Studentenbewegung

Hallo, ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob die Studentenbewegung eine jugendprotestkultur oder ein Weg in den Terrorismus war ?

Vllt könnt ihr mir weiterhelfen :smile:

Danke im vorraus :smile:

Hallo,

Hallo, ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob die
Studentenbewegung

Vormärz, Julirevolution, Bewegung des 4. Mai, Free Speech Movement,
APO, Frankreich 68, Subr - welche meinst du?

Gruß, Maresa

Eine kurze Geschichte der RAF
Hi.

… Frage, ob die
Studentenbewegung eine jugendprotestkultur oder ein Weg in den
Terrorismus war ?

Das Herz der Studentenbewegung war der SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), der 1947 gegründet und 61 von der Mutterpartei SPD ausgeschlossen wurde wegen allzu großer Nähe zur DDR-Ideologie. Ab 1965 hatten Dutschke, Kunzelmann und Rabehl im Berliner SDS das Sagen. Von da an bestand eine gewisse Neigung zur (theoretischen) Radikalisierung (antiautoritäre, ´anarchistische´ Haltung). Bei der Bildung der APO war der SDS federführend.

Die Dinge eskalierten durch den Schah-Besuch 67 in Deutschland. Ein grausamer Diktator im Bunde mit dem deutschen Staat - für den SDS ein No-Go. Während der Proteste wurde Benno Ohnesorg von einem Cop erschossen und der Vorfall von der Polizei in korrupter Manier zunächst verschleiert und entstellt. Das war Auslöser für eine Radikalisierung der Protestmaßnahmen. Aus der Bewegung wurde eine Revolte, die aber kaum über die Studentenszene hinausging.

Als im Mai 68 die Notstandgesetze ausgerufen wurden, war das der Anfang vom Ende der APO, da diese ihr Ziel, die Gesetze zu verhindern, nicht erreicht hatte. Die Aktivisten zerstreuten sich in die SPD, die FDP und die KPD. Für einige wenige aber standen die Zeichen auf Sturm. Schon vorher (im April) hatten Baader, Ensslin u.a. ein Signal gesetzt mit ihrem Anschlag auf ein Frankfurter Kaufhaus. Die Beteiligten kamen im Zuge eines Revisionsverfahrens zunächst wieder auf freien Fuß. Als der Revisionsantrag scheiterte, gingen Baader u.a., zusammen mit ihrem Anwalt Mahler (viel später zum Neonazi mutiert), in den Untergrund und gründeten eine Guerilla-Bande.

Schon damals gab es obskure Praktiken des Verfassungsschutzes. Dessen Mitarbeiter, der V-Mann Urbach, der Baader 69 hochgehen ließ, war zuvor in den Waffenhandel mit den Radikalen verstrickt gewesen, hatte z.B. Mahler aus freien Stücken eine Pistole geliefert. Baader wurde im Mai 70 befreit und ging zusammen mit Ensslin, Meinhof und Mahler in ein Terroristenausbildungszentrum in Jordanien.

Deine Frage, ob die Bewegung ein „Weg“ in den Terrorismus war, muss verneint werden, da die Terroristen nur eine winzige Minderheit darstellten, die sich unter sehr zufälligen Voraussetzungen zu einer Kampftruppe formten. Mindestens 99,9 Prozent der Teilnehmer der Bewegung wählten nach dem Niedergang der APO friedliche Wege.

Chan

naja!

Deine Frage, ob die Bewegung ein „Weg“ in den Terrorismus war,
muss verneint werden, da die Terroristen nur eine winzige
Minderheit darstellten, die sich unter sehr zufälligen
Voraussetzungen zu einer Kampftruppe formten. Mindestens 99,9
Prozent der Teilnehmer der Bewegung wählten nach dem
Niedergang der APO friedliche Wege.

Hallo Chan!

