Stromschlag mit Stricknadel

Hallo!
Ich habe vor ein paar Tagen in einem Krimi geschmökert und lese dort, dass sich eine junge, gesunde Frau umgebracht hat, indem sie zwei Stricknadeln in die Steckdose gesteckt und festgehalten hat.

Frage: Reicht so ein Stromschlag, um einen jungen, gesunden Menschen umzubringen? Und fliegen da nicht gleich die Sicherungen heraus? Es wurde nämlich noch jemand geschickt, „um den Strom abzuschalten“ …
Gruß,
Eva

In welchen Land war dies? Zu welcher zeit war dies?

Ja strom kann tötlich sein.

Was wär dieses Forum ohne Fragen wie diese?

Guck mal hier:

"In Deutschland sind Fehlerstrom-Schutzschalter seit dem 1. Mai 1984 für
Räume mit Badewanne oder Dusche in Neubauten gefordert (einzige
Ausnahme: fest angeschlossene Warmwasserbereiter). Seit dem 1. Februar
2009 müssen in Neubauten außerdem alle Steckdosen-Stromkreise mit einem Bemessungsstrom bis 20 A,welche für die Benutzung durch Laien und zur allgemeinen Verwendung bestimmt sind, mit einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung mit einem
Bemessungsdifferenzstrom IΔn von 30 mA ausgestattet sein (im Außenbereich für Endstromkreise[13] bis 32 A). (…)

Für Altanlagen gibt es keine Nachrüstpflicht. Das heißt, eine Anlage
darf weiter betrieben werden, wenn die Anlage zum Zeitpunkt ihrer
Errichtung den damals geltenden Normen und Richtlinien entsprochen hat
und diesen heute noch entspricht." https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerstrom-Schutzschalter#Deutschland

Meistens nicht, aber wenn du Pech hast kann es dich schon erwischen.

Sie mag naiv oder dumm klingen, aber das war ein neu erschienener Krimi, die Handlung spielte im Deutschland der Jetztzeit in einem relativ neu errichteten Haus und ich wollte der Autorin nicht ungeprüft unterstellen, dass diese Selbstmordmethode eher unwahrscheinlich ist :wink:

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Der Roman sielt im Deutschland der heutigen Zeit.

Hallo!

Reicht allemal. Herzkammerflimmern und Herzstillstand wirken auch bei jungen, gesunden Menschen tödlich.

Sicherungen schützen die Installation vor Überlastung bei einem Strom, der das für einen Menschen verträgliche Maß um ein Vielfaches übersteigt. Ein Fehlerstrom-Schutzschalter - so überhaupt vorhanden - schützt Menschen vor tödlicher Durchströmung, wird aber bei in die Steckdose gesteckten Stricknadeln keinen Fehler bemerken, sondern erst, wenn eine Nadel in die Steckdose gesteckt und die andere an die blanke Schoko-Feder gehalten wird.

Aber so ganz einfach ist die beschriebene Methode der Selbsttötung auch wieder nicht. In jeder Hand eine Stricknadel und dann rein damit in die Steckdose, führt am wahrscheinlichsten dazu, dass willentlich gesteuerte Bewegungen unmöglich werden, vielmehr augenblicklich und unkontrollierbar die Hände weggerissen werden. Das ergäbe eine Durchströmung für Sekundenbruchteile, die man überstehen kann. Das Herz kommt wieder in seinen Takt und außer Schmerz und einem gehörigen Schrecken ist alles wieder gut. Auch möglich, dass sich die Muskulatur verkrampft, willentlich gesteuertes Loslassen der Nadeln unmöglich wird und der Tod eintritt.

Als Suizid-Methode nicht zu empfehlen, weil Ablauf und Folgen unvorhersehbar sind. Überhaupt sind vorsätzlich herbeigeführte Durchströmungen keine Todesart, die jemand freiwillig wählen sollte.

