Studienabbruch-Wer hat Erfahrungen?

Hallo zusammen,

ich überlege, ob ich mein Studium (4. Semester) für einen Job abbreche. Den habe ich zwar noch nicht in der Tasche, aber es sieht doch ganz gut aus. Und das wäre evtl. auch das was ich gerne machen würde wenn ich mein Studium abgeschlossen habe. Ich könnte das also jetzt schon haben. In Gesprächen mit Nichtstudenten höre ich oft „Dann lass es doch (das Studium) wenn es keinen Sinn mehr hat“, meine Studikollegen sagen mir aber immer „Tja, irgendwann geht´s aber auf der Karriereleiter einfach nicht mehr weiter weil Du nicht studiert hast“. Im Studium selbst klappt es auch nicht so bei mir. Ich bin einfach zu faul. Das Studium selbst (Japanisch) macht mir zwar Spass, aber ich kann mich nicht so organisieren wie es das Studium erfordert. Auch ein Ereignis im privaten Bereich hat mich in den letzten Monaten ziemlich stark beeinflusst und ich bin zu nichts gekommen. Also: Mir geht es um das pro und contra und vor allem um die Frage an die Studienabbrecher da draußen ob ihr es bereut abgebrochen zu haben oder ob ihr es nochmal genauso machen würdet.

Danke

K.

moin, moin,

ich kann nur eines sagen - es kommt drauf an. Ich bin mit meinem Studium (BWL) ganz zufrieden, könnte auch abbrechen und wo anfangen, aber dann kommt halt die Sache mit der Karriereleiter :wink:
auf der anderen Seite… du musst halt auch machen was dir liegt und Spass macht, wenn Du jetzt einen Job haben kannst, dann ist das vielleicht mehr als in vielen Jahren nach deinem Abschluss, wenn du mit einem schlechten Diplom weil du keine Lust hattest keinen Job findest - und man kann auch auf einer niedrigen Stufe der Karriereleiter glücklich sein! Job ist wichtig, aber glücklich und zufrieden machen nur Freunde, Liebe und Familie und deren Kombination.

Gruss Maik

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Studienabbruch Geisteswissenschaften
Schwierig, hier ein Patentrezept zu liefern - der Karriereknick hängt sicherlich davon ab, wie sehr die Branche, für die man sich ausbildet, auf Abschlüsse (besonders natürlich akademische) Wert legt bzw. wie hoch Praxiskenntnisse und Autodidaktik anerkannt werden.

Dann spielt eine Rolle, ob Du mit Dir selbst vereinbaren kannst, etwas nicht zum Abschluß zu bringen, und zwar zu einen zertifizierbaren Abschluß.

Zu mir (Du fragtest ja nach persönlicher Erfahrung):

Durch das Phänomen „Jobben um das Studium zu finanzieren“ bin ich zum Quereinsteiger geworden und habe das immer mehr lieblos nebenherlaufende Studium der Literatur und Philosophie zu dem Zeitpunkt abgebrochen, als ich in meinem Nebenjob eine Vollzeitstelle in verantwortlicher Position bekommen konnte.
Meine früheren Studienfächer bilden allerdings (abgesehen von einer wissenschaftlichen Karriere) nicht gerade für den Arbeitsmarkt aus; das und die Tatsache, daß die Branche, in der ich jetzt tätig bin, selfmademen und „Machern“ den Vorzug gibt (bei Bereitschaft, sich auf einen 16 Stunden Tag einzulassen), hat meine Entscheidung zu 100% erleichtert.

Tja, da kann dir wohl keiner wirklich gute Ratschlaege geben. Aber gibt es nicht die Moeglichkeit, erstmal ein Urlaubssemester einzulegen, indem du zwar keine Pruefungen ablegen kannst, aber weiterhin Student bist, und mal in diesen Job reinzuschnuppern ?
Du musst ja nicht gleich ganz ins kalte Wasser springen.
Wenn du im vierten Semester bist, kommst du doch auch bald ins Hauptstudium, vielleicht kannst du dadurch auch interessantere Schwerpunkte waehlen.
Der Traumjob kann sich jedoch nach relativ kurzer Zeit auch als gar nicht so toll herausstellen, das haben mir einige Praktika auch bestaetigt. Vielleicht laesst sich ja ein Mittelweg finden.
Alles Gute,
Anita

Hallo zusammen,

Hi!

ich überlege, ob ich mein Studium (4. Semester) für einen Job
abbreche.

Es besteht zunächst mal keine Notwendigkeit das Studium abzubrechen. Es gibt Urlaubssemester oder - Geisteswissenschaftler studieren sowieso nicht in der Regelstudienzeit - man läßt das Studium nebenher laufen. Vorausgesetzt man ist nicht Diplomstudent, weil bei denen sehr schnell der Punkt erreicht ist, wo sie aus dem Prüfungsverhältnis hinausgeworfen werden und zwar endgültig, was, wenn man dann gerne wieder einsteigen würde, fatal sein kann.

