Stromversorgung in Jamaika, Fässer an den Masten ?

Hallo!

Ich war vor 11 Jahren in Jamaika,
da ist mir aufgefallen, dass an den Stromleitungen zu den einzelnen Häusern an den Freileitungen manchmal ziemlich grosse Behälter an den Strommasten angebracht waren.
Überwiegend bei Häusern, die auf etwas wohlhabendere Bewohner deuten.

Das war immer oben an den Holzmasten befestigt,
Form eines Fasses, ich sag mal, ganz grob geschätzt, 80cm. Durchmesser, und 120 cm. Höhe.
Das hatte irgendwas mit dem Hausanschluss zu tun,
ich habe da erkannt, dass das öffentliche Stromnetz an das XXX angeschlossen war,
und von dort aus dann auch die Kabel in das Haus führten.

Es war aber nicht bei allen Häusern vorhanden.

Kann mir jemand sagen, was das für eine Technik ist?

Grüße, E !

Hallo,
Jamaika hat noch 110V, nicht wahr?

Das war immer oben an den Holzmasten befestigt,
Form eines Fasses, ich sag mal, ganz grob geschätzt, 80cm.
Durchmesser, und 120 cm. Höhe.

Sind sehr wahrscheinlich Trafos, die von einer höheren
Spannung auf das Hausnetz 110V umsetzen.
In den USA gibt es so was auch.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/S…
Die Trafos selbst werden meist in Öl betrieben (Isolierung
und Wärmeabfuhr).

Bei 110V braucht man elendig dicke Leitungen und lange
Strecken sind trotzdem nicht zu machen. Da macht es Sinn,
den Trafo so dicht wie möglich am Haus zu haben.
Gruß Uwi

Hallo !

Wie @uwi schon schrieb,das „Fass“ ist ein Transformator,genauer die Ortsstation,die die Niederspannung 110 V aus dem Mittelspannungsnetz erzeugt.
Das sieht dort und in den USA eben so „windig“ aus,technisch ist es aber bei uns in Europa nicht wesentlich anders.
Auch hier gibts diese Ortsstationen mit Trafo,der aus dem Mittelspannungsnetz 6 oder 10 kV,die 230/400 V erzeugt.
Das sind die in den Straßen stehenden Betongaragen oder noch kleinere Stationen(Mülltonnenschrankgröße),seltener sieht man hierzulande auch Trafos auf Masten,allerdings nicht in der Fassform.

Der große Unterschied zu Europa ist die primärseitig einphasige Einspeisung der Mittelspannung (KEIN „Drehstrom“),meist sogar ohne echten Rückleiter,also einadrig.
Rückleiter über das Erdreich !
Der Fasstrafo hat sekundärseitig eine Wicklung mit (geerdeter) Mittelanzapfung,also 2 x 115 V. Man kann dort also beide Spannungen abgreifen 115 V und 230 V, aber stets einphasig.

Braucht man auch Drehstrom,dann baut man oft 3 dieser Fasstrafos auf den Mast,hat dann auch 3 Phasen auf der Mittelspannungsseite,also 3 Adern auf der Freileitung.

MfG
duck313

HAllo auch,

In den USA gibt es so was auch.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/S…

und die sind zum Mond geflogen…kopfschüttel

Gruß ANgus

Hallo !

Wenn man das Foto vergrößert,kann man schon die „liebevoll“ ausgearbeiteten Details des Anschlusses erkennen.
Sieht aus wie Sau,ist aber alles dran,was man technisch braucht.

Oben auf dem rechtwinklingen Ausleger,innen Überspannungsableiter(gegen Erde) und außen Sicherungstrennschalter.
Mit einer isolierten Stange kann man einen Haken in den Ring einfädeln und den Trenner runterziehen, Trafo ist spannungslos.
Im Trenner sollte sich auch die Hochspannungssicherung befinden.

Unter dem Trafo sind alle Teile der Tragseile und die Mastabspannung „fachgerecht“ geerdet,alles ist mit allem verbunden.

Am besten finde ich in der Zuleitungsader vom Mastkopfisolator zum Sicherungstrenner den spiralförmig aufgewickelten Draht. Das ist wohl die Drahtbruchsicherung bei Wirbelsturm !

MfG
duck313

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Das sieht dort und in den USA eben so „windig“ aus,technisch
ist es aber bei uns in Europa nicht wesentlich anders.

Wer 3.Welt-Technik sehen will, kann das hier:

http://freileitungenindenusa.blogspot.com/2011/11/fr…
http://3.bp.blogspot.com/-mJkcsftnCrA/TrgXCRxDS_I/AA…
http://4.bp.blogspot.com/-xixLr2zz_qk/TrgV4TNEoYI/AA…
http://2.bp.blogspot.com/-6KcYXKqH7Jc/TrgWIT7SJAI/AA…

http://freileitungenindenusa.blogspot.com/2011/11/fr…

Bei 110V braucht man elendig dicke Leitungen und lange
Strecken sind trotzdem nicht zu machen. Da macht es Sinn,
den Trafo so dicht wie möglich am Haus zu haben.