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Fehlerstrom-Schutzschalter detektieren in der beschriebenen Konstellation keinen Fehlerstrom oder nur dann, wenn die betreffende Person auf einigermaßen leitfähigem Untergrund steht. Auf einem trockenen Fußboden aus wohnungsüblichem Material kommen vorhersehbar keine 30 mA zustande, die den Schutzschalter auslösen lassen.

Gruß
Wolfgang

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Danke @ alle!
Wieder etwas schlauer geworden und ich leiste der Autorin Abbitte dafür, dass ich an ihr gezweifelt habe :blush:

Gruß,
Eva

Genauer gesucht und dies gefunden:
"Der übliche Haushaltsstrom (Niederfrequenz-Wechselstrom; 220 Volt, 50 Hertz) ist für das Reizleitungssystem am Herzen besonders gefährlich (deshalb Einsatz von Gleichstrom bei HerzDefibrillation) "
http://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/Institute/Rechtsmedizin/VSkripte/V_Therm.pdf

Moin, Eva,

an 240 V, wie sie bei uns meistens verlegt sind, zu fassen, kann gut ausgehen, wenn es mit nur einer Hand geschieht und der Unglücksrabe Gummischuhe trägt, dann wird er nur ein heftiges Kribbeln spüren. Wenn aber mit beiden Händen drangefasst wird, so wie Du es beschreibst, fließt der Strom übers Herz, das langt allemal für Kammerflimmern und anschließenden Herzstillstand.

Sicherungen helfen dagegen nicht, der Strom zum Auslösen liegt bei 10 - 15 Ampere, tödlich können bereits 50 Milliampere sein. Fehlerstromschutzschalter sind längst nicht überall installiert.

Gruß Ralf

Wie oben erwaehnt, Fehlerstrom kann aber muss nicht dabei fliessen,
Sterben kann ohne Fehlerstrom geschehen.

Hallo Ralf,

Hier sind 230V üblich.

MfG Peter(TOO)

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Hallo,

Unter anderem spielt auch das Fettgewebe eine Rolle, da dieses besser leitet.
Mit einer dickeren Fettschicht, fliesst dann der Strom in dieser und wird am Herzen vorbei geleitet. Ein Hungerhaken verträgt also weniger.

MfG Peter(TOO)

Da wird sich die physikalisch/physiologisch versierte Autorin aber freuen, daß du es nun begriffen hast.

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Hallo,

eigentlich ist alles klar, aber ich schreib trotzdem noch was dazu.

Wenn man in je eine Hand eine Nadel aus letifähigem Material nimmt und dann in je ein Loch der normalen Steckdose steckt, dann befinden sich zwischen linker und rechter Hand rund 230V Wechselspannung.

Das sind 50 positive und 50 negative Stromschläge pro Sekunde.

Die Sicherheitseinrichtungen greifen hier nicht, denn der Mensch verhält sich dann elektrisch wie ein regulärer Verbraucher, etwa eine Glühlampe.

  1. Ein Fehlerstromschutzschalter würde nur auslösen, wenn ein nennenswerter Strom (bei empfindlichen, der heutigen Norm entsprechenden Schutzschaltern etwas mehr als 20mA) nicht von der linken zur rechten fließt, sonder auch z.B. über die Füße weg in den Fußboden. Dies wird aber nicht passieren - wenn man nicht gerade barfuß auf feuchtem Fußboden steht.

  2. Ein Überstromschutzeinrichtung (Sicherung, Leitungsschutzschalter) wird erst bei sehr hohen Strom auslösen. Üblich sind 16A Absicherung, eine Auslösung im Bereich weniger Sekunden erfordert Ströme von über 50A. So gut leitet der Mensch aber nicht. Und wenn doch, wären diese paar Sekunden bereits sicher tödlich.