Den habe ich zwar noch nicht in der Tasche, aber es

sieht doch ganz gut aus. Und das wäre evtl. auch das was ich
gerne machen würde wenn ich mein Studium abgeschlossen habe.

Praxis ist supergut, wird von zukünftigen Arbeitgebern sehr geschätzt und hat einen unschätzbaren Vorteil: man wird sich darüber klar, was man garantiert später nicht machen möchte - oder was man sein ganzes Leben lang unbedingt tun will (jedenfalls bis zur Rente oder so). Schon weil es nur eventuell dein Traumjob ist, solltes du aber erst mal eingeschrieben bleiben (vor allem, wenn du zulassungsbeschränkte Fächer studieren solltest). Falls der Traumjob sich als Flaute erweist, kannst du dann aber ins Studium zurück.

Ich könnte das also jetzt schon haben. In Gesprächen mit
Nichtstudenten höre ich oft „Dann lass es doch (das Studium)
wenn es keinen Sinn mehr hat“,

Ich würde mir mal folgende Fragen stellen (und während des Jobbens noch einmal und noch einmal): Kann ich mir vorstellen, in einer Ausbildung besser klarzukommen? Was stört mich am Studium, die Art und Weise der Wissensvermittlung (Alternative FH oder Berufsakademie (Praxis und Studium in Verbindung, aber nur in bestimmten Fächern)?), die Studienfächer? (Studienfachwechsel, nicht Studienabbruch!), das Ambiente (Profs, Kommilitionen?), meine mangelnden Kenntnisse in Studienmethodik (Wie schreibe ich eine Hausarbeit, wie überwinde ich Prüfungsangst, wieso kann ich nicht über meinen Büchern hocken bleiben?)?

Es gibt einfach Leute, für die ist ein Studium nichts oder jedenfalls zu einem bestimmten Zeitpunkt nichts. Vielleicht brauchst du einfach erstmal den Kontakt zum Berufsleben (durch Praktika, Ausbildung oder ähnlich), um dir darüber klarzuwerden, was dir mehr liegt, das Praktische oder das (mehr oder weniger) Theoretische. Damit würdest du dir ja auch nichts verbauen. Nach einer Ausbildung könntest du immer noch ein Studium anhängen (oder das jetzige weiterführen, so schnell veralten Scheine nicht, schon gar nicht, wenn du schon die Zwischenprüfung oder das Vordiplom hättest), aber mit 3 Jahren Berufs- und Lebenserfahrung mehr.

meine Studikollegen sagen mir

aber immer „Tja, irgendwann geht´s aber auf der Karriereleiter
einfach nicht mehr weiter weil Du nicht studiert hast“.

Das kommt darauf an, wie wichtig dir die Karriereleiter ist. Es soll auch Leute geben (das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sondern ganz ernst), die in ihrem Job als Sekretärin oder Müllmann aufgehen. Und darauf allein kommt es doch an. Dir muß der Job (potentiell und grundsätzlich, kein Job macht nur Spaß) Spaß machen, du mußt ihn gern und gut machen, dann ist es egal, ob Karriere (was man so landläufig Karriere schimpft) oder nicht - es sei denn du selbst legst gesteigerten Wert darauf. Außerdem gibt es auch eine Reihe von Ausbildungen, mit denen man „Karriere“ machen kann. Grundsätzlich stimmt es natürlich, je größer die Bildung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden und desto größer (je nach Studienfach) die Karriere-Chancen. Aber was hast du persönlich von der Statistik, wenn dich dein Studium oder dein Job nur anödet?

Im Studium selbst klappt es auch nicht so bei mir. Ich bin

einfach zu faul.

Da hilft nur eins: sich selbst am Riemen reißen - und jede Hilfe in Anspruch nehmen, die man dazu bekommen kann (s.u.)

Das Studium selbst (Japanisch) macht mir zwar

Spass, aber ich kann mich nicht so organisieren wie es das
Studium erfordert.

Das ist eine Sache, die man erlernen kann (auch solche, die es bisher nicht gelernt haben - jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Chaoten, so wie ich, bleiben Chaoten, aber sie lernen das eigene Chaos soweit zu organisieren, das es hinlangt). Erkundige dich mal bei deiner Studienberatung oder in deinen Fächern. Dort werden oft Kurse (bei uns heißen die z.B. Effektiver Lernen, Reden vor Gruppen, Prüfungsangst etc.) angeboten. Manchen hilft auch die Gruppenarbeit, während andere eher Einzelkämpfer sind. Oft hilft es aber gerade den eher unorganisierten Zeitgenossen, wenn sie in einer Gruppe entsprechend motiviert werden.

Auch ein Ereignis im privaten Bereich hat

mich in den letzten Monaten ziemlich stark beeinflusst und ich
bin zu nichts gekommen.

Ja, so etwas kommt vor. Irgendwann sollte man allerdings die Kurve wiederbekommen und sich fangen - oder Hilfe in Anspruch nehmen, z.B. bei der psychosozialen Beratungsstelle an der Uni. Die Gespräche sind absolut vertraulich und gehen keinen etwas an, können aber vielleicht helfen.