Bedenke, dass dazu noch kein Drehstrom ins Haus gelegt wird!

Die Amerikaner haben wohl auch panische Angst vor höheren Spannungen.
Dass sie ihre Holzhütten einer weit größeren Gefahr durch Überstrom/Erhitzung/Brand aussetzen, ist ihnen wohl nicht so bewusst.

Deutscher Eelektroherd, 10kW: Drehstrom, 5x2,5mm², unter 16A.
Der selbe Herd in den USA würde zweiphasig betrieben fast 45A ziehen.
Das bedeutet dann wohl 10mm² Adern.

Und überall hast due bei selber Leistung die doppelte Stromstärke.
Das bedeutet, dass bei gleich langer und gleich dicker Leitung im Vergleich zu Europa nach P = I² * R die vierfache Verlustleistung auf der Leitung hast.

Dankeschön, ihr seid super!
Hallo!

Danke für die ausführlichen Antworten und verlinkten Bilder!
Da tuen sich ja Abgründe auf, sowas gab es ja nicht mal im Osten.

Und, was noch dazu zu sagen wäre, in Jamaika sah die Instalation doch gepflegter und ordentlicher aus, als auf den verlinkten Bildern.
Da sahen die Holzmasten alle relativ neu aus, und waren auch alle beschriftet,
also mit Farbe angemalt, fortlaufend durchnummeriert,
was wohl für ein gewisses System bei der Wartung spricht.

Grüße, E !

andere Länder - andere Sitten
Hallo,

Die Amerikaner haben wohl auch panische Angst vor höheren
Spannungen.

Die haben wir letztlich auch.
Nicht umsonst wird hier sehr regelmäßig vor Bastelei am
Netz gewarnt.
Schutz vor Berührung gefährlicher Spannung und sichere
Isolierung ist ein ganz wichtiger Bestandteil der VDE.
Wegen gefährlicher Spannung machen sich aber die Amis
nicht so ins Hemd.

Dass sie ihre Holzhütten einer weit größeren Gefahr durch
Überstrom/Erhitzung/Brand aussetzen, ist ihnen wohl nicht so
bewusst.

Doch, das ist denen auch bewußt. Deshalb sind amerikanische
Elektronormen und technische Ausführung von Elektroanlagen
sehr viel mehr auf Brandschutz ausgelegt als bei uns.
Jedes verwendete Teil, das man dahin exportieren will, muß
deshalb extra UL- und CSA-Norm haben.

Deutscher Eelektroherd, 10kW: Drehstrom, 5x2,5mm², unter 16A.
Der selbe Herd in den USA würde zweiphasig betrieben fast 45A
ziehen.
Das bedeutet dann wohl 10mm² Adern.

Geht sicher auch mit bisschen weniger.
Die haben ja dafür auch richtig schöne SchuKo-Stecker mit
für abgesicherte Stromkreise bis 50A.
http://srforums.prosoundweb.com/index.php/fa/18048/0/

Und überall hast du bei selber Leistung die doppelte Stromstärke.
Das bedeutet, dass bei gleich langer und gleich dicker Leitung
im Vergleich zu Europa nach P = I² * R die vierfache
Verlustleistung auf der Leitung hast.

Da macht es ja auch Sinn, dass der Trafo gleich am Haus
hängt und nicht wie bei uns üblich paar Hundert m weit weg.
Gruß Uwi

Da macht es ja auch Sinn, dass der Trafo gleich am Haus
hängt und nicht wie bei uns üblich paar Hundert m weit weg.

andere Länder andere Sitten: WoZi, SchlafZi, Küche, Klo, Trafozimmer?

Die Amerikaner haben wohl auch panische Angst vor höheren
Spannungen.

aber die Hochspannung gerne Wand an Wand
hicks - Prost und gute Nacht allerseits

Hallo,
nach dem Ausgangsposting ist ja nicht bei jedem Haus so eine „Tonne“. Haben die anderen dann die Mittelspannung im Haus anliegen und den Trafo auf dem Dachboden?

Cu Rene

Hallo Rene !

Nein!
Ein Trafo kann ja eine ganze Reihe von Häusern versorgen,bis zu seiner Leistungsgrenze.
Wegen der schon geringeren Netzspannung von nur 110 V muss man stärkere Zuleitungen Richtung Haus verwenden,damit der Spannungsabfall gering bleibt,es fließt ja mehr Strom(=mehr Spannungsverlust) um eine Leistung zu übertragen,als bei 230 V.
Allein deswegen hält sich die Zahl der möglichen Hausanschlüsse im Rahmen.
Aber auch das ist in Europa nicht grundsätzlich anders,auch hier kann ein Ortstrafo in einer Wohnsiedlung oder Straße nur eine Höchstzahl an Häusern versorgen. Wird ein Neubaugebiet erweitert,dann baut man einen neuen Trafo in der Nähe auf.

MfG
duck313

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