hatten. Etwa eine Stunde danach habe ich im Internet herumgesucht und auf „El Día“ gelesen, dass die ganze Insel betroffen ist. Es wird von einer Detonation in einem zentralen Stromwerk berichtet, oder aber auch ein Blitzeinschlag für möglich gehalten. Krankenhäuser und Flughafen haben Notstromversorgung, Polizei und Feuerwehr eine Basisversorgung. Die Straßenbahn fuhr nicht mehr, Verkehrsampeln funktionierten nicht. Aber sonntags ist ja nicht viel Verkehr, die Polizei musste nur wenig regeln, es wurden bisher auch keine Unfälle gemeldet. Allerdings musste die Feuerwehr allein in der Inselhauptstadt Santa Cruz (wo auch ich lebe), aus 30 feststeckenden Aufzügen Menschen befreien.*

Zum Schluss aber noch etwas: In einem der Artikel wird auch berichtet, dass erst 40.000 Anschlüsse wieder Strom haben. Die Insel hat aber 900.000 Einwohner, dazu kommen einige Zehntausend Touristen, die Zahl der Anschlüsse beträgt etwa 400.000. Wir gehören also zu den glücklichen nur 10 %, die wieder der Segnungen des elektrischen Stroms genießen dürfen. Vor allem im sogenannten Süden der Insel, der Haupt-Touristengegend, leiden Hunderttausende Menschen, jetzt in dem Moment, wo ich dies schreibe, immer noch unter den Problemen, die ich oben angesprochen habe. Für Touristen, zu Dutzenden oder Hunderten in einem Hotel, muss das besonders unangenehm sein. Wir können in der eigenen Wohnung ja einiges improvisieren, im Hotel geht das kaum. Wie lange es dauert, bis die ganze Insel wieder Strom haben wird, weiß man nicht. Irgendeine Bürgermeisterin hat verkündet, das solle um 21 Uhr der Fall sein. Aber weiß der Himmel, wie sie auf die Idee kommt. Bei Voraussagen muss man in Spanien sowieso immer skeptisch sein. Ich habe die Zeitungsseite gerade noch einmal aktualisiert. Es hat sich noch nichts geändert. Hoffentlich gibt es nicht noch einen Rückfall und wir sitzen auch wieder ohne Strom da.

Ein habe ich aus der Situation gelernt: Ich muss mal suchen, ob ich nicht noch irgendwo ein Batterie-Radio herumliegen habe, wenn nicht, werde ich eins kaufen. Dann können wir, falls so etwas noch einmal passiert, wenigsten Nachrichten hören. Allerdings stand in einem der Zeitungsartikel auch, dass das letzte Mal, dass es einen solchen Ausfall auf Teneriffa gegeben hat, im Jahr 2010 war. Da bin ich mal optimistisch, dass es bis zum nächsten Vorfall auch mindesten wieder 9 Jahre dauern wird

Grüße
Carsten

PS
*Zur Feuerwehr eine Frage: Haben denn alle Aufzüge, gleich welchen Fabrikats, eine einheitliche Notfallfunktion, dass die Feuerwehr in jedem Haus weiß, wie sie die Aufzugskabine frei bekommt?

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Hi,

Es ist ein Stromausfall, kein bombenangriff.

Die Franzi

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Das erinnert mich an ein Hörbuch, welches ich neulich gehört habe:

https://www.audible.de/pd/Blackout-Teil-1-Hoerbuch/B07L169VJQ

Was man ja nicht auf dem Schirm hat ist, dass dann auch Dinge wie Wasserpumpen nicht funktionieren und damit bspw. die Klospülung ausfallen kann. Sehr unangenehm, wenn es länger als einen Tag dauert.

Gruß,
Steve

Schön. Weniger schön ist es, über 20 Stunden bei Temperaturen von -15°C ohne Strom dazuhocken, weil ein Hubschrauber in eine Hochspannungsleitung geflogen ist. Dank Stromaggregat funktionierte wenigstens die Heizung. Ist so tatsächlich passiert.

Es gibt hier alle 2-3 Jahre mal Stromausfälle, die ein paar Stunden dauern, der letzte diesen Sommer war ein Brand in einem Umspannwerk. Das kann man problemlos überleben, auch wenn es dann heisst, dass man uU beim Bauern nebenan melken helfen muss, grundsätzlich weiß man sich zu helfen und kann improvisieren. In den ländlichen Lagen ist es übrigens auch für die Rettungskräfte nicht einfacher als in größeren Städten.
Hochsauerland, Deutschland.

Übrigens: https://de.wikipedia.org/wiki/Münsterländer_Schneechaos#Stromausfall
Ich habe Verwandtschaft im Kreis Steinfurt - auch da wusste man sich nach Tagen noch zu helfen.