Was passiert nun?
Zunächst mal verkrampfen die Muskeln. Leider sind die Muskeln, die die Finger beugen, immer stärker als die Muskeln, die die Finger strecken. Man wird also die Nadeln mit maximaler Kraft umgreifen und nicht selber lösen können.
Zwischen linker und rechter Hand liegt der Oberkörper, darin der Brustkorb, darin das Herz.
Dieser Muskel wird - wie alle Muskeln - durch elektrische Impulse gesteuert. Alle Fasern dieses Muskels bekommen also nun zigmal pro Sekunde (nicht wie sonst pro Minute!) den Befehl, sich zusammenzuziehen.
Das ist viel zu schnell, die kommen nicht nach. Das Herz zittert nun im Rhythmus des Stroms. Blut wird nicht mehr gefördert. Selbst ein Abschalten des Stroms ist jetzt nicht mehr die Rettung, denn aus diesem Zustand des wirren Zitterns kommt das Herz meist nicht mehr heraus. Hier würde nur ein kräftiger Stromstoß helfen, der allen Muskelfasern einmal den gemeinsamen "Ober"befehl gibt. Sowas macht ein Defibrillator, aber wer hat den schon zu Hause?

Ohne Blutförderung geht das Gehirn nach einiger Zeit - etwa 20 Sekunden - in den Schonmodus, man verliert also das Bewusstsein.

Die ersten Gehirnzellen werden dann nach einigen Minuten absterben, von Minute zu Minute mehr.
Eine erfolgreiche Wiederbelebung kann diesen toten Zellen nicht mehr helfen.
Das Ausmaß der Zerstörung entscheidet dann darüber, ob man wieder voll gesundet, oder ob man nie wieder das Bewusstsein erlangt (mit schlagendem Herzen, aber totem Hirn) oder irgendwo dazwischen mit Hirnschädigungen überlebt.

Selbstmord durch Stromschlag wäre definitiv nicht meine Wahl. Zu schmerzhaft. Und mit dem möglichen Ergebnis, zu überleben - aber auf dem geistigen Niveau eines 2jährigen.

Kannst du das bitte noch etwas genauer erklären.

Ansonsten, danke für diesen wirklich nachvollziehbaren und gut erläuterten Beitrag.

Data

Hallo!

Ein Leitungsschutzschalter hat eine Auslösecharakteristik, welche mit einem Buchstaben angegeben wird.

Diese hat den Zweck die Funktion in einem definierten Rahmen zu halten. Starke Geräte können im einschaltmoment ein vielfaches des normalen Stromes aufnehmen.

Steht auf einem LS z.B. B16, ist B die Charakteristik, 16 der Nennstrom.

Für Char. B gilt:
Auslösung innerhalb 0,4s beim 3-5fachen Nennstrom (Kurzschluß)
Auslösung zw. 1,13 und 1,45fachen Nennstrom innerhalb einer Stunde bzw. Minute. (Überlast)

Es gibt noch weitere, C, D, E, Z und K.
ZBCD haben das gleiche Überlastverhalten, reagieren aber unterschiedlich auf Kurzschluß. Z am schnellsten, D am langsamsten.

Damit ein B16 sofort auslöst, muß also irgendwas zwischen 48 und 80A fließen.

Schmelzsicherungen sind etwas träger, sie lösen beim 10fachen Nennstrom aus und beim 1,6 fachen innerhalb einer Minute.

Anders.
Geprüft wird ein Leitungsschutzschalter so: Zuerst fließt der 1,13fache Nennstrom für 1h. In dieser Stunde darf der Automat NICHT auslösen. Direkt danach wird der Strom auf das 1,45fache erhöht, nun muss er auslösen - hat dafür aber 1h (!) Zeit.

B, C und D haben obige Prüfströme (1,13 / 1,45faches).
Z und K sind empfindlicher beim Überstrom (1,05/1,2faches)
E gibt es noch, das findet man in Hauptleitungsschutzschaltern.

Erhöhe um den Faktor 60. Der große Prüfstrom darf auch hier eine Stunde unbehelligt fließen.

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