Also: Mir geht es um das pro und

contra und vor allem um die Frage an die Studienabbrecher da
draußen ob ihr es bereut abgebrochen zu haben oder ob ihr es
nochmal genauso machen würdet.

Also, ich habe sehr lange studiert, nur 6 Semester bis zur Maitrise (in Frankreich), aber insg. 9 Jahre, bevor ich meinen Magister in der Tasche hatte. Dann noch eine Promotion, die ich aber aus finanziellen Gründen nach 3 Jahren geschmissen habe und, wer weiß, vielleicht im Rentenalter noch mal aufnehme.

Ich habe unter anderem deshalb so lange gebraucht, weil ich seit dem 3. Semester neben oder anstatt Studium immer gearbeitet habe. Diese praktischen Erfahrungen haben mir sehr viel gebracht, vor allem in der Frage, wer bin ich?, wo will ich hin?
Der Idealfall ist so ein langes Studium trotzdem natürlich nicht, besser ist es allemal, die Praktika in die Semesterferien zu verlegen und die Theorie ins Semester zu packen. Aber gerade so ein stetiger Wechsel zwischen Theorie und Praxis kann einem Lust auf mehr machen, ohne das eine Phase so lange dauert, daß man schon wieder Langeweile hat.

Eine andere Erfahrung noch, wenn es eher an den Inhalten des Studiums liegt, daß du nicht recht den Draht dazu findest. Sollte grundsätzlich Interesse am Fach bestehen, wird das Hauptstudium erst richtig spannend. Fast alle Studierenden sagen, daß das Grundstudium viel sture Paukerei ist, während man im Hauptstudium erst eigene Schwerpunkte herausbilden und mit der entsprechenden Motivation beackern kann. Und vom Hauptstudium bist du ja vermutlich nicht mehr so ganz weit entfernt.

Geisteswissenschaftler studieren aber jedenfalls selten in der Regelstudienzeit und haben generell größere Zweifel, an dem, was sie tun, weil ihr Studium nicht auf ein bestimmtes Berufsziel hin ausbildet. Hol dir also Beistand und Motivation und sprich´ mit anderen oder besuche, falls eure Hochschule so etwas anbietet, entsprechende Veranstaltungen zu Geisteswissenschaftler und Beruf. So daß du eine Idee bekommst, was du später mit dem Studium alles erreichen könntest. (Asien ist momentan voll im Kommen!)

Motivierend finde ich auch das Buch: So finden Magister einen Job aus dem Unicum bei Eichborn-Verlag. Nicht weniger interessant vielleicht Peter Jüde: Berufsplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftler aus dem Staufenbiel-Verlag.

Ich habe übrigens viele verschiedene Fächer studiert, aber letztendlich nicht abgebrochen. Und darüber bin ich sehr froh.
Zwar bin ich überhaupt nicht auf Karriere aus, aber meinen Traumjob (den ich ursprünglich weder kannte, noch ausüben wollte, den ich jetzt - seit ich ihn ausübe - aber einfach super finde) kann man nur mit einem abgeschlossenen Studium erreichen und glücklicherweise konnte ich den zum richtigen Zeitpunkt vorweisen.

Wenn du weitere Fragen oder Sorgen hast, mail mir doch einfach mal persönlich ([email protected])!

Susanne Mensah
Studienberaterin
Uni Trier

Danke

K.

Danke an Euch alle!

Wahrscheinlich bin ich durch dieses „Ereignis im privaten Bereich“ in so ein Alles-Sch…-Loch gefallen und habe mich zu sehr hängen lassen. Und genau… was ist, wenn sich der Job nach ein paar Monaten als Flop erweist. Zurück ins Studium geht dann bei mir nicht mehr, dazu ist das alles zu straff organisiert. Ich habe mich jetzt lange genug hängen gelassen, habe mit dem „Ereignis“ soweit abschliessen können und werde jetzt halt mal ein paar Schläge ranhauen was das lernen betrifft. Mann darf halt nicht immer nur den vermeintlich leichtesten Weg wählen. Und Faulheit kann man ja schliesslich besiegen. Und ich finde mein Studium einfach faszinierend und es macht auch Spass. Aber ein Studium ohne Lernerei werde ich nirgends finden…

Danke nochmal

K.

hallo namensvetter,
habe vor längerer zeit ein studium während des abschlusses beendet: bin heute SEHR zufrieden ( = finanziell + hierarchiemässig ) - habe noch freundschaften zu ex-mitstreitern - die mehrzahl ist SEHR unglücklich (= finanziell, hierarchie, erwartung) – o.k. sie waren fast alle lehramtsstudies…

ratschlag: wenn es ein job ist, der die geringste perspektive in weiterbildung bringt, greif zu! sonst wirst du nämlich bei jobwechseln später mal probleme haben, wenn aber dein lebenslauf= c.v. eine uprightstrategy zeigt, kannst du dich jederzeit verändern.
wenn du in einer kleinen firma unetrkommst, wirst du sowieso keine probleme haben, denn da wirst du dich rechtzeitig unentbehrlich machen.
alles gute
kuddel