Hi Friedhelm.
Also, ich sitze immer noch auf der Leitung. Du sagst einerseits (hypothetisch):
Alles Geschehen in der Zukunft bis zur Gegenwart, bzw. von der
Gegenwart aus in die Zukunft hinein sei mehr oder weniger
diachron und geschieht nach den bekannten und noch unbekannten
Naturgesetzen, (die nur jener Laplace’sche Dämon kennt).
Das würde bedeuten, dass das in der Zukunft „Geschehene“ noch nicht die Gegenwart erreicht hat, als Geschehendes aber Faktum ist (das irgendwie auf uns zukommt).
Dann sagst du:
Sobald das Weltgeschehen aber durch das Nadelöhr der Gegenwart
hindurch ist, erstarrt es (also theoretisch) als unveränderbar
in der Vergangenheit.
Nach dieser Theorie wäre die Zukunft das lebendige Geschehen, die Gegenwart eine Art Kamera und die Vergangenheit die Aufzeichnung jenes Geschehens. Von der Logik her habe ich damit Probleme, denn „Geschehen“ ist nun einmal ein Charakteristikum der Gegenwart und nicht der Zukunft (die nur „möglich“ oder „unmöglich“ oder „wahrscheinlich“ usw. ist).
Ich denke, dass die Begriffe Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit keineswegs auf einer gemeinsamen Ebene angewendet werden können (im Sinne von Linearität). Ich denke, real ist nur die Gegenwart, während Zukunft ein fiktiver Begriff ist, der mit mentalen Vorstellungen (Erwartungen) verknüpft ist, die selbst nur ein Teil der Gegenwart sind. Ebenso besteht die Vergangenheit nur aus Erinnerungen, die selbst nur Teil der Gegenwart sind. Ich denke, es gibt nur die eine Gegenwart, und die ist psychologischer Natur - sie soll, wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge, etwa 3 Sekunden dauern. Vgl. z.B.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,1753097,00.html
Zitat:
„In der Tat wissen die Hirnforscher längst, dass unser Gehirn mit Hilfe des Gedächtnisses eine Abfolge von Ereignissen konstruiert. Die Gegenwart kann für uns Menschen bis zu drei Sekunden dauern. In diesem Zeitraum können wir Ereignisse unmittelbar zusammen bringen, wie etwa die Folge von Tönen in einer Melodie. Erhält das Hirn nach drei Sekunden keine neuen Reize, so stellt es sich quasi die Frage: „Was gibt es eigentlich Neues?“ - und konstruiert einen neuen Moment der Gegenwart.“
Zitat ENDE
Ich kann hier wieder nur auf Kant verweisen, der das Zeitempfinden als (inter-) subjektives mentales Konstrukt der Gattung Mensch betrachtete (Zeit und Raum als „Anschauungsformen“). Zeit ist ein Empfindungsphänomen, kein Wahrnehmungsfakt.
Gruß Horst