Hallo,
eigentlich ist alles klar, aber ich schreib trotzdem noch was dazu.
Wenn man in je eine Hand eine Nadel aus letifähigem Material nimmt und dann in je ein Loch der normalen Steckdose steckt, dann befinden sich zwischen linker und rechter Hand rund 230V Wechselspannung.
Das sind 50 positive und 50 negative Stromschläge pro Sekunde.
Die Sicherheitseinrichtungen greifen hier nicht, denn der Mensch verhält sich dann elektrisch wie ein regulärer Verbraucher, etwa eine Glühlampe.
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Ein Fehlerstromschutzschalter würde nur auslösen, wenn ein nennenswerter Strom (bei empfindlichen, der heutigen Norm entsprechenden Schutzschaltern etwas mehr als 20mA) nicht von der linken zur rechten fließt, sonder auch z.B. über die Füße weg in den Fußboden. Dies wird aber nicht passieren - wenn man nicht gerade barfuß auf feuchtem Fußboden steht.
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Ein Überstromschutzeinrichtung (Sicherung, Leitungsschutzschalter) wird erst bei sehr hohen Strom auslösen. Üblich sind 16A Absicherung, eine Auslösung im Bereich weniger Sekunden erfordert Ströme von über 50A. So gut leitet der Mensch aber nicht. Und wenn doch, wären diese paar Sekunden bereits sicher tödlich.
Was passiert nun?
Zunächst mal verkrampfen die Muskeln. Leider sind die Muskeln, die die Finger beugen, immer stärker als die Muskeln, die die Finger strecken. Man wird also die Nadeln mit maximaler Kraft umgreifen und nicht selber lösen können.
Zwischen linker und rechter Hand liegt der Oberkörper, darin der Brustkorb, darin das Herz.
Dieser Muskel wird - wie alle Muskeln - durch elektrische Impulse gesteuert. Alle Fasern dieses Muskels bekommen also nun zigmal pro Sekunde (nicht wie sonst pro Minute!) den Befehl, sich zusammenzuziehen.
Das ist viel zu schnell, die kommen nicht nach. Das Herz zittert nun im Rhythmus des Stroms. Blut wird nicht mehr gefördert. Selbst ein Abschalten des Stroms ist jetzt nicht mehr die Rettung, denn aus diesem Zustand des wirren Zitterns kommt das Herz meist nicht mehr heraus. Hier würde nur ein kräftiger Stromstoß helfen, der allen Muskelfasern einmal den gemeinsamen "Ober"befehl gibt. Sowas macht ein Defibrillator, aber wer hat den schon zu Hause?
Ohne Blutförderung geht das Gehirn nach einiger Zeit - etwa 20 Sekunden - in den Schonmodus, man verliert also das Bewusstsein.
Die ersten Gehirnzellen werden dann nach einigen Minuten absterben, von Minute zu Minute mehr.
Eine erfolgreiche Wiederbelebung kann diesen toten Zellen nicht mehr helfen.
Das Ausmaß der Zerstörung entscheidet dann darüber, ob man wieder voll gesundet, oder ob man nie wieder das Bewusstsein erlangt (mit schlagendem Herzen, aber totem Hirn) oder irgendwo dazwischen mit Hirnschädigungen überlebt.
Selbstmord durch Stromschlag wäre definitiv nicht meine Wahl. Zu schmerzhaft. Und mit dem möglichen Ergebnis, zu überleben - aber auf dem geistigen Niveau eines 2jährigen.