Hallo!
Aber bei theoretischer
Physik z.B. fällt mir spontan neben der Forschung nicht viel
ein, oder denke ich da gerade zu eng? Vermutlich schon.
Erstens macht das Physik-Studium nicht blöd. Wer ein Physik-Studium achtbar hinter sich gebracht hat, ein bisschen flexibel ist und außerdem über einigermaßen Sozialkompetenz verfügt, der wird in der Wirtschaft seinen Platz finden. Er hat nämlich bewiesen, dass er denken kann und dass er sich in fremde Themen einarbeiten kann. Dass sind Fähigkeiten, die heute sehr selten und gefragt sind. Ob er dann tatsächlich als Physiker arbeitet oder in der EDV-Abteilung einer Versicherung ist zweitrangig.
Zweitens klingt „Theoretische Physik“ abgehoben und unnütz. Tatsächlich kann es aber sehr, sehr praktisch sein. Dazu eine Anekdote. Ich war mal studentischer Vertreter in einer Berufungskommission. Das ist das Gremium, das über die Einstellung von Professoren entscheidet. Die Zusammensetzung einer solchen Kommission ist sehr interessant, weil nicht nur Experten drin sitzen, sondern auch solche Exoten wie Studenten, Frauenbeauftragtinnen, Fachfremde, usw. Es ging um die Berufung einer Professor für „Physik und Meteorologie“. Hinter verschlossenen Türen ergab sich folgende Diskussion zwischen Frau A. (die mit Physik nichts am Hut hatte) und Herrn B. (der Physiker war).
Physiker B: „Herr XXX scheint genau der richtige für uns zu sein.“
Frau A: „Ich weiß nicht … es ist ja ein theoretischer Physiker. Sollten wir nicht gerade an dieser Uni darauf achten, dass es einen hohen Praxisbezug gibt?“
Physiker B: „Wie meinen Sie das?“
Frau A: „Naja, Physik und Meteorologie mit einem starken Anwendungsbezug.“
Physiker B: „Nennen Sie mal ein Beispiel!“
Frau A. „Na, z. B. die Wettervorhersage wäre was praktisches.“
Physiker B: „Und wie wollen sie das Wetter von morgen messen?“
(Langer Rede kurzer Sinn: Alles, was mit Vorhersagen, Prognosen, Modellierungen, Simulationen, … usw. zu tun hat, ist Theoretische Physik in ihrer Reinform. Dafür gibt es genauso viele Anwendungen wie für die Experimentalphysik. Allerdings ist Theophys nicht gleich Theophys: Strömungslehre ist auf dem Arbeitsmarkt wahrscheinlich eher gefragt als String-Theorie).
Michael