Studienrichtungen im Bereich Physik

Hallo,

ich bin 19 Jahre alt und leiste zur Zeit meinen Zivildienst ab. Ich spiele jetzt schon länger mit dem Gedanken ein naturwissenschaftliches Studium zu beginnen á la Chemie oder Physik. Allerdings denke ich, dass gerade Physik ein so breit gefächertes Gebiet ist, dass es da vermutlich mehrere Studiengänge gibt.
Ich wollte also fragen, welche Studiengänge neben Technischer Physik oder Physik allgemein noch existieren, was ihr so studiert habt und welche Erfahrungen ihr mit dem Studium hattet.
Noch weiß ich es nicht genau, aber ich denke, dass mich besonders der theoretische Bereich mit viel Mathematik (die sicher in jedem Bereich der Physik eine große Rolle spielt) interessiert.

Ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen etwas über eure Erfahrungen erzählen und Ratschläge geben.

LG

Hallo!

Tatsächlich ist die Physik noch am ehesten eine generalistische Wissenschaft, d. h. es wird versucht, die gesamte Physik in einem einzigen Studiengang unterzubringen. Lediglich einige wenige Teildisziplinen haben sich abgespaltet (Meteorologie, Astronomie, Geophysik, …). Nach dem, was ich in Deinem Posting lese, wärst Du aber wahrscheinlich im „normalen“ Physikstudium besser aufgehoben. Spezialisieren musst Du Dich ohnehin irgendwann und wenn die Spezialisierung im Masterstudium erfolgt, ist das (meiner Meinung nach ) früh genug.

Es ist gut, dass Dir Mathematik Spaß macht, denn das Physik-Studium ist unbeschreiblich mathematisch. Selbst die Experimentalphysik ist viel mathematischer als alles, was Du in der Schule je erlebt hast - von der theoretischen Physik ganz zu schweigen! Für viele Studenten ist das der Knackpunkt im Studium: Entweder sie freunden sich mit der Mathematik an - oder sie bleiben auf der Strecke. Die Physik wird viel weniger Studenten zum Verhängnis.

Ich schreibe das so drastisch, weil ich das Physik-Studium mit einer enorm hohen Abbrecherquote erlebt habe. (An meiner Uni damals um 40%, in meinem persönlichen Umfeld ca. 80%).

Aber, wenn man mit dem hohen Anspruch zurecht kommt, den das Studium an einen stellt und wenn man diszipliniert ist, um aus eigenem Antrieb heraus zu lernen, dann ist das Physik-Studium ein echter Augenöffner. Ich sehe die Welt anders - weil ich Physik studieren durfte. Und das nimmt mir niemand mehr weg.

Viel Spaß dabei!

Michael

Hallo!

Ich bin grad dabei Physik zu studieren, an der TU Wien- und zwar Technische Physik. Lass dich vom namen hier nicht täuschen, ich kenne den Studienplan des Baccs von der Uni wien und der TU (in dem Fall selbst erlebt - bin schon im Master) - es wird das gleiche unterrichtet, manchmal in ein bisschen anderer Reihenfolge, aber es ist beides Physik.

Spezialisierung zu theoretischer Physik erfolgt über die Wahlfächer, die du zur Verfügung hast, dass heißt du musst darüber gar noch nichts wissen, kannst auch mischen.

Untertelungen gibt es erst im master an der TU: Es gibt .) Materialwissenschaften .)Energie und Messtechnik .)Biomedical Eng. (Bildgebene Technik wie Röntgen etc) und .)Physik wobei hier der Schwerpunkt zw (1) Fundamentale Wechselwirkungen, Mathematische und Theoretische Physik, (2) Physik der Kondensierten Materie, (3) Atomare und Subatomare Physik, (4) Angewandte Physik wählbar ist.

Also so schaut ungefähr ein Physikstudium aus, hier noch ein Link.

http://www.physik.tuwien.ac.at/allgemeines.html

Wenn dir Mathematik taugt, dann tu es , es macht echt Spaß. Bei weiteren Fragen kannst du dich gern bei mir melden,lg
Alex

hallo nochmal.

Das waren ja zwei sehr hilfreiche Antworten, danke dafür!

Eine Frage hat sich jetzt noch ergeben:
Wenn man sich beispielsweise auf experimentelle bzw. theoretische Physik spezialisiert (besonders bei theoretischer), welche Berufsmöglichkeiten stehen mir dann nach dem Studium zur Verfügung? Bei technischer Physik kann ich es mir noch erklären, dass man dann Ingenieur in den verschiedensten Branchen werden kann. Aber bei theoretischer Physik z.B. fällt mir spontan neben der Forschung nicht viel ein, oder denke ich da gerade zu eng? Vermutlich schon.

Für Mathe interessiere ich mich zwar, war aber nie besonders gut darin. Aber wo ein Wille ist, ist ja bekanntlich meistens auch ein Weg.