Abgesehen davon, dass die Ausgangsfrage problematisch ist, da sie suggeriert, man könne eine komplexe Bewegung mit einem Schlagwort erfassen:

„Ein Weg in den Terrorismus“ war die 68-Bewegung natürlich nicht, und du lieferst sehr detaillierte Informationen dazu. Jedoch muss man auch sagen: Eine gewissen Faszination sehr vieler 68er für gewaltbereiten Terrorismus gab es schon viele Jahre lang! Diese Menschen haben zum Glück keine Bomben gebaut und noch nicht einmal ernsthaft derartiges geplant. Aber naiv geträumt haben schon viele von einer „Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen“ durch Gewalt, abzulesen z. B. an den „Vorletzten Liedern von Georg Kreisler“, die unmögliche Passagen enthalten und in ganz normalen Konzerten vorgetragen wurden:

„Ich werde nicht der erste sein, der Handgranaten streute“
„Krieg ich statt Trinkgeld einen Eimer Blut“
„Es hat keinen Sinn mehr, Lieder zu machen, statt die Verantwortlichen niederzumachen“

Gruß!
Karl

Hallo, ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob die
Studentenbewegung eine jugendprotestkultur oder ein Weg in den
Terrorismus war ?

Wieso meinst du, dass sich das gegenseitig ausschließt?

Weiteres siehe unten!

Karl

Leider nur ein Stern möglich!

Vormärz, Julirevolution, Bewegung des 4. Mai, Free Speech
Movement,
APO, Frankreich 68, Subr - welche meinst du?

Gruß

Stefan

Weg in den Terrorismus? Wurde schon gesagt: Nein. Für die Konservativen war das aber wohl schon so, wurden die Studenten als bombenwerfende, unrasierte, üble Typen pauschalisiert. Leider, leider habe ich die Karikaturen der Zeitung „Die Welt“ aus damaliger Zeit nicht gesammelt. Darin wurden Studenten generell so dargestellt - schlimme, ganz schlimme Darstellungen! Woraus dann auch der Hass auf die Springerpresse resultierte. Andererseits wurde Springer als Medienzar von kritischen Studenten schon vorher als zweiter „Hugenberg“, als konservativer Hetzer angesehen.
Die Ursachen der Protestbewegung waren sicher vielschichtig: Die nur sehr zaghafte, ja fast unterdrückte Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Denke nur daran, wie viele Nazis wieder in Amt und Würden kamen - Globke und Oberländer sind da nur die Spitze des Eisbergs. Der von vielen gesehene „Muff von 1000 Jahren unter den Talaren“. Die Notstandsgesetze und Atombewaffnung usw. usw. Der Schah-Besuch war da nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Laika

ot
Servus, Stefan,

Knickserl mach:smile:)

aber meine Versuche, diverse Poster/innen zu mehr Präzision bei der Fragestellung zu bewegen, läuft generell ins Leere und wird natürlich auch - vermutlich aus Versehen:smile: - konterkariert.

Macht nix:smile:

Lieben Gruß aus dem Waldviertel, Maresa J.

Hallo Karl

Dir ist aber schon bewusst, wie absurd es ist, Georg Kreisler auch nur in die Nähe von Wegbereitern des Terrorismus zu stellen? Und ebenso, ihn als „naiven Träumer“ zu bezeichnen…

Gruss
A.S.

1 Like

Motiv und Ideal
Hi Karl.

Jedoch muss man auch sagen: Eine gewissen Faszination sehr vieler 68er für gewaltbereiten Terrorismus gab es schon viele Jahre lang! Diese Menschen haben zum Glück keine Bomben gebaut und noch nicht einmal ernsthaft derartiges geplant. Aber naiv geträumt haben schon viele von einer „Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen“ durch Gewalt,

Ich sage natürlich nicht, dass es gar keinen kausalen Zusammenhang gab zwischen Bewegung und Terror. Nur ist der Begriff „Weg“ dafür überhaupt nicht geeignet (du siehst das ja auch so), da er suggeriert, dass die Bewegung zwangsläufig in den Terror mündete. Eben so war es nicht. Jeder Beteiligte an den Terroraktivitäten hatte, neben der ´offiziellen´ politischen Motivation (= Ideal), auch persönliche Motive, d.h. eine aggressive Disposition, die nach Entladung suchte - in diesem Fall eine Entladung in Aktivitäten, die rein symbolischer Natur waren, da sie, pragmatisch gesehen, den deutschen Staat unmöglich aus den Angeln heben konnten. Gedacht war alles, in Verkennung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, als Aufruf zum bewaffneten Klassenkampf. Außer 34 Todesopfern kam nichts dabei heraus.