LG

Hi,

Nochmal zum klarstellen: TECHNISCHE Physik ist nicht zwingend technisch, man kann technische Physik studieren wie ich und trotzdem sich in die theoretische Richtung entwikeln, weil es nur so heißt weil es auf der technische Uni ist.
Über Jobchancen kann ich dir noch nichts sagen =) ein bissal was steht aber auf der Seite die ich verlinkt hab.

lg

Hallo!

Aber bei theoretischer
Physik z.B. fällt mir spontan neben der Forschung nicht viel
ein, oder denke ich da gerade zu eng? Vermutlich schon.

Erstens macht das Physik-Studium nicht blöd. Wer ein Physik-Studium achtbar hinter sich gebracht hat, ein bisschen flexibel ist und außerdem über einigermaßen Sozialkompetenz verfügt, der wird in der Wirtschaft seinen Platz finden. Er hat nämlich bewiesen, dass er denken kann und dass er sich in fremde Themen einarbeiten kann. Dass sind Fähigkeiten, die heute sehr selten und gefragt sind. Ob er dann tatsächlich als Physiker arbeitet oder in der EDV-Abteilung einer Versicherung ist zweitrangig.

Zweitens klingt „Theoretische Physik“ abgehoben und unnütz. Tatsächlich kann es aber sehr, sehr praktisch sein. Dazu eine Anekdote. Ich war mal studentischer Vertreter in einer Berufungskommission. Das ist das Gremium, das über die Einstellung von Professoren entscheidet. Die Zusammensetzung einer solchen Kommission ist sehr interessant, weil nicht nur Experten drin sitzen, sondern auch solche Exoten wie Studenten, Frauenbeauftragtinnen, Fachfremde, usw. Es ging um die Berufung einer Professor für „Physik und Meteorologie“. Hinter verschlossenen Türen ergab sich folgende Diskussion zwischen Frau A. (die mit Physik nichts am Hut hatte) und Herrn B. (der Physiker war).

Physiker B: „Herr XXX scheint genau der richtige für uns zu sein.“
Frau A: „Ich weiß nicht … es ist ja ein theoretischer Physiker. Sollten wir nicht gerade an dieser Uni darauf achten, dass es einen hohen Praxisbezug gibt?“
Physiker B: „Wie meinen Sie das?“
Frau A: „Naja, Physik und Meteorologie mit einem starken Anwendungsbezug.“
Physiker B: „Nennen Sie mal ein Beispiel!“
Frau A. „Na, z. B. die Wettervorhersage wäre was praktisches.“
Physiker B: „Und wie wollen sie das Wetter von morgen messen?“

(Langer Rede kurzer Sinn: Alles, was mit Vorhersagen, Prognosen, Modellierungen, Simulationen, … usw. zu tun hat, ist Theoretische Physik in ihrer Reinform. Dafür gibt es genauso viele Anwendungen wie für die Experimentalphysik. Allerdings ist Theophys nicht gleich Theophys: Strömungslehre ist auf dem Arbeitsmarkt wahrscheinlich eher gefragt als String-Theorie).

Michael

Herzlichen Glückwunsch!

ich hab’s nie bereut Physik studiert zu haben auch wenn ich nur ca. 0.01% dessen, was ich da gelernt habe auch im Job heute brauche.

Den Vorrednern „nicht zu früh spezialisieren“ und „überall mit viel Mathe rechnen“ kann ich nur zustimmen!

Es ist ja nicht nur so, dass es div. Disziplinen i.d. Physik gibt, sondern heute sind aus Dingen, die man früher als „Physik“ studiert hat eigene Studiengänge geworden (Nanotechnologie, z.B.).

Die genannte Abbrecherquote kommt mir etwas hoch vor. Es kann aber auch sein, dass z.B. dort wo die Leute hingehen, die das etwas anspruchsvollere Abitur gemacht haben (vermutlich gibts das Süd-Nord Gefälle immer noch?) weniger abbrechen weil die im Mathe LK schon mal von DGLs und komplexer Integralrechnung gehört haben.

hth,

Stefan

Physik neq. Beruf
Hallo,

Physik ist wie Philosophie eine Wissenschaft. Und um Wissenschaften zu studieren waren Universitäten früher einmal da. Heute wird dort v.a. Berufsausbildung betrieben.

Meint: die Variation an Berufsmöglichkeiten die sich Dir als Physiker bieten finde ich für mich spanend. Studiengänge die direkt in einen meist vergleichsweise klar umrissenen Beruf führen finde ich in Bezug auf „Studium“ und „für’s Leben lernen“ eher langweilig.

Aber auch klar, die Langweiler, die heute BWL studiern und nach 3 Jahren McK den MBA draufsatteln können leicht, sehr leicht sehr viel mehr verdienen…

hth

Stefan