Baader wuchs ohne Vater auf, erst bei der Großmutter, dann bei drei Frauen (Großmutter, Mutter, Tante). Er war schon als Schulkind ein Rebello aus Prinzip, der oft von der Schule verwiesen wurde, und fand später Gefallen daran, ohne Führerschein zu fahren, um auf diese Weise Widerstand gegen das autoritäre System zu demonstrieren. Er war auch ein Fan von Autorasereien. Vermutlich bot ihm die Terroraktivität einen rationalisierenden Rahmen, um seine Aggressionen gegen Autoritäten auszuleben.

Ich will damit nicht sagen, dass seine Motive ausschließlich psychologischer Natur waren. Aber Terrorist wird keiner nur aus Idealismus, dazu gehört auch seelische Disposition. Ein früherer Bekannter von mir gehörte übrigens zu den Leuten, die Ende der 60er Baader mit Waffen versorgten (musste dafür später sitzen), und ein anderer Bekannter hatte Meinhof gekannt.

den „Vorletzten Liedern von Georg Kreisler“, die unmögliche Passagen enthalten und in ganz normalen Konzerten vorgetragen wurden

Tja, dazu fällt mir nur ein, dass über Österreich nicht nur die Sonne lacht, sondern manchmal auch die ganze Welt. Ich sehe das in Reih und Glied mit den Aktionen des Wieners Otto Muehl, der seine anarchistischen Ideale nicht per Songtexte, sondern per Bühnenaktionen wie Wetturinieren und Schweineschlachten auslebte, wobei das Innere des Schweins (auch die Extremente) über eine nackte Frau geschüttet wurden.

Chan

1 Like

Haltet ein!
Werte überbarmherzige Samariter,

drängt sich Euch nicht der Verdacht auf, dass die Formulierung

ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob …

nur eine geschickte Paraphrase ist für ich muss eine Präsentation halten, oder so was in der Richtung?
elfe liest, lacht sich ins Fäustchen, sagt aber nichts.
Und noch mehr Hausaufgaben-Erledigung muss doch wirklich nicht sein, gell :wink:

Grüße
Pit

Hallo A.S.!

Dir ist aber schon bewusst, wie absurd es ist, Georg Kreisler
auch nur in die Nähe von Wegbereitern des Terrorismus zu
stellen? Und ebenso, ihn als „naiven Träumer“ zu bezeichnen…

Ich freue mich, aus deinen Worten Anerkennung für einen „Liedermacher“ lesen zu können, dessen Qualität meiner Meinung nach nur sehr vereinzelt von anderen erreicht wurde und wird.

Dennoch kann man einen Teil der Texte der „Vorletzten Lieder“ heutzutage doch nicht anders als sehr befremdlich bezeichnen, oder? In „Die Chinesen“ wird die maoistische Terrorzeit mit Millionen Toten mit
„Drum sind wir mächtiger, doch glücklicher sind sie!“ vernebelt!

Dies ist aber heutzutage mit dem Abstand von 40 Jahren leicht zu sagen. Was Kreisler sang, fühlten und dachten ja ganz viele. Und auch heute noch kann dieses Lied über eine gekonnt dargestellte Utopie einen nachdenklich machen!

Gruß!
Karl

Hallo Pit,

drängt sich Euch nicht der Verdacht auf, dass die Formulierung

ich beschäftige mich momentan mit der Frage, ob …

nur eine geschickte Paraphrase ist für ich muss eine
Präsentation halten
, oder so was in der Richtung?

Klar, hier und auch bei vielen weiteren Fragen. Aber solange das Antworten Spaß macht und eine Antwort weitere interessante vertiefende Antworten generiert, spricht doch nichts dagegen, oder?

Das dabei einige uneifrige Threadstarter etwas klüger werden, lässt sich leider wohl nicht verhindern :wink:.

Gruß
Hardey

1 Like

Hi!

Aber solange
das Antworten Spaß macht und eine Antwort weitere interessante
vertiefende Antworten generiert, spricht doch nichts dagegen,
oder?

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das dabei einige uneifrige Threadstarter etwas klüger werden,
lässt sich leider wohl nicht verhindern :wink:.

Nicht nur die Threadstarter; ich glaube fast, diesen sind die Beantwortungszeiten, aber auch die Antworten zu lang :wink:

Auch ein Grund, warum ich manche Threads erst nach ein paar Tagen lese, damit ich den gesamten „Wissensschlagabtausch“ auf einmal abbekomme :smiley:

Grüße,
Tomh